Lebensdaten
1866 – 1943
Geburtsort
Damm bei Aschaffenburg
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118528432 | OGND | VIAF: 13098683
Namensvarianten
  • Dyroff, Adolf
  • Dyroff, A.
  • Dyroff, Adolph

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Zitierweise

Dyroff, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118528432.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinr. (1834–79), Kaufm., später Bankdirektor;
    M Martha Flach (* 1834);
    ⚭ Margot (* 1875), T des Wilh. Rr. v. Lermann (1846–1917), Präs. des Verwaltungsgerichtshofs in München (s. Schärl), u. der Johanna Martin in Aschaffenburg;
    Vt Karl (1862–1938), Ägyptologe, Anton (1864–1948), Rechtslehrer, Schöpfer der bayerischen Kirchengemeindeordnung v. 1912;
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    Beim Beginn seiner akademischen Studien schwebt D. als Hauptaufgabe seines Lebens die Begründung einer neuen Wissenschaft vor – der Wissenschaft von der Kultur. Dieser Traum bestimmt seinen weiteren wissenschaftlichen Aufstieg. An den Universitäten Würzburg, Bonn, Berlin studiert D. klassische Altertumswissenschaft, Germanistik und Geschichte, treibt daneben kunstgeschichtliche und philosophische Studien. Seine Hauptlehrer sind Mart. Schanz, H. Usener. F. Bücheler, Hermann Schell und W. Dilthey. Unter Diltheys Einfluß entschließt sich D., die Philosophie zum Lebensberuf zu wählen. 1892 promoviert D. in Würzburg mit der Abhandlung „Geschichte des griechischen pronomen reflexivum“. 1894-99 ist er Gymnasiallehrer in Würzburg, gewinnt in Oswald Külpe den väterlichen Freund und Berater bei seinem Eindringen in die philosophische Grunddisziplinen. 1899 habilitiert er sich bei G. von Hertling in München mit seinen „Demokritstudien“. 1901 wird er außerordentlicher Professor in Freiburg. 1903 übernimmt er den Lehrstuhl für die katholische Philosophie an der Universität Bonn und wirkt hier als gefeierter Lehrer bis zum Ende seines Lebens. Unter seinen zahlreichen Schülern ragen Jak. Barion, Mart. Honnecker, Joseph Lenz, Th. Steinbüchel, Johannes Maria Verweyen, Peter Wust und der Dante-Forscher Heinrich Fels hervor.

    D.s unzählige kleine Abhandlungen zur klassischen Altertumswissenschaft, zur Literatur-, Kunst- und Religionsgeschichte dürfen als wertvolle Beiträge zu dem von ihm schon früh gefaßten aber nicht bis zum Ende ausgeführten Plan, die Wissenschaft von der Kultur auszubauen, betrachtet werden. In|der Geschichte der Philosophie beherrscht D. die ganze Vergangenheit des philosophischen Denkens und seinen geistesgeschichtlichen Hintergrund. Als vollendeter Meister geht D. mit den Schätzen der antiken Philosophie um. In die mittelalterliche Philosophie ist er erst spät, aber um so gründlicher, eingedrungen. Bahnbrechend sind seine Studien zur Philosophie der Renaissance. „Der Ruhm, die Bedeutung der Renaissance-Philosophie voll erkannt zu haben, gebührt Adolf Dyroff“ (A. Dempf). Die großen Systeme der neueren Philosophie hat D. wie sonst nur ganz wenige katholische Denker beherrscht. Sein tiefgründiges Wissen stellt D. in den Dienst einer großartigen weltanschaulichen Synthese, in die er die Grunderrungenschaften des europäischen philosophischen Denkens aufnimmt und organisch eingliedert. Die wertvollsten Bestandteile verdankt diese Synthese den größten Gestaltern der „immerwährenden Philosophie“ (philosophia perennis) Platon und Aristoteles, Augustinus und Thomas, Nikolaus von Cues und Leibniz – aber auch für die positiven Leistungen des deutschen Idealismus sowie der neuzeitlichen Wertphilosophie und Phänomenologie hat D. ein offenes Auge.

  • Werke

    Weitere W u. a. Ethik d. alten Stoa, 1897; Über d. Existenzialbegriff, 1902 (spanisch v. G. A. Blanco, 1905);
    Über d. Seelenleben d. Kindes, 1904;
    Das Ich u. d. Wille, in: Philos. Jb. d. Görres-Ges. 18, 1905;
    Das Ich u. Empfindung, Vorstellung, Bewußtseinslage, ebd.;
    Der Ich-Gedanke, ebd.;
    Das Selbstbewußtsein, ebd.;
    Rosmini, 1906;
    Einführung in d. Psychol., 1908, ⁶1932 (russ. v. Samsonoff 1911);
    Über Aristoteles' Entwicklung, in: Festschr. f. G. v. Hertling, 1913;
    Chronos, in: Festgabe f. F. v. Bezold, 1921;
    Dante u. unsere Zeit, in: Dante Abhh. d. Herren D., Krebs, Baumgartner, Sauer, 1921, S. 3-26;
    Die Mission im Lichte philos. Betrachtung, = Abhh. aus Missionskde. u. Miss.gesch. 28, 1922;
    Zur allg. Kunstlehre d. hl. Thomas, in: Festgabe f. C. Bäumker, 1923;
    Autobiogr., in: Die Philos. d. Gegenwart in Selbstdarst. V, 1924, S. 129-63 (W, P);
    Kant u. d. Scholastik, in: Philos. Jb. d. Görres-Ges. 37, 1924;
    Neuere Schrr. üb. Nikolaus v. Cues, ebd. 41, 1928;
    Über d. Entwicklung u. d. Wert d. Ästhetik d. Thomas von Aquino, in: Archiv f. Philos. u. Soziol., 2. Abt., 33. Bd., 1928;
    Der Gottesgedanke bei d. europ. Philosophen in gesch. Sicht, 1941;
    postum hrsg. v. W. Szylkarski: Einl. in d. Philos. (mit biogr. Einl. v. W. Szylkarski), = Deus et Anima, Archiv d. Christl. Philos. u. Dichtung 1, 1948;
    Ästhetik d. tätigen Geistes, 2 Bde., = ebd. 2 u. 3, 1948;
    Hrsg.: Renaissance u. Philos., 13 Bde., 1908-20.

  • Literatur

    Zum 60. Geb.tag P. Wust, in: Köln. Volksztg. v. 2.2.1926;
    H. Lützeler, ebd.;
    J. Lenz, in: Pastor bonus, März 1926;
    Synthesen in d. Philos. d. Gegenwart, Festschr. f. A. D., 1926;
    – S. Behn, in: FF 13, 1937, Nr. 35/36;
    W. Szylkarski, Jugendgesch. A. D.s mit einigen Streifzügen durch d. Jahre s. Reife u. Vollendung, 1947, ²1948 (W ca. 400 Nr., L, P), = Deus et Anima 4;
    M. Grabmann, in: HJb. 62-69, 1949, S. 916-19;
    J. Lenz, A. D.s geistl. Nachlaß, in: Trierer Theol. Zs. 59, 1950.

  • Porträts

    Büste v. C. Menser (Univ. Bonn);
    Bildnisse v. Zeller, v. E. Tiedemann (im Besitz d. Fam.).

  • Autor/in

    Wladimir Szylkarski
  • Zitierweise

    Szylkarski, Wladimir, "Dyroff, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 212-213 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118528432.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA