Lebensdaten
1848 – 1931
Geburtsort
La Gracieuse bei Morges (Waadt)
Sterbeort
Yvorne (Waadt)
Beruf/Funktion
Psychiater ; Entomologe ; Professor in Zürich
Konfession
calvinistisch
Normdaten
GND: 118534327 | OGND | VIAF: 9892282
Namensvarianten
  • Forel, Auguste
  • Forel, August
  • Forel, Auguste
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Zitierweise

Forel, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118534327.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Victor (1823–1914), Geometer u. Landwirt, S d. Auguste (1788–1869), Oberst u. Zeughausverwalter;
    M Pauline (1828–90), T d. Pierre-Théodore Morin auf Dieulefit;
    Groß-Ov Alexis (1787–1872), Volkswirtschaftler u. Entomol.;
    Vt François (1841–1912), Prof. d. Anatomie u. Physiol. in Lausanne, Erdbebenforscher, Alexis (1852–1922), Chemiker, Graveur, Radierer; München 1883 Emma (1865–1946), Egeändert aus: T [d. Red.] d. Physikers Karl Aug. Steinheil ( 1870);
    2 S, 4 T, u. a. Oscar|(* 1891), Psychiater, Vf. v. „L'Accord des Sexes“ (1953).

  • Biographie

    F. wurde in calvinistischer Konfession erzogen. Ihre Ethik und religiöse Praxis bestimmten in säkularisierter Form wesentlich seinen Lebensgang. Beeinflußt von Darwin, studierte F. in Zürich Medizin und wurde Entomologe (1872 Promotion in Zürich). Für das Buch „Die Ameisen der Schweiz“ erhielt er den Schläfli-Preis; Krönung seiner entomologischen Studien wurde das 5bändige Werk „Die soziale Welt der Ameisen“ (1923). Seit 1873 Assistent bei B. A. von Gudden in München, habilitierte er sich hier 1877. Seine ersten medizinischen Arbeiten waren hirnanatomischer Art; er entdeckte den Ursprung des Nervus acusticus (Neurologisches Zentralblatt4, 1885) und beschrieb den Campus „Foreli“ (Archiv für Psychiatrie 7, 1877). 1879 wurde er zum Direktor von Burghölzli ernannt, wo er das Anstaltswesen reformierte; gleichzeitig erhielt er eine Professur an der Universität Zürich. Er befaßte sich mit dem Hypnotismus und Alkoholismus. Angeregt durch H. Bernheim und die Schule von Nancy, hielt F. erstmalig Vorlesungen über therapeutischen Hypnotismus. Mit J. Großmann gab er die „Zeitschrift für Hypnotismus“ heraus. 1888 gründete er mit dem Schuster Bosshardt das Trinkerasyl Ellikon und führte später den Guttemplerorden in der Schweiz ein. F. wurde einer der bedeutendsten Vertreter der internationalen Abstinenzbewegung. Ausgehend von B. A. Morels Dégénérescence, prägte F. die Lehre von der heute nicht mehr anerkannten Blastophthorie. 1898 gab er die öffentlichen Ämter auf, um sich sozial- und sexualhygienischen und humanitären Aufgaben zu widmen. In Yvorne betätigte er sich im 1. Weltkrieg pazifistisch und sozialistisch, nahm in der Schrift „Vereinigte Staaten der Erde“ (1914/15) aktuellste Probleme der heutigen Gegenwart voraus und befreundete sich unter anderem mit E. Bernstein, W. Schücking, L. Quidde, Romain Rolland und A. Lunatscharsky. 1920 trat er der den Weltfrieden fördernden Bahaibewegung bei. F. war rigoroser ethischer Monist, Evolutionist mit stark volkstümlicher Wirkung, insbesondere auf dem Gebiet der Sexualhygiene und Strafrechtspflege. Als empirischer Positivist und überzeugter Monist ertrug F. dennoch die symbollose Welt schlecht. Daher verwirklichte er im Ritual des Guttemplerordens seinen Wunsch nach einer monistischen Kirche und nach einer Ersatzreligion. Hier reiht er sich an Ernst Haeckel, Friedrich Jodl und F. Müller-Lyer an. Im Optimismus seiner zukunftsbeglückenden Eschatologie überwindet er den damals üblichen Schopenhauer-Pessimismus.

  • Werke

    Weitere W u. a. Das Gedächtnis u. s. Abnormitäten, 1885;
    Der Hypnotismus, 1889, 121923;
    Die Trinksitten, ihre hygien. u. soz. Bedeutung, 1890;
    Zur staatl. Regulierung d. Prostitution, 1891;
    Die Errichtung v. Trinkerasylen, 1892;
    Gehirn u. Seele, 1894, 131922;
    Über d. Zurechnungsfähigkeit d. normalen Menschen, 1901;
    Die sexuelle Frage, 1905, 161931, franz. 1906, ⁵1922;
    Sexuelle Ethik, 1906;
    Ges. hirnanatom. Abhh., 1907;
    Autobiogr. in: Die Med. d. Gegenwart in Selbstdarst. VI, 1927;
    Rückblick, 1935.

  • Literatur

    A. v. Muralt, A. F., Schweizer Köpfe, H. 4-5, 1928;
    A. Wettley, A. F., 1953;
    Fischer (P); – Zur Fam.:
    HBLS.

  • Autor/in

    Annemarie Wettley
  • Zitierweise

    Wettley, Annemarie, "Forel, August" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 298-299 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118534327.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA