Lebensdaten
1684 – 1751
Geburtsort
Wittenberg
Sterbeort
Wittenberg
Beruf/Funktion
Arzt ; Anatom ; Botaniker ; Naturforscher
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 117355666 | OGND | VIAF: 17997690
Namensvarianten
  • Vater, Abraham
  • Antipater
  • Vater, Abraamus
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Vater, Abraham, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117355666.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian (1651–1732), aus Jüterbog, Prof. d. Med. in W., kursächs. Provinzialphysicus, 1690 Mitgl. d. Leopoldina (s. ADB 30; BLÄ), S d. Albrecht, Bäcker, u. d. Maria N. N. ( 1688);
    M Regina Dorothea, T d. Johann Deutschmann (1625–1706), Prof. d. Theol. in W. (s. NDB V), u. d. Anna Catharina Calov (1639–67);
    Ur-Gvm Abraham Calov (Kalau, Calovius) (1612–86), ao. Prof. d. Theol. in Königsberg (Pr.), Gymn.dir. u. Pastor in Danzig, Prof. d. Theol. in W. (s. NDB III);
    2 B, 4 Schw;
    1) 1716 Sophia Magdalena Zimmermann ( 1739, 1] Samuel Francke, Amtsrentenverw.), 2) 1740 Christina Maria ( n. 1751), T d. Paul Jacob Marperger (1656–1730), kursächs. HR (s. NDB I); kinderlos.

  • Biographie

    Nach seiner Ausbildung durch Privatlehrer und dem Besuch des Gymnasiums in Merseburg studierte V. seit 1702 an der Univ. Wittenberg Philosophie und Medizin. 1706 wurde er mit der „Dissertatio de mechanismo corporum naturalium“ zum Dr. phil. und 1710 nach einem einjährigen Studienaufenthalt in Leipzig mit der Arbeit „De pestilentia vera“ in Wittenberg zum Dr. med. promoviert. Anschließend absolvierte er eine zweijährige Studienreise durch Deutschland, England und die Niederlande. In Leiden und Amsterdam betrieb er bei Frederik Ruysch (1638–1731) anatomische Studien und machte sich mit der Injektionstechnik vertraut. 1711 nach Wittenberg zurückgekehrt, habilitierte er sich ein Jahr später und wurde 1717 zum ao. sowie 1732 zum o. Professor für Anatomie und Botanik ernannt (seit 1719 Substitut d. o. Prof.). Gleichzeitig war er seit 1732 Stadtphysikus. Bis 1733 lehrte V. beide Fächer, danach widmete er sich ausschließlich der Anatomie, u. a. durch die Gründung eines reichhaltig bestückten anatomischen Museums 1736. Einige Präparate sind heute Teil der anatomischen Sammlung der Univ. Halle. V. erreichte, daß die Leichen von Selbstmördern zu Forschungszwecken in das Wittenberger Anatomische Institut geliefert werden mußten und setzte durch, daß Frauen seinen anatomischen Demonstrationen beiwohnen durften. 1737 erhielt V. zusätzlich die Professur für Pathologie. Die Unterrichtsveranstaltungen dieses Fachs delegierte er jedoch an seinen Assistenten Christian Gottfried Stenzel (1698–1748). 1746 wurde V. zum ersten Professor für Therapie an der Univ. Wittenberg ernannt. V. befaßte sich mit Botanik, Chemie, Pharmakologie, allgemeiner und spezieller Pathologie und Therapie, mit Chirurgie, Gynäkologie sowie Staatsarzneikunde. Er gilt als einer der bedeutendsten Anatomen des 18. Jh. Wegweisende Schriften sind seine Abhandlungen über den Schließmechanismus des Foramen ovale im Herz, über einen Speichelgang der Zunge sowie einen Ringmuskel in der Gebärmutter (1723). 1720 erforschte V. die Einmündung des Ductus choledochus (Hauptgallengang) in den Zwölffingerdarm. Aufgrund der Dissertation seines Schülers Paul Gottlob Berger (* 1699) hat sich die Bezeichnung „Papilla Vateri“ eingebürgert, obwohl sie bereits von Giovanni Domenico Santorini sowie Andreas Vesal als Papilla duodeni major und von Samuel Collins gekannt und beschrieben worden war. Die nach V. und dem ital. Anatomen Filippo Pacini (1812–83) benannten Vater-Pacini-Körperchen (Corpusculum lamellosum) sind eine bestimmte Sorte von Nervenfasern in der Haut (sog. Mechanorezeptoren), die für die Vermittlung von Vibrationsempfindungen zuständig sind.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Leopoldina (1712) u. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1728);
    Pflanzengattung Vateria.

  • Werke

    W Dissertatio anatomica qua novum bilis diverticulum circa orificium ductus cholidochi ut et valvulosam colli vesicae felle ac constructionem ad disceptandum proponit, 1720;
    Novum ductum salivalem eumque praecipuum in lingua excretorium glandulae insignis, 1720, ²1723.

  • Literatur

    L ADB 39;
    W. Wackwitz, in: Anatom. Anz. 160, 1985, S. 77–79;
    C. D. Stern, A Historical Perspective on the Discovery of the Accessory Duct of the Pancreas, the Ampulla ,of Vater‘ and Pancreas Divisum, 1986, S. 203–12;
    J. Helm, A. V., Ein Anatom im 18. Jh., in: ders. u. K. Stukenbrock (Hg.), Anatomie, Sektionen e. med. Wiss. im 18. Jh., 2003, S. 13–28 (P);
    B. I. Tsishuaka, in: Enz. Med.gesch., hg. v. W. E. Gerabek u. a., 2005, S. 1437;
    Meusel (W);
    Dict. des sciences médicales, Biogr. médicale, hg. v. A. J. L. Jourdan, Bd. 7, 1825, S. 399–403 (W);
    BLÄ; Kreuter, Neurologen.

  • Porträts

    P Kupf. v. J. M. Bernigeroth, 1752 (Wellcome Library London).

  • Autor/in

    Werner E. Gerabek
  • Zitierweise

    Gerabek, Werner E., "Vater, Abraham" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 722 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117355666.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Vater: Abraham V., Arzt und Naturforscher und besonders ausgezeichnet als Anatom, wurde als Sohn von Christian V. (s. d.) am 9. December 1684 in Wittenberg geboren. Er studirte seit 1702 die Heilkunde an der Universität seiner Vaterstadt, wo er 1706 die philosophische Doctorwürde erlangte, und später auch in Leipzig, wo er 1710 den medicinischen Doctorgrad erwarb. Darauf machte er eine größere wissenschaftliche Reise durch Deutschland. England und Holland mit längerem Aufenthalt in Amsterdam und Leyden, wo er unter Ruysch eingehendere anatomische Studien trieb und besonders sich mit der von diesem Autor kunstvoll gepflegten Injectionstechnik vertraut machte. Nach seiner Rückkehr habilitirte er sich 1712 als Docent in Wittenberg, wurde daselbst 1717 außerordentlicher, 1719 ordentlicher Professor der Anatomie und Botanik und lehrte diese Fächer gemeinschaftlich, von 1733 ab aber ausschließlich die Anatomie mit großem Erfolg, den er dadurch steigerte, daß er in verdienstlicher Weise ein reichhaltiges anatomisches Museum gründete. 1737 erhielt er auch die Professur der Pathologie, doch überließ er die Vorträge über dieses Gebiet dem Dr. Stenzel, während er selbst fortfuhr seine Kraft dem anatomischen Unterricht bezw. der Forschung anhaltend zu widmen. Nachdem er 1746 auch noch zum ersten Professor (der Therapie) an der Wittenberger Universität ernannt war, verblieb er zuletzt als Senior der medicinischen Facultät in dieser Stellung bis zu seinem am 18. November 1751 eingetretenen Lebensende. — V., der auch Mitglied der k. k. Leopold.-Carolinischen Akademie der Naturforscher war, ist ein außerordentlich vielseitiger Forscher gewesen. Seine zahlreichen Arbeiten betreffen die Botanik, Chemie, Pharmakologie, allgemeine und specielle Pathologie und Therapie, die Chirurgie, Gynäkologie und Staatsarzneikunde. Sie alle werden bei weitem überragt durch Vater's Leistungen in der Anatomie, die er durch hervorragende Forschungen von bleibendem Werth bereichert hat. Erwähnenswerth sind besonders die Abhandlungen über den Mechanismus der Schließung des foramen ovale (1714), über ein Divertikel an der Mündung des ductus choledochus im Zwölffingerdarm (1720), über einen Speichelgang in der Zunge (1720, 1723), über einen Ringmuskel am Gebärmuttergrunde (1723). In einer Dissertation von Lehmann „De consensu partium corporis humani“ (Wittenberg 1741), beschreibt er ferner die unter seinem Namen bekannten, dann in Vergessenheit gerathenen und von Pacini im 3. Decennium dieses Jahrhunderts erst wieder entdeckten sogenannten Tastkörperchen als kleine ovale Anschwellungen, papillae nerveae, mit denen die Hautnerven der Handfläche und Fußsohlen beim Menschen nicht selten besetzt gefunden werden. Außer durch die bereits oben erwähnte Einrichtung eines anatomischen Museums hat sich V. um|die Hebung des bezüglichen Unterrichts in Wittenberg noch dadurch verdient gemacht, daß er auch anatomische Demonstrationen für Frauen hielt und für die Ablieferung der Leichen von Selbstmördern an die Anatomie Sorge trug. Ein ziemlich vollständiges Schriftenverzeichniß Vater's findet sich in der schon genannten Biogr. méd., Bd. VII, S. 400—403.

    • Literatur

      Vgl. außerdem Poggendorff's Biogr.-litterar. Handwörterbuch II, 1180, sowie Biogr. Lex. u. s. w. VI, 74 und die daselbst genannten Quellen.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Vater, Abraham" in: Allgemeine Deutsche Biographie 39 (1895), S. 502-503 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117355666.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA