Lebensdaten
1909 – 1967
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
New York (?)
Beruf/Funktion
Photograph
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117240168 | OGND | VIAF: 10618203
Namensvarianten
  • Stein, Alfred (eigentlich)
  • Stein, Fred
  • Stein, Alfred (eigentlich)
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Zitierweise

Stein, Fred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117240168.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leo(pold) (1873–1916), aus Posen, Dr. phil., studierte neuere Sprachen in Berlin u. Kiel, 1905 Rabbiner u. Rel.lehrer in D. (s. Biogr. Hdb. Rabbiner II);
    M Eva Wollheim († 1960), Rel.lehrerin in D., emigrierte 1940 n. Palästina;
    Schw Rosi Ettisch (* 1911), emigrierte 1937 n. Palästina, kehrte nach d. 2. Weltkrieg zurück in d. Bundesrep. Dtld.;
    1933 Liselotte, aus D., M. A., emigrierte 1933 mit S. über Paris n. N. Y., Assistant Prof. an d. Adelphi Univ. in N. Y., T d. Siegmund Salzburg (1868–|1932), Dr. med., Arzt in D., Sanitätsrat, u. d. Elsa Klara (erw. 1933);
    S Peter (* 1943), aus N. Y., M. A., Soziol., Kameramann, Filmproduzent u. Photogr., Verw. v. S.s photograph. Nachlaß in N. Y., T Ruth Marion Calderón (* 1938/39), aus Paris, M. A., Assistant Prof. f. franz. u. span. Sprache am Staten Island Community College in N. Y.

  • Biographie

    Nach seiner Gymnasialzeit in Dresden (Abitur 1925) studierte S. Jura an den Univ. Leipzig und München. 1930 absolvierte er das Referendariat am Landgericht Dresden. Bereits früh in der sozialistischen Bewegung aktiv, schloß er sich 1932 kurz der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) an. Wegen seiner jüd. Abstammung und seines politischen Engagements wurde S. eine Zulassung als Anwalt verweigert. Noch vor seinem 2. iur. Examen floh er im Okt. 1933, nach der Verhaftung enger Freunde, mit seiner Frau nach Paris, wo er sich in den Kreisen franz. und emigrierter Intellektueller und Künstler bewegte und an einem Photokurs von Josef Breitenbach (1896–1984) teilnahm. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, begann S. zu photographieren – zuerst mit einer Leica, später auch mit einer Rolleiflex – und eröffnete ein Studio. Haupteinnahmequelle waren Porträts. Bei Kriegsausbruch kam S. in ein Internierungslager in der Nähe von Paris, von wo ihm, kurz bevor die dt. Truppen Paris erreichten, die Flucht gelang. In Toulouse traf er seine Frau und seine Tochter wieder. 1941 konnte die Familie von Marseille aus nach New York entkommen. Dort setzte S. seine Karriere als Photograph fort. Für einige Jahre war er Mitglied der linksorientierten „Photo League“, der u. a. auch Lewis Hine, Dorothea Lange und Weegee angehörten. Er arbeitete ausschließlich frei, seine Aufnahmen erschienen in Zeitungen und Magazinen wie The New York Times, The New York Herald Tribune, Time, Newsweek, Look, Fortune oder Life, sowie auf Buchumschlägen.

    In Paris porträtierte S. viele Emigranten, die vor den Nationalsozialisten geflohen waren, wie Bertolt Brecht, Arthur Koestler oder Hannah Arendt, zudem franz. Künstler und Intellektuelle wie André Malraux. Obwohl er später in New York allgemein Personen der Zeitgeschichte ablichtete, neben Künstlern, Architekten, Schriftstellern und Intellektuellen auch Wissenschaftler, Politiker und Wirtschaftsführer, fanden auch dort die Emigranten seine besondere Aufmerksamkeit. Eine der bekanntesten Aufnahmen von S. ist das Porträt von Albert Einstein, entstanden 1946. Das 1961 erschienene Buch „Deutsche Portraits“ bietet einen aufschlußreichen Querschnitt durch die künstlerische, politische und wirtschaftliche Elite der frühen Bundesrepublik, v. a. in der pointierten Charakterisierung der Dargestellten. Daneben photographierte S. sowohl in Paris als auch in New York in den Straßen, dokumentierte den Alltag der Menschen und mit Unbekannten und Vergessenen die andere Seite der Gesellschaft. Kommt in den Porträts oft ein treffender analytischer Blick zum Ausdruck, so zeigt sich in den sozialdokumentarischen Arbeiten eine konstante und deutliche Sympathie für seine Sujets. S.s Werk ist gekennzeichnet durch eine intellektuell geprägte, zutiefst philanthropische Grundhaltung.

  • Werke

    W Photogrr.: Avenue des Champs Elysées Paris, 1944 (American Relief for France);
    Arbeiten u. a. in: Smithsonian American Art Mus., Washington;
    Internat. Center of Photography, New York;
    Center for Creative Photography, Tucson;
    Musee Carnavalet, Paris;
    Jewish Mus., New York;
    Publl.:
    Fifth Avenue, 100 Photographs, 1947 (mit A. Logan);
    Picturesque New York, Calendar for 1948;
    Dt. Portraits, 1961 (mit W. Grohmann);
    World Celebrities in 90 Photographic Portraits, 1989;
    Schrr.:
    We must boost the character portrait, in: Photography, Vol. 4, No. 46, Juni 1936;
    Celebrities, in: Minicam Photography, Juli 1944;
    Mehr Licht, Fotokarikaturen, 1968;
    Nachlaß:
    Fred-Stein-Archiv.

  • Literatur

    L Nachruf in: FAZ v. 4. 10. 1967;
    I. Schaber, Gerda Taro, Fotoreporterin im span. Bürgerkrieg, 1994;
    K. Brady, Critical Moment, in: Professional Photographer, April 1997;
    J. M. Spalek, Guide to the Archival Materials of the German-speaking Emigration to the United States after 1933, I, 1997;
    B. Tannenbaum, Time`s Witness, in: Shutterbug, Vol. 27, No. 6, Issue 331, April 1998;
    L. Eodice, F. S.`s Portraits of Humanity, in: Petersen`s Photographic, Aug. 1998;
    R. Pitnick, F. S., in: Black and White Magazine for Collectors of Fine Photography, Issue 27, Okt. 2003 (P);
    M. Gallagher, The F. S. Story, in: Lens Work, Juni-Juli 2003;
    H. Hannusch, „Der eine Augenblick ist alles, was Du hast“, Der Dresdner Einstein-Fotograf F. S., in: Dresdner Neueste Nachrr. v. 21. 4. 2005 (P);
    U. Daniel, Augenzeugen, 2006;
    Dt. Exil-Lit. 1933–45, 1970;
    Bibliogr. Judaica;
    BHdE II.

  • Autor/in

    Ivo Kranzfelder
  • Zitierweise

    Kranzfelder, Ivo, "Stein, Fred" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 145-146 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117240168.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA