Lebensdaten
1582 oder 1583 – 1656
Sterbeort
Linz
Beruf/Funktion
Landeshauptmann von Oberösterreich ; österreichischer Diplomat
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118567535 | OGND | VIAF: 64799437
Namensvarianten
  • Kufstein, Hans Ludwig Graf von
  • Kufstein, Hanns Ludwig von
  • Kuefstein, Hanns Ludwig von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Kuefstein, Hans Ludwig Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118567535.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans Georg Frhr. v. K. (1536-1603), Regent d. nd.österr. Lande, S d. Hans Lorenz (1496–1547), kaufte 1534 d. Herrschaft Greillenstein, u. d. Barbara Volkra;
    M Anna ( 1615), T d. Wilhelm v. Kirchberg, Protestantenführer, u. d. Anastasia v. Mamming;
    1) 1607 Maria ( 1623), T d. Sebastian v. Grabner u. d. Johanna v. Polheim, 2) 1623 Susanna Eleonora ( ca. 1658), T d. Hartmann v. Stubenberg u. d. Dorothea v. Thannhausen; angebl. 15 S u. T aus 1) (alle jung †), 9 S, 6 T aus 2), u. a. Lobgott (1632–80), GR n. Kämmerer, Hilfgott (1643–1713), salzburg. GR, Stadtkommandant u. Kriegsratsdir., Susanne Maria ( 1648 Johann v. Werth, 1652, Reitergeneral);
    N Georg Adam (1605–56), Oberst, Hofkriegsrat u. Dichter.

  • Biographie

    K. genoß eine sorgfältige Erziehung. In früher Jugend führten ihn Studienreisen zunächst nach Böhmen, Mähren und an die Univ. Jena (1594). Im Anschluß daran ging die Kavalierstour nach Italien, wo wir ihn an den Universitäten von Padua, Siena und Bologna immatrikuliert finden, sowie nach Spanien, wo er sich 1603 aufhielt. – Im Auftrag der ev. Stände Niederösterreichs, deren gemäßigtem Flügel K. angehörte, unternahm er mehrere diplomatische Missionen. So kam er im Juni 1619 zu den Ständen Oberösterreichs, um über ein Bündnis zu verhandeln, im November desselben Jahres hielt er sich bei einem Korrespondenztag der „Union“ in Nürnberg auf, ohne freilich viel Erfolg im Sinne seiner Auftraggeber zu haben. – Nach der Niederlage der ständischprot. Aufstandsbewegung in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag stand K., der noch im Dez. 1620 als Regimentsrat in die niederösterr. Regierung eingetreten war, zunächst etwas im Schatten. Entscheidend für die weitere Karriere in kaiserl. Diensten wurde aber die 1627 unter einigem Aufsehen erfolgte Konversion. Noch im selben Jahr erhielt K. von Kaiser Ferdinand II. den Auftrag, eine Gesandtschaft an die Pforte zu übernehmen, und diese Mission hielt ihn fast 1½ Jahre von Österreich fern (20.7.1628-8.12.1629). Er hatte nun die Gunst des Kaisers gefunden und wurde nach dem Tode Adam Gf. Herberstorffs dessen Nachfolger als Landeshauptmann von Oberösterreich (5.2.1630); dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode inne. Er mußte als solcher auf der einen Seite den Wünschen der Landesfürsten nachkommen und die Gegenreformation vorantreiben, auf der anderen Seite oblag ihm die Befriedung des durch den Bauernkrieg von 1626 und ständige Truppeneinquartierungen schwer mitgenommenen Landes. Dank seines diplomatischen Talents ist ihm beides weitgehend gelungen; drei weitere Bauernaufstände 1632, 1636 und 1648 blieben lokal begrenzt. – Zweimal hat der Kaiser K. auch prominente Gefangene anvertraut (1636/37 Kf. Philipp Christoph v. Trier, 1639-41 Prinz Ruprecht v. d. Pfalz). Für seine Verdienste in den Grafenstand erhoben (1634), konnte K.|seit 1630 Mitglied der oberösterr. Stände – eine Reihe von Gütern im Lande erwerben (Hartheim, Weidenholz, Eggenberg), die die Besitzgrundlage der oberösterr. Linie seines Geschlechts (1750 erloschen) wurden.

    Auch als Vermittler der romanischen Literatur verdient K. Beachtung, so durch die Übersetzung (1619) des Romans „Diana“ von Jorge de Montemayor. 1630 erschien in Leipzig die deutsche Ausgabe von Diego de San Pedros „Carcell de Amor“, während eine Übersetzung von Boccaccios „Fiametta“ ungedruckt blieb. Die zahlreichen Tagebücher und Berichte K.s bilden eine unerschöpfliche Fundgrube für die Geschichtswissenschaft. – K. ist ein typischer Vertreter des Übergangs vom protestantischen, vorwiegend ständisch orientierten Adel zur katholischen, höfisch geprägten Aristokratie der Habsburgermonarchie.

  • Literatur

    ADB 17;
    A. Wolf, Geschichtl. Bilder aus Österreich I, 1878, S. 238-305;
    H. Sturmberger, Die Haft d. Prinzen Rupprecht v. d. Pfalz im Schlosse zu Linz, in: Oberösterr. Heiraatbll. 2, 1948, S. 112-23;
    ders., Zur Gesch. d. Kf. Philipp Christoph v. Soetern, Seine Internierung auf d. Burg zu Linz a. d. Donau, in: Trier. Jb. 1956, S. 5-22;
    G. Khinast, Btrr. z. Gesch. d. Landes ob d. Enns unter d. Landeshauptm. H. L. v. K., Diss. Innsbruck 1965 (ungedr.);
    M. Welsersheimb, H. L. v. K. (1582-1656), Diss. Wien 1970 (ungedr.);
    K. Teply, Die kaiserl. Grußbotschaft an Sultan Murad IV. 1628…, 1977;
    Wurzbach 13;
    Kosch, Lit. Lex.

  • Porträts

    Gem. (Schloß Greillenstein), Abb. in: K. Gf. Kuefstein, Stud. z. Fam.gesch. III, 1915.

  • Autor/in

    Georg Heilingsetzer
  • Zitierweise

    Heilingsetzer, Georg, "Kuefstein, Hans Ludwig Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 183-184 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118567535.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kufstein: Hanns Ludwig v. K., geb. 1587, am 26. Sept. 1657 in Linz, niederösterreichischer Landstand und Diplomat. Er stammte aus einem alten, schon seit dem 13. Jahrhundert im Viertel o. d. Manhardsberge urkundlich bekannten, auf Feinfeld altersher seßhaften Geschlechte, von raschem Emporkommen, das frühzeitig der protestantischen Lehre anhing, und war der jüngste der vier überlebenden Söhne Hannsen Georgs v. K. ( 1610), der 1602 als der erste seines Hauses die freiherrliche Würde erworben. Der älteste Bruder, Hans Jakob ( 1633), gleichwie der zweitjüngste. Hanns Lorenz ( 1626), gehörten der gemäßigten Partei im niederösterreichischen Protestantenadel an, welche im Bewegungsjahre 1620 loyal blieben und im kaiserlichen Dienste ihre Tage schlossen; der zweite Sohn, Hanns Wilhelm, fand als Kriegsmann den Tod in Ungarn (1618), beim Ausbruche der Kämpfe mit Gabriel Bethlen. K., in den Hochschulen zu Tübingen und Straßburg gebildet, bereist, Gatte des Ritterfräuleins Grabner, Erbherr auf Puchberg im Kampthale, war ein feder- und wortgewandter Vertreter der ständischen Interessen Niederösterreichs, wurde im Juni 1619 mit Wolf Rauber an die oberösterreichischen Standes- und Glaubensgenossen entsendet, um mit ihnen über eine Conföderation und ein Bündniß zu unterhandeln, worüber sein handschriftliches Tagebuch vorliegt. Bald darauf betraute ihn die niederösterreichische bewaffnete Adelsconföderation zu Horn mit der Botschaft an Erzherzog Albrecht in die Niederlande, um diesem, als ihrem „natürlichen Erbherrn“ die ständischen Beschwerden über Ferdinand vorzubringen. Doch unterblieb diese Mission; dagegen erhielt er im Spätherbste 1619 als tauglichste Persönlichkeit das Vertrauensamt eines Sendboten an die „correspondirenden“ Fürsten der Union nach Nürnberg. Auch über diese Sendung, die er am 8. Nov. antrat und am 18. Decbr., allerdings ohne eigentlichen Erfolg beendigte, liegt sein Tagebuch vor. Bald darauf Mitte Februar 1620 finden wir K. bei der Ausgleichsbotschaft an Kaiser Ferdinand II., welche den 4. März stattfand. Am 31. März führte er Beschwerde über die Niederbrennung seiner und der Brüder Besitzungen durch die kaiserlichen Truppen und bekam als loyaler, wenngleich rühriger Ständepartner eine gnädige Antwort. Keine untergeordnete Rolle spielte er bei den weiteren Unterhandlungen des April und Mai 1620, wie sein sorgfältig geführtes Tagebuch berichtet. Aber durch die kaiserl. Resolution vom 28. Mai wurde der Bruch zwischen dem Landesfürsten und der protestantischen Adelspartei, welche mit der böhmischen Conföderation gleichen Schritt zu halten entschlossen war, — sogut wie entschieden. Nur die Mittelpartei, die Legitimisten, zu denen K. zählte, machte nochmals einen Ausgleichsversuch mit dem Kaiser, zu welchem K. ausersehen ward. Die Sache war schwierig und, wie voraussichtlich, der gute Wille unfruchtbar. Als die Katastrophe nach der Schlacht am weißen Berge (8. Nov. 1620) auch über das protestantische Ständethum des Landes Oesterreich ob und unter der Enns hereinbrach, entgingen wol die K. den vernichtenden Wirkungen, aber sie bequemten sich auch, wie viele, der Rekatholifirung, den einen, Hanns Lorenz v. K., ausgenommen, welcher nach wenigen Jahren als Protestant starb. K. wechselte, zum zweiten Male und abermals mit einer Protestantin, Gräfin Susanne Eleonore Stubenberg, vermählt, in Gemeinschaft mit ihr den Glauben. Es war dies im J. 1627. Im folgenden Jahre sehen wir ihn als kaiserlichen Gesandten den Weg nach Constantinopel einschlagen. Schwieriger noch war sein Amt als Landeshauptmann Oberösterreichs, das er 1630, nach dem Tode des verhaßten baierischen Statthalters, Adam v. Herberstorf, bekleidete. Als solcher verstand er es, den neuen durch den Schwedensieg des J. 1632 angefachten Bauernaufstand im ersten Aufflammen zu ersticken. Auch in der Rekatholifirungscommission begegnen wir ihm. 1634 in den Reichsgrafenstand erhoben und geheimer Rath geworden, rechtfertigte er das Vertrauen der Regierung angesichts neuer Erhebungsversuche der unzufriedenen, aufgewiegelten Bauernschaft in den J. 1636, 1641, 1645, 1648. Reichbegütert starb K. (26. Sept. 1657) zu Linz und wurde hier in der Minoritenkirche bestattet.

    • Literatur

      A. Wolf, Geschichtsbilder aus Oesterreich, I. 1878, V. 233—305. Vgl. auch Wißgrill, Schaupl. des landst. niederösterr. Adels. V. 300 ff.

  • Autor/in

    Krones.
  • Zitierweise

    Krones, Franz von, "Kuefstein, Hans Ludwig Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 304-305 unter Kufstein, Hanns Ludwig von [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118567535.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA