Lebensdaten
1761 – 1808
Geburtsort
Blaubeuren
Sterbeort
Mergelstetten
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118506544 | OGND | VIAF: 50016325
Namensvarianten
  • Bardili, Christoph Gottfried
  • Bardili, C. B.
  • Bardili, Christoph G.
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Zitierweise

Bardili, Christoph Gottfried, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118506544.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Philipp Bardili (1728–97), Stadtdiakonus in Blaubeuren und Pfarrer in Weiler;
    M Wilhelmine Dorothea, T des Dekans in Stuttgart Wilhelm Jeremias Jakob Cless und der Regina Dorothea Rieger, Schw der Mutter Schellings;
    Gvv Johann Wendel Bardili (1676–1740), Propst in Herbrechtingen;
    Gmv Marie Eleonore Meurer; Urur-Gmv Regina Bardili geborene Burckhardt (1599–1669), “die schwäbische Geistesmutter“;
    Ur-Groß-Ov Burkhard Bardili (1629–1692), Jurist, Rat und Hofgerichtsassessor in Tübingen, bekannt durch seine Konklusionen zu den Pandekten (1692, unter seinem und seines Lehrers W. A. Lauterbach Namen);
    Denkendorf 1798 Dorothea Gottliebin (1773–1856), T des Johann Friedrich Märklin, Propst in Denkendorf, und der Dorothea Gottliebin Hiller.

  • Biographie

    Von seinem Onkel J. F. Schelling, Diakon in Leonberg, dem Vater des Philosophen, erhielt B. Unterricht, bevor er die Klosterschulen in Denkendorf (1774–76) und Maulbronn (1776–78) besuchte. Als Baccalaureus bezog er 1778 das Tübinger Stift und gab sich dort naturwissenschaftlichen, philosophischen und theologischen Studien hin. 1783 war er Vikar im Sprengel seines Vaters in Kirchheim, fand aber keine Befriedigung im geistlichen Dienst. Nun wandte er sich ganz der Philosophie zu, setzte 1787 seine Studien in Göttingen fort, bereiste die deutschen Hochschulstädte und kehrte 1789 an das Tübinger Stift|als Repetent für Philosophie zurück. Schon im folgenden Jahr wurde er als Professor für Philosophie an die Karlsschule nach Stuttgart berufen, an der er seine glücklichsten Jahre verbrachte. Nach der Aufhebung der Karlsschule wurde er ans Stuttgarter Gymnasium versetzt, wo er nur unter äußersten Anstrengungen und Opfern seine wissenschaftliche Tätigkeit fortführen konnte. - B.s eigenwilliges und schwer verständliches Philosophieren entwickelte sich in Anlehnung und in Auseinandersetzung mit Kant. In den Fragen der Ethik stimmte er diesem weitgehend zu, gegen die in der „Kritik der reinen Vernunft“ ausgeführte Transzendentalphilosophie aber polemisierte er. Sein Hauptwerk „Grundlagen der ersten Logik, gereinigt von den Irrtümern der bisherigen Logiken überhaupt, der kantischen insbesondere. Keine Kritik, sondern eine medicina mentis, brauchbar hauptsächlich für Deutschlands kritische Philosophie“ (1800) führte die eigene Identitätsmetaphysik aus. Der Kantianer C. L. Reinhold brachte diesen „rationalen Realismus“ B.s in eine faßlichere Form und trug viel zu seiner Verbreitung bei. Hegels ontologische Logik, in der Denken und Sein identisch gesetzt sind, hat ihren Vorläufer in B.s „Erster Logik“, welche freilich die Realität der Außenwelt unangetastet lassen will, aber doch einen charakteristischen Vorstoß vom Kritizismus zum Idealismus darstellt.

  • Werke

    u. a. Epochen d. vorzüglichsten philosoph. Begriffe. Halle 1788;
    Allg. prakt. Philos., Stuttgart 1795; Üb. d. Ursprung d. Begriffs d. Willensfreiheit, ebenda 1796;
    Üb. d. Gesetz d. Ideenassoziation, Tübingen 1796;
    Briefe üb. d. Ursprung d. Metaphysik, Altona 1798;
    Grundriß d. ersten Logik, 1800;
    Philosoph. Elementarlehre, 1802–06;
    C. G. B.s u. C. L. Reinholds Briefwechsel üb. d. Wesen d. Philos. u. d. Unwesen d. Spekulation, hrsg. v. Reinhold, 1804.

  • Literatur

    ADB II (auch f. Burkhard B.);
    J. E. Erdmann, Die Entwicklung d. dt. Spekulation seit Kant I, 1848, S. 479-95;
    K. Pfaff, C. G. B., geschildert von seinem Schwiegersohn, 1850;
    N. Hartmann, Die Philos.d. dt.Idealismus I, 1923, S.34-43;
    F. Karsch, C. G. B., der Vertreter d. log. Realismus im Zeitalter d. dt. Idealismus, Diss. Marburg 1923;
    ders., C. G. B.s log. Realismus, in: Kantstud. 30, 1925, S. 437-52;
    F. W. Garbeis, Vorher, z. einer B.-Bibliogr., in: Bll. f. dt. Philos. 17, 1943, S. 346-60;
    Überweg IV, 121923, S. 99-101 (W); zu Burkhard B.:
    A. F. Bök, Gesch. d. … Univ. z. Tübingen, Tübingen 1774, S. 133.

  • Autor/in

    Josef Hanslmeier
  • Zitierweise

    Hanslmeier, Josef, "Bardili, Christoph Gottfried" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 585-586 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118506544.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Bardili: Christoph Gottfried B., geb. 18. Mai 1761 zu Blaubeuren, 5. Juni 1808 zu Mergelstetten, ein Vetter Schelling's, mit dem er die ersten Stadien der Entwickelung theilt. 1786 finden wir ihn als Repetent am theologischen Stift in Tübingen, 1790 als Professor der Philosophie an der Karlsschule und 1795 als Professor am Gymnasium zu Stuttgart; auch erhielt er den Titel eines Hofraths. B. ist eine pseudogeniale Natur, zu bedeutend für die untergeordneten Verhältnisse, in denen er lebte und für die Zurücksetzung, die er von Zeitgenossen erfuhr, aber zu wenig entwickelt, um wirklich nach Form und Inhalt hervorragendes zu leisten. Er hat sich selbst durch die wüste Form seiner Hauptschrift, seine maßlose Selbstschätzung und sein rücksichtsloses Auftreten gegen Andere am meisten geschadet. Dennoch muß anerkannt werden, daß er auf die Entwickelung Schelling's und namentlich auf die Ausbildung der Logik durch Hegel von deutlichem Einfluß gewesen ist, so wegwerfend ihn auch beide Philosophen behandelt haben. — B. ging vom Studium des Alterthums aus und beschäftigte sich zuerst mit der historischen Entwickelung von Begriffen; hierher gehört: „Epochen der vorzüglichsten Begriffe“, 1788. Dann warf er sich besonders auf den praktischen Theil der Kant’schen Philosophie und die Psychologie. Dieser Epoche seiner Entwickelung gehören die Schriften an: „Sophylus oder Sittlichkeit und Natur als Fundamente der Weltweisheit", 1794. „Allg. praktische Philosophie", 1795. „Ueber den Ursprung des Begriffs der Willensfreiheit“, 1796. „Ueber die Gesetze der Ideenassociation“, 1797. Eine|neue Wendung nahm er in: „Briefe über den Ursprung der Metaphysik“, 1798. Er suchte darin die Philosophie auf Aesthetik zu begründen, indem er Alles auf das Gefühl zurückführte. Er vertheidigte einen Pantheismus, der den Menschen zu einem Theil des beseelten Alls macht. Nun folgte die Hauptschrift, deren Titel bereits wunderlich genug ist: „Grundriß der ersten Logik, gereinigt von den Irrthümern bisheriger Logiken überhaupt, der Kant’schen insbesondere; keine Kritik, sondern eine medicina mentis, brauchbar hauptsächlich für Deutschlands kritische Philosophen“, 1800. „Der Berliner Akademie der Wissenschaften, den Herren Herder, Schlosser, Eberhard, jedem Retter des erkrankten Schulverstandes in Deutschland, mithin auch vorzüglich dem Herrn Friedrich Nicolai, widmet dies Denkmal die deutsche Vaterlandsliebe." Denselben Standpunkt, wie diese Schrift, nehmen auch die „Philosophische Elementarlehre“, 1802, 1806, und die Beiträge Bardili's zu Reinhold: „Beiträge zur leichtern Uebersicht des Zustandes der Philosophie beim Anfang des 19. Jahrhunderts“, 1801 ff. ein. — B. hat an Kant auszusetzen, daß bei ihm Logik und Metaphysik auf philosophischer Grundlage beruhen, und daß er demnach das Denken nur als subjectiven Act der Intelligenz auffasse. Dem gegenüber wollte er das Denken als die weder objective noch subjective Thätigkeit der Vernunft angesehen wissen und faßte zuerst die Idee einer Logik, die zugleich Ontologie ist, da sie das Denken selbst als das Sein der Dinge betrachtet. Durch diese Grundanschauung legte B. die Grundlage für den logischen Pantheismus des Hegel’schen Systems. B. fand seiner Zeit nur bei C. L. Reinhold Anerkennung, mit dem er einen „Briefwechsel über das Wesen der Philosophie und das Unwesen der Speculation“ (München 1804) führte. Die Geschichtsschreibung der deutschen Philosophie wird aber bei ihm eine keimartige und unvollkommene Entwickelung einer der Schelling-Hegel’schen Philosophie verwandten Weltansicht zu erkennen haben. J. E. Erdmann, Geschichte und Entwickelung der deutschen Speculation seit Kant, Bd. I. S. 479 ff.

  • Autor/in

    Richter.
  • Zitierweise

    Richter, "Bardili, Christoph Gottfried" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 55-56 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118506544.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA