Lebensdaten
1879 – 1960
Geburtsort
Maulburg bei Lörrach
Sterbeort
Lörrach
Beruf/Funktion
Dichter ; Schriftsteller ; Maler ; Künstler ; Übersetzer ; Dramatiker ; Librettist ; Lyriker
Konfession
evangelisch-reformiert
Normdaten
GND: 118517821 | OGND | VIAF: 32038176
Namensvarianten
  • Strübe, Hermann
  • Burte, Hermann
  • Strübe, Hermann
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Zitierweise

Burte, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118517821.html [28.03.2024].

CC0

  • Hermann Burte war einer der prominentesten Vertreter der alemannischen Heimatkunstbewegung. Sein schriftstellerisches Werk, v. a. der Roman „Wiltfeber, der ewige Deutsche“ (1912), fand in der völkischen Jugendbewegung große Beachtung. Im „Dritten Reich“ war Burte ein gefragter Dramatiker und trat als Propagandaredner für die NSDAP hervor. Seine Werke und Person werden im oberrheinischen Raum bis heute kontrovers diskutiert.

    Lebensdaten

    Geboren am 15. Februar 1879 in Maulburg bei Lörrach
    Gestorben am 21. März 1960 in Lörrach
    Grabstätte Friedhof in Maulburg bei Lörrach
    Konfession evangelisch-reformiert
    Hermann Burte, Staatsarchiv Freiburg im Breisgau (InC)
    Hermann Burte, Staatsarchiv Freiburg im Breisgau (InC)
  • Lebenslauf

    15. Februar 1879 - Maulburg bei Lörrach

    1897 - Freiburg im Breisgau

    Abitur

    Oberrealschule (heute Rotteck-Gymnasium)

    1897 - 1904 - Karlsruhe

    Studium der Malerei

    Badische Kunstgewerbeschule; Badische Akademie der bildenden Künste

    1904 - 1906 - v. a. London

    Englandreise; Fortbildung als Kunstmaler und Zeichner

    1906 - 1908 - Paris

    Aufenthalt

    1908 - 1945 - Lörrach

    Maler, Dichter, Schriftsteller

    1916 - 1918 - Freiburg im Breisgau

    Kriegsdienst

    Postüberwachungsstelle

    1919 - 1933

    Mitglied

    Deutschnationale Volkspartei

    1924 - 1932 - Lörrach

    Herausgeber

    Der Markgräfler. Freie deutsche Zeitung für das schaffende Volk in Stadt und Land

    1936 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    Juni 1945 - März 1946 - Lörrach

    französische Internierung

    November 1949 - Freiburg im Breisgau

    Einstufung als „minderbelastet“

    Spruchkammer

    1949 - 1963 - Efringen-Kirchen bei Lörrach; seit 1958 Maulburg bei Lörrach

    Übersetzer; Maler, Dichter, Schriftsteller

    21. März 1960 - Lörrach
  • Genealogie

    Vater Friedrich Strübe 1842–1912 Buchhalter einer Textilfabrik
    Mutter Elisabeth Strübe, geb. Kuhny 1847–1917 Hausfrau
    Bruder Adolf Strübe 1881–1973 Maler; Professor für Malerei an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Berlin
    Geschwister drei Schwestern, eine Stiefschwester
    Heirat ledig
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Burte, Hermann (1879 – 1960)

    • Vater

      Friedrich Strübe

      1842–1912

      Buchhalter einer Textilfabrik

    • Mutter

      Elisabeth Strübe

      1847–1917

      Hausfrau

    • Bruder

      Adolf Strübe

      1881–1973

      Maler; Professor für Malerei an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Berlin

    • Heirat

  • Biografie

    Burte wuchs unter seinem Geburtsnamen Hermann Strübe in einem evangelisch geprägten und literarisch interessierten Elternhaus auf, legte 1897 das Abitur in Freiburg im Breisgau ab und studierte anschließend bis 1904 Malerei an der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. Begleitet von seinem Studienkollegen Friedrich Franz von Hochberg (1875–1954), dessen Vater Bolko Graf von Hochberg (1843–1926) Burtes erster Mäzen wurde, absolvierte er danach eine zweijährige Englandreise als Kunstmaler und Zeichner, wobei seine Arbeiten weitgehend der oberrheinischen Heimat galten. 1908 ließ er sich in Lörrach nieder, schlug eine schriftstellerische Karriere ein und nahm – um einer Verwechslung mit seinem ebenfalls künstlerisch tätigen Bruder vorzubeugen – mit Hermann Burte den Namen des Protagonisten seines Debütromans „Der blonde Teufel“ (1907) an.

    Ein Hauptmotiv der Werke Burtes ist die Heroisierung genialer, opferbereiter „Führer“-Figuren und deren Scheitern am Unverständnis ihrer Zeitgenossen. Der literarische Durchbruch gelang ihm 1912 mit dem Roman „Wiltfeber, der ewige Deutsche. Die Geschichte eines Heimatsuchers“, für den er 1913 den Kleist-Preis erhielt. Der von völkisch-religiösem, modernisierungs- und zivilisationskritischem Denken getragene Roman, in dem auch ökologische Aspekte eine Rolle spielen, fand v. a. in der Jugendbewegung große Beachtung und erreichte bis 1940 eine Auflage von 74 000 Exemplaren. In der Folgezeit wurde Burte u. a. von Carl Albrecht Bernoulli (1868–l937), Richard Dehmel (1863–1920), Walther Rathenau (1867–1922) und Werner Reinhart (1884–1951) finanziell und gesellschaftlich gefördert.

    Seit 1919 Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei, agitierte Burte in der von 1924 bis 1932 von ihm herausgegebenen Zeitung „Der Markgräfler“ gegen die Weimarer Republik. 1931 verfasste er Weiheverse auf einen politischen Führer der Zukunft, die er 1939 in dem Adolf Hitler (1889–1945) glorifizierenden Sammelband „Dem Führer“ abdrucken ließ. Im „Dritten Reich“ feierte Burte, der 1936 Mitglied der NSDAP wurde, mit den Bühnenwerken „Katte“ (1914) und „Warbeck“ (1915) Erfolge, während sein Schauspiel „Simson“ (1917) wegen des jüdisch-alttestamentarischen Themas nicht aufgeführt werden durfte. NS-Germanisten, darunter Hans Knudsen (1886–1971), Hellmuth Langenbucher (1905–1980) und Arthur Sack (geb. 1908), stilisierten ihn zum frühen Seher und Künder des NS-Staats. Im Zweiten Weltkrieg trat Burte im Rundfunk als Propagandaredner hervor und wurde 1944 durch Joseph Goebbels (1897–1945) in die Liste der „Gottbegnadeten“ aufgenommen, wodurch ihm eine Einberufung in den Volkssturm erspart blieb. Im selben Jahr erhielt er durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda eine geheime „Ehrengabe“ in Höhe von 15 000 Reichsmark.

    Von Juni 1945 bis März 1946 von der französischen Besatzungsmacht interniert, ließ sich Burte 1948 in Efringen-Kirchen bei Lörrach nieder und wurde im November 1949 von der Spruchkammer in Freiburg im Breisgau als „minderbelastet“ eingestuft. Durch die 1948 vorgelegte, unveränderte Neuauflage der 1925 entstandenen Schrift „Mit Rathenau am Oberrhein“ suggerierte er erfolgreich, als Freund des 1922 ermordeten Politikers kein Antisemit gewesen zu sein. Nach einer Bewährungsfrist von zwei Jahren, die er mit der Übersetzung französischer Gedichte für den Heidelberger Carl-Pfeffer-Verlag überbrückte, wurde Burte wieder schriftstellerisch aktiv und knüpfte mit den Gedichtbänden „Das Heil im Geiste“ (1953) und „Stirn unter Sternen“ (1957) an seine völkische Gesinnung an. Er war Ehrenmitglied des von Herbert Böhme (1907–1971) geleiteten, nationalistisch-rechtsradikalen Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes.

    Burte war in den 1950er und 1960er Jahren v. a. in Südwestdeutschland populär und galt als führender alemannischer Heimatdichter in der Nachfolge Johann Peter Hebels (1760–1826). Während Burtes Verhältnis zum Nationalsozialismus und sein Handeln im „Dritten Reich“ zunächst kaum thematisiert wurden, kam es zu diesen Fragen seit den 1970er Jahren im oberrheinischen Raum wiederholt zu kontroversen, teils erbitterten Debatten, welche die historisch-kritischen Ausstellungen im Dreiländermuseum Lörrach – „Hermann Burte und der Nationalsozialismus“ (2007) und „Kunst im Nationalsozialismus“ (2020/21) – nicht befrieden konnten.

  • Auszeichnungen

    1913 Kleist-Preis für das Jahr 1912
    1924 Dr. phil. h. c., Universität Freiburg im Breisgau
    1927 Schillerpreis (mit Fritz von Unruh und Franz Werfel)
    1929 Ehrenbürger der Stadt Maulburg bei Lörrach
    1929 Hermann-Burte-Straße, Maulburg bei Lörrach
    1936 Johann-Peter-Hebel-Preis des badischen Ministeriums für Kultus und Unterricht
    1937 Lyrikpreis der Zeitschrift „Dame“
    1938 Großdeutscher Mundartenpreis Goldener Spatz von Wuppertal
    1939 Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
    1939 Ehrenbürger der Stadt Lörrach
    1942 Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse
    1944 Oberrheinischer Dichterring des Scheffelbunds, Karlsruhe (Scheffelring)
    1944 Hans-Thoma-Medaille (als Maler) der badischen Landesregierung
    1953 Ehrenring der deutschen Lyrik des Deutschen Kulturwerks europäischen Geistes
    1957 Jean-Paul-Medaille der Jean-Paul-Gesellschaft, Bayreuth
    1958 Ehrenbürger der Stadt Efringen-Kirchen bei Lörrach
    1970 Hermann-Burte-Straße, Müllheim (Baden)
    1972 Hermann-Burte-Straße, Laufenburg am Rhein
    Hermann-Burte-Straße, Schliengen bei Lörrach
  • Quellen

    Nachlass:

    Hermann-Burte-Archiv, Maulburg bei Lörrach. (Briefe, Handschriften, Bibliothek, Gemälde)

    Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg. (Manuskripte, Typoskripte, Ausstellungsunterlagen, Gemälde, Reproduktionen)

    Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar. (Handschriftensammlung, Fotografien)

    Weitere Archivmaterialien:

    Centre des Archives diplomatiques de La Courneuve, Paris. (Spruchkammerakten)

    Auskünfte von Herrn Hansjörg Noe, Dreiländermuseum Lörrach.

  • Werke

    Bühnenwerke:

    Drei Einakter: Der kranke König, Donna Ines, Das neue Haus, 1907.

    Herzog Utz. Ein Schauspiel, 1913.

    Der letzte Zeuge. Bühnenstück in 3 Aufzügen, 1914.

    Katte. Ein Schauspiel in 5 Aufzügen, 1914.

    Warbeck. Ein Schauspiel, 1915.

    Simson. Ein Schauspiel, 1917.

    Apollon und Kassandra, 1926.

    Krist vor Gericht. Drama in 5 Auftritten, 1930.

    Prometheus. Eine Dichtung für die Bühne, 1932.

    Prosa:

    Der blonde Teufel, 1907. (unveröffentlichtes, preisgekröntes Manuskript für einen Berliner Literaturwettbewerb)

    Wiltfeber, der ewige Deutsche. Die Geschichte eines Heimatsuchers, 1912. (zahlreiche Neuausgaben und Teildrucke bis 1940)

    Mit Rathenau am Oberrhein, 1925, Neuausg. 1948.

    Sieben Reden, 1943.

    Hermann Burte gegen John Masefield. Deutsche Antwort auf englische Verse, 1944.

    Lyrik:

    Patricia. 154 Sonette an eine Engländerin, 1910.

    Die Flügelspielerin. 77 Sonette, 1914.

    Madlee. Alemannische Gedichte, 1923, Neuausg. 1993.

    Apollon und Kassandra. Dramatische Dichtung in Versen, 1926.

    Ursula. Gedichte, 1930.

    Anker am Rhein. Eine Auswahl neuer Gedichte, 1937.

    Psalter und Krist. Geistliche Strophen, 1953.

    Das Heil im Geiste. Gedichte, 1953.

    Stirn unter Sternen. Gedichte, 1957.

    Lied aus Murperg. Gedichte, 1959.

    An Klotzen, Rhein und Blauen. Gedichte, 1963.

    Bildbände:

    Gemälde-Ausstellung Hermann Strübe Burte. Im Saal des alten Rathauses Müllheim, 1955.

    Friedrich Resin (Hg.), Skizzen. 78 Skizzen mit Begleittext von Robert Feger, 1978.

  • Literatur

    Franz Burda (Hg.), Hermann Burte 80 Jahre, 1959.

    Erich Will, Hermann Burte, in: Bernd Ottnad (Hg.), Badische Lebensbilder, Bd. 2, 1987, S. 53–57.

    Hans Sarkowicz/Alf Mentzer, Art. „Burte, Hermann“, in: dies., Literatur in Nazi-Deutschland. Ein biografisches Lexikon, erw. Neuausg. 2002, S. 129–131. (P)

    Reinhard Müller, Art. „Burte, Hermann“, in: Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, Bd. 4, hg. v. Konrad Feilchenfeldt, 2003, Sp. 659–662. (W, L)

    Kathrin Peters, Hermann Burte, der Alemanne, in: Rolf Düsterberg (Hg.), Dichter für das „Dritte Reich“. Biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie, 2009, S. 19–48.

    Marta Nurczynska, „Wiltfeber, der ewige Deutsche“ von Hermann Burte – ein Buch, welches „das Wesen unserer nordischen Art im Kern erfasst“. Die Geschichte eines Buches, welches nationalsozialistische Ideen vorwegnahm, in: Studia niemcoznawcze 47 (2011), S. 415–428.

    Hartmut Eggert, „Das ist unser Buch!“ Noch einmal: Kultbücher der Jugendbewegung und Lebensreformer des Kaiserreichs, in: Tim Lörke (Hg.), Von den Rändern zur Moderne. Studien zur deutschsprachigen Literatur zwischen Jahrhundertwende und Zweitem Weltkrieg, 2014, S. 373–385.

    Thomas Gräfe, Art. „Wiltfeber (Roman von Hermann Burte, 1912)“, in: Wolfgang Benz (Hg.), Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 7, 2014, S. 544–547.

    Thomas Gräfe, Modernisierung als „Entgermanisierung“? Walther Rathenau und der völkische Schriftsteller Hermann Burte, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 163 (2015), S. 245–275.

    Hansjörg Noe, Gleichgeschaltet. Maulburg im Nationalsozialismus und die Rolle von Hermann Burte im Dritten Reich, 2016.

    Hansjörg Noe, Hermann Burte. Im „Dritten Reich“, davor und danach, in: Wolfgang Proske (Hg.), Täter, Helfer, Trittbrettfahrer. NS-Belastete aus Baden-Württemberg, Bd. 6, 2017, S. 83–103.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien, Staatsarchiv Freiburg im Breisgau.

    Fotografien, Stadtarchiv Lörrach.

  • Autor/in

    Thomas Gräfe (Vlotho)

  • Zitierweise

    Gräfe, Thomas, „Burte, Hermann“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118517821.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA