Lebensdaten
1846 – 1912
Geburtsort
Buczacz (Galizien)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Orientalist
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 11757547X | OGND | VIAF: 25383540
Namensvarianten
  • Müller von Deham, David Heinrich Freiherr
  • Müller, David Heinrich (bis 1912)
  • Müller, David Heinrich Freiherr von
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Zitierweise

Müller, David Heinrich Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11757547X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Albert M., Buchhändler;
    M N. N.;
    ⚭ Charlotte Hogowitz (* 1854);
    2 S Stefan (1877–1938, Freitod), Dr. iur., Chefredakteur d. „Neuen Freien Presse“ (s. ÖBL), Albert (* 1881), Dr. med., 1 T.

  • Biographie

    M. erhielt zuerst von seinem Vater eine traditionelle jüdische Ausbildung, dann besuchte er das Gymnasium in seiner Heimatstadt, später jenes in Czernowitz. 1867 ging er nach Breslau, um sich am jüdisch-theologischen Seminar zum Rabbiner ausbilden zu lassen. Dieses Vorhaben gab er jedoch bald auf und inskribierte sich 1869 an der Univ. Wien, wo er zunächst germanistische, historische und philosophische Studien betrieb. Seit dem dritten Studienjahr wandte er sich ganz der semit. Philologie zu, wobei Eduard Sachau seinen weiteren wissenschaftlichen Weg stark prägte. 1873/74 weilte M. in Leipzig, wo er bei Heinrich Leberecht Fleischer und Ludolf Krehl hörte, 1874/75 in Straßburg bei Theodor Nöldeke und Julius Euting. 1875 wurde er in Wien zum Dr. phil. promoviert und ging anschließend nach Berlin. 1876 habilitierte M. sich in Wien für Semitische Philologie. Noch im selben Jahr führte er Handschriftenstudien in London und Oxford durch. 1877 reiste er im Auftrag der „Gesellschaft zur Herausgabe der Annalen des aṭ-Ṭabarī“ nach Istanbul. Bis zu seiner Ernennung zum ao. Professor (1880) lehrte er als Privatdozent an der Univ. Wien semit. Sprachen, darunter Hebräisch, Aramäisch, Arabisch und Äthiopisch. 1885 wurde er zum o. Professor berufen (Dekan 1900/01). Daneben hielt M. auch an der 1893 in Wien gegründeten Israelitisch-Theologischen Lehranstalt Vorlesungen über Hebräisch und biblische Archäologie. Er war Mitbegründer des Instituts für Orientalistik (1886) und der „Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes“ (1887). 1898 wurde er wirkl. Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, in deren Auftrag er 1898/99 an der österr. Südarabienexpedition teilnahm und diese größtenteils auch leitete.

    M. wandte sich nach anfänglichen biblischen und hebräischen Studien bald der arab. Philologie zu (Das Kitâb-al-Farḳ von Alaṣmacî, Diss. Wien 1875). Von großer Bedeutung für die Kenntnis des altert Arabien war die von ihm besorgte Herausgabe von „Al-Hamdânî's Geographie der arab. Halbinsel“ (1884-91). Seither richtete sich sein Interesse zunehmend auf Südarabien. M. veröffentlichte hierzu eine Reihe von archäologischen, geographischen, epigraphischen und sprachlichen Arbeiten. Im Anschluß an die Südarabienexpedition erforschte er die bis dahin kaum bekannten neusüdarab. Sprachen (Die Mehri- und Soqoṭrisprache, 3 Bde., 1902–07; Mehri- und Ḥaḍrami-Texte, ges. im Jahre 1902 in Gischin von Wilhelm Hein, 1909). Weiterhin widmete er sich vergleichenden semitischen Studien und der Bibelforschung (Die Propheten in ihrer ursprünglichen Form, Die Grundsätze der ursemitischen Poesie, erschlossen in Bibel, Keilinschriften und Koran und in ihren Wirkungen erkannt in den Chören der griech. Tragödie, 2 Bde., 1895). 1903 übersetzte er den ein Jahr zuvor aufgefundenen Codex Hammurapi in das Hebräisch der Bibel und interpretierte die Beziehungen zur Gesetzgebung des Pentateuch (Die Gesetze Hammurabis und ihr Verhältnis zur mosaischen Gesetzgebung sowie zu den XII Tafeln, 1903), doch blieb den teilweise sehr originellen und damals aufsehenerregenden Theorien die wissenschaftliche Anerkennung weitgehend versagt.

    M. prägte die Entwicklung der Semitistik, vor allem der Südarabienkunde, auch durch seine äußerst fruchtbare Lehrtätigkeit sowie als Initiator von Forschungsreisen. Auf M.s Anregung hin unternahm einer der bedeutendsten Erforscher Südarabiens, Eduard Glaser, seine erste Reise, ebenso war er maßgeblich am Zustandekommen der Reisen Alois Musils beteiligt. Fast alle österr. Semitisten der Folgezeit, darunter Max Bittner, Rudolf Geyer und Nikolaus Rhodokanakis, waren M.s Schüler.|

  • Auszeichnungen

    Hofrat (1901);
    österr. Leopold-Orden, schwed. Nordsternorden.

  • Werke

    Weitere W Die Burgen u. Schlösser Südarabiens nach d. Iklîl d. Hamdânî, 2 Bde., 1879;
    Krit. Btrr. z. südarab. Epigraphik, in: Wiener Zs. f. d. Kde. d. Morgenlandes, II, 1888, S. 1-17, 187-211, 279-90;
    Epigraph. Denkmäler aus Abessinien, 1894;
    Die Haggadah v. Sarajevo, Eine span.-jüd. Bilderhs. d. MA, 1898 (mit J. v. Schlosser);
    Südarab. Altertümer im kunsthist. Hofmus., 1899;
    Die südarab. Expedition d. kaiserl. Ak. d. Wiss. in Wien u. d. Demission d. Gf. Carlo Landberg, 1899;
    Ezechiel-Stud., ²1904;
    Die Bergpredigt im Licht d. Strophentheorie, 1908. – W-Verz.: F. Sezgin (Hrsg.), Bibliogr. d. dt.sprachigen Arabistik u. Islamkde. v. d. Anfängen bis 1986 nebst Lit. üb. d. arab. Länder d. Gegenwart, 16, 1993, S. 206-09;
    E. Bär, Bibliogr. z. dt.sprachigen Islamwiss. u. Semitistik v. Anfang d. 19. Jh. bis heute, III, 1994, S. 230-35 (beide unvollst.).

  • Literatur

    M. Bittner, in: Alm. d. kaiserl. Ak. d. Wiss. in Wien, 63, 1913, S. 476-81 (P);
    G. Rosenmann, Hofrat Prof. Dr. D. H. v. M., Ein Lb., in: Jb. f. jüd. Gesch. u. Lit., 17, 1914, S. 145-57;
    J. Fück, Die arab. Stud. in Europa, Bis in d. Anfang d. 20. Jh., 1955, S. 255-|57;
    A. Janata (Hrsg.), Jemen, Im Land d. Kgn. v. Saba, 1989, S. 33 f. (P);
    E. Macro, The Austrian Imperial Academy's Expeditions to South Arabia 1897-1900, C. de Landberg, D. H. M. and G. W. Bury, in: New Arabian Studies I, 1993, S. 56 f. (P);
    Wininger;
    The Universal Jewish Encyclopedia, VI-II, 1942, S. 33 f.;
    Enc. Jud. 1971 (P);
    ÖBL. – Archiv d. Österr. Ak. d. Wiss.;
    Allg. Verw.archiv d. Stadt Wien;
    Archiv d. Univ. Wien.

  • Autor/in

    Stephan Procházka
  • Zitierweise

    Procházka, Stephan, "Müller, David Heinrich Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 354-355 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11757547X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA