Lebensdaten
1856 – 1934
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Königsberg (Preußen)
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117556696 | OGND | VIAF: 69710784
Namensvarianten
  • Meyer, Franz
  • Meyer, Wilhelm Franz
  • Meyer, F. W. Franz
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Zitierweise

Meyer, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117556696.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1816–83), Domänenrentmeister in M.;
    M Amalie Knorr ( v. 1888);
    Tübingen 1888 Malwine (* 1856), T d. Univ.rats Theodor Stark (1819–79) in Tübingen u. d. Malwine Autenrieth (1828–1902);
    3 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Domgymnasium in Magdeburg studierte M. an der Univ. Leipzig, an der TH und der Univ. München sowie an der Univ. Berlin. An der Univ. München wurde er 1878 zum Dr. phil. promoviert; seine Dissertation „Anwendungen der Topologie auf die Gestalten der algebraischen Kurven“ hatte er unter der Anleitung von F. Klein geschrieben, der damals wie A. Brill an der TH München, einer Hochschule ohne Promotionsrecht, wirkte. Im Sommer 1880 habilitierte er sich mit der Schrift „Apolarität und rationale Kurven, eine systematische Voruntersuchung zu einer allgemeinen Theorie der linearen Räume“ (1883) bei P. Du Bois-Reymond an der Univ. Tübingen. Dort lehrte er als Privatdozent, bis er – im August 1885 zum Titular-Extraordinarius ernannt – im Juli 1887 die Stelle eines wirkl. ao. Professors erhielt. Zum Wintersemester 1888/89 wurde er zum etatmäßigen Lehrer der Mathematik an der vereinigten Bergakademie und Bergschule zu Clausthal ernannt (seit 1892 etatmäßiger Professor der 4. Rangklasse); zum Wintersemester 1897/98 wechselte er an die Univ. Königsberg über, zunächst als persönlicher Ordinarius, seit 1899 als Nachfolger von O. Hölder auf dem berühmten Ersten Lehrstuhl für Mathematik. Dort wurde er am Ende des Sommersemesters 1924 emeritiert, blieb aber bis zu seinem Tode mathematisch tätig.

    M.s mathematische Originalarbeiten sind der algebraischen Geometrie, der Invariantentheorie und der Differentialgeometrie zuzurechnen. Zu dem letzteren Gebiet ist vor allem sein Buch „Über die Theorie benachbarter Geraden und einen verallgemeinerten Krümmungsbegriff“ (1911) zu erwähnen. Auch in diesem Werk zeigt sich, wodurch er sich mehr als durch seine eigenen Ergebnisse um die Entwicklung der Mathematik bleibende Verdienste erworben hat: als Sammler und Ordner mathematischer Erkenntnisse. Hierzu gehört zunächst sein „Bericht über den gegenwärtigen Stand der Invariantentheorie“, die in mehrere Sprachen übersetzte erste wissenschaftliche Abhandlung im Jahresbericht der neugegründeten Deutschen Mathematiker-Vereinigung (Bd. 1, 1892, S. 79-292; franz., ital. u. poln. Überss.), dann aber vor allem die Begründung der „Enzyklopädie der Mathematischen Wissenschaften“ (mit Einschluß ihrer Anwendungen, wozu Mechanik, Physik, Geodäsie, Geophysik und Astronomie gerechnet werden). Aus dem ursprünglich als Mathematisches Begriffswörterbuch geplanten Projekt entwickelte sich ein Mammutwerk von 20 Bänden im Lexikon-Format, die zwischen 1898 und 1935 erschienen. Absicht war es, „in knapper, zu rascher Orientierung geeigneter Form, aber mit möglichster Vollständigkeit eine Gesamtdarstellung der mathematischen Wissenschaften nach ihrem gegenwärtigen Inhalt an gesicherten Resultaten“ zu geben. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine geschlossene Darstellung aller mathematischen Theorien auf einheitlicher Grundlage, wie sie später von Bourbaki versucht wurde, sondern um eine wirklich enzyklopädische Sammlung mathematischer Ergebnisse, für deren Beweise im allgemeinen auf die Originalliteratur verwiesen wird. Das Werk ist nach Sachgebieten gegliedert; eine ursprünglich vorgesehene rein alphabetische Ordnung hatte sich sehr bald als unzweckmäßig herausgestellt. Die Entwicklung dieses Projekts und M.s Anteil daran haben W. v. Dyck und M. selbst in dem „Einleitenden Bericht“ und der „Vorrede zum ersten Bande“ (1904) ausführlich geschildert. Mit über 2000 Referaten im „Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik“ hatte M. sich|die für dieses Werk notwendigen Kenntnisse im Gesamtgebiet der Mathematik verschafft.

    M. hat in seiner Königsberger Zeit Generationen von ostpreuß. Mathematiklehrern ausgebildet und sich dabei auch immer in Vorträgen, Veröffentlichungen und Ferienkursen um den Mathematikunterricht in den Schulen und die Fortbildung der Lehrer bemüht. Er verurteilte die bis heute bestehende äußerlich scharfe Trennung von Hochschulmathematik und Schul- oder Elementarmathematik. Diese Einstellung führte dazu, daß M. in seiner forschenden Tätigkeit der Dreiecksgeometrie eine besondere Förderung zuteil werden ließ. Auch hierbei ging es ihm um sachgemäße Ordnungsprinzipien, von denen er zwei besonders hervorhob: die folgerechte Einführung der beiden uneigentlichen Kreispunkte und die quadratische Verwandtschaft. In ihrer Verallgemeinerungsfähigkeit auf die Raumgeometrie (Tetraedergeometrie) erkannte M. die besondere Kraft dieser Prinzipien.|

  • Auszeichnungen

    Gründungsmitgl. d. Dt. Mathematiker-Vereinigung (1890, Vors. 1902);
    Mitgl. d. Leopoldina (1892);
    Geh. Reg.rat (1913);
    korr. Mitgl. d. Société Royale des Sciences de Liège u. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1933).

  • Werke

    Weitere W Differential- u. Integralrechnung I, 1901, ²1912, II, 1905;
    Kant u. d. Wesen d. Neuen in d. Math., in: Kant-Erinnerungsschr. d. Univ. Königsberg, 1905;
    Allg. Formen u. Invariantentheorie I, 1909;
    etwa 120 Aufsätze in math. Zss.Hrsg.: Archiv d. Math. u. Physik (1901–20);
    Enc. d. Math. Wiss.: Redaktion v. Bd. I (ersch. 1898-1904) u. III (ersch. 1903-34), darin v. M. selbst verfaßte Btrr.: Invariantentheorie (I, S. 320-403), Potentialtheorie (II, S. 464-503, mit H. Burkhardt);
    Neuere Dreiecksgeometrie (III, S. 1173-1276, mit G. Berkhan) u. Spezielle algebraische Flächen (ebd., S. 1437-1779).

  • Literatur

    Kurzbiogr., in: Acta mathematica 1882-1912, Table générale des Tomes 1-35, 1913, S. 88 (P, S. 159);
    W. R., in: FK 4, 1928, S. 84;
    R. Baldus, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1934/35, S. 54 f.;
    B. Arndt, in: Jber. d. Dt. Mathematiker-Vereinigung 45, 1935, S. 99-113 (W-Verz., P), gekürzte Fassung in: Zs. f. d. math. u. naturwiss. Unterricht 66, 1936, S. 303 f.;
    W. Lex, in: Mitt.bl. d. TU Clausthal, H. 57, 1984, S. 29 ff.;
    Wi. 1928;
    Pogg. IV-VII a.

  • Autor/in

    Rudolf Fritsch
  • Zitierweise

    Fritsch, Rudolf, "Meyer, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 336-337 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117556696.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA