Lebensdaten
um 710 – 786
Geburtsort
in Wessex
Sterbeort
Hersfeld (?)
Beruf/Funktion
Erzbischof von Mainz ; Heiliger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118575260 | OGND | VIAF: 266437330
Namensvarianten
  • Lullus (mittellateinisch)
  • Lul von Mainz
  • Lul
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Zitierweise

Lul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118575260.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus grundherrl. Adel im Südwesten Englands;
    V N. N. ( 737?), Grundherr in Wessex;
    M N. N. ( 737?); Verwandte Bischof Cyneheard v. Winchester (750–84), Cynehild, Nonne in Kitzingen (?) ( 742/46), später magistra in Thüringen, Baldhard ( 798), Abt v. Hersfeld (?).

  • Biographie

    L. wurde im Kloster Malmesbury, der vormaligen Wirkungsstätte des Theologen und|Dichters Aldhelm ( 709) erzogen, dessen Gelehrtenwerk und literarischem Stil er zeitlebens verpflichtet blieb. Seinem späteren Lehrmeister Bonifatius, Missionserzbischof und gerade zum päpstl. Legaten für die Germania ernannt, mit dem blutsverwandt zu sein L. wohl zu Unrecht nachgesagt worden ist (Lampert), schloß er sich 738 in Rom an, nachdem seine Eltern und Verwandten am Ziel einer Wallfahrt dort einer Seuche (Malaria?) erlegen waren. Wiedergenesen wählte L. zunächst das monastische Leben in einer Zelle (Ohrdruf/Thüringen), ehe er im engeren Mitarbeiterkreis des Bonifatius in die Rolle des persönlichen Vertrauten und „geistlichen Sohnes“ hineinwuchs. Als Sekretär und Briefdiktator fungierte L. ebenso wie im diplomatischen Auftrag an der Kurie; zum Vertreter des Bonifatius und Nachfolger auf dem Mainzer Bischofsstuhl schon 748 ausersehen, stieg er vom Rang des Archidiakons (746/47) zu den Würden eines Presbyters (vor 751) und Chorbischofs (752) auf, dem als zukünftigem Oberhaupt der angelsächs. Missionare vor allem die Aufgabengebiete Hessen und Thüringen zugewiesen waren. Nach dem Martyrium des Bonifatius (754) blieb L. Bischof in Mainz, erhielt aber nicht das Metropolitenamt, sondern wurde Suffragan des fränk. EB Chrodegang von Metz.

    Als bedeutendste kirchenpolitische Leistung L.s gilt zunächst der Ausbau der rechtsrhein. Kirchenorganisation in der Mainzer Diözese, der die ehemaligen Sprengel Büraburg (Oberhessen) und Erfurt angegliedert wurden. Die Einführung des Kirchenzehnten sowie disziplinarische und seelsorgerische Maßnahmen sind aus brieflichen Einzelzeugnissen L.s bekannt, desgleichen intensive Kontakte zu angelsächsischen Königen und Amtskollegen, mit denen insbesondere Bücher ausgetauscht und Gebetsverbrüderungen gepflegt wurden. Als Teilnehmer der fränk. Synode von Attigny 762 war L. zugleich in den reichsweiten Gebetsbund der „Chrodegang“- und „Pirmin“-Kreise einbezogen. Dagegen geriet er zunehmend in einen tiefgreifenden Konflikt mit dem seit 751 unmittelbar der päpstl. Jurisdiktion unterstellten Kloster Fulda und dessen Abt Sturmi, ebenfalls einem Bonifatius-Schüler. Zwar hatte L. gegen Widerstand in Utrecht und Mainz den Leichnam des Bonifatius an der gewünschten Grabstätte in Fulda bestatten und durch seinen Kleriker Willibald (um 760?) eine Vita Bonifatii schreiben lassen; als er jedoch Zwistigkeiten im Fuldaer Großkonvent und das politisch begründete Exil Sturmis (763/65) dazu ausnutzte, das dominium zu übernehmen und der congregatio s. Bonifacii einen von ihm ausgewählten Kleriker als (Unter-) Abt aufzuzwingen, führten die Auseinandersetzungen letztlich zum Eingriff Kg. Pippins III., der Sturmi restituierte, den Königsschutz Fuldas durchsetzte und die Abtei aus dem bonifatianischen Erbe herauslöste.

    Seit dem Herrschaftsantritt Karls (768) wirkte L. als einer seiner wichtigsten geistlichen Berater. Seine Klosterpolitik war auf das Einvernehmen mit dem jungen König abgestimmt: Die frühere Zelle Hersfeld, vor 770 als Ersatz für Fulda zum Sitz eines Mönchkonvents ausgebaut und mit privaten Gütern L.s in Thüringen ausgestattet, erhielt 775 den Status einer Reichsabtei, ebenso vor 782 Fritzlar, vielleicht sogar das ebenfalls von ihm gegründete Bleidenstadt (Taunus). In Fulda, mit dem L. spätestens 774 den Ausgleich suchte, übte der Mainzer Bischof lediglich die Weihegewalt aus. In hohem Alter ging er vorrangig die von Bonifatius unerledigt gelassene Sachsenmission an, die im Rahmen der fränk. Annexionskriege (seit 772) in den Formen der Zwangschristianisierung betrieben wurde. Über die konkreten Missionserfolge L.s ist wenig bekannt: Maßnahmen wie der Irminsul-Sturz (772), die Massentaufen von 776/77, der Einsatz von Missionaren auch aus den monastischen Zentren des Bonifatius-Kreises, die Abfassung eines verbindlichen Taufformulars (Altsächs. Taufgelöbnis) sind wohl seinem Einfluß zuzuschreiben. Wahrscheinlich hat L. selbst zur Paderborner Reichssynode von 777 das Festgedicht „De conversione Saxonum“ verfaßt, in dem Kg. Karl als Bezwinger und Täufer der Sachsen gerühmt wird. Die Einteilung des sächs. Stammesgebietes in Missionsbezirke führte die Glaubensprediger aus der Mainzer Diözese in den engrischon und ostfäl. Raum. Die vielleicht angestrebte Metropolitenwürde einer neuen Kirchenprovinz Sachsen erhielt L. nicht, dafür aber 780/82 den Titel eines Mainzer Erzbischofs, den er nur wenige Jahre trug. In seiner Klostergründung Hersfeld, wohin er um 780 die Gebeine des hl. Wigbert aus Fritzlar hatte überführen lassen, wurde L. begraben. Seine Verehrung als Hersfelder Lokalpatron und Heiliger hat spätestens seit der Translation seiner Gebeine 852, mit Sicherheit vor der zweiten Translation 1040 eingesetzt.

  • Werke

    Die Briefe d. hl. Bonifatius u. Lullus, hrsg. v. M. Tangl, = MG Epistolae selectae I, 1916, ²1955 (Hauptqu. f. d. J. 738-73);
    Das Glaubensbekenntnis L.s (780/82), hrsg. v. W. Levison, in verbessertem Text b. Th. Schieffer, Angelsachsen u. Franken (s. L), S. 1535-39; (wahrsch. Vf.)
    De Saxonum carmen, hrsg. v. E. Dümmler, = MGH Poetae latini I, 1881, S. 380 f., in revidiertem Text als carmen concisum (z. Paderborner Kirchweihe v. 777), hrsg. v. K. Hauck, Karoling. Taufpfalzen, s. L;
    (Selbstzeugnis?) Epitaphium Lulli, rec. O. Holder-Egger, = MG Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum, Lamperti monachi Hersfeldensis opera, 1894, S. 355.

  • Literatur

    ADB 19;
    Vitae sancti Bonifatii archiepiscopi Moguntini, rec. W. Levison, = MG Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum, 1905;
    Die Vita Sturmi d. Eigil v. Fulda, hrsg. v. P. Engelbert, 1968, bes. S. 97-111;
    Lampert v. Hersfeld, Vita Lulli archiepiscopi Mogontiacensis, Lamperti opera (s. o.), S. 305-40;
    ders., Libellus de institutione Herveldensis ecclesiae, ebd., S. 341-54;
    Lupus v. Ferrières, Vita Wigberti abbatis Friteslariensis, ed. O. Holder-Egger, = MG Scriptores 15, 1, 1887, S. 36-43;
    Meginhart, Sermo de sancto Ferrucio, ebd., S. 148-50;
    Brief Kg. Karls an e. Erzbischof (Lul?), = MG Epistolae IV, S. 532;
    UB d. Klosters Fulda, bearb. v. E. E. Stengel, 1958;
    UB d. Reichsabtei Hersfeld I, 1, bearb. v. H. Weirich, 1936, darin Breviarium Lulli, S. 68-74;
    H. Hahn, Bonifaz u. Lul, Ihre angelsächs. Korrespondenten, EB L.s Leben, 1883;
    M. Tangl, Stud. z. Neuausg. d. Briefe d. hl. Bonifatius u. Lullus, in: NA 40, 1916, S. 639-790, 41, 1917, S. 23-101, wieder in: ders., Das MA in Qu.kde. u. Diplomatik, Ausgew. Schrr. I, 1966, S. 60-177, 178-240;
    Th. Schieffer, Angelsachsen u. Franken, Zwei Stud. z. KG d. 8. Jh., in: Ak. d. Wiss. u. d. Lit., Abhh. d. geistes- u. soz.wiss. Kl., 1951, S. 1471-1539 (grundlegend);
    H. Wunder, Die Wigberttradition in Hersfeld u. Fritzlar, Diss. Erlangen-Nürnberg 1969;
    F. Schwind, Fritzlar z. Z. d. Bonifatius u. s. Schüler, in: Fritzlar im MA, Festschr. z. 1250-J.feier, 1974, S. 68-88;
    M. Gockel, Fritzlar u. d. Reich, ebd., S. 89-120;
    H. Jakobs. Germania Pontificia IV, Provincia Maguntinensis 4 (= Regesta Pontificum Romanorum), 1978, S. 50-61;
    Karl Schmid, Die Frage nach d. Anfängen d. Mönchsgemeinschaft in Fulda, in: Die Klostergemeinschaft v. Fulda im früheren MA I, 1978, S. 108-35;
    L. v. Padberg, Heilige u. Fam., Stud. z. Bedeutung fam.gebundener Aspekte in d. Viten d. Verwandten- u. Schülerkreises um Willibrord, Bonifatius u. Liudger, Diss. Münster 1981;
    E. preise (zu Annexion u. Christianisierung, Mission u. Kirchenorganisation), in: Westfäl. Gesch. I, hrsg. v. W. Kohl, 1983, S. 291-310;
    ders., Bischof L. u. d. Kloster Fulda, in: Hess. Jb. f. Landesgesch. 36, 1986;
    K. Hauck, Karoling. Taufpfalzen im Spiegel hofnaher Dichtung, 1985.

  • Autor/in

    Eckhard Freise
  • Zitierweise

    Freise, Eckhard, "Lul" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 515-517 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118575260.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lul, amtlich meist Lullus genannt, war als Nachfolger des Bonifaz der zweite Erzbischof von Mainz. Der Name Redger bezieht sich nicht auf ihn, vielmehr wol auf Chrodegang von Metz. Er stammt aus Britannien, wahrscheinlich aus Westsachsen und nicht aus Kent. Seine Familie war begütert. Verwandte von ihm werden mehrfach erwähnt, darunter Bischof Cyneheard von Winchester. Seine Verwandtschaft mit Bonifaz ist dagegen nicht verbürgt. Seine Jugenderziehung empfängt er in Malmesbury unter Abt Eaba, der ihm wol seiner Gestalt wegen den Kosenamen „Lytel“, der Kleine, beilegt. Nach Briefen, die wahrscheinlich von ihm stammen, wird er, ungewiß aus welchen Ursachen, mit seiner Familie in die Verbannung getrieben. Er wandert, wie so viele seiner Landsleute, nach Italien und Rom. Seine Begleiter erliegen einer pestartigen Krankheit. Er selbst entrinnt ihr und begibt sich dann nach Deutschland. Hier wird er Mönch und tritt in den Dienst des Bonifaz, den er schwärmerisch liebt, weil er ihm seine geistige Wandelung zu verdanken bekennt und weil dieser auch sein Lehrer in der Dichtkunst ist. Proben dieser neuen Kunst, in geringer Zahl noch jetzt vorhanden, sendet er Freundinnen in England und von Thüringen aus seinem Meister. Voll Sehnsucht noch nach seinem Heimathland und voll Begeisterung für seine heimischen Freunde steht er in jener Zeit in mehrfachem Verkehr mit ihnen, darunter auch mit den Aebtissinnen Cuneburga und Eadburga. Ein Lieblingsschüler des Bonifaz, in dessen Auftrag er in Thüringen wirkt und an dessen Mission und Kämpfen er theilnimmt, steigt er auf der Leiter kirchlichen Ranges von Stufe zu Stufe, wird Diakon, Archidiakon, Presbyter, geht 751 mit einer wichtigen Sendung nach Rom, wird auf Wunsch des greisen Meisters zum Chorepiscopus eingesetzt und mit Genehmigung des Königs Pippin zu dessen Nachfolger bestimmt, weil er als Lehrer und Prediger der jungen Gemeinden und väterlicher Fürsorger von Bonifaz' Klosterschöpfungen und deren Bewohnern vorzugsweise geeignet erscheint. Vor seiner Abreise nach Friesland macht ihn der Apostel zum Vertrauten und Vollstrecker seines letzten Willens betreffs der thüringischen Kirchen, Fulda's, seiner Freundin Lioba und seiner Bestattung. Die Entscheidung über die Zeit der Uebernahme des Bisthums hängt mit der über den Tod des Bonifaz zusammen (754 oder 755). Beide Ereignisse theilt er Amtsgenossen in der Heimath mit und empfängt nun von einer Anzahl von ihnen, z. B. vom Erzbischof Cudberhet von Canterbury und bald darauf von|dessen Nachfolger Bregowin, von Milred von Worcester, Cyneheard von Winchester Beileids-, Glückwunsch- und andere Schreiben. Die erste Hälfte seiner Verwaltung ist getrübt durch einen Streit mit Sturm, dem Abt von Fulda. Ursachen, Zeit und Verlauf des Zwiespalts sind durch den einzigen, aber einseitigen Bericht Eigil's, eines Schülers von Sturm, und durch die Unzuverlässigkeit der einschlägigen Papst- und Königsurkunden verdunkelt und in Folge dessen noch bis jetzt Gegenstand unausgetragenen Gelehrtenstreits. Die Rückkehr Sturm's aus der Verbannung drängt ihn von der Leitung des Klosters Fulda ab und treibt ihn zur Stiftung und Förderung einer ähnlichen Schöpfung, des Klosters Hersfeld an der Fulda, das durch reiche Schenkungen König Karls, wie von Privatleuten, besonders in Thüringen, zu Wohlstand und Ansehen gebracht wird. Nicht wenig trägt dazu die Ueberführung der Gebeine des heiligen Wigbert von Fritzlar dorthin bei. Ueber jene Schenkungen und den Besitzstand des Klosters gibt uns außer den vorhandenen Urkunden Karls ein vielleicht auf seine Veranlassung begonnenes und wahrscheinlich im Anfang des neunten Jahrhunderts abgeschlossenes Güterverzeichniß, das sogenannte Breviarium Lul's, ausführliche Kunde. Seine Thätigkeit ist seiner bescheidenen Gesinnung, seiner ascetischen, der Weltflucht und Fürsorge für das Jenseits zugewandten Richtung, seinen Wissenschaftlichen Neigungen gemäß, die sich besonders auf die Werke Beda's erstrecken, wenig hervortretend. Kirchenweihen, Reliquienüberführungen, Klosterschenkungen sind fast die einzigen Spuren derselben. An fränkischen Synoden nahm er wol theil; doch scheint unter dem Einfluß vielleicht seiner Stellung zu Chrodegang von Metz und Sturm sein Verhältniß zu Pippin ein kühles gewesen zu sein, ebenso aber auch zu den Päpsten. Zwar ist er auf der Synode zu Rom (769), die zur Stillung der dortigen Wirren und anderen wichtigen Entscheidungen berufen ist, als einer der bedeutenderen Bischöfe des Frankenreichs im Auftrage Karls anwesend; sonst aber ist auch nicht ein sicheres Zeichen des Verkehrs mit Rom vorhanden. Spät erst empfängt er das Pallium, zwischen 780—782, wenige Jahre vor seinem Tode, nach über 25jähriger Amtsverwaltung und erst, nachdem im Auftrage des Papstes von einer aus Bischöfen und königlichen Sendboten gemischten Commission eine Untersuchung über Lehre und Wandel mit ihm angestellt worden ist. Ein noch vorhandenes Glaubensbekenntniß von ihm ist wahrscheinlich bei dieser Gelegenheit entstanden. Bei Karl dem Großen erfreute er sich, besonders zur Zeit und in Folge der Sachsenkriege, größerer Gunst, obwol auch hier einzelne Anzeichen von Disharmonie durchleuchten. Höheres Ansehen genoß er bei seinen Landsleuten, Königen wie Bischöfen, in letzter Zeit besonders bei northumbrischen, mit denen er lebendigen Verkehr unterhält. Hervorzuheben sind zumal außer den oben genannten Erzbischof Koena-Aelberth von Hork und Alkuin. Von festländischen Bekannten, mit denen er in Verbindung steht, sind zu nennen: Lioba, die Freundin des Bonifaz, Gregor von Utrecht und Megingoz von Würzburg. Sein größtes Verdienst liegt wol in der Sammlung seiner eignen und der Briefe seines Lehrers, der Grundlage der vorhandenen Bonifazischen Briefsammlung, die eine unschätzbare Quelle für die Kenntniß von Bonifaz und seiner eignen Wirksamkeit, sowie von zahlreichen angelsächsischen, deutschen und römischen Persönlichkeiten, vor Allem der Kulturzustände der Angelsachsen und ihres Einflusses auf die festländischen Verhältnisse ist, ferner in der Anregung und Förderung der ältesten und wichtigsten Lebensbeschreibung des Apostels, verfaßt vom Presbyter Willibald. Als Bonifaz' Nachfolger vertritt er nur die lehrende und fürsorgliche Verwaltungsthätigkeit desselben. Seine Bekannten rühmen an ihm hauptsächlich seine Frömmigkeit und Gelehrsamkeit. Er starb im 32. Amtsjahre am 16. October 786 (785?) und fand seine Ruhestätte in Hersfeld. Eine vorhandene Grabschrift ist wahrscheinlich von ihm selbst verfaßt.

    Mabillon A S S. III, 2, 392 ff. — A S S. Bolland. ed. Vandermoere Brux. 1845, T. VII, 16. Oct. S. 1083: vita S. Lulli, eine werthlose Compilation; werthvoller das. der comment. praevius von J. van Hecke. — Rettberg, Kirchengesch. D. I, 573 ff. — Corn. Will, Reg. zur Gesch. der Mainzer Erzb., S. XIV und S. 34—45. — A. Göpfert, Lullus, Diss. Leipz. 1880. — Hahn in Forsch, z. D. G. XXI, 383—400 u. XXII, 423 f. u. Bonifaz und Lul. Leipz. 1883.

  • Autor/in

    H. Hahn.
  • Zitierweise

    Hahn, H., "Lul" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 632-634 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118575260.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA