Lebensdaten
1834 – 1892
Geburtsort
Siegburg
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Kirchenliedforscher ; Jesuit
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11709286X | OGND | VIAF: 17990519
Namensvarianten
  • Mohr, Joseph
  • Mohr, Josef

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Mohr, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11709286X.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Joseph (1800–68), Lehrer, S d. Joseph aus Bonn u. d. Anna Maria Theisen: M Catharina (1800–47), T d. Peter Anton Benedick u. d. Anna Catharina Meurer;
    Schw Klara Antonetta (1831–1913), trat 1856 in d. Genossenschaft d. Schwestern d. christl. Liebe ein u. übernahm 1868 d. Leitung d. Töchterschule in Höxter, seit 1888 Oberin d. Josephshauses in Köln.

  • Biographie

    M. besuchte die Schule in Siegburg und Köln und trat 1853 nach einjährigem philosophisch-theologischem Studium in Bonn in Friedrichsburg bei Münster in den Jesuitenorden ein. Nach dem Noviziat 1853/54 und dem Studium der Philosophie 1855/56 war er 1857-62 Lehrer am Ordenskolleg in Feldkirch (Vorarlberg). 1863 studierte er in Münster Rhetorik, 1864-66 Theologie in Maria Laach. Die Priesterweihe empfing er 1867, das Terziat legte er 1870 im belg. Drongheux ab. Seelsorger war er u. a. in Paderborn (1867/68) und Regensburg (1870/71). Nach der Vertreibung der Jesuiten wirkt M. seit 1873 als Schriftsteller und Seelsorger in franz. und belg. Ordenshäusern. Gründe für die im Oktober 1882 in Wynandsrade erfolgte Entlassung aus dem Orden sind nicht bekannt. Als Weltpriester wirkte er danach in Köln, Regensburg und schließlich in München, wo er sich ausschließlich seinen Kirchenliedstudien widmete.

    M. galt im deutschen Raum als einer der einflußreichsten Vertreter des „Cäcilianismus“ in der Kirchenmusik. Hauptanliegen dieser Richtung war die Reform der Kirchenmusik, vor allem im Sinne einer Restauration. M. bemühte sich, den Gregorianischen Choral zu fördern und entsprechende Gesänge in die neu erscheinenden Diözesan-Gesangbücher aufzunehmen. Zugleich galt seine Sorge aber auch der Pflege und Verbesserung des deutschen Kirchenliedes. Dabei gab M. vielen Liedern eine neue sprachliche oder melodische Gestalt. M. konnte, indem er auf früheste Quellen zurückgriff, eine Fülle altüberlieferter Liedtexte und Melodien neu erschließen und diese an die Stelle der von ihm negativ bewerteten Schöpfungen der Aufklärungszeit setzen. Von ihm herausgegebene Gesang- und Gebetbücher waren im ganzen deutschen Sprachgebiet verbreitet und durch deutsche Auswanderer sogar in den USA, wo der Verleger Pustet eine Niederlassung hatte. In mehreren Diözesen wurden sie als offizielle Bücher für den Kirchengesang eingeführt: „Lasset uns beten“ (1881) als Diözesangesangbuch in Bamberg 1881, Speyer 1882, Würzburg 1883, Salzburg 1884; das „Psälterlein“ (1891) in Basel 1890 und Freiburg (Breisgau) 1892. Auch bei neuen amtlichen Gesangbüchern in München 1884, Osnabrück 1885, Passau 1896 und Brixen 1903 griffen die Bearbeiter in vielen Teilen auf M. zurück bzw. beteiligten ihn selbst an der Erarbeitung der Bücher. Neben Textdichtungen und -bearbeitungen stammen auch zahlreiche Melodien von M., darunter die zum Lied „Ein Haus voll Glorie schauet“, das sich noch heute im kath. Gesangbuch „Gotteslob“ (Nr. 639) findet.

  • Werke

    u. a. Gesangbücher: Kirchengesänge, 1863, weitere Aufll. u. d. T. Cäcilia, Kath. Gesang- u. Gebetbuch, 361936;
    Cantate, Kath. Gebet- u. Gesangbuch, 1873, 951922;
    Lasset uns beten, 1881, ⁹1908;
    Psälterlein, 1891, ⁶1905;
    Einl. u. Qu.nachweis z. Psälterlein, 1891. – Choralausgg.: Manuale Cantorum, 1878, 131902;
    Cantiones sacrae, Slg. lat. Kirchengesänge, 1878;
    Psalmi vespertini, 1883, ⁵1900. – Orgelausgg.: Orgelbuch z. Psälterlein, 1891/92. – Theoret. Schrr.: Anleitung z. kirchl. Psalmodie, 1878, ⁵1900;
    Die Pflege d. Volksgesanges in d. Kirche, 1884, ⁴1891.

  • Literatur

    W. Bäumker, Das kath. Kirchenlied in seinen Singweisen IV, 1911, S. 10 ff.;
    K. G. Fellerer, Das dt. Kirchenlied im Ausland, 1935;
    Th. Hamacher, Jesuiten als Hrsg. v. Volksgesangbüchern, in: Mitt. aus. d. Provinzen d. Ges. Jesu 19, 1962, S. 450 f.;
    P. Mittler, Das Psälterlein, in: Siegburg seine viel liebe statt, hrsg. v. G. Busch OSB, 1970, S. 396-98;
    ders., Das Kirchenlied d. Romantik, in: K. G. Fellerer, Gesch. d. kath. Kirchenmusik, 1976;
    K. Küppers, Diözesan-Gesang- u. Gebetbücher d. dt. Sprachgebietes im 19. u. 20. Jh., 1987, S. 156-59 (W-Verz.);
    Sommervogel V, 1157;
    A. Billigmann, Verz. d. v. Mitgll. d. dt. Ordensprovinz hrsg. Schrr. 1814-1902, 1902, S. 74;
    Koch;
    LThK².

  • Autor/in

    Kurt Küppers
  • Zitierweise

    Küppers, Kurt, "Mohr, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 710-711 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11709286X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA