Lebensdaten
1836 – 1898
Geburtsort
Merseburg
Sterbeort
Sankt Petersburg
Beruf/Funktion
klassischer Philologe
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 117598577 | OGND | VIAF: 54929846
Namensvarianten
  • Müller, Lucian
  • Müller, Lucian
  • Mueller, Lucian
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Zitierweise

Müller, Lucian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117598577.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich ( 1839), Arzt, S e. Gerbermeisters in Erfurt;
    M Wilhelmine Schulmann, T e. Lehrers;
    N. N.;
    1 T (früh †).

  • Biographie

    M. besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin. Durch den Unterricht, u. a. bei August Meineke, sowie durch umfangreiche Privatlektüre erwarb er bereits damals in Grammatik, Stil, Prosodie und Metrik des Lateinischen vorzügliche Kenntnisse. 1854 studierte er in Berlin bei August Boeckh und Moriz Haupt klassische Philologie, 1855 hörte er in Halle Gottfried Bernhardy, aber entsprechend seinen Neigungen wurde für M. nicht die Sachphilologie Boeckhs, sondern eine mehr auf Textkritik und Exegese ausgerichtete Philologie nach dem Vorbild Meinekes sowie Karl Lachmanns bestimmend. Dies wird bereits durch die auf eine Preisaufgabe der Philosophischen Fakultät zurückgehende Schrift „De re metrica poetarum Latinorum praeter Plautum et Terentium libri Septem“ (1861) dokumentiert, mit deren erstem Kapitel M. 1861 in Berlin promovierte. Nach kurzer Tätigkeit als Gymnasiallehrer ging er 1862 als Hauslehrer in die Niederlande, wo er Handschriften kollationierte und eine „Geschichte der klassischen Philologie in den Niederlanden“ (1869) verfaßte. 1867 wechselte M. nach Bonn, habilitierte sich im selben Jahr und war anschließend als Privatdozent tätig. Erst 1870 fand er nach langem vergeblichem Bemühen eine gesicherte Existenz als Professor am Historisch-philologischen Institut in St. Petersburg, einer Ausbildungsstätte für Kandidaten des höheren Lehramts. Mehrfach ausgezeichnet wirkte er dort bis zu seinem Tod.

    Der überaus scharfsinnige Philologe beschränkte sich in seinen Forschungen auf das Lateinische, speziell auf die Dichtung. Er galt als einer ihrer besten Kenner, der die Dichtersprache nicht nur rezeptiv beherrschte, sondern auch mit eigenen eleganten lat. Versen hervortrat. Wohl wegen der Antipathien, die er sich durch seine oft überzogen scharfen Polemiken zugezogen hatte, verlief seine Laufbahn trotz hoher Begabung weniger geradlinig als bei vielen seiner Kollegen. Von M.s Textausgaben und literaturgeschichtlichen Darstellungen haben viele ihren Wert behalten, besonders die Forschungen zur frühlat. Dichtung und zu Horaz. Die größte Wirkung erreichte er als Metriker durch sein maßgebliches, 1894 völlig überarbeitetes und in vielem heute noch gültiges Werk „De re metrica“ (Nachdr. 1967).|

  • Auszeichnungen

    Staatsrat (1884);
    Stanislaus-Orden 1. Kl. (1888);
    russ. Annen-Orden 1. Kl. (1892);
    Ehrenmitgl. d. russ. Ges. f. klass. Philol. u. Pädagogik (1896).

  • Werke

    Weitere W u. a. Phaedri fabulae, 1868, ed. maior 1877;
    Horatii carmina, 1869 u. ö.;
    Catulli, Tibulli, Propertii carmina, 1870 u. ö.;
    Rutilii Namatiani de reditu suo, 1870;
    Lucilii saturarum reliquiae, 1872;
    De Phaedri et Aviani fabulis. 1875;
    Leben u. Werk d. Gaius Lucilius, 1876;
    Publii Optatiani Porphyrii carmina, 1877;
    Friedrich Ritschl, Eine wiss. Biogr., 1877;
    ²1878;
    Quintus Horatius Flaccus, Eine lit.-hist. Biogr., 1880, ital. 1889;
    Metrik d. Griechen u. Römer, 1880, ²1885, franz. 1882, ital. 1883 u. 1926;
    engl. 1892;
    Horatii carmina mit dt. Anm., 1882;
    Quintus Ennius, Einl. in d. Studium d. röm. Poesie, 1884;
    Quinti Enni carminum reliquiae, 1884;
    Livi Andronici et Cn. Naevi fabularum reliquiae, 1885;
    Der saturn. Vers u. seine Denkmäler, 1885;
    Nonius Marcellus, 2 Bde., 1888;
    De Pacuvii fabulis, 1889;
    De Accii fabulis, 1890;
    Horaz, Satiren u. Episteln, 2 Bde., 1891-93;
    Horaz, Oden u. Epoden, 2 Bde., 1900.

  • Literatur

    W. Pökel, Philolog. Schriftst.-Lex., 1882, S. 184;
    C. Bursian, Gesch. d. class. Philol. in Dtld., 1883, S. 934-36;
    E. Schulze, in: Bursian-BJ 103, 1899, 63-86;
    L. Müller, Horaz-Jubiläum, 1892 (Autobiogr. mit Auswahlbibliogr.);
    J. E. Sandys, A History of Classical Scholarship, III, 1908, S. 189 f.;
    U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Gesch. d. Philol., ³1927, S. 64;
    ders., Erinnerungen, ²1928, S. 94.

  • Autor/in

    Wolfhart Unte
  • Zitierweise

    Unte, Wolfhart, "Müller, Lucian" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 453 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117598577.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA