Lebensdaten
1781 – 1858
Geburtsort
Obermarchtal (Oberschwaben)
Sterbeort
Rottenburg
Beruf/Funktion
Prämonstratenser ; erwählter Bischof von Rottenburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117343153 | OGND | VIAF: 171581236
Namensvarianten
  • Ströbele, Urban
  • Ströbele, Johann Georg (Taufname)
  • Ströbele, Urban von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ströbele, Urban von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117343153.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus oberschwäb. Fam.;
    V Ferdinand S. (* 1747), Klosterbraumeister in O.;
    M Walburga Rieger (* 1753) aus O.;
    2 B Josef (* 1782), Lorenz (1784–1814 ⚔), 1 Schw Theresia (* 1789).

  • Biographie

    S. trat nach dem Besuch der Klosterschule in Obermarchtal 1797 in die dortige reichsunmittelbare Prämonstratenserabtei ein, absolvierte hier das phil. und theol. Studium, das vom Geist gemäßigter Aufklärung geprägt war, und empfing 1803, ein Jahr nach der Säkularisation seiner Abtei, als (mit 550 fl.) „pensionierter“ Prämonstratenser-Chorherr die Priesterweihe. Seit 1806 Stadtpfarrer und Schulinspektor in Buchau/Federsee, erwarb er sich durch seine aufgeklärt-staatsloyale Seelsorgepraxis den Ruf eines überzeugten „Wessenbergianers“. Vom Kath. Kirchenrat in Stuttgart mehrfach belobigt, wurde er 1818 unter kgl. Patronat zum Stadtpfarrer und Dekan in Riedlingen befördert und nach der Neuerrichtung des württ. Bistums Rottenburg und der Erstbesetzung des Bischofsstuhls 1828 zum Domkapitular, gleichzeitig zum Dom- und Stadtpfarrer sowie Stadtdekan in Rottenburg ernannt.

    In den um 1840 einsetzenden heftigen Auseinandersetzungen zwischen „Staatskirchlern“ und ultramontanen „Jungkirchlern“ oder „Möhlerianern“ im Rottenburger Klerus – mit deren Zentrum bei Albert Gf. v. Rechberg (1803–85) in Donzdorf („Donzdorfer Fakultät“) – positionierte sich S. als enger Mitarbeiter des Domdekans und Vertrauensmann der Stuttgarter Regierung Ignaz v. Jaumann (1778–1862) in seiner anonymen Schrift „Vorschlag zur Verständigung in Sachen der gemischten Ehen mit besonderer Rücksicht auf Württemberg“ (1842) klar auf Seiten des württ. Staatskirchenregiments. Wiederholte Versuche der Regierung, ihn als Koadjutor Bf. Johann Baptist v. Kellers (1774–1845) ins Gespräch zu bringen, wurden deshalb regelmäßig von den „Jungkirchlern“ unterlaufen. Als er nach dem Tod Kellers 1846 vom Domkapitel zu dessen Nachfolger gewählt wurde, betrieben die „Jungkirchler“ unter Führung des Tübinger Kirchenhistorikers Carl Joseph v. Hefele (1809–93) durch Denunziation mit Erfolg die Verwerfung seiner Wahl durch den Hl. Stuhl. S. verzichtete daraufhin auf seine mit der Wahl erworbenen Rechte und gab damit den Weg für eine Neuwahl frei, die dem Domkapitel nach schwierigen Verhandlungen schließlich 1847 von Rom zugestanden wurde. Aus ihr ging einer der drei von Rom vorgeschlagenen Kandidaten (Joseph Lipp) hervor. S. blieb Domkapitular, verlor aber seinen Einfluß und den Rückhalt der Regierung. Mit der Wahl Lipps als Kompromißkandidaten zum Bischof von Rottenburg hatten sich die „Jungkirchler“ (mit den Nuntien in Wien und München) gegen die „Wessenbergianer“ oder „Staatskirchler“ durchgesetzt; doch bereits nach dem Revolutionsjahr 1848 mußten Hefele und seine engeren Gesinnungsgenossen bitter erfahren, daß sie von den extremen „Donzdorfern“, mit denen sie gemeinsame Sache gemacht hatten, „rechts“ überholt wurden.

    Als theologischer und historischer Autor trat S. während seiner Zeit als Stadtpfarrer von Riedlingen hervor: So verfaßte er eine „Beschreibung des Oberamtes Riedlingen“ (1827) und arbeitete u. a. an der vom Aufklärer Benedikt Maria v. Werkmeister (1745–1823) herausgegebenen „Jahrschrift für Theologie und Kirchenrecht der Katholiken“, an dem von Ignaz Heinrich v. Wessenberg (1774–1860) herausgegebenen „Archiv für die Pastoralkonferenzen in den Landkapiteln des Bistums Konstanz“ (1806–27) und am „Kath. Gesang- und Gebetbuch“ für das Bistum Rottenburg (1839, ²1843) mit, das im Zusammenhang mit seiner Wahl in Rom scharfe Kritik erfuhr.

  • Auszeichnungen

    A U.-S.-Str., Obermachtal.

  • Werke

    Allg. Gottesdienst-Ordnung f. d. Bm. Rottenburg, 1837;
    Qu
    Mus. Riedlingen.

  • Literatur

    A. Hagen, Der Mischehenstreit in Württ. (1837–1855), 1931;
    ders., Die Rottenburger Bf.wahl vom J. 1846, in: FS Ulrich Stutz z. 70. Geb.tag, 1938, S. 333–70;
    R. Reinhardt, Tübinger Theologen u. ihre Theol., 1977;
    P. Kopf, in: Lb. Schwaben 15, 1983, S. 203–23 (Qu, W, L, P);
    ders., U. S., erster Stadtpfarrer v. Buchau, erwählter, nichtbestätigter Bf. v. Rottenburg, in: Rottenburger Jb. f. KGesch. 6, 1987, S. 169–82 (W, L, P), erneut in: Marchtal, Prämonstratenserabtei, fürstl. Schloß, kirchl. Ak.,|Festgabe z. 300j. Bestehen d. Stiftskirche St. Peter u. Paul, 1992 (W, L, P);
    H. Wolf, Johann Baptist v. Keller (1774–1845, Das Bild e. Bf. im Spannungsfeld v. Staat u. Kirche, v. Aufklärung u. Orthodoxie, Rottenburger Jb. f. KGesch. 3, 1984, S. 213–33;
    ders., Augustin Theiner u. d. Rottenburger Bf.wahl v. 1846, Ein Gutachten d. schles. Oratorianers aus d. Archiv d. Sacra Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari, in: Archiv f. schles. KGesch. 47/48, 1989/90, S. 205–18;
    U. Scharfenecker, Stationen e. Freundschaft, Hefele u. d. Grafen v. Rechberg-Rothenlöwen, in: H. Wolf (Hg.), Zw. Wahrheit u. Gehorsam, Carl Joseph v. Hefele (1809–1893, 1994, S. 18–51;
    W. Zoll, Die Rottenburger Bf.wahlen 1845–1847, Zur Kirchenpol. Metternichs, 1994;
    BBKL XI (W, L).

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Ströbele, Urban von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 566-567 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117343153.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA