Lebensdaten
1508 – 1582
Geburtsort
Vaake/Weser
Sterbeort
Lüneburg
Beruf/Funktion
Humanist ; Lüneburger Schulmann
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117221406 | OGND | VIAF: 66476570
Namensvarianten
  • Lotze, Lucas
  • Lossius, Lucas
  • Lotze, Lucas
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Lossius, Lucas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117221406.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes ( 1528?), aus Immenhausen b. Hann.-Münden, Bauer in V.;
    M Margarete N. N. ( 1531?), aus Hermeln/Weser;
    Om Johannes Heine ( n. 1533), Lehrer an d. Johannesschule u, Kantor an d. Johanniskirche in L. (s. ADB 19);
    - Lüneburg 1542 Anna (Walther?);
    3 S, 4 T, u. a. Johannes ( 1609), Subrektor am Johanneum in Hamburg, Margaretha ( Thomas Mauer, 1536–75, Rektor d. Michaelisschule in L., dann Gen.-sup. v. Verden u. Lübeck).

  • Biographie

    L. besuchte die Schule in Hannoversch-Münden, wo man ihn die Anfänge der lat. Sprache lehrte, mit 14 Jahren das Gymnasium von Hessisch-Oldendorf, 1525-27 das Gymnasium in Göttingen. Einer seiner Lehrer war Petrus Nigidius, durch den L. auch entscheidende musikalische Anregungen empfing. Dessen Odensammlung fügte er später in Auszügen seinem musiktheoretischen Lehrwerk „Erotemata musicae practicae …“ (1563) an und behielt sie auch in allen Auflagen bei. 1527-29 wechselte L. an das Lüneburger Johanneum, bis dieses einer ansteckenden Krankheit wegen geschlossen werden mußte. 1529 hörte er am Gymnasium in Herford die Humanisten Jakob Montanus, Rudolph Moller und Heinrich Sibaeus und kam hier wohl erstmalig mit der Lehre Luthers in Verbindung. Im selben Jahr ging er an die Domschule in Münster (bis 1530). Seine Lehrer waren Johannes Aelius, Johannes Glandorp und Antonius Tunicius. Von Mai bis Okt. 1530 studierte L. an der Univ. Leipzig und 1530-32 an der Univ. Wittenberg. In Melanchthon und Luther fand er die Lehrer, die auf sein Leben den größten Einfluß nahmen, und mit denen er eine lebenslange, persönliche Verbindung knüpfte. Bei ihnen und anderen berühmten Vorbildern hörte er alle Disziplinen der „Artes liberales“, zu denen er für seinen Unterricht in Lüneburg später eigene Lehrwerke verfaßte.

    Auf Empfehlung von Luther und Melanchthon kam L. im Sommer 1532 als Sekretär des Reformators Urbanus Rhegius nach Lüneburg. Hermann Tulichius, den L. aus Wittenberg kannte, holte ihn 1533 an sein Gymnasium Vermutlich 1542 wurde L. Konrektor; er blieb es bis zu seinem Tode. In den Jahren 1540-42 erhielt er einen Ruf an die Univ. Wittenberg, den er ausschlug. Um 1552 lehnte er einen Ruf als Professor der Theologie an die Akademie in Kopenhagen ebenfalls ab.

    L. widmete sich der Herausgabe seiner Schulbücher und der Erweiterung des Johanneums, das 1560 auf sein Betreiben ein neues Auditorium erhielt. Das früheste Zeugnis einer eingehenden Beschäftigung mit der Musik ist die 1553 erstmals herausgegebene „Psalmodia“. Dieses Werk war sowohl für die Schule, als auch für die Pflege der prot. Kirchenmusik gedacht. Die schnelle Folge von 6 Auflagen des Werkes, das von vielen Schulen und Kirchen benutzt wurde, sowie seine Ausstrahlung bis ins 17. Jh. und seine Bedeutung, die beispielsweise Michael Praetorius veranlaßte, eine mehrstimmige Vertonung aller Gesänge in Aussicht zu nehmen, zeigen den Bekanntheitsgrad L.s. Seine „Erotemata musicae practicae …“, die insgesamt 9 Auflagen erlebte und im gesamten Wittenberger Einflußbereich benutzt wurde, steht am Ende einer Entwicklung der traditionellen Musiktheorie des 16. Jh. und der Melanchthon-Schule. Die übrigen Lehrwerke, zum Beispiel die Erläuterungen zu den Sonntags-Episteln, diejenigen zu den Sonntags-Evangelien, sein Lehrbuch der Arithmetik, der Katechismus, wurden von Druckern in Frankfurt/Oder, Frankfurt/Main, Wittenberg, Leipzig und Magdeburg aufgelegt. Die von L. erotematisch verfaßte Dialektik und Rhetorik des Melanchthon erzielte 62 Auflagen und wurde bis ins 17. Jh. durchgehend benutzt. Von ähnlich weitreichendem Einfluß waren auch seine Werke zur Kirchengeschichte. Die große Liste bedeutender Widmungsträger, denen L. seine Werke zueignete, die noch vorhandenen etwa 40 Briefe von ihm und ca. 300 an ihn zeigen, daß er zum Kreis der bedeutenden Humanisten des 16. Jh. gehörte.

  • Werke

    Weitere W u. a. Erotemata dialecticae et rhetoricae Philippi Melanchthonis, et praeceptionum Erasmi Roterodami …, 1545;
    Cisio Janus, hoc est, Kalendarium syllabicum L. Lossii …, 1551;
    Historia passionis, Mortis, sepulturae, et resurrectionis Jesu Christi, Interrogationibus et obiectionibus explicate …, 1551;
    Annotationes scholasticae in Epistolas Dominicales …, 1552;
    Annotationes in Grammaticem D. Philippi Melanchthonis latinam …, 1552;
    Arithmetices erotemata puerilia …, 1557;
    Psalmodia, hoc est, Cantica sacra veteris ecclesiae selecta …, 1561;
    Lunaeburga Saxoniae. Libellus utilis lectu …, 1566;
    Ecclesiasticae Historiae, 1574. -
    Ausgaben: A. H. Lackmann, Epistolae diversi argumenti maximam partem a variis ad clarissimum multorumque meritorum virum L. L.…,1728;
    W. Sillem Briefslg. d. hamburg. Sup. Joachim Westphal aus d. J. 1530–75, 2 Bde., 1903;
    H. Dumrese, Lunaeburga Saxonia, Lüneburg im Sachsenland, Nach d. lat. Urtext v. L. L. ins Deutsche übertragen, 1956.

  • Literatur

    ADB 19;
    F. Blume, Die ev. Kirchenmusik, in: Hdb. d. Musikwiss., 1931;
    ders., Gesch. d. ev. Kirchenmusik, 1965;
    W. Merten, Die Psalmodia d. L. L., Ein Btr. z. ref. Musikgesch. in Niedersachsen, Diss. Göttingen 1952 (ungedr.);
    W. Blankenburg, Aus d. Gesch. v. Vaake, in: Heimatjb. f. d. Kr. Hofgeismar 1957;
    M. Praetorius, Syntagma musicum …, Bd. 1 u. 2, in: Documenta Musicologica, hrsg. v. W. Gurlitt, Bd. 13 u. 14, 1958;
    F. Onkelbach, L. L. u. s. Musiklehre, in: Kölner Btrr. z. Musikforschung 17, 1960;
    H. Walter, Musikgesch. d. Stadt Lüneburg, 1967;
    Répertoire International des Sources Musicales, Ecrits imprimés concernant la musique, I, 1971;
    ebd., Einzeldrucke vor 1800, V, 1975;
    PRE 24;
    RGG³;
    MGG VIII;
    Riemann;
    The New Grove.

  • Autor/in

    Friedhelm Onkelbach
  • Zitierweise

    Onkelbach, Friedhelm, "Lossius, Lucas" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 202-203 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117221406.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lossius: Lucas L., eigentlich Lotze, unter dem ersten Rector des Lüneburger Johannei, Hermann Tulichius, der fünfte, aber berühmteste „Collega“ dieser Anstalt, war am 18. October 1508 zu „Fack“ (Vacia, Veckerbagen) an der Weser unterhalb Münden in der Landgrafschaft Hessen als Sohn eines kleinen Landbauern geboren. Dem Bruder seiner Mutter dankte der zu früh geborene, schwach gebliebene Knabe seine Erziehung zu den Wissenschaften, da jener den vorher in den Schulen zu Münden und Hessen-Oldendorf nothdürftig unterrichteten mit sich nach Göttingen nahm und ihn nach gutem Unterricht im Latein und geringem im Griechischen auf die ihm bekannte Stadtschule in Lüneburg brachte, wo er bis zum Ausbruch des „englischen Schweißes“, 1529, blieb. Er|ging von dort nach Herford, wo er von Rudolf Moller und Jacobus Montanus reines Latein lernte, dann ein Jahr nach Münster zu Johannes Aelius, Johannes Glandorp, Antonius Tunicius; von dort nach Leipzig, und da nach einem halben Jahre die Pest ausbrach, nach Wittenberg mit Empfehlungsbriefen seines Oheims an Melanchthon. Mit Empfehlungen Luther's und Melanchthon's kam er im Sommer 1532 wieder nach Lüneburg zu Urbanus Rhegius, dem er zuerst als Abschreiber diente. 1533 kam er an das Johanneum; als Tulich 1540 starb und Johannes Bathelius aus Koesfeld Rector wurde, ist er sofort in die zweite Stelle befördert, hier bildete er ausgezeichnete Lateiner in einer Art von katechetischem Unterricht in der Grammatik. Als Bathelius 1565 starb, blieb L. in seiner Stelle, das Rectorat erhielt Albert Lenicerus, wie es scheint nach dem Wunsche jenes; eine Berufung als Professor der Theologie durch Christian III. nach Kopenhagen hatte er schon vorher abgelehnt; in den letzten Jahren war er emeritirt und starb am 8. Juli 1582. Seinen Ruhm dankte er dem festen Eintreten für die Unterrichtsmethode seines Lehrers Melanchthon; Philippicae disciplinae γνήσιος wird er genannt; ebenso waren seine grammatischen, theologischen und musikalischen Werke berühmt, am meisten aber die lateinischen Poesien seines Alters. Er schrieb: „Erotemata Dialecticae et Rhetoricae Melanchthonis et praeceptionum Erasmi de utraque copia"; „Quaestiones adjectis argumentis, doctrinis et solutionibus objectionum“, die als Schulbuch gebraucht wurden; „Annotationes in Grammaticam Philippi Melanthonis"; „Erotemata musicae practicae“, dazu eine „Psalmodia, veteris Ecclesiae cantiones sacras et chorales comprehendens“, zu der Melanchthon ein lobendes Gedicht verfaßte; „Annotationes in Evangelia dominicalia et festorum“, ebenso zu den Episteln, speciell zum Römerbrief, und zu den Psalmen. Auch ein deutsches Trostbuch gegen die sieben Todfeinde wird erwähnt. Von seinen Gedichten erschienen die „Epitaphia principum, ducum etc,“ 1580 in Wittenberg; der „Index Lunaeburgensis“ ist sehr selten; am berühmtesten ist die 1566 in Frankfurt edirte Sammlung „Lunaeburga Saxoniae“, für die lüneburgische Special- und Personalgeschichte jener Zeit nicht zu entbehren. So konnte er mit Recht „sydus olim radiantissimum scholae Jonanneae Luneburgensis“ (v. Westphalen, Mon. ined. III, 1099) heißen. 1581 dichtete er sich selbst ein Epitaph; aus diesem und der Rostocker Rectoratsrede des Lucas Bacmeister, De Luca Lossio (Rost. 1586, 4°) stammen alle Nachrichten über ihn. Er hinterließ drei Söhne, alle Lehrer: Johannes (1603 Subconrector am Hamburger Johanneum), Hieronymus und Lucas, der 1590 als Rector Scholae zu Bardewick vorkommt. Von seinen drei Töchtern war eine an Thomas Mauwer (s. d.) verheirathet. — Justus Lossius, 1563 zweiter Rector der Michaelisschule in Lüneburg und schon seit 1549 dort Lehrer der Poetik, wird von L. selbst sein naher Verwandter genannt. Sein Oheim und Gönner Johannes Heine war bis 1517 erster Lehrer der Johannesschule in Lüneburg und führte 1516 als Cantor zuerst die Figuralmusik dort in die Johanniskirche und in die Stadt ein; 1517 war er als Begleiter zweier Patrizier Töbing in Leipzig und in Wittenberg, als Luther die Thesen anschlug, hörte Luther und Melanchthon, zog sich aber, obwol ihrer Lehre zugeneigt, zu stillen Studien ins Franziskanerkloster zu Göttingen zurück. Nach 1533 starb er in Stadthagen. Lossius' Psalmodie hat O. Kade dem mecklenburgischen Cantional zu Grunde gelegt.

    • Korrektur

      S. 221. Z. 6 v. u.: Ueber Lossius' Lehrmethode vgl. jetzt W. Görges, Lucas Lossius, ein Schulmann des 16. Jahrhunderts. Lüneb. 1884, 4° (Jubil.-Progr). K.

  • Autor/in

    Krause.
  • Zitierweise

    Krause, "Lossius, Lucas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 220-221 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117221406.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA