Lebensdaten
1808 – 1892
Geburtsort
Nikolsburg (Mikulov, Mähren)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Orientalist ; Epidemiologe ; Medizinhistoriker
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 11765633X | OGND | VIAF: 59867056
Namensvarianten
  • Seligmann, Franz Romeo
  • Seligmann, Abraham
  • Seligmann, Romeo
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Zitierweise

Seligmann, Romeo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11765633X.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Isak (1768–1832), wohl aus Fürth, Wundarzt in N.;
    M N. N.; 5 jüngere Geschw u. a. Franz (1809–89), k. k. Marinestabsarzt, Absolvent d. Josephsak. in W., Chefarzt d. Hafenadmiralates in Venedig, nahm an d. Novara-Expedition (1857–59) teil, 1868–70 Chefarzt an d. Marineak. in Pola, 1871 u. ab 1875 b. Hafenkommando ebd., Leopold (1815–97), Mil.arzt, Absolvent d. Josephsak. in W., Abt.chef d. Mil.spitals in Prag, 1894 Chefarzt d. Flottillenkorps b. d. Belagerung v. Venedig, Chefarzt d. Mil.spitäler Nagykanizsa (Ungarn), Budweis u. Pisek u. d. Garnisonsspitäler Prag u. W., ab 1869 im Kriegsministerium in W. f. d. Neuorganisation d. Armeesanitätsdienstes verantwortl. (beide s. ÖBL);
    N. N.;
    S Adalbert Franz (Ps. Plein Air) (1862–1945), Kunstkritiker, Schriftst. u. Historienmaler, studierte an d. Akademien d. Bildenden Künste in W. u. München, Kunstreferent f. versch. Ztgg., 1910 Doz. f. Kostümkunde, 1926–32 Dir. d. Wiener Kunstschule f. Frauen u. Mädchen (s. ÖBL; L).

  • Biographie

    S. erhielt zunächst Privatunterricht und besuchte dann das Piaristengymnasium in Nikolsburg. Während des Studiums der Medizin und der Philologie in Wien (1825–30) erlernte S. die pers. Sprache und wählte als Dissertationsthema eine in der k. k. Hofbibliothek in Wien befindliche pers. Handschrift pharmakologischen Inhalts. In seiner Dissertation „De re medica persarum“ veröffentlichte er den ersten Teil dieser Handschrift in lat. Sprache, 1833 publizierte er auch einen Auszug des zweiten Teiles unter dem Titel „Liber fundamentorum pharmacologiae auctore Mansur“ nebst einer dt. Broschüre „Über drei höchst seltene persische Handschriften“. Das dt.sprachige Werk behandelte zusätzlich zwei pers. Manuskripte aus dem Besitz des Orientalisten Josef v. Hammer-Purgstall (1774–1856). 1830–32 kämpfte S. als Arzt gegen schwere Choleraepidemien in Südmähren, kehrte nach Wien zurück, hielt seit 1833 an der Univ. Wien Vorlesungen zur Geschichte der Medizin und habilitierte sich noch im selben Jahr für dieses Fach. Als Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus Wien hielt S. seit|1848 Vorlesungen zum Thema Cholera und übernahm auch das Lehrfach der Medizinischen Hodegetik. 1848 zum ao. Prof. für Geschichte der Medizin an der Univ. Wien ernannt, war S. maßgeblich an der Gründung des entsprechenden Lehrstuhls 1850 beteiligt (o. Prof. 1869). In späteren Jahren praktizierte S. auch als Arzt.

    Wissenschaftlich befaßte sich S. v. a. mit den Heilsystemen bei Volkskrankheiten, mit rassekundlichen Forschungen (sein Bruder hatte ihm von der „Novara-Expedition“ eine Sammlung von Schädeln mitgebracht), mit ernährungswissenschaftlichen Fragestellungen, aber auch mit kunstgeschichtlichen Studien. Zu diesem Zweck unternahm er ausgedehnte Forschungsreisen u. a. nach Frankreich, Italien, Deutschland und England. S. war universell gebildet, beherrschte Latein, Italienisch, Französisch, Englisch, Tschechisch, Arabisch, Persisch und Spanisch und verkehrte mit Literaten und Musikern wie Franz Schubert, Ernst Frhr. v. Feuchtersleben, Franz Grillparzer, Eduard v. Bauernfeld, Moritz Schwind und Ottilie v. Goethe, deren jahrelanger Vertrauter S. nicht nur in ärztlichen Fragen war und mit der er einen regen Briefwechsel führte. S.s Verdienst liegt v. a. in der Etablierung des Faches Medizingeschichte an der Univ. Wien und in der Kombination von ärztlichem Wissen mit ethnographischen und anthropologischen Forschungen. Darüber hinaus verstand er es, fachliches Wissen populärwissenschaftlich zu kommunizieren und seine Forschungen, insbes. zur Nahrungsmittellehre, auch Laien verständlich zu machen.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Leopoldina (1863) u. d. Jurid.-pol. Lesever. Wien.

  • Werke

    Codex Vindobonensis sive medici Abu Mansur Muwaffak Bin Ali Heratensis liber fundamentorum pharmacologiae, T. 1/1–2, 1830–59;
    Götter, Satyrn u. Faune, in: Album, hg. v. F. Witthauer, 1838;
    Die Heilsysteme u. d. Volkskrankheiten, 1850;
    Die Kochanstalt d. Wiener Allg. Hilfsver., 1852;
    Adam Chenot u. seine Zeit, in: Österr. Zs. f. prakt. Heilkde. 7, 1861, Beil. 24;
    Aufss. z. Gesch. d. Med. u. d. Krankheiten, in: Jber. f. d. Leistungen u. Fortschritte in d. gesammten Medicin, 1870–81.

  • Literatur

    O. v. Goethe, Tagebuch 1840–1841, 3 Bde., hg. v. H. Blum, 1961, passim;
    E. Lesky, Die Wiener Med. Schule im 19. Jh., 1965, S. 622 ff.;
    Dt. Ak. d. Naturforscher Leopoldina, 1987, S. 154;
    K. Holubar, in: Symposium f. Gesch. d. Med. u. ärztl. Ethik, 1992, S. 39 ff.;
    ders. u. G. Schmidt, in: Wiener klin. Wschr. 102, 1990, S. 570 ff.;
    Mitt. d. Sudetendt. Archivs 108, 1992, S. 47;
    K. Pisa, Ernst v. Feuchtersleben, 1998, passim (P);
    K. Hein, Ottilie v. Goethe, 2001;
    A. L. Staudacher, Jüd. Konvertiten in Wien 1782–1868, T. 2, 2002, S. 453;
    Pagel;
    Wurzbach;
    Adalbert Franz Seligmann, in: NÖB I, 1929, S. 55–69 (P);
    BLÄ;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Hist. Lex. Wien;
    ÖBL;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    Qu
    Österr. StA, Allg. Verw.archiv u. Kriegsarchiv;
    Archiv d. Univ. Wien.

  • Autor/in

    Daniela Angetter
  • Zitierweise

    Angetter, Daniela, "Seligmann, Romeo" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 221-222 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11765633X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA