Lebensdaten
1845 – 1921
Geburtsort
Halle/Saale
Sterbeort
Marburg/Lahn
Beruf/Funktion
Apotheker ; pharmazeutischer Chemiker
Konfession
-
Normdaten
GND: 11750274X | OGND | VIAF: 64785905
Namensvarianten
  • Schmidt, Ernst Albert
  • Schmidt, Ernst
  • Schmidt, Ernst Albert
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schmidt, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11750274X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Albert (1816–92), Stärkefabr. in H., S d. Johann Andreas (1778–1861), Stärkefabr., Branntweinbrenner in Alsleben/Saale;
    M Johanna Sophie Adelheid Schmidt (1819–70), aus Gutsbes.fam. in Calbe/Saale;
    Domäne Himmelgarten b. Leimbach 1879 Johanna Dorothea Marie (1853–1942), T d. Friedrich Wilhelm Konstantin Benzler, Gutspächter, Amtmann in Himmelgarten;
    3 S (1 früh †) Johann Ernst (1880–1941), Dir. d. Krankenhauses in Hof, Otto (* 1891), Architekt, Reg.baumeister in M., 1 T Martha(* 1887).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Bürger- und Realschule bis zur Unterprima begann S. 1861 seine pharmazeutische Ausbildung in der Apotheke zum Blauen Hirsch in Halle. 1864 legte er die Gehilfenprüfung ab und konditionierte anschließend in Neuwied, Mainz, Fribourg und Genf. Parallel zum Militärdienst als Einjährig Freiwilliger war S. 1868 in der Römer-Apotheke in Erfurt tätig, wo erste wissenschaftliche Arbeiten entstanden. Ein Jahr später begann er das Studium der Pharmazie in Halle bei Wilhelm Heinrich Heintz (1817-80), das er 1870 mit der Staatsprüfung beendete. Am dt.-franz. Krieg 1870/71 nahm S. als Feldapotheker teil, anschließend setzte er seine Studien in Halle fort. Da S. ohne Abitur in Halle nicht promoviert werden konnte, erfolgte die Promotion 1872 an der Univ. Leipzig. Nachdem er im selben Jahr die Reifeprüfung an der Realschule Aschersleben nachgeholt hatte, immatrikulierte er sich an der Univ. Berlin, wo er im Institut des chemischen Technologen Hermann Wichelhaus (1842–1927) arbeitete. Nach Halle zurückgekehrt, habilitierte S. sich 1874 (Btrr. z. Kenntniss d. Anthracens u. Chrysens) und widmete sich danach v. a. der Pharmazeutenausbildung. 1878 zum ao. Professor ernannt, übernahm er nach dem Tod von Heintz die Leitung des Chemischen Laboratoriums. Da seine Bemühungen um die Verselbständigung seines Pharmazeutischen Instituts in Halle scheiterten, folgte er 1884 einem Ruf auf das Ordinariat für Pharmazeutische Chemie an die Univ. Marburg. In seiner Antrittsvorlesung „Über die moderne Bedeutung der Pharmazeutischen Chemie“ verkündete er sein Programm für eine Profilierung dieses Faches.

    Standen am Anfang seiner wissenschaftlichen Tätigkeit v. a. organisch-synthetische Arbeiten, so wandte sich S. in Marburg insbesondere den Pflanzeninhaltsstoffen, vornehmlich den Alkaloiden verschiedener Berberaceen, Solanaceen, Papaveraceen und Leguminosen zu. Neben der Isolierung und Strukturaufklärung, zu deren Bestätigung auch Synthesen dienten, wurde das analytische Verhalten dieser Pflanzeninhaltsstoffe untersucht. Herausragende Ergebnisse waren die Entdeckung des Scopolamins (1888) und die gemeinsam mit seinem Schüler August Eberhard (1887–1960) geglückte Synthese des Ephedrins (1917). Insgesamt entstanden über 300 Publikationen, von denen ein Großteil im „Archiv der Pharmazie“ erschien, das S. seit 1890 gemeinsam mit Heinrich Beckurts herausgab. Großen Erfolg hatte sein „Ausführliches Lehrbuch der pharmazeutischen Chemie“ (2 Bde., 1879/82, ⁶1919/22). 1885 erschien die „Anleitung zur qualitativen Analyse“ (⁸1919). Schließlich war S. auch maßgeblich an der Herausgabe der Dt. Arzneibücher (DAB 3, 4 u. 5) beteiligt; seit 1887 gehörte er der Pharmakopöekommission und über 40 Jahre dem Ksl. Gesundheitsrat an. Unter S. entwickelte sich das pharmazeutische Institut, das 1888 einen neuen Hörsaal und 1901 einen zusätzlichen Neubau erhielt, zu einem Zentrum der Forschung; noch zu Lebzeiten wurde S. als Vater der Pharmazeutischen Chemie“ gerühmt. Aus der von ihm begründeten wissenschaftlichen Schule gingen u. a. Alfred Partheil (1861–1909), Johannes Gadamer (1867–1928), Oskar Keller (1877–1959) und Hermann Emde (1880–1935) hervor.

  • Auszeichnungen

    Hanbury Medaille d. Pharmaceutical Soc. of Great Britain (1905);
    Roter Adler-Orden III. Kl. (1911);
    Kgl. Kronen-Orden II. Kl. (1912);
    Dr.-Ing. E. h. (Braunschweig 1915);
    Dr. med. h.c. (Marburg 1915);
    Mitgl. d. Leopoldina (1886);
    Ehrenmitgl. zahlr. wiss. Ges., u. a. d. pharmazeut. Ges. v. Großbritannien, New York, St. Petersburg u. Charkow sowie d. Pharmazeutenver. Finnlands u. Schwedens.

  • Werke

    Über Einwirkung v. flüssigem Phosgen auf einige Amide, Diss. Leipzig 1871;
    Über d. Alkaloide d. Wurzel v. Scopolia japonica, in: Archiv d. Pharmazie 226, 1888. S. 185-203 (mit H. Henschke);
    Über d. Beziehungen zw. chem. Konstitution u. physiol. Wirkung einiger Ammoniumbasen, ebd. 242, 1904, S. 705-14;
    Über Ephedrin u. Pseudoephedrin, ebd. 253, 1915, S. 52-61;
    Altes u. Neues a. d. Alkaloidchemie, in: Dt. Apotheker Ztg. 85, 1907, S. 911-16.

  • Literatur

    H. Gelder, Dozenten d. Univ. Marburg, in: Dt. Apotheker-Ztg. 52, 1931, S. 1631 f.;
    F. v. Bruchhausen u. W. Schneider, in: Lb. Kurhessen-Waldeck V, 1955, S. 340-52 (P);
    R. Schmitz, Die Naturwiss. an d. Philipps-Univ. Marburg 1527-1977, 1978, S. 371-74 (P);
    Ch. Friedrich u. G. Melzer, E. A. S. u. sein Schülerkreis, in: Die Pharmazie 43, 1988, S. 642-47 (P);
    M. Kollmann-Hess, Die „Erste Marburger Schule“ (1884-1928), Zur wiss. Leistung v. E. S., Johannes Gadamer u. ihren Schülern, 1988, S. 5, 24-31, 34-40;
    Pogg. III-V;
    Dt. Apotheker-Biogr.;
    BBKL.

  • Autor/in

    Christoph Friedrich
  • Zitierweise

    Friedrich, Christoph, "Schmidt, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 183-184 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11750274X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA