Lebensdaten
1859 – 1918
Geburtsort
Osten/Oste (Hannover)
Beruf/Funktion
Agrarpolitiker ; Landwirt
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 117377457 | OGND | VIAF: 47538409
Namensvarianten
  • Hahn, Diederich Christian
  • Hahn, Diederich
  • Hahn, Diederich Christian
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Zitierweise

Hahn, Diederich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117377457.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus e. seit d. 15. Jh. nachgewiesenen Bauernfam. d. Marschen (Vorfahren seit 1663 Deichgeschworene, Brücken- u. Schleusenbauer);
    V Adolph Diederich (1828–1908), Schleusenbauer;
    M Anna Horstmann (1836–1917), aus Bauernfam. in Bokhoop;
    1897 Margarethe Böing (Ps. Margarete v. d. Oste), Schriftstellerin (vor allem Romane), aus westfäl. Bauern-, Industriellen- u. Gel. fam.;
    3 S, 1 T.

  • Biographie

    Der Student der Geschichte, Geographie, Geologie und germanischen Philologie in Leipzig und Berlin wurde als Mitbegründer des Vereins Deutscher Studenten dessen Wortführer auf der Kyffhäuser-Kundgebung 1881. Bismarck wurde auf den redebegabten und für das Reich begeisterten Hannoveraner aufmerksam, interessierte sich unter anderem auch (als ehemaliger Deichhauptmann von Schönhausen) für H.s Dissertation über „Das Deichrecht der Altendorfer Schauung“, mit der dieser 1884 in Berlin promoviert worden war, und förderte ihn. Nach einem kurzen Zwischenspiel im Lehrdienst am Gymnasium Charlottenburg wurde H. 1886 Archivar der Deutschen Bank in Berlin, während er weiterhin Nationalökonomie und Recht studierte. An der Deutschen Bank arbeitete er unter anderem unmittelbar für deren Mitbegründer G. von Siemens, zum Beispiel am Bagdadbahn-Projekt. Seine engen Beziehungen zu den politischen Kreisen der Provinz Hannover führten ihn, nach dem Sturz Bismarcks als Reichskanzler, mitten in die Bestrebungen, diesen als Abgeordneten für den 19. (hannoverschen) Wahlkreis zu gewinnen. Im Zuge dieser Entwicklung wurde H. dann selbst 1893 in den Provinziallandtag Hannover, in das Preußische Abgeordnetenhaus und – auf ausdrücklichen Wunsch Bismarcks – in den Reichstag gewählt, zuerst als Hospitant der Nationalliberalen, dann der Konservativen. Im Reichstag nahm er in der Streitfrage – liberale Industrie- und Außenhandelspolitik oder konservative Agrarpolitik – eindeutig für die letztere Stellung. Im besonderen setzte er sich für das Verbot des umstrittenen börsenmäßigen Getreideterminhandels ein, das auf Drängen der sogenannten Agrarier dann 1897 erfolgte. Aufgrund des unvermeidbaren Interessenkonflikts trat er gleichzeitig aus der Deutschen Bank aus und nahm mit dem 1893 gegründeten Bund der Landwirte Fühlung, in dessen engeren Vorstand er 1897 als Provinzialvorsitzender von Hannover eintrat. Neben den ostdeutschen Großlandwirten von Wangenheim-Groß-Spiegel (Pommern) und Rösicke-Görsdorf (Mark Brandenburg) vertrat H. in dieser einflußreichen Spitzenorganisation der deutschen Landwirtschaft seit 1898 als 1. Direktor die niederdeutschen Bauern. So trat er besonders für die gesetzliche Sicherung der Hannoverischen Höferollen ein. Von ihm stammen Gesetzentwürfe gegen die sogenannte Güterschlächterei und gegen das Aufsaugen von Bauernland durch den Großbesitz. Außenpolitisch wandte er sich gegen die Tirpitzsche Flottenpolitik. Im Bund der Landwirte widmete er sich besonders der Presse- und Aufklärungsarbeit zugunsten der Landwirtschaft und war infolgedessen auch im Vorstand der von ihm mitbegründeten „Deutschen Tageszeitung“. H. blieb bis 1918 im Preußischen Abgeordnetenhaus, bis 1912 im Reichstag (er hatte sein Reichstagsmandat nur in der Wahlperiode 1903-07 verloren, als Folge jener Wahl, welche die Sozialdemokratische Partei zur zweitstärksten des Reichstags machte). Obwohl er sich aus dem Zwang der agrarpolitischen Arbeit für die Konservativen entschieden hatte, stand er geistig den Liberalen nahe, gehörte auch zum politischen Freundeskreis Naumanns. In den letzten Lebensjahren (seit 1912) realisierte er den auf Goethische Ideen zurückgehenden Jugendplan, durch Rekultivierung von 500 ha alten, im 30jährigen Krieg wüstgewordenen|Familienbesitzes auf Moor und Heide einen neuen Stammsitz der Familie (Hof „Haneworth“) zu errichten.

  • Werke

    zahlr. Art. in dt. Zeitungen 1893-97;
    Reden in d. Protokollen d. Dt. Reichstages, des Preuß. Abgeordnetenhauses u. d. Hannov. Provinzial-Landtages 1893-1918.

  • Literatur

    Agrar. Hdb., hrsg. v. Bund d. Landwirte, 1898, ²1903;
    J. Croner, Die Gesch. d. agrar. Bewegung in Dtld., 1909;
    Marg. Hahn [Ehefrau], Dein Vater (Biogr.), 1936;
    G. D. v. Tippelskirch, Agrarhist. Ausschnitte aus d. Zeit v. 1893-1924, Diss. Univ. Berlin 1944;
    U. Lindig, Der Einfluß d. Bundes d. Landwirte auf d. Pol. d. Wilhelmin. Za., Diss. Hamburg 1954;
    R. Wiebalck, in: Nd. sächs. Lb. II, 1954, S. 97-107 (W, L, P);
    H. Pacyna, Die Entstehung d. „Dt. Tagesztg.“, ihr Wirken u. Charakter v. 1894-1914, Diss. Bonn 1958;
    A. Vagts, D. H., e. Politikerleben, in: Jb. d. Männer v. Morgenstern 46, 1965;
    P. Boetticher, in: DBJ II, S. 250-53 (u. Tl. 1918, L).

  • Porträts

    Gem. v. H. Dohm, 1912 (im Bes. d. Fam. in Ascheberg/Holstein);
    Karikatur in: Die Jugend, 1905, Nr. 9;
    Phot. in: Dt. Aufstieg, hrsg. v. H. v. Arnim u. G. v. Below, 1925.

  • Autor/in

    Heinz Haushofer
  • Zitierweise

    Haushofer, Heinz, "Hahn, Diederich" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 503-504 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117377457.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA