Lebensdaten
1831 – 1904
Geburtsort
Landshut
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Kanonist ; Kirchenhistoriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117384011 | OGND | VIAF: 34445232
Namensvarianten
  • Silbernagl, Maximilian Joseph Isidor
  • Silbernagl, Isidor
  • Silbernagl, Maximilian Joseph Isidor
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Silbernagl, Isidor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117384011.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph, S d. Joseph, beide Bierbrauer in L. u. d. Maria Anna Anetsberger, aus Pfaffenberg, T e. Bäckers;
    M Anna Neumayr, aus Bruckberg, T e. Gastwirts.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Gymnasium in Landshut studierte S. 1849–53 Philosophie und Theologie an der Univ. München. 1854 zum Priester geweiht, wirkte er seitdem als Kaplan bzw. Koadjutor in Tölz, Nymphenburg und Hohenkammer. 1856 wurde er mit der überarbeiteten Fassung einer ursprünglich bei der Münchner phil. Fakultät zur Lösung der Preisfrage 1851/52 eingereichten, aber nicht prämierten Untersuchung „Albrecht IV., der Weise, Herzog von Bayern, und seine Regierung“ (1857) in Freiburg (Br.) zum Dr. phil. promoviert. Im folgenden Jahr nahm er bei Franz Michael Permaneder (1794–1862) in München das Studium der Kanonistik auf, das er aufgrund seiner Dissertation „Die Eides-Bindung nach dem canonischen Rechte“ 1860 mit der Promotion zum Dr. theol. abschloß. Seine zwischenzeitliche Anstellung als Stiftszeremoniar an der Hofkirche St. Kajetan führte ihn zu enger Zusammenarbeit mit Ignaz v. Döllinger (1799–1890). Dessen Denken beeinflußte S.s kanonistische Habilitationsschrift „Das Eherecht nach den Gesetzen der griech. Kirche“ (1862) und sein moderates Urteil über die griech.-orthodoxe Kirche. Seit der Habilitation war S. Privatdozent, seit 1863 als Nachfolger Permaneders ao. Professor, seit 1870 Ordinarius für Kirchenrecht in München (Senatsmitgl. 1871/72, siebenmaliger Dekan). Hier erwarb er sich mit seinen Werken über „Verfassung und gegenwärtiger Bestand sämtlicher Kirchen des Orients“ (1865, ²1904), über „Johannes Trithemius“ (1868, ²1883) und über die „Verfassung und Verwaltung sämtlicher Religionsgenossenschaften in Bayern“ (1870, ⁴1900) einen Ruf als hervorragender Kanonist und Kirchenhistoriker.

    1865 gab S. die 4. Auflage von Permaneders „Handbuch des gemeingiltigen kath. Kirchenrechts“ heraus, in dem er in bezug auf den päpstlichen Primat in Ablehnung sowohl des „absolutmonarchischen Papalsystems“ als auch des „autokratischen Episkopalsystems“ eine Mittelstellung vertrat. Als Mitunterzeichner des von Döllinger initiierten, gegen eine Definition der päpstl. Unfehlbarkeit gerichteten Majoritätsgutachtens der Münchner theol. Fakultät 1869 zögerte S. mit seiner Anerkennung des vom 1. Vatikan. Konzil definierten Dogmas über primatiale Vollgewalt und Unfehlbarkeit des Papstes. Schließlich stimmte er dem Konzil und seinen Dekreten zu und legte die Konstitution „Pastor aeternus“ in seinem „Lehrbuch des kath. Kirchenrechts“ (1880, ⁴1903) in papalistischer Interpretation als kath. Lehre dar. Nach Döllingers Exkommunikation 1871 erklärte sich der für seine freie Vortragskunst bekannte S. ferner bereit, neben Kirchenrecht auch Kirchengeschichte zu lehren (1872–86), bot aber weiterhin kirchengeschichtliche Spezialvorlesungen an, aus denen seine um objektiv-kritische Darstellung bemühten Werke „Der Buddhismus nach seiner Entstehung, Fortbildung und Verbreitung“ (1891, ²1903) und „Die kirchenpolitischen und religiösen Zustände im neunzehnten Jh., Ein Kulturbild“ (1901) erwuchsen. Im übrigen nahm S. hier und in anderen Schriften dezidiert und häufig mit ironischen Untertönen zu aktuellen Problemen Stellung.

    S.s kanonistische Werke sind v. a. systematisch ausgerichtet. Seine historischen Werke und Referate zu kirchengeschichtlichen Dissertationen zeichnen sich durch eindrucksvolle Quellen- und Literaturkenntnis aus, wobei er das entscheidende Gewicht auf Quellenkritik legte und bloße Materialkompilationen ablehnte. Dabei wahrte er stets Eigenständigkeit und Unabhängigkeit des Urteils. Seinen Besitz vermachte er der Stadt Landshut zur Unterstützung bedürftiger Studenten.

  • Auszeichnungen

    Verdienstorden v. hl. Michael (IV. Kl. 1888, III. Kl. 1893).

  • Werke

    Vfg. u. gegenwärtiger Bestand sämtl. Kirchen d. Orients, 1865, 2. Aufl., hg. u. eingel. v. J. Schnitzer, 1904 (Biobibliogr. S. III–XV);
    Die Aufsicht über d. Volksschulen in Bayern, Ein Btr. z. Kulturkampf, 1876.

  • Literatur

    G. Denzler, Das I. Vatikan. Konzil u. d. Theol. Fak. d. Univ. München, in: Annuarium Historiae Conciliorum 1, 1969, S. 412–55;
    L. Resch u. L. Buzas, Verz. d. Doktoren u. Diss. d. Univ. Ingolstadt-Landshut-München 1472–1970, I, 1975, S. 38;
    M. Weitlauff (Hg.), Joseph Bernhart, Erinnerungen 1881–1930, 2 Bde., 1992;
    M. Hommens, Der bayer. Kanonist I. S. (1831–1904), Ein Btr. z. Gelehrtengesch. d. kanon. Rechts, in: Forum f. kath. Theol. 6, 1994, S. 290–304;
    F. X. Bischof, Theol. u. Gesch., Ignaz v. Döllinger (1799–1890) in d. zweiten Hälfte seines Lebens, 1997;
    K. Unterburger, Kirchen- u. Dogmengesch. an d. Univ. München zw. d. I. Vatikan. Konzil u. d. Modernismuskrise, Die Professoren Joseph Bach, I. S. u. Alois Knöpfler, theol. Lizentiatsarb. München 1998;
    M. Buchberger (Hg.), Kirchl. Handlex. II, 1912, S. 2091 f.;
    LThK1–3;
    RGG2–4;
    BBKL X (W, L).

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Silbernagl, Isidor" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 411-412 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117384011.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA