Lebensdaten
1827 – 1891
Geburtsort
Königsberg (Pr.)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117471763 | OGND | VIAF: 19811735
Namensvarianten
  • Voigt, Georg Ludwig
  • Voigt, Georg
  • Voigt, Georg Ludwig
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Voigt, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117471763.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (1786–1863), Archivar, Hist., Dir. d. StA in K. (s. ADB 40; Altpreuß. Biogr. II; Leesch, Archivare), S d. Johann Michael, Dorfchirurg, Barbier in Bettenhausen (Thür.);
    M Charlotte (* 1799), T d. Christian Friedrich Schieferdecker ( 1834), Kaufm., Stadtrat in K., u. d. Luise Caroline Harkewitz;
    Königsberg (Pr.) 1858 Antonia Valeska (1832–1914), T d. Theodor v. d. Groeben (1805–63), auf Arenstein (Ostpr.), u. d. Walesca v. Wrangel (1808–84);
    4 S u. a. Hermann Adolph Georg Edgar (* 1868), Arzt, seit 1893 im Städt. Krankenhaus, Barmen;
    4 T Ada Valeska Charlotta Antonia (* 1861), seit 1930 in Tübingen, Louise Laura Emilie Clara (* 1862, Wilhelm Ludwig Otto Georg Staemmler, * 1859, Pastor in Wurchow), Meta Antoinette (* 1866, Wilhelm Claudius, 1854–1942,|Maler, Prof. an d. Kunstak. in Dresden, s. ThB; NDB III*), Valeska (1872–1939, Siegfried Rietschel, 1871–1912, Prof. d. Rechte in Karlsruhe u. Tübingen, s. Wi. 1912; BJ 18 Tl; NDB 21*).

  • Biographie

    V. wuchs in Königsberg (Pr.) im akademischen Milieu um die Universität auf und studierte hier seit 1845 zunächst Rechtswissenschaften, dann verstärkt Geschichtswissenschaft. 1851 wurde er bei Wilhelm Drumann (1786–1861) mit einer Arbeit über das Leben des Alkibiades (ungedr.) zum Dr. phil. promoviert. Da sein Vater Direktor des Staatsarchivs in Königsberg war, begann V. früh mit Forschungen an historischen Quellen. Nach ersten Publikationen zur preuß. Geschichte unternahm er mit dem Vater 1850 und 1853 Studienreisen nach Süddeutschland und Italien. Bei der zweiten Reise lernte er in Berlin Leopold Ranke (1795–1886) kennen, der V.s Forschungsinteressen nachhaltig beeinflußte und wohl auch seine kleindt. politischen Orientierungen langfristig prägte.

    Wieder in Königsberg, begann V. 1853 eine größere Arbeit über Papst Pius II. und nutzte dazu den reichen Ertrag seiner Archivreisen mit vielen bisher unbekannten Dokumenten. 1856 erschien der erste Band des Werks „Enea Silvio de‘ Piccolomini als Papst Pius der Zweite und sein Zeitalter“, der in Fachkreisen viel Interesse fand und V. 1858 eine Honorarprofessur in München eintrug. Hier erstellte er einen Rahmenplan für eine Edition der Reichstagsakten und veröffentlichte eine Arbeit über die historischen Anfänge des Humanismus (Die Wiederbelebung d. class. Alterthums: oder d. erste Jh. d. Humanismus, 1859, umgearb. Neuaufl. in 2 Bdn. 1880 / 81, 3. erg. Aufl. hg. v. M. Lehnerdt, 1893, ⁴1960).

    1860 folgte V. einem Ruf als o. Professor für Geschichte an die Univ. Rostock und vollendete hier 1862 / 63 zwei weitere Bände seiner Papstgeschichte, die sich ebenfalls aus den frühen Quellenstudien speisten (Nachdr. aller 3 Bde. 1967). Obwohl in Fakultät und Presse wegen V.s pro-preuß. Geschichtsauffassung, in der er Ranke folgte, heftig über seine Berufung gestritten wurde, wechselte er 1865 nach Leipzig und beschäftigte sich v. a. mit griech. und röm. Geschichte sowie dem dt. Mittelalter bis zur Reformationszeit. Von Natur aus kränklich und im Alter zunehmend schwerhörig, ließ sich V. 1888 von seinen beruflichen Pflichten entbinden. Sein Nachfolger wurde Karl Lamprecht (1856–1915). V. betreute als Erstgutachter mehr als 130 Promotionen, darüber hinaus förderte er wissenschaftliche Nachwuchskräfte wie Aleksander Brückner (1856–1939), Richard Georg Erler (1850–1913), Otto Richter (1852–1922) und Heinrich (Rr. v.) Zeißberg (1839–99).

    V. gehörte zu den ersten Historikern, die sich der editorischen Erschließung und wissenschaftlichen Untersuchung des aufkommenden Humanismus zwischen 1350 und 1450 zuwandten. Mit seinen komparatistisch angelegten Darstellungen suchte er die europ. Ausbreitung des Humanismus deutlich zu machen. Damit betrat er wissenschaftliches Neuland und inspirierte viele Nachfolgearbeiten. Im Unterschied zu Jacob Burckhardt sah er den Humanismus als Wiederbelebung der Antike. V.s Texteditionen und seine grundlegenden Untersuchungen zur frühhumanistischen Rolle von Petrarca und Florenz haben noch heute Bestand.

  • Auszeichnungen

    |ao. Mitgl. d. Hist. Kommission b. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1858);
    Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1867 korr., 1884 ausw.);
    o. Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss. zu Leipzig (1869);
    Mitgl. d. Fürstl. Jablonowski’ schen Ges. u. d. Kgl. Sächs. Altertumsver.

  • Werke

    |Die dt. Kaisersage, in: HZ 26, 1871, S. 131–87;
    Die Kiffhäuserfrage, Vortr. gehalten am 3. März 1871 im Gewandhaussaale zu Leipzig, 1871;
    Die Gesch.schreibung über d. Schmalkald. Krieg, 1874;
    Moritz v. Sachsen, 1541–1547, 1876;
    Über d. Ramismus an d. Univ. Leipzig, 1888;
    Bibliogr.: M. Lehnerdt, 1894 (s. L);
    Nachlaß: Univ.archiv u. -bibl. Leipzig.

  • Literatur

    |ADB 40 u. 45;
    M. Lehnert, in: Bursian-BJ 17, 1894, S. 43–68;
    A. Buck, Der Beginn d. modernen Renaissanceforsch. im 19. Jh., G. V. u. Jacob Burckhardt, in: Die Renaissance im 19. Jh. in Italien u. Dtld., hg. v. dems. u. C. Vasoli, 1989, S. 23–36;
    M. Huttner, Disziplinenentwicklung u. Prof.berufung, Das Fach Gesch. an d. Univ. Leipzig im 19. Jh., in: Neues Archiv f. sächs. Gesch. 71, 2000, S. 171–238;
    M. Todte, G. V. (1827–1891), Pionier d. hist. Humanismusforsch., 2004;
    P. F. Grendler, G. V., Historian of Humanism, in: Humanism and Creativity in the Renaissance, Essays in Honor of Ronald G. Witt, hg. v. Ch. S. Celenza u. K. Gouwens, 2006, S. 295–326;
    Altpreuß. Biogr. II;
    Biogr. Lex. Gesch.wiss.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Porträts

    |Kupf., Abb. in: O. Richter, Lehrj. e. Kopfarbeiters, Jugenderinnerungen, Aus seinem Nachlaß hg. v. A. Brabant, 1925;
    Photogr., 1874 (Univ.archiv Leipzig).

  • Autor/in

    Jens Blecher
  • Zitierweise

    Blecher, Jens, "Voigt, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 64-65 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117471763.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Voigt: Georg V., Geschichtschreiber. Geboren am 5. April 1827 zu Königsberg i. Pr. als Sohn des Historikers Johannes V. (s. u.), hat er sich unter Einwirkung des Vaters alsbald zum selbstbewußten Geschichtschreiber entwickelt. Zuerst an der Universitätsbibliothek in seiner Vaterstadt angestellt folgte er 1854 einem Rufe nach München, wo er, im Dienst der von König Max II. gestifteten historischen Commission als Bearbeiter der Reichstagsacten unter H. v. Sybel's Oberleitung unter dem Titel eines Honorarprofessors eintrat. Kaum aber hatte er diese Stellung übernommen, so folgte er im J. 1864 als Nachfolger K. Hegel's einem Rufe nach Rostock und schon 1866 nach Leipzig. Hier liegt die eigentliche Blüthezeit seines Wirkens. Im J. 1854 war die erste Auflage seiner „Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus“ erschienen, deren Werth er späterhin durch eine neue Bearbeitung ganz außerordentlich erhöhte, und die freilich erst nach seinem Tode noch eine dritte Auflage erlebt hat. In den Jahren 1856 bis 1863 ließ er sein Hauptwerk „Enea Silvio de' Piccolomini als Papst Pius II. und sein Zeitalter“ erscheinen, das ihn in die vorderste Reihe der deutschen Geschichtschreiber einrückte. Obwol bereits ein schweres körperliches Leiden sich anmeldete, hat er neben der Thätigkeit als Lehrer litterarisch doch weiter gearbeitet, wie es seine Untersuchung über die Geschichtschreibung über den schmalkaldischen Krieg und über den Zug Karl's V. gegen Tunis, die Herausgabe der Denkwürdigkeiten (1207—1238) des Minoriten Jordanus von Giano und vor allem die durch Gründlichkeit und Unbefangenheit ausgezeichnete Biographie des Herzogs Moritz von Sachsen in den Jahren 1541 bis 1547 deutlich bezeugen. Bereits im Jahre 1871 war in der Historischen Zeitschrift der Aufsah „Ueber die Kiffhäusersage“ erschienen, der aufs rühmlichste eine ganze Reihe von Arbeiten über diesen patriotischen Stoff eröffnete. Was er etwa noch weiter leisten konnte, hat der am 18. August 1891 eingetretene Tod verhindert.

  • Autor/in

    W.
  • Zitierweise

    W., "Voigt, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 204 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117471763.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA