Lebensdaten
1860 – 1932
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Kanonist
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Wahrmund, Ludwig

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Zitierweise

Wahrmund, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138319.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1827–1913, ev.), aus Wiesbaden, Orientalist, 1853–61 an d. Hofbibl. in W., 1862 Doz., 1874 o. Prof. f. oriental. Linguistik an d. Univ. Wien, 1871–1900 auch Doz. an d. Oriental. Ak. in W., seit 1884 Leiter d. Lehranstalt f. oriental. Sprachen,|Schriftst., e. früher Theoretiker d. Antisemitismus, Vf. d. „Hdwb. d. neu-arab. u. dt. Sprache“, 3 T., 1870–75, ³1898, seit 2012 auch im Internet, „Das Gesetz d. Nomadenthums u. d. heutige Judenherrschaft“, 1887, ³1919, Nachdr. 2010, Geh. Reg.rat, osman. Mecidiye-Orden, pers. Sonnen- u. Löwenorden (s. Brümmer; Wi. 1911; BJ 18, Tl.; Kosch, Lit.-Lex.³; Nassau. Biogr.; Index Islamicus; ÖBL), S d. Ludwig (* 1790), Schneidermeister in Wiesbaden, u. d. Catharina Elisabeth Born (?) (* 1802);
    M Marie ( 1903), T d. Joseph Biehalek, k. k. Oberkriegskommissär in Peterwardein;
    Schw Auguste (1860–1926), Emailmalerin, Schriftst. (s. Pataky, Lex. Frauen).

  • Biographie

    W. besuchte das Akademische, dann das Franz-Josefs-Gymnasium in Wien und studierte hier seit 1879 Jura (Dr. iur. 1884). Anschließend war er am Landgericht Wien tätig und studierte daneben bei Friedrich Maassen (1823–1900) Geschichte des Kirchenrechts. 1889 habilitierte er sich in Wien mit einer Arbeit zum Papstwahlrecht (Das Ausschließungs-Recht [jus exclusivae] d. Kath. Staaten Österr., Frankreich u. Spanien b. d. Papstwahlen, 1888) und wurde dort Privatdozent. 1890 / 91 studierte er in Rom am Österr. Historischen Institut. 1891 wurde er ao., 1894 o. Professor für Kirchenrecht in Czernowitz. Etwa zu dieser Zeit trat er in die kath. geprägte „Österreichische Leo-Gesellschaft“ zur Förderung von Wissenschaft und Kunst ein. 1896 wechselte der als gemäßigt konservativ geltende W. als o. Professor für Kirchenrecht an die Univ. Innsbruck. Seit 1902 bekam seine Lehrtätigkeit im Rahmen einer ersten öffentlichen Auseinandersetzung mit konservativen Journalisten und Politikern eine antikath. Richtung (Vortr., in: Innsbrucker Nachrr. Nr. 58 v. 11. 3. 1902, S. 9–12); im selben Jahr trat er aus der Leo-Gesellschaft aus.

    Seine Nennung als „Verspotter der Religion“ in einer Parlamentsdebatte Anfang Dez. 1907 löste die nach ihm benannte „W.-Affäre“ aus, die mit teilweise gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen dt.-nationalen und kath. Studenten verbunden war. W. reagierte mit polemischen Schriften, in denen er u. a. mit Bezug auf kath. Studenten von „Parasiten“ sprach (Offener Brief, in: Innsbrucker Nachrr. Nr. 284 v. 10. 12. 1907, S. 3 f.). Er positionierte sich als kompromißloser Verteidiger der Freiheit von Wissenschaft und Lehre sowie polemischer Kritiker von kath. Kirche und Religion und stellte die Existenz theol. Fakultäten in Frage (Kath. Weltanschauung u. freie Wiss., 1908). Nach Zusage finanzieller Gegenleistungen war W. bereit, 1908 an die Dt. Univ. Prag zu wechseln. Sein Versuch, mit einer erneuten Mobilisierung der Öffentlichkeit die Versetzung nach Wien zu erreichen, schlug fehl, da diese Gegenleistungen bekannt geworden waren und W. dadurch und wegen seiner Polemik in der Politik keine Unterstützung mehr fand. In Prag widmete er sich der 1905 begonnenen Herausgabe der „Quellen zur Geschichte des römisch-kanonischen Prozesses im Mittelalter“ (5 Bde., 1905–31), die sein bis heute unübertroffenes wissenschaftliches Hauptwerk bilden.

  • Werke

    |Das Kirchenpatronatrecht u. seine Entwicklung in Österr., 2 Bde., 1894 / 96;
    Akad. Plaudereien z. Frauenfrage, 1901;
    Ehe u. Eherecht, 1906;
    Die Eherechtsreform in Österr., 1907;
    Ultramontan, 1908;
    Das Inst. d. Ehe im Altertum, 1933.

  • Literatur

    L H. E. Feine, in: ZSRGK 53, 1933, S. 466 f. (W-Verz.);
    R. Schranil, in: An Stelle d. feierl. Inauguration d. Rektors d. Dt. Univ. in Prag f. das Stud.j. 1933 / 1934, Ber. f. d. Stud.j. 1931 / 32 u. 1932 / 33, 1934, S. 102–14 (W-Verz.);
    M. Höttinger, Der Fall W., Diss. Wien 1949;
    H. Leeb, Gesch. d. Univ. Innsbruck, Diss. Innsbruck 1968, S. 27–81;
    H. J. W. Kuprian, „Machen Sie diesem Skandal e. Ende, Ihre Rektoren sind e. nette Ges.“, Modernismusdiskussion, Kulturkampf u. Freiheit d. Wiss., Die W.-Affäre 1907 / 08, in: M. Gehler u. H. Sickinger (Hg.), Pol. Affären u. Skandale in Österr., 1996, S. 99–127;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1931;
    RGG⁴;
    ÖBL.

  • Porträts

    |Photogr., Abb. in: Wiener Bilder, Ill. Sonntagsbl., Nr. 41 v. 13. 10. 1909, S. 9;
    Büste, Abb. in: R. Schranil, 1934 (s. L), n. S. 102.

  • Autor/in

    Wolfgang Forster
  • Zitierweise

    Forster, Wolfgang, "Wahrmund, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 263-264 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138319.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA