Lebensdaten
1876 – 1938
Geburtsort
Karlsruhe
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Nationalökonom
Konfession
jüdisch?
Normdaten
GND: 117125342 | OGND | VIAF: 109514951
Namensvarianten
  • Mombert, Paul
  • Mombert, P.

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Mombert, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117125342.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jakob ( 1894), Kaufm. in K, S d. Moritz (s. Gen. 1);
    M Auguste Rosenthal;
    Vt Alfred (s. 1);
    Frankfurt/Main 1908 Cornelie (Nellie) (1880–1963), T d. Hermann Gieser (* 1842) aus Walldorf (Hessen), Kaufm. in Mannheim, seit 1881 in Frankfurt/Main, u. d. Josephine Pfann (* 1848) aus Mainz;
    2 S, Franz (François, * 1909), Dr. ès sc. pol., Dipl.-Volkswirt, Ernst (1911–42, Auschwitz), Landwirt.

  • Biographie

    Nach dem Militärdienst studierte M. Nationalökonomie in Heidelberg, Leipzig, Berlin und München, wo er 1902 bei Lujo Brentano zum Dr. oec. publ. promoviert wurde. Da die Nationalökonomie als eigenständiges Universitätsfach noch nicht etabliert war, mußte das Studium zusätzliche Fächer umfassen; bei M. waren dies Geschichtswissenschaft und Jurisprudenz. Beide haben deutliche Spuren in seinem wissenschaftlichen Werk hinterlassen, die Historie durch eine Fundierung der in der zeitgenössischen Nationalökonomie gepflegten historischen Betrachtungsweise, die Rechtswissenschaft durch die Einübung des streng systematischen Arbeitens. M. habilitierte sich 1906 und erhielt die venia legendi für Volkswirtschaft, Finanzwissenschaft und Statistik an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Univ. Freiburg, wo er zunächst als Privatdozent und seit 1911 als apl. Professor wirkte. Die Freiburger Jahre waren für die thematischen und methodischen Schwerpunkte seiner Arbeit prägend. Neben die Beschäftigung mit Bevölkerungstheorie und -politik, die bereits in München durch Brentano angelegt worden war, traten nun, angeregt durch den Lehrer und Kollegen Karl|Diehl, dogmengeschichtliche und konjunkturtheoretische sowie finanzwissenschaftliche Studien. Während des 1. Weltkriegs legte M. einige Publikationen über die Bedeutung des Krieges für die Bevölkerungspolitik vor. 1922 wurde er als Nachfolger von August Skalweit auf den ordentlichen Lehrstuhl für Nationalökonomie an die hess. Landesuniversität in Gießen berufen, wo er in der folgenden Dekade gemeinsam mit Ernst Günther und Friedrich Lenz aus dem einstigen Statistischen Institut von Étienne Laspeyres einen modernen wirtschaftswissenschaftlichen Lehr- und Forschungsbetrieb aufbaute. M.s Wirken als Hochschullehrer wurde 1933 beendet. Aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ erfolgte seine Entlassung aus dem Staatsdienst, die nach seinen Protesten mit Unterstützung des Rektors 1934 in eine Ruhestandsversetzung umgewandelt wurde. Am 9.11.1938 wurde er im Zuge der Judenpogrome trotz schwerer Krankheit inhaftiert; er starb wenige Tage später.

    M. war ein überaus vielseitiger Wissenschaftler, wie das Werkverzeichnis, seine Vorlesungen (neben den genannten Gebieten auch Agrarpolitik, Kartellwesen, Geld und Kredit, Statistik und ökonomische Soziologie) und seine Zugehörigkeit zu diversen Fachgesellschaften (Verein für Socialpolitik, Deutsche Statistische Gesellschaft, Gesellschaft für Soziologie, Deutscher Verein für Versicherungswissenschaft) ausweisen. Im Mittelpunkt seines Schaffens standen die bevölkerungswissenschaftlichen Arbeiten. Darunter haben die Freiburger Habilitationsschrift von 1907 und die Bevölkerungslehre von 1929 jüngst wieder Beachtung gefunden, da sie wesentliche Elemente moderner ökonomischer Theorien vorwegnehmen. M. entstammte zwar der historischen Schule, doch er verband deren Methode mit systematisch-theoretischen Überlegungen und stand der gerade erst aufgekommenen mathematischen Wirtschaftstheorie offen gegenüber. Er war insofern beispielhaft für den Zustand der deutschen Nationalökonomie zwischen den Weltkriegen. Seine Publikationstätigkeit beschränkte sich nicht auf die Fachzeitschriften, ebenso nahm er zu den Problemen seiner Zeit in politischen Wochenschriften („Hilfe“, „Zeit“) Stellung; er selbst war beeinflußt durch den Liberalismus seiner bad. Heimat und stand der Deutschen Demokratischen Partei nahe.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Gießen 1923).

  • Werke

    u. a. Stud. z. Bevölkerungsbewegung in Dtld. in d. letzten J.zehnten, 1907 (Habil.schr.);
    Eine Verbrauchseinkommensteuer f. d. Reich als Ergänzung z. Vermögenszuwachssteuer, 1916;
    Soziale u. wirtsch.pol. Anschauungen in Dtld. v. Beginn d. 19. Jh. bis z. Gegenwart, 1919, ²1928;
    Einf. in d. Studium d. Konjunktur, 1921, ²1925;
    Gesch. d. Nat.ök., 1927;
    Bevölkerungslehre, 1929;
    Der weltwirtsch. Ausgleich d. Produktionsfaktoren, Ein Btr. zum internat. Bevölkerungsausgleich, in: Weltwirtsch. Archiv 138, 1933, S. 132-54;
    Der Einfluß d. Geburtenrückganges auf Konjunktur u. Arbeitsmarkt, Krit. Betrachtungen, in: Schmollers Jb. 57, 1933, S. 835-44. – Hrsg.: Ausgew. Lesestücke z. Stud. d. pol. Ökonomie, Bde. 1-20, 1910-26 (mit K. Diehl, mehrere Aufll., zuletzt teilw. neu hrsg. v. R. Hickel, 1979 ff.);
    Grundrisse z. Studium d. Nat.ök., 1924 ff. (mit K. Diehl). – W-Verz. in: Bibl. d. Inst. f. Weltwirtsch., Kiel, Personenkat., Bd. 18, 1966, S. 1056–60.

  • Literatur

    Vereinigung d. Soz.- u. wirtsch.wiss. Hochschullehrer, Werdegang u. Schrr. d. Mitgll., 1929, S. 183-85 (W-Verz.);
    W. G. Waffenschmidt, in: Hdwb. d. Soz.wiss. VII, 1961, S. 418-20 (W-Verz.);
    F. Neumark, P. M. (1876-1938), Nationalökonom, in: H. G. Gundel, P. Moraw, V. Press (Hrsg.), Gießener Gelehrte in d. 1. Hälfte d. 20. Jh., II, 1982, S. 672-80 (P);
    K. F. Zimmermann, Wurzeln d. modernen ökonom. Bevölkerungstheorie in d. dt. Forschung um 1900, in: Jbb. f. Nat.ökonomie u. Statistik 205, 1988, S. 116-32;
    M. Hüther, Ernst Günther, Friedrich Lenz, P. M. od. d. Aufbruch d. Gießener Nat.ökonomie z. modernen Univ.wiss., in: Gießener Univ.bll. 22, 1989, S. 77-89;
    J. Kroll, Zwischen Prozenten, Pult u. Politik – Bevölkerungswiss. im ersten Drittel dieses Jh., in: Zs. f. Bevölkerungswiss. 15, 1989, S. 163-73. -
    Eigene Archivstud.

  • Autor/in

    Michael Hüther
  • Zitierweise

    Hüther, Michael, "Mombert, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 23-24 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117125342.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA