Lebensdaten
1811 – 1863
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Politiker ; Kaufmann in Hamburg ; Reichsfinanzminister
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116891297 | OGND | VIAF: 52453296
Namensvarianten
  • Merck, Ernst Freiherr (bis 1860)
  • Merck, Ernst Freiherr von
  • Merck, Ernst Freiherr (bis 1860)
  • mehr

Quellen(nachweise)

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Merck, Ernst Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116891297.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Johann M. (1770-1853), Kaufm., kam 1793 aus Schweinfurt nach H., gründete 1799 d. Fa. H. J. Merck & Co., d. sich mit Waren-, Bank-, Reederei- u. Versicherungsgeschäften befaßte, seit 1820 Ratsherr, S d. Johann Christian (1728–1811), Ratskonsulent in Schweinfurt, u. d. Magdalene Marie Schöpff;
    M Marianne (1780–1853), T d. Johann Friedrich Rohlffs (1738–1819), Kaufm. in H., Inh. e. Kupferwerks im Sachsenwald, u. d. Marie Christine Krohn (1754–1832);
    Stief-B Carl Hermann M. (1809-80), seit 1847 Senatssyndikus in H., Politiker u. Diplomat (s. ADB 21);
    Frankfurt/M. 1839 Johanna Anna (1820–1906), T d. Carlo Hieronymus Borgnis, Kaufm. in Frankfurt/M., u. d. Emma Philippine Elisabeth Thurneysen; Schwager Justus Ruperti (1791–1861), Kaufm.;
    2 S, 2 T.

  • Biographie

    M. bezog nach dem Schulbesuch in Hamburg 1825 die Handelsschule in Bremen. Im Anschluß an Lehrjahre im väterlichen Geschäft sammelte er 1831-36 kaufmännische Erfahrungen in Antwerpen, Liverpool und Rio de Janeiro. Nachdem er eine Tochter aus wohlhabender, urspünglich ital., nun aber mit führenden Frankfurter Geschlechtern versippten Kaufmannsfamilie geheiratet hatte, wurde M. im folgenden Jahr Teilhaber im Handelshaus seines Vaters. Zusammen mit dem ihm menschlich nahestehenden Schwager Justus Ruperti verstand er es, die Firma im Verlauf von rund zwei Jahrzehnten an die Spitze der Hamburger Merchant Banking-Häuser zu bringen. Am 18.4.1848 wurde M. als einer der drei Abgeordneten Hamburgs in die Nationalversammlung gewählt.

    Sein elegantes Äußeres, gepaart mit Liebenswürdigkeit und hanseatischem Selbstbewußtsein, dazu seine kräftige Gestalt, ließen ihn in Frankfurt bald weithin bekannt werden. Geschäftig und ideenreich trat er vor allem für die Beibehaltung des freien Handels sowie zu dessen Sicherung für den Aufbau einer deutschen Flotte ein. Als weltläufiger Bürger einer wirtschaftlich aufstrebenden Handelsrepublik störte M. sich immer wieder an den ausufernden, oft auch weltfremden Verhandlungen im Parlament. Er gehörte jener Delegation an, die Kg. Friedrich Wilhelm IV. von Preußen am 3.4.1849 in Berlin die Kaiserkrone vergeblich angeboten hatte. M.s Patriotismus war gleichwohl stark genug, um sich dem Reichsverweser, Erzhzg. Johann von Österreich, nicht zu versagen, als dieser ihn im Mai 1849 aufforderte, die Leitung der Finanzen im (zweiten) Reichsministerium unter dem Ministerpräsidenten M. v. Grävell zu übernehmen. Außerdem wurde er Ende Juni Vertreter des Ministers Jochmus im Marineministerium, so daß er von nun an auch für die Finanzierung und Ausrüstung der entstehenden ersten deutschen Flotte zu sorgen hatte. Das Erstarken der politischen Reaktion in den Bundesstaaten im Verein mit dem Niedergang und Zerfall des Frankfurter Parlaments hat M. schließlich resignieren lassen. Mit dem Ende der Reichsverweserschaft und der Übergabe der Zentralgewalt an die provisorische Zentralkommission gab er am 20.12.1849 enttäuscht seine Ämter auf.

    Nach Hamburg zurückgekehrt, übernahm M. die Führung der starken austrophilen Kreise in der Hansestadt (österr. Generalkonsul seit 1853), doch von politischen Aufgaben hielt er sich fortan fern. Tatkräftig förderte er vielmehr zahlreiche gemeinnützige Projekte und wirtschaftliche Unternehmungen (1847 Mitbegründer der HAPAG, 1856 der Norddeutschen Bank). Während der ersten weltweiten Wirtschaftskrise geriet seine Firma im Herbst 1857 in schwere Bedrängnis; sie wurde aber nicht zuletzt durch umfangreiche Kredite aus Wien vor dem Konkurs gerettet. Wegen seiner Verdienste um die Gründung und Finanzierung der Kaiserin-Elisabeth-Eisenbahn zwischen Wien und Salzburg (sog. Westbahn) wurde M. 1860 in den erblichen Freiherrnstand erhoben, ein Vorgang, der die Bildung eines „Hamburger Adels“ einleitete (P. E. Schramm). Die Gründung des Zoologischen Gartens (1860) – Alfred Brehm, der erste Direktor, faßte hier den Plan zu seinem epochemachenden „Tierleben“ – sowie die Durchführung einer Internationalen Landwirtschaftlichen Ausstellung (1863) zählten zu seinen letzten Erfolgen. Auf der Höhe des Schaffens, mit erst 51 Jahren, starb M. einen Tag bevor eine Straße in der Vorstadt St. Georg nach ihm benannt wurde.|

  • Auszeichnungen

    Kommandeur d. österr. Leopold-Ordens.

  • Werke

    Reise-Erinnerungen aus London u. Paris, 1852 (Nachdr. 1900). – Hrsg.: Briefe d. Hamburg. Bgm. Joh. Schulte, Lt., an seinen in Lissabon etablirten Sohn Joh. Schulte, geschrieben in d. J. 1680–85, 1856.

  • Literatur

    ADB 21;
    Dt.GB 18, 1910, u. 171, 1975;
    R. Hüller, in: Hamburger Nachrr. v. 19.8.1869;
    P. Th. Hoffmann, ebd., Beil. z. Morgenausg. v. 14.8.1938;
    Lex. Hamburger Schriftsteller V, 1870, Nr. 2536;
    P. E. Schramm, Hamburg, Deutschland u. d. Welt, 1943, bes. S. 294 ff. (P);
    Wurzbach 17.

  • Autor/in

    Gerhard Ahrens
  • Zitierweise

    Ahrens, Gerhard, "Merck, Ernst Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 122 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116891297.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Merck: Ernst von M., Bruder von Karl Herm. (s. u.), geb. zu Hamburg am 20. Novbr. 1811, am 6. Juli 1863, erhielt seine kaufmännische Bildung auf der Handelsschule zu Bremen und im väterlichen Geschäft. Im J. 1831 ging er nach Antwerpen, von dort nach Liverpool und Rio de Janeiro und kehrte 1836 nach Hamburg zurück, wo er nunmehr als Theilhaber in das Geschäft seines Vaters eintrat. Nachdem er zunächst mehrere städtische Ehrenämter bekleidet hatte, ward er im J. 1848 zum Mitglied des deutschen Parlaments gewählt. Hier vertrat er den Freihandelsstandpunkt, während er im Uebrigen der Partei der äußersten Rechten angehörte. Bei der Kaiserwahl stimmte er für den König von Preußen und gehörte auch zu den Mitgliedern der Deputation, welche berufen war dem König die Kaiserwürde anzutragen. Nachdem in Folge der ablehnenden Antwort des Königs und des seitdem immer mehr sich geltend machenden Verfalls des Parlaments das Ministerium Gagern zurückgetreten war, ließ M. sich bestimmen, in das Ministerium Detmold-Grävell als Finanzminister einzutreten, in der ausgesprochenen Meinung, damit dem Gemeinwohl einen Dienst zu leisten, indem beim Nichtzustandekommen eines Ministeriums der Reichsverweser zurückgetreten und damit die Centralgewalt ohne Ersatz und ohne daß die Folgen eines solchen Schrittes abzusehen waren, zusammengefallen wäre. In dem einmal übernommenen Amte harrte er bis zum Ende der Centralgewalt aus und gehörte zu denjenigen Ministern, welche dem Erzherzog bei Uebergabe der Geschäfte an die provisorische Centralcommission zur Seite standen. Er kehrte dann mit dem Ende des Jahres 1849 in die Heimath zurück, um das undankbare und allseitig angefeindete Amt eines Reichministers wieder gegen die hochgeachtete Stellung zu vertauschen, welche er als Theilhaber eines der größten deutschen Handelshäuser an der Hamburgischen Börse und im Welthandel einnahm. Neben seiner privaten Thätigkeit nahmen ihn nach seiner Rückkehr gemeinnützige Bestrebungen der verschiedensten Art in Anspruch, und bald konnte es kein irgendwie bedeutsames Unternehmen in seiner Vaterstadt geben, welches nicht mit seinem Namen verknüpft war. Eine seltene Energie des Geistes und eine alle Gemüther gewinnende Persönlichkeit ließen ihn alle Schwierigkeiten überwinden, welche seinen vielfachen Plänen und Projecten unbesiegbar gegenüber zu stehen schienen. Indem er jeder Sache eine volksthümliche und eine gewissermaßen vornehme Seite zu verleihen wußte, bannte er die verschiedenartigsten Personen an seine Unternehmungen und führte sie gemeinsam mit diesen in kühnem Wagen durch. Namentlich ist die internationale landwirthschaftliche Ausstellung von 1863, welche für die deutsche Landwirlhschaft und für den Handel mit landwirthschaftlichen Gegenständen epochemachend werden sollte, vornehmlich sein Werk gewesen. Ebenso ist er der Gründer des zoologischen Gartens in Hamburg, der Urheber des Vereins zur Rettung Schiffbrüchiger und Förderer vieler commercieller, künstlerischer und wissenschaftlicher Institute gewesen. Als im J. 1857 die verhängnißvolle Handelskrisis über Hamburg hereinbrach, war er einer der ersten, welche den Kopf wieder erhoben, und seiner Thatkraft und Energie verdankte man es nicht zum Wenigsten, daß das gegenseitige Vertrauen wieder erweckt und manche anfänglich für unvermeidlich gehaltenen Folgen abgewendet wurden. Auch ist es seinem Einfluß mit zuzuschreiben, daß die rettenden zehn Millionen aus Wien eintrafen, mit deren Hülfe manches wankende Handlungshaus gestützt werden konnte. Seinen aus der Frankfurter Periode herrührenden österreichischen Sympathien blieb M. auch|später treu, nachdem er im J. 1853 zum österreichischen Generalconsul ernannt und später, bei Eröffnung der Kaiserin-Elisabeth-Bahn, vom Kaiser von Oesterreich in den erblichen Adelsstand erhoben worden war. Trotz dieser seiner politischen Richtung, welche viele seiner Mitbürger nicht theilten, und trotz seiner Adelserhebung, welche sogar in weitesten Kreisen ungern gesehen wurde, blieb die allgemeine Verehrung für M. dieselbe und, als er kurz vor Eröffnung der landwirthschaftlichen Ausstellung plötzlich aus diesem Leben abgerufen wurde, starb er entschieden als der populärste Mann seiner Vaterstadt. Manche Projecte sind mit ihm ins Grab gesunken, und schon der Umstand, daß viele von ihnen unausgeführt geblieben sind, bestätigt, was bei seinem Tode vielfach ausgesprochen wurde, daß M. in gewisser Beziehung unersetzt bleiben werde.

  • Autor/in

    B.
  • Zitierweise

    B., "Merck, Ernst Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 398-399 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116891297.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA