Lebensdaten
1909 – 1992
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Historiker ; Wirtschaftshistoriker ; Sozialhistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117415537 | OGND | VIAF: 49237925
Namensvarianten
  • Treue, Friedrich Wilhelm Karl Franz
  • Treue, Wilhelm
  • Treue, Friedrich Wilhelm Karl Franz
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Zitierweise

Treue, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117415537.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm, preuß. Offz.;
    M Margarete Schuppe;
    1935 Hildegard Dartsch ( 1987), Mitarb. v. T.;
    T Vilma Dorothea Höpker.

  • Biographie

    T. absolvierte 1928 das Abitur an einem Realgymnasium in Berlin, wo er anschließend – nach einer gescheiterten Bewerbung als Offizier der Reichsmarine – Geschichte, u. a. bei Fritz Hartung (1883–1967) und Ernst Perels (1882–1945), sowie Biologie studierte. Die in Berlin gepflegte Kombination von Geistes- und Naturwissenschaften prägte ihn lebenslang, hier wurzelt auch seine frühe Begeisterung für die Technikgeschichte. 1932 wurde er mit der Dissertation „Die dt. Landwirtschaft zur Zeit Caprivis und ihr Kampf gegen die Handelsverträge“ (1933) bei Hartung promoviert. Er arbeitete seit 1932 zur Sicherung seines Lebensunterhalts in der Lexikonredaktion zunächst des „Propyläen“-Verlags, 1936–38 des Verlags „H. A. Braun & Co.“. 1937 habilitierte er sich mit der Schrift „Wirtschaftszustände und Wirtschaftspolitik in Preußen 1815–1825“. T. erhielt jedoch keine venia legendi, vermutlich, da er zu diesem Zeitpunkt noch kein NSDAP-Mitglied war (Antrag auf Mitgliedschaft u. Aufnahme in d. NSDAP 1940). Seit 1938 war er für die Kriegsgeschichtliche Abteilung der Marine in Berlin tätig. 1942 veröffentlichte er die „Kleine Kulturgeschichte des dt. Alltags“ ( ³1961), die am Anfang seiner kulturhistorischen Interessen stand. 1939/40 und 1943 leistete er Kriegsdienst als Marineartillerist, 1943 wurde er,|inzwischen Regierungsrat, als Lehrer an die Marineschule Mürwick in Kiel abkommandiert. Seine marinegeschichtlichen Arbeiten führten zu seiner Anstellung in der dt. Marineakademie. 1947 wurde er im Entnazifizierungsverfahren in Göttingen in die Kategorie V eingestuft. Seit 1945 hielt er Vorlesungen an der Univ. Göttingen zur Wirtschaftsgeschichte, übernahm 1946/47 eine Lehrstuhlvertretung in Würzburg, 1948/49 eine Gastdozentur in Oxford. Seit 1947 lehrte er als ao., seit 1953 als o. Prof. Geschichte an der TH Hannover, daneben Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Univ. Göttingen. Nach seiner Emeritierung 1975 übernahm er eine Lehrtätigkeit an der Univ. Salzburg. Seit 1956 war er Leiter des Archivs des Bankhauses „Sal. Oppenheim jr. & Cie.“, Köln.

    T.s wissenschaftliches Werk umfaßt mehr als 200 Publikationen zu politischen, (kultur)historischen, wirtschaftlichen und technikgeschichtlichen Themen, darunter 50 Monographien. Er verfaßte mehrfach aufgelegte Überblickswerke mit Handbuchcharakter (Wirtsch.gesch. d. Neuzeit, 1962, ³1973 in 2 Bdn.), aber auch quellengestützte Spezialstudien zur Unternehmensgeschichte (Die Gesch. d. Ilseder Hütte, 1960) und zur Unternehmerbiographie (David Splitgerber, Ein Untern. im preuß. Merkantilstaat, in: VSWG 3, 1954, S. 253–67). T. hatte eine Pionierrolle in der Etablierung der wissenschaftlichen Unternehmensgeschichte in Westdeutschland nach anglo-amerik. Vorbild und ihrer Einbindung in die dt. Geschichtswissenschaft, angeregt auch durch die Zusammenarbeit mit dem in die USA emigrierten dt. Wirtschafts- und Unternehmenshistoriker Fritz Redlich (1892–1978). T. trat auf diesem Gebiet auch wissenschaftsorganisatorisch hervor: Er gründete und leitete die seit 1956 erschienene „Tradition, Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmerbiographie“ bis 1976 als Alleinherausgeber, seit 1977 als Mitherausgeber unter dem neuen Titel „Zeitschrift für Unternehmensgeschichte“. 1976 war er Mitgründer und erster Vorsitzender der „Gesellschaft für Unternehmensgeschichte“, der ersten Einrichtung dieser Art in Deutschland. Als Archivar des Bankhauses „Sal. Oppenheim jr. & Cie.“ leistete T. einen Beitrag zur Entwicklung des Unternehmensarchivwesens, das er insgesamt fördernd begleitete. Auch die Technikgeschichte in Deutschland trieb er teils durch eigene Publikationen (Achse, Rad u. Wagen, 1965, ²1968), teils organisatorisch voran: Seit 1965 war er einer der wissenschaftlichen Leiter der Zeitschrift „Technikgeschichte“ und leitete die Hauptgruppe „Technikgeschichte“ des VDI.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Hist. Komm. zu Berlin (1965) u. d. wiss. Beirats d. Inst. f. bankhist. Forsch. (1975);
    Vors. d. wiss. Beirats d. Georg-Agricola-Ges. (1965–79), d. Studienkr. Rundfunk u. Gesch. (1969) u. d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik (1970–73);
    Ehrenvors. d. Dt. Ges. f. Schiffahrts- u. Marinegesch. (1973);
    Karl-Sudhoff-Plakette d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik (1974);
    Ehrenmedaille d. VDI;
    Gr. BVK (1979);
    Dr. phil. h. c. (Salzburg 1984);
    W.-T.-Stipendium d. Studienkr. Rundfunk u. Gesch. (seit 1992).

  • Werke

    Weitere W Die Eroberung d. Erde, Auf d. Spuren d. gr. Entdecker, 1939, tschech. 1942, portugies. 1957;
    Dt. Wirtsch.führer im 19. Jh., in: HZ 3, 1943, S. 548–65;
    Der Krimkrieg u. d. Entstehung d. modernen Flotten, 1954, ²1980;
    Die Kulturgesch. d. Schraube, 1954, ²1962 (mit R. Kellermann);
    Die Juden in d. dt. Wirtsch., in: ZUG 4, 1958, S. 193–96;
    Dt. Gesch., 2 Bde., 1958, ⁶1990;
    Die Technik in Wirtsch. u. Ges. 1800–1970, in: H. Aubin u. W. Zorn (Hg.), Hdb. d. dt. Wirtsch.- u. Soz.gesch., Bd. 2, 1976, S. 51–121;
    Wirtsch.- u. Technikgesch. Preußens, 1984;
    Wägen u. Wagen, Sal. Oppenheim jr. & Cie., Gesch. e. Bank u. e. Fam., 1989, ³1994 (engl. 1994) (mit M. Stürmer u. G. Teichmann);
    Dt. Marinerüstung 1919–1942, Die Gefahren d. Tirpitz-Tradition, 1992 (mit E. Möller u. W. Rahn) (darin Autobiogr.);
    mehrere Art. in NDB;
    W-Verz.: H. A. Wessel, W. T., Nachweis seiner wiss. Veröff., in: ZUG 24, 1979, S. 189–201 (W-Verz. 1933–79);
    Unternehmens- u. Untern.gesch. aus fünf J.zehnten, hg. v. H. Pohl, 1989 (P).

  • Quellen

    Qu BA Berlin, ehem. BDC; Niedersächs. Landesarchiv, HStA Hannover.

  • Literatur

    L H. Pohl, in: ders. (Hg.), W. T., Unternehmens- u. Untern.gesch. aus fünf J.zehnten, 1989, S. IX – XIII (P);
    ders., in: ZUG 38, 1993, S. 1–3;
    W. Zorn, in: VSWG 80, 1993, S. 1–3;
    K. H. Kaufhold, in: HZ 257, 1993, S. 553 ff.;
    W. Schulze, Dt. Gesch.wiss. n. 1945, 1993 (Reg.);
    Wolfhard Weber u. L. Engelskirchen, Streit um d. Technikgesch. in Dtld. 1945–1975, 2000 (Reg.);
    H. J. Teuteberg, W. T., Ein Hist. zw. Kultur, Technik, Med. u. Naturwiss., in: Nachrr.bl. d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik e. V., 2000, S. 179–200;
    ders., T. als Nestor d. Untern.gesch., in: ZUG 47, 2002, S. 123–57 (W);
    S. Hartig, Von d. „Tradition“ z. Innovation, Die Gründung d. Ges. f. Untern.gesch., ebd. 46, 2001, S. 221–36;
    BBKL 17 (W, L); Munzinger.

  • Autor/in

    Hans Jürgen Teuteberg †, Maria Schimke
  • Zitierweise

    Teuteberg, Hans-Jürgen; Schimke, Maria, "Treue, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 405-406 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117415537.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA