Lebensdaten
1908 – 1991
Geburtsort
Wiesbaden
Sterbeort
Bad Homburg
Beruf/Funktion
Journalist ; Publizist ; Schriftsteller
Konfession
römisch-katholisch
Normdaten
GND: 118565486 | OGND | VIAF: 110707709
Namensvarianten
  • Korn, Johannes Karl Robert
  • Korn, Karl
  • Korn, Johannes Karl Robert
  • mehr

Biografische Lexika/Biogramme

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Korn, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118565486.html [18.04.2024].

CC0

  • Karl Korn war eine der wichtigsten Figuren der bundesdeutschen Nachkriegspublizistik. Als Gründungsherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war er 25 Jahre lang für das Feuilleton der Zeitung zuständig, dessen Gestalt er seit 1949 maßgeblich prägte. Korn machte das Ressort zu einem überregionalen Debattenort, an dem die großen gesellschaftlichen Themen seiner Zeit kritisch begleitet wurden.

    Lebensdaten

    Geboren am 20. Mai 1908 in Wiesbaden
    Gestorben am 10. August 1991 in Bad Homburg
    Grabstätte Nordfriedhof in Wiesbaden
    Konfession römisch-katholisch
    Karl Korn, FAZ Archiv (InC)
    Karl Korn, FAZ Archiv (InC)
  • Lebenslauf

    20. Mai 1908 - Wiesbaden

    1918 - 1927 - Wiesbaden

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Humanistisches Gymnasium

    1927 - 1932 - Frankfurt am Main

    Studium der Philologie (1932 Staatsexamen)

    Universität

    1931 - Frankfurt am Main

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    1932 - 1934 - Toulouse (Département Haute-Garonne, Frankreich)

    Lektor; Fremdsprachenassistent

    Faculté des Lettres, Lycée de Garçons

    1934 - 1937 - Berlin

    Volontär; Feuilletonredakteur

    Berliner Tageblatt

    1938 - 1940 - Berlin

    verantwortlicher Redakteur

    Die neue Rundschau

    1940 - 1940 - Berlin

    Feuilletonleiter

    Das Reich

    1941 - 1945 - Potsdam

    Grundausbildung; Wehrdienst

    Inspektion des Erziehungs- und Bildungswesens des Heeres

    1944 - 1945 - Südwestdeutschland

    Gefreiter

    Wehrmacht

    1945 - 1945 - Brumath (Département Bas-Rhin, Frankreich)

    Internierung

    Kriegsgefangenenlager

    1946 - 1947 - Berlin

    freier Journalist; Publizist

    u. a. Kurier, Tagesspiegel

    1948 - 1949 - Mainz

    Feuilletonredakteur und -leiter

    Allgemeine Zeitung

    1949 - 1973 - Frankfurt am Main

    Mitherausgeber (verantwortlich für das Feuilleton)

    Frankfurter Allgemeine Zeitung

    1955 - Cannes (Département Alpes-Maritimes, Frankreich)

    Mitglied der Jury

    Internationale Filmfestspiele

    1956 - Wiesbaden

    Vorsitzender des Hauptausschusses

    Filmbewertungsstelle

    10. August 1991 - Bad Homburg
  • Genealogie

    Vater Karl Korn 2.10.1881–31.7.1963 Volksschullehrer, Rektor
    Großvater väterlicherseits Johann Korn 22.3.1845–10.11.1889 Landwirt
    Großmutter väterlicherseits Elisabeth Korn, geb. Schreiber 28.7.1847–5.8.1932 Landwirtin
    Mutter Katharina Korn, geb. Glock 2.4.1886–28.9.1938 Hausfrau
    Großvater mütterlicherseits Josef Glock 24.12.1844–1.5.1905 Bäckermeister; Winzer
    Großmutter mütterlicherseits Wilhelmine Glock, geb. Weis 12.7.1842–23.12.1892
    Bruder Walter Korn 22.6.1909–17.12.1987 Kaufmann
    Schwester Elisabeth Korn 11.11.1911–22.11.1987 Personalreferentin
    Schwester Cäcilie Korn 20.1.1916–19.2.1993 Hausfrau
    Heirat 10.9.1949
    Ehefrau Regina Korn, geb. Lietzmann 9.8.1923–27.8.2018 Hausfrau
    Schwiegervater Hans Lietzmann 2.3.1875–25.6.1942 evangelischer Theologe; seit 1905 außerordentlicher Professor für Kirchengeschichte in Jena; 1919–1927 Vorsitzender der Gesellschaft für Kirchengeschichte; 1923–1942 ordentlicher Professor für Kirchengeschichte, Neues Testament und Christliche Archäologie in Berlin; seit 1934 Mitglied der „Bekennenden Kirche“
    Schwiegermutter Jutta Lietzmann 10.10.1887–26.2.1978
    Kinder zwei Söhne, eine Tochter
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Korn, Karl (1908 – 1991)

    • Vater

      Karl Korn

      2.10.1881–31.7.1963

      Volksschullehrer, Rektor

      • Großvater väterlicherseits

        Johann Korn

        22.3.1845–10.11.1889

        Landwirt

      • Großmutter väterlicherseits

        Elisabeth Korn

        28.7.1847–5.8.1932

        Landwirtin

    • Mutter

      Katharina Korn

      2.4.1886–28.9.1938

      Hausfrau

      • Großvater mütterlicherseits

        Josef Glock

        24.12.1844–1.5.1905

        Bäckermeister; Winzer

      • Großmutter mütterlicherseits

        Wilhelmine Glock

        12.7.1842–23.12.1892

    • Bruder

      Walter Korn

      22.6.1909–17.12.1987

      Kaufmann

    • Schwester

      Elisabeth Korn

      11.11.1911–22.11.1987

      Personalreferentin

    • Schwester

      Cäcilie Korn

      20.1.1916–19.2.1993

      Hausfrau

    • Heirat

      • Ehefrau

        Regina Korn

        9.8.1923–27.8.2018

        Hausfrau

  • Biografie

    Aus einem kleinbürgerlichen, katholischen und eher konservativen Elternhaus stammend, wuchs Korn in Wiesbaden auf. 1927 legte er als Jahrgangsbester das Abitur ab und studierte anschließend in Frankfurt am Main Philologie (Germanistik, Latein, Französisch). Zu seinen Dozenten zählten die Klassischen Philologen Walter Otto (1874–1958) und Karl Reinhardt (1886–1958) sowie der Literaturhistoriker Max Kommerell (1902–1944). Korn besuchte zudem Veranstaltungen Karl Mannheims (1893–1947) und Paul Tillichs (1886–1965) aus dem Umkreis des Instituts für Sozialforschung. Bis 1931 pflegte er eine enge Beziehung zu dem seit 1933 offen für den Nationalsozialismus eintretenden Mediävisten Hans Naumann (1886–1951), bei dem er 1931 mit einer Arbeit über die Lyrik des Hochmittelalters zum Dr. phil. promoviert wurde.

    Um seine akademische Ausbildung zu finanzieren, gab Korn Privatunterricht und schrieb Referate aus den Frankfurter Geistes- und Sozialwissenschaften, Reiseberichte und Diskussionsbeiträge für die „Rhein-Mainische Volkszeitung“, das „Wiesbadener Tagblatt“ und die „Frankfurter Zeitung“. 1932 legte er das Staatsexamen für das höhere Lehramt ab und erhielt ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdiensts. Anschließend arbeitete er als Lektor an der Universität Toulouse und als Assistent am dortigen Lycée de Garçons. 1934 wurde der von „jungkonservativen“ Autoren, v. a. Ernst Jünger (1895–1998), faszinierte Korn des Landes verwiesen, nachdem er lose Verbindungen zum Vizekonsulat in Marseille unterhalten und sich durch nationalistisch gefärbte Äußerungen zu deutschlandpolitischen Fragen hervorgetan hatte.

    Nach Deutschland zurückgekehrt, entschied sich Korn für eine journalistische Laufbahn und ging im September 1934 als Volontär zu dem von Paul Scheffer (1883–1963) geleiteten „Berliner Tageblatt“. Hier wurde er Mitglied der Feuilletonredaktion und redigierte bald die Beilage „Geistiges Leben“. In Berlin knüpfte Korn Kontakte zu Verlegern und Literaten wie Elisabeth Langgässer (1899–1950), Ernst Rowohlt (1887–1960) und Rudolf Alexander Schröder (1878–1962) und erlebte ein selbstbewusstes, meinungsstarkes und modernes Feuilleton.

    Anfang 1938 wurde Korn von Peter Suhrkamp (1891–1959) zum Chefredakteur der Literaturzeitschrift „Die neue Rundschau“ ernannt und ging im Frühjahr 1940 als Feuilletonchef zur NS-Wochenzeitung „Das Reich“ – ein Schritt, von dem er sich neue Perspektiven, Prestige und ein höheres Gehalt versprach. Doch schon ein halbes Jahr später erhielt er Schreibverbot, nachdem er ein Gemälde von Karl Truppe (1887–1959) kritisiert hatte, das von Adolf Hitler (1889–1945) als Präsent für den Münchner Gauleiter Adolf Wagner (1890–1944) auserkoren worden war. Im April 1941 zum Kriegsdienst einberufen und nach der Grundausbildung zum Oberkommando des Heeres nach Potsdam versetzt, war Korn an der Herausgabe von „Tornisterschriften“ beteiligt, die die Inspektion des Erziehungs- und Bildungswesens des Heeres zu Bildungs- und Propagandazwecken verschickte. 1944 wurde er in Richtung Westfront beordert, wo er im Frühjahr 1945 von der französischen Armee aufgegriffen und interniert wurde.

    Nach seiner Rückkehr im Herbst 1945 wurde Korn von einer Spruchkammer in Berlin als „Mitläufer“ eingestuft und war anschließend als freier Journalist tätig. Seit 1948 arbeitete er als Feuilletonredakteur und schließlich -leiter bei der „Allgemeinen Zeitung“ in Mainz, aus deren Hauptausgabe am 1. November 1949 die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) hervorging. Neben Hans Baumgarten (1900–1968), Erich Dombrowski (1882–1972), Paul Sethe (1901–1967) und Erich Welter (1900–1982) gehörte er zu den Gründungsherausgebern der FAZ, die sich zu einem bundesdeutschen Leitmedium entwickelte. Verantwortlich für Kultur und Kulturpolitik, prägte Korn in den ersten 25 Jahren das Gesicht des FAZ-Feuilletons. Dabei knüpfte er an Traditionen der bürgerlich-demokratischen Weimarer Presse an, indem er dem Feuilleton eine akademisch-intellektuelle Ausrichtung verlieh und es auf die Förderung der literarischen und künstlerischen Moderne verpflichtete.

    Korn engagierte sich seit den frühen 1950er Jahren für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Ende der 1950er Jahre löste der Publizist Kurt Ziesel (1911–2001) eine Kontroverse über Korns Rolle im „Dritten Reich“ aus, die in einem Rechtsstreit mündete. Wegen einer Rezension zum Spielfilm „Jud Süß“, die 1940 in „Das Reich“ erschienen war und antisemitische Passagen enthielt, wurde Korn von Ziesel u. a. bezichtigt, ein „Handlanger des Antisemitismus“ gewesen zu sein. Der Rechtsstreit endete im März 1960 mit einem Urteil des Oberlandesgerichts München, das weitgehend zu Korns Gunsten ausfiel und Ziesel fortan die Behauptung untersagte, Korn habe im „Dritten Reich“ führende Positionen bekleidet. Als aufstiegsorientierter Journalist konservativer Prägung hatte Korn zwar klare Zugeständnisse an das NS-Regime gemacht, war in seinen Texten aber meistens unpolitisch-verhalten geblieben und zu keinem Zeitpunkt als überzeugter Nationalsozialist aufgetreten.

    Nach seiner Pensionierung 1973 setzte Korn seine publizistische Arbeit fort. Neben einem Buch über den französischen Schriftsteller Émile Zola (1840–1902) verfasste er die Autobiografie „Lange Lehrzeit“ (1975) und ließ seine 1946 erstmals veröffentlichten Kindheitserinnerungen „Die Rheingauer Jahre“ 1986 in überarbeiteter Form neu auflegen.

  • Auszeichnungen

    1964 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
    1974 Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar, kleine Konvolute unter den Beständen „A:Korn, Karl 1908–1991“, „H:Korn, Karl“ und „Z:Korn, Karl 1908–1991“; Parallelüberlieferungen u. a. im Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Ernst Niekisch (N 1280) und Nachlass Erich Welter (N 1314).

  • Werke

    Studien über ‚Freude und Trûren‘ bei mittelhochdeutschen Dichtern. Beiträge zu einer Problemgeschichte, 1932. (Diss. phil.)

    In der Stille. Gedanken und Betrachtungen, 1944.

    Die Rheingauer Jahre, 1946, Neuausg. 1986, 21993.

    Der gezähmte Mensch. Moralistische Traktate, 1949.

    Die Kulturfabrik, 1953.

    Journalistische Lehrjahre, in: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken 9 (1955), H. 86, S. 336–352.

    Faust ging nach Amerika, 1958.

    Sprache in der verwalteten Welt, 1958, 21959.

    Lange Lehrzeit. Ein deutsches Leben, 1975, 21976.

    Über Land und Meer. Journal aus drei Jahrzehnten, 1977.

    Zola in seiner Zeit, 1980.

  • Literatur

    N. N., Art. „Korn, Karl“, in: Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon, Bd. 1, hg. v. Wolfgang Klötzer, bearb. v. Sabine Hock/Reinhard Frost, 1994, S. 417 f. (P)

    Bruno Jahn (Bearb.), Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch, Bd. 1, 2005, S. 574.

    Marcus M. Payk, Der „Amerikakomplex“. „Massendemokratie“ und Kulturkritik am Beispiel von Karl Korn und dem Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in den fünfziger Jahren, in: ders./Arnd Bauerkämper/Konrad H. Jarausch (Hg.), Demokratiewunder. Transatlantische Mittler und die kulturelle Öffnung Westdeutschlands 1945–1970, 2005, S. 190–217.

    Marcus M. Payk, Deutsche Visionen eines amerikanisierten Faust. Die Vereinigten Staaten im deutschen Feuilleton der 1950er Jahre, in: Jochen Vogt/Alexander Stephan (Hg.), Das Amerika der Autoren. Von Kafka bis 09/11, 2006, S. 209–232.

    Marcus M. Payk, Der Geist der Demokratie. Intellektuelle Orientierungsversuche im Feuilleton der frühen Bundesrepublik. Karl Korn und Peter de Mendelssohn, 2008.

    Marcus M. Payk, Opportunismus, Kritik und Selbstbehauptung. Der Journalist Karl Korn zwischen den dreißiger und den sechziger Jahren, in: Alexander Gallus/Axel Schildt (Hg.), Rückblickend in die Zukunft. Politische Öffentlichkeit und intellektuelle Positionen in Deutschland um 1950 und 1930, 2011, S. 147–163.

    Narz, Roxanne, Es herrscht die Stickluft der Inquisition. Widerstand durch Mitarbeit. Das Feuilleton dieser Zeitung im Spiegel der Briefe seines ersten Herausgebers Karl Korn an Margret Boveri, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 5.7.2018, S. 14.

    Peter Hoeres, Zeitung für Deutschland. Die Geschichte der FAZ, 2019.

    Roxanne Narz, Kultur im Widerstreit. Das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 1949–73, 2022.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien, FAZ-Archiv, Frankfurt am Main.

  • Autor/in

    Roxanne Narz (Nürnberg)

  • Zitierweise

    Narz, Roxanne, „Korn, Karl“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118565486.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA