Zangemeister, Karl

Lebensdaten
1837 – 1902
Geburtsort
Hallungen bei Mühlhausen (Thüringen)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Bibliothekar ; Altertumsforscher ; Klassischer Philologe ; Archäologe ; Oberbibliothekar in Heidelberg ; Professor ; Bibliotheksdirektor ; Hochschullehrer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 116964022 | OGND | VIAF: 10006731
Namensvarianten

  • Zangemeister, Karl Friedrich Wilhelm
  • Zangemeister, Karl
  • Zangemeister, Karl Friedrich Wilhelm
  • Zangemeister, Carl Friedrich Wilhelm
  • Zangemeister, Carl F.
  • Zangemeister, Carl
  • Zangemeister, Carolus
  • Zangemeister, C.
  • Zangenmeister, Carolus
  • Zangenmeister, Karl
  • zangemeisther, karl
  • zangemeisther, karl friedrich wilhelm
  • Zangemeister, Karl F.
  • Zangemeister, Karolus
  • Zangemeisther, C.
  • Zangenmeister, Karolus
  • Zangenmeister, Carl

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Zitierweise

Zangemeister, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116964022.html [06.12.2025].

CC0

  • Zangemeister, Karl Friedrich Wilhelm

    | Bibliothekar, Klassischer Philologe, * 28.11.1837 Hallungen bei Mühlhausen (Thüringen), † 8.6.1902 Heidelberg, ⚰ Heidelberg, Bergfriedhof. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Wilhelm (1801–83), Gutsbes. in Hallungen;
    M Wilhelmine Hattenbach (1810–1878);
    B Otto (1836–1902), Landwirt, 1863–89 Pächter d Domänenguts, Senator in Gotha, Sachverständiger d. Lebensvers.bank ebd., 1879–87 Vors. d. landwirtschaftl. Hauptver. im Hzgt. Gotha, sachsen-coburg-gotha. Landrat, LT-Abg. d. Hzgt. Gotha, 1890–93 MdR (Dt.-Freisinnige) (s. BJ VII, Tl.;
    RT-Abg. Liberale);
    Theresie Hopf (1845–1906);
    1 S Wilhelm (1871–1930), o. Prof. f. Gynäkol. u. Geb.hilfe in Marburg u. Königsberg (s. Fischer;
    Biogr. Enz. Med.) 1 T; E Hans Eberhard (1907–1970), Dr. med. habil., HNO-Arzt, Audiol., 1957 apl. Prof. in Hamburg (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1950–1970);
    Ur-E Andrea (* 1942), Journ., Chefred. d. Zs. „Bild d. Frau“, Wolfgang H. (* 1945), Dr. phil., Psychiater, Maler, 1982 apl. Prof. in Hamburg, 2000–11 Leiter d. Neurol. Poliklinik d. Univ.klinik Hamburg-Eppendorf, Mitgl. d. American Neurology Ass., d. New York Ac. of Sciences, d. American Soc. for Neuroscience, d. European Ac. of Neurology, d. Dt. Ges. f. Neurol., d. Dt. Neurowiss. Ges. u. d. Soc. for the Neural Control of Movement (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2013;
    Hamburger Prof.kat.).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Gymnasium illustre in Gotha, wo sein Lehrer Otto Schneider (1815–1880) ihn an die Klassische Philologie heranführte, studierte Z. dieses Fach in Bonn (1857–59) und Berlin (1859–62); Friedrich Ritschl (1806–1876) wurde mit seiner strengen grammatischen Schulung aufgrund der Inschriften zu seinem prägenden Lehrer. 1856 trat Z. wie sein Bruder Otto der Burschenschaft Marchia Bonn bei. 1862 wurde er in Berlin mit der Dissertation „De Horatii vocibus singularibus“ zum Dr. phil. promoviert, die er August Boeckh (1785–1867) und Moriz Haupt (1808–1874) widmete. Er arbeitete kurze Zeit als Gymnasiallehrer und hielt sich dann als Mitarbeiter des „Corpus Inscriptionum Latinarum“ (CIL) (bis 1868) 1863–65 in Italien auf, wo er u. a. die pompejanischen Wandinschriften verzeichnete. Die Epigraphik blieb sein Hauptarbeitsgebiet (u. a. Inschriften Obergermaniens), auch wenn er bei Editionen (Horaz, Orosius) seine literarischen Fähigkeiten bewies. Zahlreiche Einzeldarstellungen in in- und ausländischen Zeitschriften beschäftigen sich mit Archäologie, alter Geschichte, alter Geographie und v. a. Paläographie, ebenso mit dem Röm. Recht sowie dt. Philologie, zu der Z. in der Biblioteca Vaticana Bruchstücke der altsächs. Bibeldichtung V („Heliand“) entdeckte.

    Nach Ritschls Vorbild in Bonn und einem Volontariat an der dortigen Universitätsbibliothek (1858/59 u. 1863) ging Z. 1868 als Bibliothekar an die hzgl. Bibliothek auf Schloß Friedenstein nach Gotha. Auf Empfehlung Ritschls wurde Z. 1873 an der Universitätsbibliothek Heidelberg, die nach dem Muster der preuß. Bibliotheken modernisiert und zu einer wiss. Gebrauchsbibliothek weiterentwickelt werden sollte, zum ersten hauptamtlichen Oberbibliothekar ernannt. Gleichzeitig war er Leiter des Universitätsarchivs. 1875 erfolgte in Heidelberg seine Berufung zum o. Professor für Klassische Philologie, 1891 zudem zum o. Honorarprofessor für Epigraphik.

    Z. bemühte sich um die Verbindung von Verwaltung und Wissenschaft. Er war zwar nicht mehr der klassische Professorenbibliothekar, blieb aber der gelehrte Bibliothekar mit umfangreichem wiss. Werk. Der Geschichte der Bibliothek, Heidelbergs und der Pfalz galt sein dauerndes Interesse.

    Bei zunächst bescheidenem Etat und Personalbestand erzielte Z. beachtliche Fortschritte, um die Bibliothek für die wachsenden Anforderungen der Wissenschaften zukunftsfähig zu machen. Dagegen blieben die Benutzung (Ausleihbestimmungen, Öffnungszeiten) 1902 rückständig. Trotz eines revidierten Realkatalogs (veröff. 1885 und 1893) und einer entsprechenden Buchaufstellung blieb die Katalogsituation unbefriedigend. Das nach Z. benannte Signaturensystem wurde bis 1962 fortgesetzt. Die Altbestände (Handschriften, Papyri, alte Drucke) erweiterte Z. maßgeblich durch Einwerbung ganzer Sammlungen (z. B. 1877 v. Pfarrer J. G. Lehmann z. Gesch. d. Pfalz, n. 1882 v. Nikolaus Friedreich z. Med., 1885 v. d. Buchhändler Nikolaus Trübner kostbare u. seltene Werke, u. a. Orientalia, 1893 v. August v. Bulmerincq z. Recht, 1896 v. Salomon Moos z. Med., 1899 v. Karl Heinrich Schaible wertvolle alte Drucke, 1897 Beginn e. Papyrusslg.) wie einzelner Stücke (1888 Große Heidelberger Liederhs.) und betrieb deren vorbildliche Erschließung. Eine Berufung an die Universitätsbibliothek Bonn 1901 lehnte er ab. Z. initierte noch den repräsentativen Neubau des Bibliotheksgebäudes (Eröffnung 1905), konnte ihn allerdings nicht mehr mitgestalten.

  • Auszeichnungen

    A HR (1886);
    GHR (1894);
    Vors. d. Limeskommission (1892);
    Mitgl. d. Zentraldirektion d. Kgl. Archäol. Inst., Berlin (1894) u. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1887);
    korr. Mitgl. d. Archäol. Inst. Rom;
    Rr.kreuz I. Kl. d. Ordens v. Zähringer Löwen (1884);
    Kommandeurkreuz d. Ordens d. Ital. Krone (1890).

  • Werke

    W u. a. De Horatii vocibvs singvlaribvs, Diss. Berlin 1862;
    Inscriptiones Parietariae Pompeianae, 1871 (Hg.);
    Ber. über d. i. A. d. Kirchenväter-Commission unternommene Durchforsch. d. Bibliotheken Englands, in: SB ksl. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl., 84, 1877, S. 485–584;
    Pauli Orosii Historiarum adversum paganos libri VII, 1882 (Hg.), Nachdr. 1966;
    Die Periochae des Livius, in: FS z. Begrüßung d. in Karlsruhe v. 27.–30. Sept. 1882 tagenden XXXVI. Philologen-Verslg., 1882, S. 90–106;
    (Hg.) System d. Realkat. d. Univ.-Bibl. Heidelberg, 1885, ²1893;
    Ansichten d. Heidelberger Schlosses bis 1764, in: Mittheilungen z. Gesch. d. Heidelberger Schlosses I, 1886, S. [35]?–160;
    Pfälz. Bibliogr., 1886;
    Röm. Inschrr., in: Jbb. d. Ver. v. Alterthumsfreunden im Rheinlande, 81, 1886, S. 78–86;
    Theodor Mommsen als Schriftst., Verz. seiner bis jetzt erschienenen Bücher u. Abhh., 1887 (mit E. Jacobs), neubearb. Nachdr. 2000;
    Zu d. Frage n. d. Örtlichkeit d. Varusschlacht, in: Westdt. Zs. f. Gesch. u. Kunst 6, 1887, S. 234–52;
    Zur Gesch. d. gr. Heidelberger, sog. Maness. Liederhs., ebd. 7, 1888, S. 326–71;
    Zur Geogr. d. röm. Galliens u. Germaniens n. d. Tiron. Noten, in: Neue Heidelberger Jbb. 2, 1892, S. 1–36;
    Bruchstücke d. altsächs. Bibeldichtung aus d. Bibliotheca Palatina, ebd. 4, 1894, S. 205–94 (mit W. Braune, darin Ed. d. „Altsächs. Genesis“ u. d. „Heliand“);
    Der obergerm.-rät. Limes, ebd. 5, 1895, S. 68–104;
    Inscriptiones trium Galliarum et Germaniarum Latinae, 3 T., 1899–1907 (Hg.);
    Nachlaß: Univ.bibl. Heidelberg;
    Forsch.bibl. Gotha.

  • Literatur

    L A. Westermann, Geneal. d. Fam. Z., 1911;
    J. Wille, in: Neue Heidelberger Jbb. 11, 1902, S. 143–52 (P);
    ders., in: Bad. Biogrr. VI, 1935, S. 14–22 (W-Verz.);
    J. Deutsch, Oberbibl. K. Z. (1873–1902), in: Neue Heidelberger Jbb. NF, 1950, S. 19–44;
    ders., Z.s Berufung als Oberbibl. an d. Univ.bibl. Heidelberg (1873), in: ZGORh 97, 1949, S. 607–18;
    G. Leyh, Zur Gesch. d. UB Heidelberg, in: Zbl. f. Bibl.wesen 65, 1951, S. 218–21;
    BJ VII, Tl.;
    K. Bader, Lex. dt. Bibliothekare, 1925;
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. I;
    LGB².

  • Porträts

    P Büste v. J. Steinel, 1908/09 (Univ. Heidelberg).

  • Autor/in

    Wolfgang Schmitz
  • Zitierweise

    Schmitz, Wolfgang, "Zangemeister, Karl Friedrich Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 599-600 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116964022.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA