Lebensdaten
1829 – 1917
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Glaswarenfabrikant ; Glasindustrieller in Wien
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117074314 | OGND | VIAF: 35224492
Namensvarianten
  • Lobmeyr, Ludwig
  • Lobmeyr, L.
  • Lobmeyr, Lud.
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Zitierweise

Lobmeyr, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117074314.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1791–1855), Glashändler u. Glaswarenfabr., kam 1813 nach W., wo er 1823 sein erstes Geschäft eröffnete u. bald Hoflieferant wurde (s. ÖBL), S d. Färbermeisters Matthias (1758–1804) in Grieskirchen (Oberösterreich) u. d. Theresia Höhlzl;
    M Aloisia Dobrafsky (1803–64) aus W.;
    B Josef (1828–62), Glasfabr.;
    Schw Luise (⚭ Wilhelm Kralik, 1877, Glasfabr., s. NDB XII); - ledig;
    N Stefan Rath (1876–1960), seit 1902 Teilh., 1917-38 Leiter d. Fa. Lobmeyr;
    Groß-N Hans Harald Rath (* 1904), seit 1938 Leiter d. Fa. J. & L. Lobmeyr.

  • Biographie

    L. erhielt eine sorgfältig auf seine spätere Tätigkeit im väterlichen Unternehmen abgestimmte Erziehung. Vor allem sein Talent im Zeichnen und Entwerfen wurde gefördert. Schon während des Besuchs der Realschule und des Polytechnischen Instituts wurde er bei der Wiener Glasgenossenschaft und im Betrieb des Vaters ausgebildet, in dessen Mittelpunkt das Geschäft in der Kärntner Straße stand. Auf vielen Reisen, oft gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder, machte er sich mit den seit 1837 gepachteten oder erworbenen Glashütten in Slawonien und Böhmen (u. a. Marienthal, Zwechewo, Neuwelt, Steinschönau) vertraut. 1851 besuchten die Brüder die Londoner Weltausstellung. Nach dem Tode des Vaters leitete zunächst Josef das Geschäft, seit 1859 führten es die Brüder gemeinsam weiter, seit 1860 unter der Firma „J. & L. Lobmeyr, k. u. k. Hofglaser und Hofglaswarenhändler“. Auf der zweiten Londoner Ausstellung 1862 fanden die Erzeugnisse der Firma Lobmeyr bereits hohe Anerkennung. Durch den frühen Tod des Bruders wurde L. 1864 Alleininhaber und leitete in dieser Eigenschaft das Unternehmen fast 4 Jahrzehnte lang. Als besonders fruchtbar erwies sich in der Folgezeit die enge Zusammenarbeit L.s mit dem 1864 gegründeten Österr. Museum für Kunst und Industrie, dessen Kuratorium er angehörte, wie auch mit vielen zeitgenössischen Künstlern und Kunsthandwerkern. Seinem unermüdlichen Wirken für eine Renaissance des künstlerisch gestalteten Glases aus hochwertigem Kristall wie auch für eine Qualitätsverbesserung der Ware für den täglichen Gebrauch verdankt die damals stagnierende österr. Glasindustrie wichtige neue Impulse. L. ließ sich stilistisch von der Kunst älterer Epochen und fremder Kulturkreise (vor allem der Glaskunst des Orients) inspirieren. Dabei blieb die Linie der meisten Entwürfe jedoch konservativ in der Tradition des Biedermeier und des Historismus. Erst nach der Jahrhundertwende kam es zu einer intensiven Zusammenarbeit mit Künstlern der Wiener Avantgarde, vor allem mit Josef Hoffmann, Michael Powolny und Oskar Strnad.

    Als führendes Unternehmen der „Kunstindustrie“ beteiligte sich die Firma Lobmeyr mit kunstvoll geschliffenen, geschnittenen, gravierten und bemalten Gläsern, Gefäßen, Vasen, Servicen und Leuchtern an zahlreichen Kunst- und Industrieausstellungen in aller Welt, u. a. an den Weltausstellungen in Paris (1867, 1878, 1900), Wien (1873), Philadelphia (1876), Antwerpen (1885), an der Deutschen Kunst- und Kunstindustrie-Ausstellung in München (1876), der ersten Internationalen Elektrizitäts-Ausstellung in Wien (1883), auf der L. die ersten elektrischen Kristallüster zeigte, und vielen weiteren Ausstellungen in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg, zuletzt 1914 an der Kölner Werkbund-Ausstellung und der Jubiläumsausstellung des Österr. Museums für Kunst und Industrie. Auf vielen dieser Austellungen war L. als Juror tätig. Außer zum Wiener Hof unterhielt er enge Beziehungen zum bayer. Könighaus. Für Ludwig II. richtete er Beleuchtungen u. a. in der Münchener Residenz und in Schloß Herrenchiemsee ein. L., der bis zu seinem Tode in seinem Unternehmen aktiv war, galt als „Altmeister der österr. Glaskunst“ und einer der führenden Experten seines Faches. Seit 1894 wurde er in der Firma von seinem Neffen Stefan Rath unterstützt, der 1902 Gesellschafter wurde. Seit etwa 1860 baute L. in jahrzehntelanger Sammlertätigkeit eine der bedeutendsten privaten Galerien alter und zeitgenössischer|Malerei in Österreich auf, die zuletzt mehr als 1 000 Gemälde umfaßte. 1887 wurde er als erster bürgerlicher Unternehmer Mitglied des Herrenhauses des Reichsrats.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Wien (1899).

  • Werke

    Die Glasindustrie, ihre Gesch., gegenwärtige Entwicklung u. Statistik, 1874 (mit A. Ilg u. W. Böheim);
    18 Bde. Werkzeichnungen (Wien, Mus. f. angew. Kunst).

  • Literatur

    Wiener biogr. Gänge, 1921, S. 191-202;
    E. Leisching, in: NÖB I, S. 132-45 (P);
    R. Schmidt, 100 J. österr. Glaskunst, 1924;
    J. Mentschl, Österr. Wirtsch.pioniere, 1959, S. 80-87;
    St. Rath, Lobmeyr, Vom Adel d. Handwerks, 1962;
    Oriental. Gläser v. J. & L. Lobmeyr, Ausstellungskat. (Wien, Mus. f. angew. Kunst), 1981;
    ÖBL. -
    Mitt. d. Fa. J. & L. Lobmeyr.

  • Porträts

    Bildnistafel (Wien, Österr. Mus. f. Angew. Kunst);
    Radierung v. F. Schmutzer.

  • Autor/in

    Hans Jaeger
  • Zitierweise

    Jaeger, Hans, "Lobmeyr, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 736-737 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117074314.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA