Lebensdaten
1844 – 1920
Geburtsort
Gais (Kanton Appenzell, Schweiz)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118561057 | OGND | VIAF: 71666794
Namensvarianten
  • Keller, Albert (bis 1898)
  • Keller vom Steinbock, Albert
  • Keller, Albert Ritter von
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Zitierweise

Keller, Albert Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118561057.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V unbek.;
    M Caroline Keller (1807–73). T d. Hans Balthasar Keller;
    Om Friedrich Ludwig (1799–1860), Obergerichtspräs. in Z., 1847 Prof. d. Rechte in Berlin (s. ADB 15; HBLS);
    - 1878 Irene (1858–1907), T d. bayer. Hofbankiers Karl Frhr. v. Eichthal (1813–80) u. d. Isabella Gfn. Khuen v. Belasi;
    1 S (jung †).

  • Biographie

    K. gelangte mit seiner Mutter über Aufseß (Oberfranken) und Bayreuth 1854 nach München, wo seine Mutter ein großes Haus führte und einzig auf die Erziehung ihres hochbegabten Sohnes bedacht war. Nach Abschluß des Gymnasiums 1863 studierte er Jura, beschäftigte sich aber daneben mit Malerei, Musik, fremden Sprachen und Maschinenbau. Er verehrte Richard Wagner und spielte überdurchschnittlich gut Klavier, besuchte regelmäßig Theater und Konzerte und wurde zum Liebling der vornehmen Gesellschaft Münchens. Unter dem Einfluß Ludwig von Hagns und Arthur von Rambergs wandte sich K. seit 1865 gänzlich der Malerei zu und richtete sich sein erstes Atelier ein (1867-72). Daneben arbeitete er auch im Atelier Rambergs in der Kunstakademie und pflegte regen Verkehr mit Wilhelm von Kaulbach, Leibl, Lenbach, Makart, Piloty und Fritz von Uhde. 1873 war K. Gründungsmitglied des Münchner Künstlervereins Allotria, 1892 der Secession, welcher er 1906-20 als stellvertretender Präsident vorstand. Dennoch blieb er letztlich der Tradition der Münchner Schule verhaftet. Sein gesellschaftliches Prestige wurde durch die Ehe mit Irene von Eichthal, die zu den schönsten Frauen Münchens gezählt wurde, gehoben.

    K. war Autodidakt. Er begann mit kleinen Interieurdarstellungen aus eleganten Salons, Damenbildnissen, Garten- und Parkszenen, die seinen ausgebildeten Farbsinn beweisen. Sein malerisches Werk erreichte die ersten Höhepunkte mit den Bildern „Zur Audienz“ (1872, Privatbesitz), „Chopin“ (1873, Bayerische Staatsgemäldesammlung; 2 elegante Damen beim Klavierspiel), „Am Strande liegender Akt“ (1874, Privatbesitz), „Die Maske“ (1875, Bayerische Staatsgemäldesammlung), „Andromeda“ (1875, ebenda), den Interieurbildern „Die letzten Stiche“ (1876, verschollen), „Erinnerung“ (1876, verschollen; eine Dame bei der Lektüre alter Briefe), „Der Porträtmaler“ (1878, verschollen) und einer Anzahl kleiner Damenporträts von auserlesener Farbenharmonie. Zuweilen sind Einflüsse holländischer Kleinmeister spürbar. K. fand mit seinen Frühwerken, die innerhalb seines Oeuvre am bedeutendsten sind, begeisterte Aufnahme in der Öffentlichkeit und gehörte zu den ersten deutschen Malern, die nach dem 70er Krieg auch in Paris erfolgreich waren.

    In den 80er Jahren bahnte sich nach mehrfachen größeren Reisen eine 2. Periode in K.s Schaffen an, in der eine gewisse Neigung zu dekorativer Gegenständlichkeit sichtbar wird. „Badende im Park einer römischen Villa“ (1882/83) und „Kaiserin Faustina im Junotempel“ (1882) weisen bereits in diese Richtung. Unter dem Eindruck des Verkehrs mit den Okkultisten Carl Du Prel und Albert von Schrenck-Notzing in der neugegründeten Psychologischen Gesellschaft in München 1886 und bei deren Versuchen mit den Medien Lina Matzinger, Eusapia Palladino sowie der Traumtänzerin Madeleine Guipet entstanden K.s außergewöhnliche Darstellungen okkulten, hypnotischen, spiritistischen und mystisch-religiösen Inhalts. Auch die damals gemalten großen Damenporträts sowie das „Diner“ bei Tag (1887) und bei Nacht (1891) von K.s Freunden in dessen Wohnung gelten als Meisterwerke.

    Die große Winterausstellung der Secession 1908, auf welcher 150 Bilder K.s gezeigt wurden, markiert einen letzten Höhepunkt in seinem Schaffen. In seinem Spätwerk läuft K. Gefahr, in konventioneller Routine zu erstarren, nach Gefälligkeit und Sensation zu trachten. Gisela von Wehner (1902/19) und|Anni Söldner (1915/20) standen ihm Modell, ferner die Schauspielerinnen Camilla Eibenschütz (1910) und Ellen Richter (1912), die Sängerin Hermine Bosetti (1913) und die Pianistin Alice Ripper (1919). Dis zuletzt blieb K., der sich jeder akademischen Lehrtätigkeit enthielt, die allgemeine Hochschätzung erhalten. Er verstand es, „mit prickelnder Koloristik die Reize mondäner Umgebung widerzuspiegeln oder sich zu visionärem Schauen zu erheben“ (aus der Grabrede Hugo von Habermanns) und wurde so zum meisterlichen Illustrator der gesellschaftlichen Dekadenz um die Jahrhundertwende.|

  • Auszeichnungen

    8 Medaillen b. Kunstausstellungen in Wien (1873), München (1883, 1889), Berlin (1886, 1891), Paris (1889, 1900) u. London (1891);
    Prof.-Titel 1887.

  • Werke

    Weitere W u. a. aus K.s 2. Schaffensperiode: Auferstehung d. Tochter Jairi, 1886 (München, Bayer. Staatsgemslgg.);
    Wallfahrt nach Kevelaer, 1885-87 (verschollen);
    Judith u. Holofernes, 1888 (verschollen);
    Hexenverbrennung, 1888 (verschollen);
    Urteil d. Paris, 1891-1905;
    Die glückliche Schwester, 1893;
    Versuchung, 1893;
    Stigmatisation, 1908 (Privatbes.);
    Tod d. Antigone, 1908 (Mus. Budapest). -
    Von d. großen Damenporträts aus d. 2. Schaffensperiode: Adele v. Le Suire, 1882-91;
    Else Fleischer, 1888 f.;
    Anna v. Kühlmann, 1888 f.;
    Irene v. Keller, 1888-91 (ca. 40 P s. Ehefrau sind entstanden);
    Zarin Alexandra v. Rußland, 1894. -
    Geistiges u. künstler. München in Selbstbiogrr., hrsg. v. W. Zils, 1913.

  • Literatur

    20 Photogravüren v. A. K., 1899;
    Kollektion A. v. K. in: Winterausstellung d. Secession, 1908;
    H. Rosenhagen, in: Künstlermonogrr., 1912;
    H. E. v. Berlepsch, in: Kunst f. alle 12, 1897, S. 193-201 (14 Abb., 2 P);
    F. v. Ostini, ebd. 20, 1905, S. 344-67 (29 Abb., P);
    ders., A. v. K. z. 70. Geb.tag, ebd. 29, 1914, S. 360-75 (14 Abb., P);
    ders., in: Velhagen & Klasings Mhh. 9, 1902, S. 224-41 (23 Abb.): B. Rüttenauer, A. v. K. als Frauenmaler, in: Westermanns Mhh. 7, 1913, S. 61-77 (22 Abb., P);
    DBJ II (u. Tl., W, L);
    ThB (W, L).

  • Porträts

    Selbst-P, 1874 (München, Bayer. Staatsgem.-slgg.), 1890 (ebd., Stadt. Gal., Lenbach-Haus) u. 1917 (Privatbes.).

  • Autor/in

    Oskar A. Müller
  • Zitierweise

    Müller, Oskar A., "Keller, Albert Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 428-429 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118561057.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA