Lebensdaten
zwischen 1486 und 1495 – 1546
Geburtsort
im Thurgau
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Zeichner ; Formschneider
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118534017 | OGND | VIAF: 126037
Namensvarianten
  • Flötner, Peter
  • Flötner, Peter
  • F., P.
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Zitierweise

Flötner, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118534017.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    1) Anna N.N. ( um 1528), 2) Nürnberg 2.8.1530 Margarete Hohe, 3) ebd. 25.11.1532 Margarete verw. Sonnenschein ( n. 1546);
    1 S aus 1);
    E Peter d. J. (gen. 1581-1614 in N.), Vf. v. satir. Schrr. gegen Papsttum u. kath. Kirche.

  • Biographie

    Über das Leben F.s ist wenig bekannt. Er war etwa 1512-18 in Augsburg tätig (Bange, durch Feuchtmayr angezweifelt). 1522 beschloß der Rat der Reichsstadt Nürnberg, „den fremden Bildschnitzer von Ansbach, Meister Peter“ als Bürger aufzunehmen; 1523 leistet dieser den Bürgereid. Italienreisen sind zwischen 1518 und 1522 und 1529/30 anzunehmen. F. brachte es nie zu irgendeinem Wohlstand und hatte viele finanzielle Schwierigkeiten. – Neben dem Einfluß der Augsburger Kunst (Bange), Anregungen durch Altdorfer (frühe Plaketten, wohl auch Zeichnungen F.s; Troche) ist für F.s gesamtes Werk Albrecht Dürer und die Nürnberger Kunst (der Beham) als entscheidend zu nennen (zum Beispiel große späte Plakettenfolge der sitzenden Tugenden), deren Hauptvertreter F. in der nächsten Generation dann selbst wird. Auf Beziehungen F.s zu Augsburg weisen gewisse Züge in der Plakettenfolge der Tugenden hin, die Verwandtschaft mit Werken des Augsburgers Sebastian Loscher zeigen, sowie die Tatsache, daß Chorgestühl (1550) und Kanzel (1551) von Adolf Dauher im Münster von Schwäbisch-Gmünd in ihren Intarsien von der Kunst F.s beeinflußt sind (W. Klein), während die früher angenommene Mitarbeit F.s an der Ausstattung der Fugger-Kapelle (Augsburg, Sankt Anna) fraglich geworden ist (Feuchtmayr: Zuschreibung der Chorgestühl-Putten an Loscher; Bange 1936: Zeichnungen in Basel Kopien). F. ist führend auf vielen wichtigen Gebieten der deutschen künstlerischen Produktion seiner Zeit. Wir finden den Niederschlag davon in den Zeichnungen, die nach 1523 mit einer Reihe von Illustrationen zu den 5 Büchern Mosis einsetzen, mit Entwürfen für Möbel und andere kunstgewerbliche Gegenstände (zum Beispiel der Goldschmiedekunst) ebenso wie in dem um 1530 einsetzenden Holzschnitt, der außerdem Entwürfe zu Möbeln, Architekturteilen, einem Kartenspiel und Figurenalphabete aufweist. Eine Reihe von Möbeln (Schränke) gehen auf Entwürfe F.s zurück. – Von der früher als|umfangreich angenommenen Tätigkeit F.s als Architekt wird nur noch die Beteiligung an der 1533 entstandenen Ausstattung des Tucherschlößchens in der Hirschelgasse in Nürnberg und 1534 des Gartensaales der Familie Hirschvogel, Nürnberg, des „Hirschvogelsaales“, anerkannt (beide 1944 zerstört). Die seit den 1520er Jahren bis in die Spätzeit nachweisbaren Plaketten in Bleiguß und Bronze (Entwürfe dazu in Speckstein), deren Schöpfer und erster Meister in Deutschland F. ist, welche das immer stärkere Vorherrschen der Figur über den Landschaftshintergrund zeigen, bringen neben antiken und christlichen Themen, neben Tugenden, Lastern und Todsünden auch solche aus der deutschen Geschichte (älteste deutsche Könige, Illustrationen zum Geschichtswerk des Burchard Waldis), ebenso wie der Holzschnitt 1543, der ferner 1534 Illustrationen zur Ungarnchronik bringt. F. wird auch als Urheber von Brunnen genannt (Trient). 1538 verfertigt er die (nicht erhaltenen) von Pankraz Labenwolf ausgeführten Gußmodelle für den Silberaltar König Sigismunds I. von Polen für die Jagellonen-Kapelle der Krakauer Wawelkathedrale. Die Gesamtleitung hat der Nürnberger Goldschmied Melchior Baier. F. arbeitet hier also – wie öfters – für andere, dies ist wohl einer der Gründe für seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten. 1530 entstand der Kokosnußpokal der Nürnberger Familie Holzschuher (Schnitzereien von F., Goldschmiedearbeiten nach seinem Entwurf), 1538 die Erinnerungsmedaille an die Erneuerung der Nürnberger Burgbefestigung (F.s Tätigkeit als Medailleur wurde durch die Forschung geklärt und eingeschränkt), 1549 erschien nach seinem Tode die wohl nicht lange zuvor entstandene ornamentale Holzschnitt-Folge der Mauresken, wichtig, neuartig und ursprünglich auf Islamisches zurückgehend. Wir besitzen von F. auch kleinplastische Werke in Buchsbaum. Als skeptisch-aufklärerisches Kind seiner Zeit zeigt er sich allenthalben in Szenen von zum Teil derber Erotik. – F.s Bedeutung für die Kunst seiner Zeit und der Folgezeit liegt vor allem in der Tätigkeit auf vielen Gebieten des Kunstgewerbes, in der er auch oft Anregungen der italienischen Kunst – zum Beispiel in den Plaketten – weitergibt und schöpferisch verarbeitet.

  • Literatur

    A. Haupt, in: Jb. d. preuß. Kunstslgg. 26, 1905, S. 116 ff., 148 ff.;
    O. v. Falke, P. F. u. d. süddt. Tischlerei, ebd. 37, 1916, S. 121 f.;
    E. F. Bange, P. F.s Augsburger Aufenthalt, ebd. 44, 1923, S. 107-17;
    ders., Die Handzeichnungen P. F.s, ebd. 57, 1936, S. 169-92 (mit Kat., älterer L u. Chronol.);
    ders., Eine unbek. Zeichnung P. F.s, ebd. 59, 1938, S. 231 f.;
    ders., Zur Datierung v. P. F.s Plakettenwerk, in: Archiv f. Medaillen- u. Plakettenkde. 3, 1921/22, S. 45;
    ders., Kleinplastik d. dt. Renaissance, 1928, Tafel 82 ff., Kat. v. 17 Modellen in. Solnhofer Stein f. Bleigußplaketten;
    ders., Die Bildwerke d. dt. Mus. Berlin II, Bronzen, 1923, S. 80 ff. (Bronzeplaketten);
    ders., ebd. IV, Kleinplastik, 1930, S. 35 (Nr. 2908 Solnhofer Steinmodell f. Metallguß);
    E. Bock u. J. Rosenberg, Kat. d. Berliner Handzeichnungen, 1921, S. 42;
    E. Bock, Kat. d. Handzeichnungen Erlangen, 1923, S. 323-94, 396-400, 402, 774;
    G. Habich, Treibarb., in: Münchner Jb. d. bildenden Kunst, NF 4, 1927, S. 334 f.;
    ders., Die dt. Schaumünzen d. 16. Jh., 1929 f., II, 1, S. 257 ff., Nr. 1821-34;
    E. Schilling, Nürnberger Handzeichnungen, Die Meisterzeichnung III, 1929, Abb. 44/45;
    M. Geisberg, Der dt. Einbl.holzschn., 1930, Nr. 813/73;
    ders., Die dt. Buchill., 1930, Nr. 97, 104;
    W. Klein, in: Gmünder Heimatbll. 4, 1931, S. 113 ff., 5, 1932, S. 33 ff.;
    F. Rumpf, Btrr. z. Gesch. d. frühen Spielkarten, in: Festschr. f. Adolf Goldschmidt, 1935, S. 77-91;
    C. Dodgson, Rare woodcuts in the Ashmolean Mus., in: Burlington Mgz. 66, London 1935, S. 89-93 (Original d. Holzschn. d. Pfaffenwallfahrt);
    R. Gaettens, Zum Medaillenwerk P. F.s, in: Bll. f. Münzfreunde 75, 1940, 5/6, S. 64-67;
    E. G. Troche, Kat. d. F. Ausstellung Nürnberg, 1946;
    ders., Festvortrag F., in: Die Besinnung 2, 1947, 3/4, S. 123-33;
    ders., in: Das Kunstwerk 2, 1946/47, S. 59-61;
    E. W. Braun, Nürnberger Bronzebrunnen in Schloß Trient, in: Münchner Jb. d. bildenden Kunst 11, 1951, S. 203 f.;
    ders., Über einige Nürnberger Goldschmiede-Zeichnungen a. d. 1. Hälfte d. 16. Jh., in: 94. Jber. Germ. Nat.mus. Nürnberg, 1954, S. 15 f.;
    K. Feuchtmayr, Die Bildhauer d. Fugger-Kapelle b. St. Anna z. Augsburg, in: N. Lieb, Die Fugger u. d. Kunst, 1952, S. 435 f.;
    W. Pfeiffer, Eine Bronzestatuette v. P. F., in: Zs. f. Kunstwiss. 10, 1956, S. 53 f.;
    Theod. Müller, Die Bildwerke in Holz, Ton u. Stein v. d. Mitte d. 15. bis gegen Mitte d. 16. Jh., 1959, S. 199 f., Nr. 195 f.;
    ThB (ältere L).

  • Porträts

    Späterer anonymer P-Stich en face, physiognom. übereinstimmend (München, Staatl. Graph. Slg.);
    Prunkbett mit Selbstbildnis im Profil, 1533 datiert u. monogrammiert, Abb. b. E. F. Bange, F.s Holzschnitte, 1926, Nr. 33;
    Selbstbildnis, Abb. b. Röttinger, F.s Holzschnitte, 1916, Nr. 41.

  • Autor/in

    Wolfgang Wegner
  • Zitierweise

    Wegner, Wolfgang, "Flötner, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 250-251 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118534017.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Flötner: Peter F., Zeichner und Formschneider aus Nürnberg, dessen Geburtsjahr unbekannt ist, am 23. October 1546. Paul Behaim ist der erste, der in seinem handschriftlichen Katalog das Monogramm P F, bei dem eine Art Stampfe oder ein Meißel steht, auf Peter Flötner deutet, worauf ihn dann auch Sandrart zu den Formschneidern rechnet. Er scheint sich auch im Kleinen mit der Bildhauerei befaßt zu haben, Neudörffer berichtet, daß er „gewaltig in kleinen Dingen“ war, in Stein schnitt und Modelle für Goldschmiede geliefert habe. Die Berliner Kunstkammer besitzt eine Kleopatra, die mit dem Monogramm und 1532 bezeichnet ist. Von seinen Lebensschicksalen ist nichts bekannt. Seine Holzschnitte sind kräftig ausgeführt, die Zeichnung ist correct, sie gehören zu den besten Erzeugnissen dieser Art aus jener Zeit; die Darstellungen aus dem Alltagsleben, aus dem Kreise der Landsknechte haben ein Interesse für die Culturgeschichte, so wie die Blätter mit Ornamenten für die Kunstindustrie sehr wichtig sind. Eine Folge von 78 Mustern für Schreiner, Damascirer und Goldschmiede erschien 1549 in Zürich bei R. Wyssenbach. Besonders geschätzt werden seine Blätter mit architektonischen Abbildungen, Thüreinfassungen, der reich ornamentirte Pocal und zwei Bettstellen. Die Blätter im Werke: „Der hungern Chronica“ gehören ihm nicht an.

    • Literatur

      Bartsch IX. Passavant III. Neudörffer, Nürnberger Künstler.

  • Autor/in

    Wessely.
  • Zitierweise

    Wessely, Joseph Eduard, "Flötner, Peter" in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 133 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118534017.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA