Lebensdaten
1811 – 1879
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Konstantinopel
Beruf/Funktion
Orientalist
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 117142913 | OGND | VIAF: 69700578
Namensvarianten
  • Mordtmann, Andreas David
  • Mordtmann, A.
  • Mordtmann, A. D.
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Zitierweise

Mordtmann, Andreas David, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117142913.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jens Roloff Elias (1786–1829), Arbeitsmann, Galanteriewarenhändler in H., S d. Johann Jakob (1751–1807), Soldat aus Goslar, u. d. Christina Elisabeth Schmidt;
    M Anna Friederica (1794–1813) aus Schleswig, T d. Bäckergesellen Jürgen Friedrich Peiniger (Beyninger) (1770–1840) aus Rendsburg u. d. Anna Christiana Knuth (1758–1832) aus Schleswig;
    Hamburg 1838 Christina (1810–91, 1837 Peter Fendt) aus Elmshorn (Holstein), T d. Jasper Brandemann (um 1778–1857), Hufner in Lutzhorn b. Barmstedt, u. d. Katharina Schoellermann (um 1787–1866) aus Lutzhorn;
    3 S, 3 T, u. a. Andreas (1837–1912), Dr. med., Geh. Sanitätsrat, Vf. v. Aufsätzen z. byzantin. Gesch., Lit. u. Epigraphik (s. BJ 18, Tl.; Istanbul Ansiklopedisi, V, 1994), August Justus (1839–1912), Journalist, Homer-Forscher u. Schriftst. (Ps. Dr. Eisenhart, R. A. Guthmann) (s. Kosch, Lit.-Lex.³), Johann(es) Heinrich (s. 2), Doris (* 1841, 1> N. N. Ömer Pascha, 2> N. N. Reek), Übersetzerin.

  • Biographie

    Seine Ausbildung am Johanneum in Hamburg mußte der hochbegabte, früh verwaiste M. aus Geldmangel bereits in der Tertia abbrechen. Im Selbstunterricht bildete er sich weiter, lebte von Privatstunden und wurde 1829 Hilfslehrer an einer Volksschule. Seine Kenntnis insbesondere orientalischer Sprachen erregte die Aufmerksamkeit des hamburg. Syndikus Karl Sieveking, der ihm eine Stellung beim Hamburger Senat besorgte und ihn auch weiterhin förderte. 1840 wurde M. die Katalogisierung der orientalischen Handschriften der Hamburg. Stadtbibliothek übertragen, 1841 erhielt er eine Bibliothekarsstelle. Für seine von dem Geographen Karl Ritter angeregte Übersetzung des „Buches der Länder“ von Istachri (Istaẖrī) aus dem Arabischen erhielt er von der Philosophischen Fakultät der Univ. Kiel 1845 den Doktortitel. Im selben Jahr wurde M. als Kanzlist an die span. Gesandtschaft nach Istanbul geschickt, die dort auch die hanseatischen Interessen vertrat.

    1847 stieg M. zum Geschäftsführer, 1851 zum Geschäftsträger der Hansestädte bei der Hohen Pforte auf und war gleichzeitig auch oldenburg. Konsul. Als sein Amt 1859 durch die Aufhebung der hanseatischen Vertretungen erlosch, blieb er im Osman. Reich und trat als Richter beim neu begründeten Handelsgericht in osman. Staatsdienst (1860–71). Vom Großwesir Mahmud Nedim Pascha entlassen, lehnte er neue Ämter ab, um sich wissenschaftlichen und literarischen Studien zu widmen. Kurzfristig wirkte er als Schriftleiter der deutschfreundlichen Zeitung „Phare du Bosphore“ (1872/73). Einen Lehrstuhl für Erd- und Völkerkunde sowie Statistik an der 1877 wiederbegründeten Hochschule für Zivilbeamte (mekteb-i mülkiye) in Istanbul übernahm er nur noch für kurze Zeit.

    M.s wissenschaftliche Beschäftigung galt der Epigraphik, der Geographie sowie der Geschichte und Gegenwart des Osman. Reiches. Er untersuchte Keilschriften ebenso wie sassanidische Gemmen oder byzantin. Inschriften. Bleibend sind seine Verdienste um die Pahlavi-Münzkunde, deren Begründer er wurde. M.s verstreut gedruckte Reiseskizzen, die 1925 gesammelt erschienen, waren reich an neuen historisch-geographischen Beobachtungen und Erkenntnissen. Seine „Belagerung und Eroberung Constantinopels durch die Türken im Jahre 1453“ (1858) ist die erste wissenschaftliche, aus den Quellen geschöpfte Monographie zu diesem Thema. Die drei griech. Ausgaben zeigten ungewollt auch politische Wirkung, so daß die osman. Behörden schließlich um 1909 die weitere Verbreitung unterbanden. M. beobachtete seine osman. Umwelt aufmerksam und schilderte sie verständnisvoll, doch unverblümt. Er darf als einer der wichtigen Zeitzeugen der osman. Geschichte des 19. Jh. gelten.|

  • Auszeichnungen

    Korr. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1869).

  • Werke

    Anatolien, Skizzen u. Reisebriefe aus Kleinasien 1850–59, Eingel. u. mit Anm. versehen v. F. Babinger, 1925 (W-Verz., S. XXI-XXXIII);
    Das Buch d. Länder, v. Scheich Ebu Ishak el Farsi el Isztachri, Aus d. Arabischen übers., 1845;
    Stambul u. d. moderne Türkentum, Pol., soz. u. biogr. Bilder v. e. Osmanen, 2 Bde., 1877/78 (anonym);
    Erklärung d. Münzen mit Pehlevi-Legenden, in: Zs. d. Dt. Morgenländ. Ges. 8, 1854, S. 1-194;
    ebd. 12, 1858, S. 1-56;
    Zur Pehlevi-Münzkde., ebd. 33, 1879, S. 82-142;
    ebd. 34, 1880, S. 1-162.

  • Literatur

    ADB 22;
    F. Babinger, A. D. M.s Leben u. Schrr., in: A. D. M. d. Ä., Anatolien… (s. W). S. VII-XXI (P);
    Bursian-BJ 16, S. 47;
    S. Eyice, in: Istanbul Ansiklopedisi, V, 1994, S. 489 f. (P).

  • Autor/in

    Hans Georg Majer
  • Zitierweise

    Majer, Hans Georg, "Mordtmann, Andreas David" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 92-93 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117142913.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mordtmann: Andreas David M., geb. in Hamburg, den 11. Febr. 1811, von unbemittelten Eltern. Dem begabten lernbegierigen Knaben wurde eine Freistelle in der Hamb. Gelehrtenschule zu Theil, auf die er später verzichtete, um nach Wien zu gehen und dort dem Studium der orientalischen Sprachen desto gründlicher sich hinzugeben. Da ihm jedoch die erforderlichen Geldmittel fehlten, so mußte er einstweilen in seiner Vaterstadt durch Unterricht ertheilen sich fortzuhelfen suchen. Der zufällig auf ihn aufmerksam gemachte Syndicus Karl Sieveking förderte in aller Weise sein nach wie vor auf das Studium der orientalischen Wissenschaften gerichtetes Streben, verschaffte ihm auch 1841 eine Anstellung bei der Stadtbibliothek. So gelangte er durch Fleiß und Ausdauer dahin, der Sprachen, Litteratur und Gesittung des Orients auf autodidactischem Wege dergestalt inne zu werden, daß er diese Fächer als Kenner beherrschte, wie einige seiner damals erschienenen Monographien darthun, welche ihm 1845 abseiten der Universität Kiel die philosophische Doctorwürde verschafften. Inzwischen hatten aus handelspolitischen Gründen die Hansestädte sich bewogen gefunden, ihre Interessen in Constantinopel auch diplomatisch vertreten zu lassen und zwar durch die dortige spanische Gesandtschaft, welcher nun (1845) M. als Legationscanzlist für die hansischen Geschäfte beigegeben wurde. Hier in Constantinopel fand er nunmehr das Feld der Thätigkeit seines ganzen ferneren Lebens. Schon 1847 wirkte er selbständig als Chargé des affaires der Hansestädte, und seit 1852 als deren wirklicher Geschäfte träger bei der hohen Pforte. Daneben fungirte er auch als großherzogl. oldenburgischer General-Consul. — Nachdem dann 1859 die Hansestädte diesen Posten aufgehoben hatten, trat M. in türkische Dienste, als einer der Richter des Handelstribunals in Constantinopel, eine Stellung, die er während der folgenden 20 Jahre bis an seinen Tod, den 30. Dec. 1879 rühmlich bekleidete, und dabei genügende Muße fand zu wissenschaftlicher Beschäftigung sowie zu schriftstellerischer Thätigkeit, namentlich als Berichterstatter der Augsb. allgem. Zeitung. Einige seiner ersten litterarischen Arbeiten fanden Aufnahme in den „Schriften der Academie von Ham“, einer vom Synd. Sieveking auf seinem Landsitze bei Hamburg gestifteten gelehrten Privatgesellschaft. Eine Reihe späterer Abhandlungen über orientalische Inschriften, Münzen u. s. w. sind veröffentlicht in der von Professor Brockhaus redigirten Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. 2—18.

    • Literatur

      S. Hamb. Schriftstellerlexikon, Bd. 5, S. 383. Nekrolog im Globus, Bd 37, S. 207.

  • Autor/in

    Beneke.
  • Zitierweise

    Beneke, Otto, "Mordtmann, Andreas David" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 219 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117142913.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA