Lebensdaten
1874 – 1925
Geburtsort
Drohobycz (Galizien)
Sterbeort
Badenweiler
Beruf/Funktion
Zeichner ; Illustrator ; Radierer
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118572938 | OGND | VIAF: 59876406
Namensvarianten
  • Lilien, Ephraim Mose
  • EML
  • Lilian, Ephraim M.
  • mehr

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Zitierweise

Lilien, Ephraim Mose, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118572938.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jacob, Drechslermeister;
    M N. N. Langermann;
    Berlin 1906 Helene (* 1880), T d. Justizrats Dr. iur. Otto Magnus u. d. Sophie Isler; Schwager Rudolf Magnus (1873–1927), Prof. d. Physiol. in Utrecht (s. Fischer);
    1 S, 1 T, u. a. Anna (* 1911, Dr. med., Bernard Peters, Prof. f. Atomphysik in Kopenhagen).

  • Biographie

    L. wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Zwischen dem Besuch des Gymnasiums in Drohobycz und der Realschule in Lemberg absolvierte er eine Lehrzeit bei einem Schildermaler. 1890-92 lernte er an der Kunstschule in Krakau bei Jan Matejko. Armut zwang ihn zum Abbruch dieses und eines weiteren Studienversuchs 1894 in Wien, anschließend ging er nach München, wo er seit 1897 Zeichnungen für die Zeitschrift „Jugend“ lieferte. Seit 1898 hielt er sich in Berlin auf. Er zählte dort zum Kreis „Die Kommenden“ um Carl Busse, Stefan Zweig und Börries Frhr. v. Münchhausen, dessen Gesänge „Juda“ 1900 mit L.s Buchschmuck und Illustrationen erschienen, wodurch der Künstler rasch bekannt wurde. Der Erfolg wiederholte sich mit dem sozialkritischen Gedichtband „Lieder des Ghetto“ von Morris Rosenfeld in der Übersetzung Berthold Feiwels (1903). Mit diesen Publikationen hatte sich L. als Illustrator jüd. Stoffe etabliert. Stefan Zweig propagierte ihn in einer 1903 erschienenen reich illustrierten Monographie „E. M. Lilien, sein Werk“. L. zählte in Berlin zu den Vertretern der „Jüd. Renaissance“, einer Gruppe um Martin Buber, Berthold Feiwel und Chaim Weizmann, die 1901 den Jüd. Verlag gründete und seit 1902 mit dem Jüd. Almanach hervortrat, dessen künstlerische Leitung L. übernahm. Das Verhältnis zu Stefan Zweig kühlte sich durch L.s Eintreten für den Zionismus immer mehr ab. Mit Buber zählte er auf den Zionisten-Kongressen zur|Demokratischen Fraktion. 1904-06 engagierte sich L. für die Gründung der kunstgewerblichen Bezalel-Schule in Jerusalem, wohin er 1906, 1910 und 1914 reiste. 1916 zur österr. Armee eingezogen, wurde er 1917 als Kriegszeichner nach der Türkei, Syrien und Palästina geschickt. 1918 war er wieder in Berlin und lebte seit 1920 in Braunschweig, wo er auch organisatorisch für wirtschaftliche und soziale Belange der Künstler eintrat. So gründete er u. a. 1921 den Reichswirtschaftsverband bildender Künstler. Größere Ausstellungen waren L. in New York (1923), Berlin und Braunschweig (1924) gewidmet. 1924 erlitt er während eines Vortrags in Braunschweig einen Herzanfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Zeichnungen aus seinem Nachlaß wurden 1981 in München ausgestellt. Im selben Jahr hat der Verlag Diederichs Illustrationen L.s in dem Band „Dein aschenes Haar Sulamith“ (hrsg. von U. Diederichs und O. M. Lilien] neu reproduziert.

    Mit äußerster Konsequenz verwendet L. in seinem Werk die von Aubrey Beardsley vor der Jahrhundertwende entwickelten Prinzipien einer kontrastreichen Schwarz-Weiß-Zeichenkunst, die auf der Wechselwirkung von geschlossenen Flächen und sensitiver Linienführung beruhen. Dabei findet L. vor allem im Motivischen durch die Konzentration auf jüdische Themen zu einer persönlichen Ausprägung. Er wird damit zum Vertreter des Jugendstils in der jüd. Kunst. Insgesamt kennzeichnet seine Haltung ein strenges Pathos. In der Frühzeit, besonders in den Illustrationen zu J. v. Wildenradts „Der Zöllner von Klausen“ (1898), zeigt er sich von Josef Sattler angeregt. Auch übernimmt er dekorative Gestaltungselemente von William Morris, ja selbst von Alphonse Mucha und Eugène Grasset, ohne sich jedoch von deren Farbigkeit beeinflussen zu lassen. Ähnlich Melchior Lechter tendiert er zu hieratischer Schwere und Monumentalität. Eleganz und Witz, sonst für die Graphik der Zeit typisch, bleiben ihm fremd. Häufig dominieren dagegen wuchtige Schwarzflächen. In den Illustrationen zu den Büchern der Bibel verfestigen sich die Zeichnungen in einem konstruktiven Sinn. Dieses groß angelegte Unternehmen blieb zwar mit 3 Bänden (1908–12) Fragment, doch erreichten L.s Zeichnungen zum Alten und Neuen Testament in Auswahlbänden für das deutsche Haus (1912–15) und dem für den Schulgebrauch hergestellten Biblischen Lesebuch (1914) breite, auch nichtjüd. Bevölkerungskreise. Der reiche, mitunter sterile Einsatz von Ornamentik knüpft dabei an jüd. künstlerische Gepflogenheiten an. Seit der ersten Jerusalemreise zeigt sich in L.s Zeichnungen eine neuartige Auseinandersetzung mit dem Licht. In kleinteilig-sensibler Strichmanier gibt er geradezu sinnlich wirkende Ansichten, die auf das zu dieser Zeit beginnende Radierwerk verweisen, in dem die Schärfe des Flächenkontrasts zugunsten einer Stufung der Helligkeit zurücktritt. Darin und in ihrer räumlichen Erschließung erweisen sich diese Arbeiten als unübertroffene Meisterwerke topographischer künstlerischer Darstellung. Von L. sind ferner 55 gezeichnete oder radierte Exlibris sowie gebrauchsgraphische Arbeiten bekannt.

  • Literatur

    A. Gold, in: M. Buber (Hrsg.), Jüd. Kultur, 1903;
    E. A. Regener, E. M. L., 1905;
    M. S. Levussove, The New Art of an Ancient People, The Work of E. M. L., 1906;
    A. Donath, Verz. d. Originalradierungen v. E. M. L., 1919;
    L. Brieger, E. M. L., 1922 (L);
    S. Kaznelson (Hrsg.), Juden im dt. Kulturbereich, ³1962;
    J. Gutmann (Hrsg.), Jerusalem by E. M. L., 1976;
    E. Hieronimus, in: Exlibriskunst u. Gebrauchsgraphik, 1974, S. 13 f. (W);
    ders., E. M. L., Zeichnungen f. Bücher, Ausst.kat. München 1981 (L, P);
    H. Zohn, Stefan Zweig, in: Leo Baeck Institute Year Book 27, 1982, S. 333;
    Wi. 1922;
    Lex. d. Judentums, 1971;
    Enc. Jud., 1971 (P).

  • Porträts

    Selbstbildnis, Radierung, 1915, Abb. in: Jüd. Kultgerät, = Veröff. d. Braunschweig. Landesmus. 40, 1984.

  • Autor/in

    Hans Ries
  • Zitierweise

    Ries, Hans, "Lilien, Ephraim Mose" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 550-551 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118572938.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA