Lebensdaten
1740 – 1791
Geburtsort
Stockholm
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Botaniker ; Arzt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117187658 | OGND | VIAF: 69068111
Namensvarianten
  • Murray, Johann Andreas
  • Murray, Io. Andreas
  • Murray, Joannes A.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Murray, Johann Andreas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117187658.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus urspüngl. schott. Fam., d. während d. Cromwellschen Unruhen nach Polen u. Preußen auswanderte;
    V Andreas (1695–1771) aus Memel, Prediger in Holstein, seit 1735 b. d. Dt. Gemeinde in St. (s. Jöcher-Adelung);
    M Johanna Christiane Golitz, T e. Predigers d. Dt. Gemeinde in St.;
    Halb-B Johann Philipp (1726–76), seit 1755 Prof. d. Eloquenz u. d. Gesch. in Göttingen;
    B Adolph (1750–1803) aus St., Anatom, Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in St., Uppsala, Basel, Florenz, Siena, Montpellier u. d. Ges. d. Naturforscher in Berlin (beide s. Jöcher-Adelung);
    1772 Eleonore Margarethe v. Conradi;
    4 T, u. a. Sophia (1787–1862, Joaquim Gf. v. Oriola, 1772–1846, portugies. Gesandter, preuß. WGR);
    E Louise Gfn. v. Oriola (1824–99), Palastdame d. Kaiserin Augusta, s. BJ IV, Tl.); Verwandter (?) Philipp Friedrich David (1770–1828), Apotheker u. Bergkommissar in G. (s. NND; Pogg. II).

  • Biographie

    M.s gründliche, auf dem Deutschen Lyceum in Stockholm erworbene Bildung in den klassischen Sprachen und den Anfangsgründen der Wissenschaften wurde durch einen zweijährigen Privatunterricht seines späteren Göttinger Kollegen August Ludwig Schlözer ergänzt. 1756 ging M. nach Uppsala, wo er an der dortigen Universität bei Johann Gottschalk Wallerius Pharmazie, Mineralogie und Chemie, bei Samuel Aurivillius Anatomie und bei Carl v. Linné Botanik, Naturgeschichte und Pharmazie hörte. Die besondere Hochschätzung, die er für den letzteren hegte, bezeigte er durch die postume Herausgabe der 13. und 14. Auflage des Linnéschen Hauptwerkes unter dem Titel „Systema vegetabilium“ (1774 und 1784, die 13. Aufl. aufgrund des Linnéschen Manuskripts). M. zu Ehren hatte Linné einen ostind. Baum „Murraya exotica“ sowie einen von ihm entdeckten Käfer „Cassida Murrayi“ genannt. 1760 bezog M. die Göttinger Universität, wo sein Halbbruder Johann Philipp als Professor der Eloquenz und Geschichte tätig war, und wurde dort 1768 von der Medizinischen Fakultät aufgrund seiner Dissertation „Fata variolarum insitionis in Suecia“, die den Verlauf und die Erfolge der Pockenimpfung in Schweden behandelte, promoviert. Seit 1764 hielt er als ao. Professor der Medizin Vorlesungen nicht nur über sein Hauptgebiet, die Botanik, sondern gemäß seinen vielfältigen gelehrten Interessen u. a. auch über Insektenkunde, Geschichte der Medizin, Pharmazie und pharmazeutische Pathologie.

    Als der Ordinarius für Botanik und Direktor des Kgl. Botanischen Gartens, David Sigismund Augustin Büttner, 1769 starb, trat M. dessen Nachfolge an. Sein Verdienst ist es, daß der von Albrecht v. Haller angelegte Garten durch die Errichtung verschiedener Gewächshäuser (Frigidarium, Caldarium, Tepidarium), durch die Erwerbung zahlreicher seltener und exotischer Pflanzen (besonders aus Nordamerika und Sibirien) und durch die wissenschaftliche Anordnung nach dem Linnéschen System zu internationalem Ruhm gelangte. Den von gründlicher Kenntnis und großer Belesenheit geprägten und daher stark frequentierten Unterricht in der Botanik ergänzte M. – wie einst Haller – durch Exkursionen in den Harz. Die Ergebnisse dieser Terrainbeobachtungen legte er in einer|Haller gewidmeten Beschreibung der Flora von Göttingen und der weiteren Umgebung nieder, die 1770 unter dem Titel „Prodromus designationis stirpium Gottingensium“ erschien. In den Vorlesungen, die er seit seinem 1770 erfolgten Eintritt vor der Sozietät der Wissenschaften zu Göttingen hielt, widmete er sich vor allem neuen und seltenen Pflanzen, deren Darstellung in den Sozietätsschriften, den „Commentationes“, mit Abbildungen veröffentlicht wurden. In Hinblick auf die Medizin gilt sein „Apparatus medicaminum tam simplicium quam praeparatorum et compositorum in praxeos adiuventum consideratur“ (5 Bde., 1776–90, Bd. 6 postum hrsg. v. Ludwig Christoph Althof, dt. 1782-92, ²1793-95) als das erste Handbuch der Pharmakognosie, das in Deutschland erschien. Zur Beförderung der Pädiatrie trug seine deutsche Übersetzung von Rosén v. Rosensteins Klassiker in schwed. Sprache aus dem Jahre 1760 bei, die unter dem Titel „Anweisung zur Kenntnis und Cur der Kinderkrankheiten“ herausgegeben wurde. Überhaupt hat M. als Übersetzer und Rezensent eine bedeutende Rolle in der Vermittlung der schwed. Wissenschaften seiner Zeit gespielt.|

  • Auszeichnungen

    Schwed. Wasa-Orden;
    Hofrat (1782).

  • Literatur

    ADB 23;
    J. St. Pütter, Versuch e. akadem. Gelehrten-Gesch. v. d. Georg-Augustus Univ. zu Göttingen, I, 1765, S. 189 f., II, 1788, S. 183-142, III (Forts. durch Saalfeld), 1820, S. 72 (W-Ven.);
    M., e. Linnéschüler, in: Med.hist. Journal 2, 1967, S. 3-12;
    J. Radke, M. als Lehrer d. Kinderheilkde., ebd. 7, 1972, S. 153-58;
    H. Goerke, Linnaeus and Murray Family, in: Taxon 25, 1976, S. 17-19;
    NND;
    BLÄ.

  • Porträts

    Ölgem., anonym, Abb. in: Bildnisse Göttinger Professoren aus 2 Jhh., hrsg. v. M. Voit, 1937;
    Schattenriß (Niedersächs. Staats- u. Univ.bibl. Göttingen).

  • Autor/in

    F. W. P. Dougherty
  • Zitierweise

    Dougherty, F. W. P., "Murray, Johann Andreas" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 619-620 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117187658.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Murray: Johann Andreas M., Arzt, geb. am 27. Januar 1740 in Stockholm, hatte im. J. 1756 die Universität zu Upsala bezogen, und sich hier, durch Linné angeregt, vorzugsweise mit Botanik beschäftigt; 1760 ging er nach Göttingen, wo er 1763 nach Vertheidigung seiner Inauguraldissertation „De fatis variolarum insitionis in Suecia“, promovirt wurde, und darnach Privatvorlesungen über Botanik hielt. Schon im folgenden Jahre ward er zum Prof. extraord. und 1769 zum Prof. ord. ernannt und mit der Beaufsichtigung des botanischen Gartens der Universität betraut; sein Tod erfolgte am 22. Mai 1791. — Wie in seinen Vorlesungen — er docirte Botanik, Geschichte und Litteratur der Medicin und Pathologie — so hat M. auch in seiner litterarischen Thätigkeit sich auf verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaften und der Medicin, und nicht ohne namhafte Erfolge bewegt. — Die hervorragendste Stelle unter seinen Arbeiten nimmt die von ihm unter dem Titel „Apparatus medicaminum tam simplicium quam praeparatorum et compositorum in praxeos adjumentum consideratus“ (in 6 Bänden, Göttingen 1776—1792 erschienen) veröffentlichte Heilmittellehre ein, eine vortrefflich bearbeitete Compilation, aus welcher spätere Pharmakologen reichliches Material geschöpft haben. — Eine besondere Aufmerksamkeit hat er ferner der eben damals in Europa eingeführten Plattern-Inoculation zugewendet, und seine die Frage nach der Zweckmäßigkeit und der Art der Ausführung dieses Verfahrens behandelnden Schriften (nächst der schon genannten Dissertation: „Historia variolarum insitionis in Suecia ad novissimum usque tempus producta", 1767; „De conciliandis medicis quoad variolas internas dissentientibus“, 1771; „Progr. observationum et animadversionum super variolarum insitione sect. I—III“, 1777) gehören mit zu den besten über diesen Gegenstand erschienenen Arbeiten. Zahlreiche, andere Gegenstände der Pathologie betreffende Artikel hat er theils in akademischen Programmen, theils in den Verhandlungen der Göttinger wissenschaftlichen Gesellschaft veröffentlicht, in den letztgenannten auch Beiträge zur Botanik geliefert, demnächst auch einige bedeutendere medicinische Werke (Nils Rosen v. Rosenstein Anweisung zur Kenntniß und Kur der Kinderkrankheiten, mit Anmerkungen erläutert 1766 und (1768, 1774, 1781, 1785 in vermehrten Ausgaben) aus dem Schwedischen ins Deutsche übersetzt. — M. war von zahlreichen medicinischen Gesellschaften zum Ehrenmitgliede|ernannt worden und auch die schwedische Regierung hat ihn durch Ernennung zum Ritter des Wasaordens und zum Hofrathe ausgezeichnet.

    • Literatur

      Ueber sein Leben vgl. Heyne in Nov. Comment. soc. reg. scient. Gotting. — Ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften findet sich in Dict. histor. de la méd. Tom. III, 618—620.

  • Autor/in

    Aug. Hirsch.
  • Zitierweise

    Hirsch, August, "Murray, Johann Andreas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 80-81 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117187658.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA