Lebensdaten
1794 – 1877
Geburtsort
Varel (Oldenburg)
Sterbeort
Oldenburg
Beruf/Funktion
Politiker ; oldenburgischer Generalmajor
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116940212 | OGND | VIAF: 52454445
Namensvarianten
  • Mosle, Johann Ludwig

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Zitierweise

Mosle, Johann Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116940212.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alexander (1762–1833), Advokat, Bentinckscher Kanzleirat, S d. Jean Charles des Rosiers de Moncelet (1736–67), franz. Dragoneroffz., u. d. Catharina Elisabeth Köhler (1741-n. 1803);
    M Dorothea Catharina (1769–1849), T d. Kaufm. Georg Rudolf Rendorff (1741–1816) u. d. Sophie Louise Hemken (1746–1810);
    B Georg Rudolph (1796–1870), Kaufm. in Bremen (s. L);
    1824 Friederike (1802–84), T d. Gutsbes. Carl Friedrich v. Jägersfeld (1771–1847) u. d. Octavia Bellina Grosse; kinderlos;
    N Alexander Georg (1827–82), Großkaufm., brem. Gen.konsul in Rio de Janeiro, 1871-81 MdR (nat.liberal, s. L), Wilhelm v. Amann (1839–1928), Gen. (s. DBJ X, Tl.; L).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Oldenburg begann M. 1811 zunächst ein Jurastudium in Straßburg. Mitgerissen von der nationalpatriotischen Begeisterung, trat er im Mai 1813 als freiwilliger Jäger in die preuß. Armee ein und wurde 1814 als Fähnrich zum neugebildeten oldenburg. Infanterieregiment transferiert. Während des Feldzuges 1815 entschloß er sich, Berufsoffizier zu werden. Unter Ghzg. Paul Friedrich August von Oldenburg wurde M. 1830 Hauptmann, Adjutant des Großherzogs und Vorstand der Militärkanzlei, 1834 Major, 1839 Oberstleutnant und Kommandeur des 2. Oldenburg. Infanterieregiments, 1843 schließlich Oberst. Vielseitig interessiert und begabt, beteiligte er sich intensiv am geistigen und gesellschaftlichen Leben Oldenburgs; von ihm kam der Anstoß zum Bau des wirtschaftlich wichtigen Hunte-Ems-Kanals. In Vorträgen und Zeitungsartikeln setzte er sich mit aktuellen Fragen der Zeit auseinander und erwarb sich den Ruf eines gemäßigten Liberalen. Nach Ausbruch der Revolution wurde er daher im April 1848 zum Gesandten beim Deutschen Bundestag und danach bei der provisorischen Zentralgewalt ernannt, im Juli 1848 war er kurze Zeit als oldenburg. Ministerpräsident vorgesehen. Er entzog sich jedoch dieser Aufgabe, da er offenbar hoffte, in Frankfurt – eventuell als Reichskriegsminister – eine bedeutendere Rolle spielen zu können. Im Auftrag der Reichsregierung führte er im April und im Oktober 1848 diplomatische Sondermissionen in Wien durch, die allerdings von vornherein keine Aussicht auf Erfolg hatten.

    In den folgenden Monaten setzte sich M., bestärkt durch seine österr. Erfahrungen, für die kleindeutsche Lösung unter preuß. Führung ein. Nach dem Scheitern der Paulskirchenverfassung drängte er die zögernde oldenburg. Regierung zum Anschluß an die Politik Preußens. Im Juli konnte er in Berlin den Beitrittsvertrag Oldenburgs zum Dreikönigsbündnis zwischen Preußen, Sachsen und Hannover unterzeichnen, das den Kern der Union bilden sollte. Vom Juli bis Dezember 1849 leitete M. das Departement des Äußeren im oldenburg. Staatsministerium und verteidigte seine außenpolitische Linie gegen die aus großdeutschen Katholiken und Demokraten bestehende Landtagsmehrheit. Danach wurde er zum Gesandten in Berlin sowie zum oldenburg. Vertreter im Verwaltungsrat des Bündnisses und beim Erfurter Unionsparlament ernannt. Als die oldenburg. Regierung angesichts des allmählichen Zerfalls des Bündnisses eine temporisierende Haltung einzunehmen begann, reichte M. im März 1850 seine Demission ein, die der Großherzog jedoch nicht annahm. Nach dem endgültigen Scheitern der preuß. Unionspläne zog er sich resigniert aus der Politik zurück und übernahm im Dezember 1851 das Kommando des oldenburg. Infanterieregiments. 1857 wurde er auf eigenes Ansuchen mit dem Charakter als Generalmajor verabschiedet. Nach seiner Pensionierung setzte sich M. in Aufsätzen weiterhin als Anhänger der Gothaer und später des Nationalvereins für die kleindeutsche Lösung unter preuß. Führung ein, wobei er allerdings eine Liberalisierung Preußens für notwendig erklärte.

  • Werke

    u. a. Zwei Reden gegen d. Branntwein v. e. Mitgl. d. oldenburg. Mäßigkeitsvereins, 1840, ²1845;
    Vehn-Kolonien u. Hunte-Ems-Kanal, 1845;
    Grundzüge e. Wehrvfg. nach d. Bedürfnissen d. Zeit, 1848;
    Oldenburg vor 50 J., Eine Gedenkfeier f. d. Jubelj. 1813, 1863;
    Aus d. Leben d. Gen. Wardenburg, 1863;
    Paul Friedrich August, Ghzg. v. Oldenburg, Ein biogr. Versuch, 1865;
    Aus d. literar. Nachlasse v. J. L. M., hrsg. v. O. Lasius, o. J. (1879).

  • Literatur

    ADB 22;
    Alexander Georg Mosle (Hrsg.), Die Fam. Mosle, 1912;
    W. v. Amann, J. L. M., Ein Lb., 1912;
    K. Lampe, Oldenburg u. Preußen 1815-1871, 1972;
    M. Wegmann-Fetsch, Die Rev. v. 1848 im Ghzgt. Oldenburg, 1974;
    B. Ph. Schröder, Die Generalität d. dt. Mittelstaaten 1815-1870, II, 1984;
    H. Friedl u. a. (Hrsg.), Biogr. Hdb. z. Gesch. d. Landes Oldenburg, 1992 (W, L, P). – Zu Georg Rudolph: F. Peters, Über brem. Firmengründungen in d. ersten Hälfte d. 19. Jh. (1814–1847), in: Brem. Jb. 36, 1936, S. 345.

  • Porträts

    Stadtmus. Oldenburg, Slg. Stalling;
    StA Oldenburg.

  • Autor/in

    Hans Friedl
  • Zitierweise

    Friedl, Hans, "Mosle, Johann Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 211-212 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116940212.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mosle: Johann Ludwig M., geb. am 2. Januar 1794 zu Varel im Großherzogthum Oldenburg, am 24. October 1877 zu Oldenburg, war der Sohn eines einer lothringischen Familie entstammenden Advocaten Alexander M. Er besuchte seit 1808 das Gymnasium zu Oldenburg und bezog 1811 die Universität Straßburg, um sich dem Studium der Rechte zu widmen. Im April 1813 entfernte er sich, um der französischen Conscription zu entgehen und um an dem deutschen Befreiungskampfe Theil zu nehmen, mit vier befreundeten Landsleuten heimlich von Straßburg und wanderte, in Heidelberg immatriculirt, als Heidelberger Student unter großen Mühseligkeiten durch Böhmen nach Schlesien, wo er die preußische Armee traf. Er trat als freiwilliger Jäger bei dem preußischen Garderegiment ein und machte den Feldzug vom September 1813 bis Februar 1814 mit. In Folge einer Reclamation des Herzogs von Oldenburg, der einige junge Offiziere für die neue oldenburgische Formation zu gewinnen wünschte, wurde er plötzlich entlassen und von Troyes aus nach Oldenburg instradirt, wo er sofort eine Anstellung als Lieutenant fand (12. April 1814). Nach abgeschlossenem Frieden erbat er, um auf Wunsch seines Vaters die juristischen Studien wieder aufzunehmen, einen Urlaub und war im Begriff, Ostern 1815 nach Göttingen abzugehen, als der Wiederausbruch des Krieges ihn veranlaßte, sofort sich wieder zum Dienste zu melden. Er nahm mit dem unter dem Befehl des Obersten Wardenburg stehenden oldenburgischen Regimente an dem Feldzuge in Frankreich Theil und entschied sich nach der Rückkehr in die Heimath bleibend für den Soldatenberuf. Im J. 1830 wurde er zum Hauptmann und zum Adjutanten des Großherzogs ernannt. Neben der Leitung der Militärkanzlei nahmen insbesondere die Ausarbeitung einer neuen Militärformation, die Verhandlungen über die Bildung einer oldenburgisch-hanseatischen Brigade und die Vertretung Oldenburgs und der Hansestädte auf den die Verbesserung der Kriegsverfassung des Deutschen Bundes bezweckenden Frankfurter Militärconferenzen (1832) seine Thätigkeit in Anspruch, deren Kreis sich noch erweiterte, als er im J. 1834 zum Brigademajor ernannt wurde. Im Frühjahr 1839 übernahm er als Oberstlieutenant das Commando des 2. Infanterieregiments; 1843 wurde er zum Obersten befördert. Die Ereignisse des Jahres 1848 unterbrachen seine militärische Laufbahn. Im April dieses Jahres trat er als oldenburgischer Bundestagsgesandter ein und wurde demnächst als Bevollmächtigter bei der deutschen Centralgewalt beglaubigt. Im August sandte ihn das Frankfurter Reichsministerium mit dem Auftrage nach Wien, die Vermittelung der Centralgewalt bei den österreichisch-sardinischen Friedensnegotiationen anzubieten; nach mehrwöchentlichen Verhandlungen mit dem österreichischen Minister v. Wessenberg kehrte er mit der Ueberzeugung zurück, daß in Oesterreich weder bei der Regierung, noch bei der Bevölkerung Interesse für eine Entwickelung der deutschen Angelegenheiten in deutschem Sinne zu finden sei. Kurz nachher übernahm er auf Ersuchen des Erzherzog-Reichsverwesers in Gemeinschaft mit Welcker eine zweite Mission nach|Wien, die den Zweck hatte, in den dortigen durch den Zeughaussturm vom 6. October 1848 und die Ermordung Latour's eingeleiteten Kämpfen durch versöhnliches Dazwischentreten zu vermitteln; es bestätigte sich aber die von ihm zuvor dargelegte Auffassung, daß durch Reichscommissare der Gang der Ereignisse in Oesterreich nicht aufgehalten werden könne. Als beim Zerfall der Frankfurter Centralgewalt Preußen, Hannover und Sachsen am 26. Mai 1849 das Dreikönigsbündniß geschlossen hatten, führte M. die Verhandlungen wegen des Beitritts Oldenburgs zu demselben und übernahm im Juli als Mitglied des oldenburgischen Staatsministeriums die Leitung des Departements der auswärtigen Angelegenheiten, trat jedoch schon im December, da der Landtag des Großherzogthums die Genehmigung zu dem vollzogenen Beitritt versagte, mit den übrigen Mitgliedern des Staatsministeriums von dieser Stellung zurück. Inzwischen war er auch dem Verwaltungsrath der verbündeten Regierungen als Bevollmächtigter zugeordnet und übernahm später auch die Vertretung Oldenburgs bei den Verhandlungen des Erfurter Parlaments und auf dem Fürstencongreß in Berlin. Nachdem aber in Folge der Dresdener Conferenzen im J. 1851 der Bundestag in Frankfurt wiederhergestellt war, trat M. in sein früheres Verhältniß als Regimentscommandeur zurück, bis ihm im August 1857 die erbetene Versetzung in den Ruhestand, unter Verleihung des Charakters als Generalmajor und Ernennung zum Generaladjutanten, bewilligt wurde. Nur das Commando des Landdragoner-, jetzt Gensd'armerie-Corps, welches er schon im J. 1828 übernommen hatte, behielt er bis zum Jahre 1870 bei. Aus seinen letzten Lebensjahren mag noch erwähnt werden, daß es ihm vergönnt war, am 6. Februar 1874 das Fest der goldenen Hochzeit zu feiern. — M. war ein Mann von vielseitiger Bildung und umfassenden Kenntnissen, die er durch Wort und Schrift in gewandter Form zu verwerthen verstand. Seine Thätigkeit beschränkte sich nicht auf die Gegenstände seines Berufes; alle Bestrebungen, welche die allgemeinen Interessen im engeren oder weiteren Kreise berührten, fanden bei ihm eifrigste Unterstützung; nach allen Seiten wirkte er anregend und fördernd. So trat er in den Jahren 1839 und 1840 in Vorträgen und Druckschriften für die Bestrebungen des Mäßigkeitsvereins kräftig ein, bethätigte im J. 1841 seine Begeisterung für den Ausbau den Kölner Domes als eines ächt-deutschen Denkmals durch Aufrufe und Begründung einer Groschensammlung, gab im J. 1845 den ersten Anstoß zu der Anlage des Hunte-Ems-Canals und wies vom Jahre 1856 an in ausführlichen Erörterungen auf die Nothwendigkeit hin, Oldenburg mit dem deutschen Eisenbahnnetz in Verbindung zu setzen. Gern benutzte er die Erinnerung an irgend ein epochemachendes Ereigniß in der Geschichte Deutschlands oder an eine wichtige Begebenheit in seiner engeren Heimath, um seinen Landsleuten die Bedeutung der durchlebten Zeit ans Herz zu legen. So veranstaltete er im J. 1859 in Oldenburg eine Schillerfeier, bei welcher er die Ansprache hielt, und rief im J. 1863 bei der 50jährigen Wiederkehr des Tages der Befreiung seines Heimathlandes von der französischen Herrschaft durch zwei Druckschriften ("Oldenburg vor 50 Jahren“ und „Aus dem Leben des Generals Wardenburg") ehrend und mahnend die alte Zeit ins Gedächtniß, und das Gefühl pietätvoller Anhänglichkeit, welches in der, dem Andenken seines ehemaligen von ihm hochgeehrten Chefs Wardenburg gewidmeten Schrift sich bezeugt hatte, gelangte in noch höherem Maße zum Ausdruck in dem Vortrage: „Paul Friedrich August, Großherzog von Oldenburg", 1865, einem „biographischen Versuch“, durch den er „das allmählich verblassende Bild des theueren Verewigten fixiren“ wollte. Wenn aber Mosle's vielseitige öffentliche Wirksamkeit zunächst auch auf seine engere Heimath sich beschränkte, so muß doch — und das wird das Interesse an dem Manne auch in weiteren Kreisen erhalten — vor Allem hervorgehoben|werden, daß er von seiner Jugend an bis in sein Alter stets das Ziel der deutschen Einheit unverrückt und klaren Blickes vor Augen gehabt und auch in den Zeiten, die andere Bahnen einschlugen, den Gedanken an den deutschen Beruf Preußens hoch gehalten hat. Zeugniß hierfür bieten die Aufsätze, welche von der litterarischen Gesellschaft zu Oldenburg unter dem Titel: „Aus dem litterarischen Nachlasse von J. L. Mosle“, 1879, herausgegeben sind. Auf sie und den dieselben begleitenden kurzen Lebensabriß wird hier verwiesen werden dürfen.

  • Autor/in

    Mutzenbecher.
  • Zitierweise

    Mutzenbecher, "Mosle, Johann Ludwig" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 401-403 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116940212.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA