Lebensdaten
1696 – 1763
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Kurfürst von Sachsen ; König von Polen ; Markgraf von Meißen
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118505092 | OGND | VIAF: 35247491
Namensvarianten
  • August III. (als König von Polen)
  • Friedrich August II.
  • August III. (als König von Polen)
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Orte

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Zitierweise

Friedrich August II., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118505092.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Frdr. Aug. I. ( 1733, s. NDB V);
    M Prn. Christiane Eberhardine v. Brandenburg-Bayreuth;
    Wien 1719 Maria Josepha (1699–1757), T d. Kaisers Joseph I. ( 1711);
    7 S, 7 T, u. a. Kf. Frdr. Chrstn. v. S. (1722–63, s. NDB V), Xaver (1730–1806), Administrator v. S. 1763-68 (s. ADB 44), Karl (1733–96), Hzg. v. Kurland 1758-63 (s. ADB XV), Albert Kasimir ( 1822), Hzg. v. S.-Teschen|(s. NDB I), Clemens Wenzeslaus ( 1812), Kf. u. EB v. Trier (s. NDB III), Marie Amalie ( Kg. Karl III. v. Spanien, 1716–88), Marie Anna ( Kf. Maximilian III. Jos. v. Bayern, 1777), Christine (1735–82), Fürstäbtissin v. Remiremont, Kunigunde (1740–1826), Fürstäbtissin v. Thorn 1776–95, v. Essen 1776-1802.

  • Biographie

    Als besonderen Erfolg seiner Politik sah Friedrich August I. seine Vereinbarung mit Papst Clemens XI. an, als er diesem 1709 den Übertritt seines Sohnes zum Katholizismus versprach. Im Zuge der von Priestern und einer Bildungsreise durch Italien getragenen Entwicklung des Kronprinzen kam es 1712 zum nichtöffentlichen Übertritt F.s in Bologna, 1717 zum öffentlichen Bekenntnis des katholischen Glaubens in Wien. Knapp 2 Jahre später heiratete er die Tochter Kaiser Josephs I. Der Vater bezahlte diesen Erfolg seiner Politik mit der Anerkennung der Pragmatischen Sanktion. 1733 gelangte F. auf den sächsischen und nach Überwindung erheblicher europäischer Verwicklungen auch auf den polnischen Thron. Er war eine weiche, zarte, empfindsame Natur, der politische Aufgaben nicht lagen. Seine mangelnde Interessiertheit verbarg er gern hinter einer steifen Würde. Fremden Beobachtern erschien er als indolent und arbeitsscheu. Bis 1738 überließ er seinem Günstling A. J. Sulkowski und anschließend dem rasch allmächtig werdenden H. Graf Brühl die Aufgaben der Landesregierung in Sachsen wie in Polen. Seine Stärke lag auf dem Gebiete künstlerischen Geschmacks, wobei er in der Musik wie in der Malerei die Italiener merklich bevorzugte. Die großen und bedeutsamen Dresdener Sammlungen gehen in ihren Hauptbeständen (Sixtinische Madonna) auf F. zurück. Unter ihm baute Chiaveri die Katholische Hofkirche. Das Dresdener Hofleben, das er, persönlich sittenstreng, zu einem europäischen Sammelpunkt künstlerischen Schaffens gestaltete, wurde zur ersten Schule adeliger wie bürgerlicher Kultur. Hier überwand er alle Vorwürfe, die seine Staatspolitik bei Zeit und Nachwelt mit Berechtigung fand. Bei der Erörterung über die Nachfolge Kaiser Karls VII. lehnte F. die ihm von Frankreich angetragene Kaiserkrone ab. Zu Beginn und im Verlauf des 7jährigen Krieges, bei dem Brühl die gesamte Verantwortung für den Anteil Sachsens ebenso zufiel wie in den ersten Schlesischen Kriegen, wich F. auf Jahre nach Warschau aus. Der Friedensschluß von Hubertusburg ließ ihn nach Dresden zurückkehren, aber dort starb er schon im Oktober 1763, während sein Doppelstaat und die Brühlsche Politik einen völligen Zusammenbruch erlitten. Noch vor seinem Ableben traten die bedeutenden staatlichen Kräfte, die dann das Rétablissement Sachsens getragen haben, zusammen. Spott und Verachtung Friedrichs II. von Preußen sind ihm nicht erspart geblieben, aber sein künstlerisches und kulturelles Vermögen darf darüber nicht übersehen werden. Unter seinen zahlreichen Kindern sind Träger seines staatspolitischen Unvermögens ebenso bemerklich geworden wie auch Erben seiner hohen persönlichen Kultur und seines Kunstgeschmacks, die seine auf diesem Gebiete bedeutenden Fähigkeiten weitergetragen haben.

  • Literatur

    ADB VII;
    W. Lippert, Kaiserin Maria Theresia u. Kfn. Maria Antonia, Briefwechsel 1747–72, 1908;
    A. v. Boroviszény, Gf. v. Brühl, 1930. – Zu T Kunigunde: F. Schröder, Maria Kunigunde v. S., in: Btrr. z. Gesch. v. Stadt u. Stift Essen 29, 1907, S. 1-47 (L, P);
    H. Wiedemann, Die Wahl d. Prn. Maria Kunigunde v. S. z. Koadjutorin d. Stiftes Essen, ebd.

  • Porträts

    Ölgem. v. H. Rigaud, 1715, 2 v. L. de Silvestre, 1737, Abb. in: J. L. Sponsel, Fürsten-Bildnisse a. d. Hause Wettin, 1906.

  • Autor/in

    Hellmut Kretzschmar
  • Zitierweise

    Kretzschmar, Hellmut, "Friedrich August II." in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 573-574 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118505092.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen, als König von Polen August III., des vorigen Sohn, geb. 7./17. Octbr. 1696, wurde anfangs unter den Augen seiner frommen Mutter und Großmutter streng lutherisch erzogen, allein Papst Clemens XI. erreichte von seinem Vater 1709 das Versprechen, auch ihn zum Uebertritt zur katholischen Kirche zu bewegen um so leichter, als dieser die nothwendige Voraussetzung schien um dem sächsischen Hause die polnische Krone zu erhalten. Zu Frankfurt, wohin er sich zum Wahlconvente 1711 begeben hatte, wurde der willensschwache Kurprinz von seiner protestantischen Umgebung getrennt, diese durch Jesuiten ersetzt und er in deren Begleitung auf eine Reise nach Italien geschickt; zu Bologna trat er zunächst 27. November 1712 heimlich, dann, nachdem der Papst die Zustimmung des Kaisers zur Vermählung desselben mit der Erzherzogin Maria Josepha, ältester Tochter Josephs I. ausgewirkt hatte, zu Wien 11. Oct. 1717 öffentlich zur katholischen Kirche über; die Vermählung fand 20. Aug. 1719 statt. Mit dieser Bekehrung war die|dauernde Rückkehr des albertinischen Hauses zum Katholicismus besiegelt. Am 1. Febr. 1733 folgte F. seinem Vater im Kurfürstenthum Sachsen. Für die Bewerbung um die polnische Krone sagte ihm der Kaiser gegen Anerkennung der pragmatischen Sanction in dem geheimen Vertrage zu Wien 16. Juli 1733 seine Unterstützung zu, dasselbe that Rußland gegen Verzicht auf Livland und das Versprechen die Selbständigkeit des Herzogthums Kurland nicht anzutasten, woraus der einstimmig zum König gewählte Stanislaus Leszinski durch die Russen Vertrieben und unter ihrem Schutze statt seiner von der kleinen sächsischen Partei F. gewählt wurde. Allein wenn er auch auf dem Pacificationsreichstage von 1736 allgemeine Anerkennung erlangte, so blieb Polen doch von da an gänzlich der russischen Herrschaft überliefert. Mit Recht bemerkt Spittler (Eur. Staatengeschichte III. 508), daß man ein Regentenleben wie das Friedrichs nicht eine Regierung nennen solle, da derjenige doch nicht regiere, der bloß durch sein körperliches Dasein wirke. Denn trotz seines majestätischen Aeußern steif, indolent und arbeitsscheu überließ F. die Leitung der innern und äußern Regierungsgeschäfte unbedingt seinen Günstlingen, erst dem Grafen A. J. Sulkowski, nach dessen Sturze 1738 dem Grafen Heinrich v. Brühl (s. d.), der um seine Allgewalt zu sichern, ihn ganz von der Außenwelt isolirte und nur mit seinen Creaturen umgab. Dennoch besaß F. einen feinen, durch Reisen gebildeten Kunstgeschmack, der sich mit ausgesprochener Vorliebe der italienischen Musik und Malerei zuwandte. Die italienische Oper, an der Hasse und seine Gattin Faustina glänzten, feierte unter ihm in Dresden ihre Blüthezeit, die Dresdner Kunstsammlungen, besonders die der Antiken und die Gemäldegallerie erhielten durch ihn die kostbarsten Bereicherungen. Sonst gehörte seine Leidenschaft nur noch der Jagd; an der Politik betheiligte er sich für seine Person nur widerwillig, auch Friedrichs II. Versuch ihn durch sein persönliches Erscheinen in Dresden zu energischerer Antheilnahme am ersten schlesischen Kriege zu bewegen, 19. Jan. 1742, machte auf ihn keinen Eindruck. Im zweiten schlesischen Kriege, an dem Sachsen auf Osterreichs Seite Theil nahm, trieb ihn der Einbruch der Preußen nach Prag, von wo ihn erst der Dresdener Friede in seine Hauptstadt zurückführte. Nach Karls VII. Tode 1745 wünschte Frankreich ihn als Bewerber um die Kaiserkrone aufzustellen, da diese aber ihm viel weniger begehrenswerth erschien als seiner Gemahlin, welche dieselbe bis jetzt nicht ohne Mißgunst auf dem Haupte ihrer jüngeren Schwester gesehen hatte, so genügten Englands Drohungen und Osterreichs Gegenbemühungen um ihn zur Ablehnung des Antrags zu vermögen. Die Fäden der während der folgenden Jahre mit Wien, Petersburg und Versailles sich fortspinnenden geheimen Unterhandlungen, die auf Friedrichs II. Verderben abzielten, gingen nicht durch seine sondern durch Brühls Hand. Als dann Friedrich October 1756 plötzlich in Sachsen einfiel, entschloß er sich nach einigem Zaudern seinem Heere zu folgen und verweilte während dessen Umzingelung bei Pirna auf dem Königstein. Erst die Kapitulation des Heeres am Lilienstein gewährte ihm die Erlaubniß sich nach Warschau zu begeben. Dort blieb er während des ganzen siebenjährigen Krieges ohne irgend etwas zu thun um sein Erbland von den Drangsalen des Krieges zu erlösen. Kaum dahin nach dem Frieden zurückgekehrt und sogleich in vollem Zuge trotz des allgemeinen Elends die alte Günstlingswirthschaft und am Hofe die glänzendsten Opernvorstellungen zu erneuern, starb er, vom Schlage getroffen, 5. October 1763 mit Hinterlassung von 5 Söhnen, Friedrich Christian, seinem Nachfolger, Xaver, Karl, von 1758—63 Herzog von Kurland, Albert, Herzog von Sachsen-Teschen und Clemens Wenzeslaus, der 1768 Kurfürst von Trier wurde; von seinen Töchtern war Maria Amalia die Gemahlin Karls III. von|Spanien, Maria Anna die des Kurfürsten Maximilian Joseph von Baiern, Maria Josepha des Dauphins Louis; Maria Christine, Aebtissin von Remiremont starb 1782, Maria Elisabeth starb unvermählt 1818, Maria Kunigunde, Aebtissin von Essen und Thorn, starb 1826.

    • Literatur

      Böttiger-Flathe, Geschichte Sachsens II, 404 ff. Ueber die polnischen Verhältnisse unter August III. Rulhière, Histoire de l'anarchie de Pologne (1807) und Roepell, Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts, 1876.

  • Autor/in

    Flathe.
  • Zitierweise

    Flathe, Heinrich Theodor, "Friedrich August II." in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 784-786 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118505092.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA