Lebensdaten
1485 – vor 1553
Geburtsort
Hadamar (Westerwald)
Beruf/Funktion
katholischer Reformtheologe ; Prediger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118574426 | OGND | VIAF: 51698207
Namensvarianten
  • Lorichius, Gerhard
  • Lorich, Gerhard
  • Lorichius, Gerhard
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Zitierweise

Lorich, Gerhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118574426.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann (1465 - n. 1523), Kellner d. Gf. v. Eppstein-Königstein, S d. Thysgen (tot 1503), Landschreiber, dann Amtskellner in Hadamar;
    M Anna Doring;
    B Josef ( 1574), Prof. d. Gesch. in Marburg, 1557 Stadtschreiber in Kassel, 1567 Rat am Oberappellationsgericht in Kassel, Reinhard ( 1564), Prof. u. Rektor d. Univ. Marburg, 1546 im Schuldienst in Wetzlar, zuletzt ev. Pfarrer in Bernbach b. Gelnhausen (s. Strieder VIII, W);
    - 1525 N. N.;
    2 S Johann ( 1579), Kanzler d. Bischofs v. Freising, Wilhelm, Priester d. Landkap. Hagenau.

  • Biographie

    L. immatrikuliert sich 1509 in Heidelberg und 1510 in Köln zum Jurastudium. Nach Übertragung zweier Pfründen der Hadamarer Liebfrauenkirche (1511 und 1519) wird L. als Pfarrer von Hadamar bezeichnet, der lutherisch gesinnt sei. Um 1520/21 unternimmt er eine Reise nach Wittenberg. 1525 verzichtet er auf eine Pfründe und heiratet. 1536 beginnt seine literarische Tätigkeit gegen die Reformation: Drei Titel erscheinen in diesem Jahr: Institutio Catholica, De missa publica proroganda und Pastorale. Ebenfalls 1536 übernimmt L. die Pfarrei Wetzlar, ohne Hadamar aufzugeben. 1538 erscheint sein „Monotessaron“, eine Evangelienharmonie der Passion. Am 24.12.1539 trifft er sich mit Bucer und den protestantischen Räten Krafft und Eisermann in Marburg zu einem Religionsgespräch. 1540 nach Hadamar zurückgekehrt, führt er dort die Messe wieder ein, was ihm jedoch von den beiden Hadamarer Landesherren sehr bald verboten wird. In der Folge dieses Verbotes reißt die Verbindung L. zu seiner Vaterstadt ab. 1542 hält er sich im Kloster Johannisberg auf, 1544 im Mainzer Augustinerkloster; 1546 wird ihm die Pfarrei Hadamar im Zusammenhang mit einer neuen Kirchenordnung auch formell aberkannt. Wegen verschiedener Streitschriften führt L. ein unstetes Leben, bis er seit Juni 1547 als Pfarrer in Worms erscheint. Seine Teilnahme an der Trierer Interimskommission in Wetzlar 1548 und an der Mainzer Provinzialsynode 1549 ist bezeugt. Nach einer letzten Veröffentlichung 1549 („Reformationis abusuum cleri formula“, d. i. die Edition einer Reformschrift des Aachener Konzils v. 817) verstummen die Quellen. Nach einer Bemerkung Georg Witzels aus dem Jahr 1553 war L. zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben.

    L. steht ganz unter dem Einfluß des Erasmus von Rotterdam. Er entwirft in seinen Schriften eine Reformtheologie, die die berechtigten Anliegen der Neugläubigen aufgreifen, aber die kath. Identität wahren will. Diese Theologie sucht ihre Quellen bei den Vätern, in einem goldenen Zeitalter, das von aller Dekadenz noch frei war. Das älteste Argument gilt ihm als Humanisten auch als das wertvollste. L. zeigt jedoch eine theologische Originalität, die ihn von anderen Kontroverstheologen erheblich unterscheidet, zumal er auch zu praktischen Problemen der Seelsorge Stellung bezieht. Dabei entwickelt er Reformideen pastoraler und liturgischer Art, wie sie z. T. erst durch das Zweite Vaticanum verwirklicht wurden. So sollte seiner Vorstellung nach u. a. gelehrten Laien ein Recht zur Predigt eingeräumt, ein Volksmissale eingeführt, die Krankensalbung niemals als „letzte Ölung“, sondern als Sakrament der Genesung vorgenommen und nur ein Altar in der Kirche zugelassen werden; mit seinem Vorschlag einer aktiven Beteiligung der Laien am Gottesdienst hat er den Kernpunkt der Liturgiekonstitution des Vaticanums vorausgenommen. Von besonderer Qualität ist seine „Institutio“, ein Katechismus, der, basierend auf patristischen Quellen, den kath. Glauben mit außerordentlicher Anschaulichkeit und Eindringlichkeit darstellt.

  • Werke

    Weitere W Von d. Verdienst d. guten werck …, 1537;
    Vallum religionis Catholicae, Bollwerk …, 1540;
    Theses professionis catholicae …, 1541;
    Postilla, 1545 (Predigtwerk Witzels mit eigenen Entwürfen);
    P. Ovidii Nasonis, deß aller sinnreichsten Poeten Metamorphosis, 1545 (Bearb. d. Metamorphosen Ovids);
    Disputa, 1546 (100 Thesen gegen d. Protestanten);
    Epitome, 1546 (Kompendium zu Stellen d. AT u. NT);
    Quadragesimales Conciones, 1547 (Predigtskizzen f. d. Fastenzeit);
    Underricht D. Mart. Lutheri, 1547.

  • Literatur

    ADB 19;
    N. Paulus, G. L., e. Konvertit d. 16. Jh., in: Der Katholik 74, 1894, S. 503-29;
    W. Michel, G. L. u. s. Theol., in: Nassau. Ann. 81, 1970, S. 160-72;
    W.-H. Struck, Das Kirchenwesen d. Stadt Hadamar im MA, in: Archiv f. mittelrhein. KG 13, 1961, S. 49-80;
    ders., Zur Ref. in Nassau-Hadamar, in: Hess. Jb. f. Landesgesch. 11, 1961, S. 90-136;
    M. Kunzler, Die Eucharistielehre d. Hadamarer Pfarrers u. Humanisten G. L., 1981;
    ders., Humanist. Kirchenreform u. ihre theol. Grundlagen b. G. L., Pfarrer u. Humanist aus Hadamar, in: Archiv f. mittelrhein. KG 31, 1979, S. 75-110.

  • Autor/in

    Michael Kunzler
  • Zitierweise

    Kunzler, Michael, "Lorich, Gerhard" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 183-184 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118574426.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lorich: Gerhard L., den ersten Jahrzehnten des Reformationszeitalters angehörend, fiel anfangs der neuen Lehre bei, und wurde als protestantischer Prediger in seiner Geburtsstadt Hadamar bestellt, trat aber wieder in die katholische Kirche zurück. Seit 1540 erscheint er als Vorkämpfer der alten Kirche in folgenden Schriften: „Vallis religionis catholicae“ (Cöln 1540); „These professionis catholicae“ (Cöln 1541); „Compendium textus et glossamentum in omnes libros N. et V. Testamenti“ (Cöln 1541—46. 2 Voll. fol.). Dazu noch: „Monotessaron passianis Christi“ (Paris 1548).

    • Literatur

      Strieder, Hessische Gelehrtengeschichte. — Le Mire, De scriptoribus saec. 16.

  • Autor/in

    Werner.
  • Zitierweise

    Werner, "Lorich, Gerhard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 196 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118574426.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA