Lebensdaten
1856 – 1904
Geburtsort
Nikolai (Mikołów, Oberschlesien)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117652660 | OGND | VIAF: 64081461
Namensvarianten
  • Staub, Samuel Hermann
  • Staub, Heymann
  • Staub, Hermann
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Zitierweise

Staub, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117652660.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael, Getreidehändler;
    M Ernestine Bujakowski;
    Beuthen (Oberschlesien) 1884 Laura (1861–1927), Cousine, aus Oppeln, T d. Carl Schindler (1829–90), in Beuthen, u. d. Rosalie Fraenkel;
    1 S Otto Michael (1885–1927), Reisender, 2 T Margarete Dora Erna (1889- wahrsch. 1943 Vernichtungslager im Bez. Lublin, Ernst Neustadt), Ilse (1891/92–1914/18); Schwäger Arthur Schindler, RA, fertigte Reg. zu S.s Kommentaren, Max Schindler, Kaufm. in B.;
    E Hans-Hermann Neustadt (* 1925), in Northwood (Middlesex).

  • Biographie

    Nach der Gymnasialausbildung in Beuthen begann S. das Studium der Rechtswissenschaften 1874/75 in Breslau; dort kam er in näheren Kontakt mit dem Rabbiner und Religionsphilosophen Jakob Guttmann (1845–1919). In Leipzig (1876), Berlin (1876/77) und wieder Breslau (1877) setzte er u. a. bei Bernhard Windscheid (1817–92), Karl Binding (1841–1920) und Levin Goldschmidt (1829–97) das Studium fort, seit 1877 absolvierte er den Referendardienst am Appellationsgericht in Ratibor (Assessorexamen 1882). 1880 wurde S. in Leipzig zum Dr. iur. mit dem Thema „Pretium Certum“ promoviert (Diss. nicht erhalten). Seit Okt. 1882 als Rechtsanwalt beim Landgericht Berlin I zugelassen, bekam S. trotz der um zwei Jahre vorzeitigen Ernennung zum Justizrat 1898 erst 1900 die Zulassung zum Notariat wegen der antisemitischen Praxis der preuß. Justizbehörden, bei Juden eine wesentlich längere Dienstzeit zu verlangen. 1896 gründete er mit Otto Liebmann, Paul Laband und Melchior Stenglein die 14tägig erscheinende Deutsche Juristenzeitung (DJZ), wo er er bis zu seinem Tod in einer gesonderten Rubrik laufend die aktuellen jur. Neuerscheinungen besprach.

    Neben seiner Anwaltstätigkeit widmete er sich – in die Diskussion um das BGB schaltete er sich (anders als für das HGB) nur mit einem kleineren sachenrechtlichen Gutachten ein – seit Ende der 1880er Jahre der Arbeit an einer 1893 erschienenen Kommentierung des ADHGB von 1861. Hiermit wie mit weiteren auflagenstarken Kommentaren zur Allgemeinen Deutschen Wechselordnung (1895) und dem GmbH-Gesetz (1903) begründete er eine neue und bis heute wegweisende Kommentarkultur. Jenseits einer damals üblichen, vornehmlich bloßen Kompilatorik von Judikaten und Literaturmeinungen suchte S. für seine Erläuterungen den eigenständig systematischen und klar gegliederten Normenzugang, der die Handhabbarkeit für den Anwender präzisierte und beschleunigte. S. zählte zu den tonangebenden Wirtschaftsjuristen in Deutschland und galt als die maßgebliche Autorität im Handelsrecht (Heinrich Dernburg in: DJZ 1903, S. 4).

    Die bis heute fortwirkende Bekanntheit S.s beruht jedoch weniger auf seinem, immer noch unter seinem Namen fortgeführten HGB-Kommentar (der während d. „Dritten Reiches“ S.s Namen nicht mehr führen durfte) oder seiner Bedeutung für die Lehre vom Scheinkaufmann, als auf der erstmals beim Dt. Juristentag 1902 vorgetragenen „Entdekkung“ der „positiven Vertragsverletzungen“ als einer gravierenden Regelungslücke in|der Konzeption des Leistungsstörungsrechtes des BGB. Diese Meinung S.s setzte sich weithin durch und wurde vom Reichsgericht als Begriffskategorie sofort aufgegriffen. Die Schaffung des § 280 BGB durch die Schuldrechtsreform von 2002, mithin als die Zentralnorm des Leistungsstörungsrechts im BGB, ist noch auf einer Traditionslinie der S.schen „Entdeckung“ zu sehen. Als führende Persönlichkeit u. a. im Berliner Anwaltsverein prägte S. die Anwaltstage seiner Zeit.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Berthold-Auerbach-Loge (seit 1883);
    Mitgl. d. Komm. z. Novellierung d. Börsengesetzes.

  • Werke

    Weitere W Der Begriff d. Klaggrundes, in: Btrr. z. Erl. d. dt. Rechts 32, 1888, S. 554–74;
    Eigentümerhypothek u. Eigentümergrundschuld, in: Gutachten aus d. Anwaltsstande z. BGB, 1887–90, S. 407–18;
    Patentrechtl. Erörterungen, 1888;
    Kommentar z. ADHGB, 1893, ⁵1897, ab 6. u. 7. Aufl. 1900 u. d. T.Kommentar z. HGB;
    Kommentar z. ADWO, 1895, ³1899, 4. Aufl. u. d. T. Kommentar z. Wechselordnung;
    Krit. Betrachtungen z. Entwurf e. HGB, 1896;
    Die positiven Vertragsverletzungen u. ihre Rechtsfolgen, in: FS f. d. XXVI. Dt. Jur.tag, 1902, ²1904, ital. 2001.

  • Literatur

    O. Liebmann in: DJZ 1904, Sp. 825–34 (P);
    M. Hachenburg, in: Mschr. f. Handelsrecht u. Bankwesen 13, 1904, S. 237–39;
    H. Heinrichs, H. S. (1856–1904), Kommentator d. Handelsrechts u. Entdecker d. positiven Vertragsverletzung, in: ders., H. Franzki, K. Schmalz u. M. Stolleis (Hg.), Dt. Jur. jüd. Herkunft, 1993, S. 385–402;
    Th. Henne, R. Schröder u. J. Thiessen (Hg.), Anwalt – Kommentator – „Entdecker“, FS f. H. S. z. 150. Geb.tag, 2006 (P);
    H. P. Glöckner, Positive Vertragsverletzung, Die Geburt e. Rechtsinst., 2006;
    M. J. Schermaier, Vor §§ 275 Rn. 84–87, in: R. Zimmermann, M. Schmoeckel u. J. Rückert (Hg.), Hist.-krit. Kommentar z. BGB II/1, 2007, S. 926–31;
    BJ IX, S. 259 u. Tl.

  • Autor/in

    Hans-Georg Hermann
  • Zitierweise

    Hermann, Hans-Georg, "Staub, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 78-79 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117652660.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA