Lebensdaten
1778 – 1851
Geburtsort
Düsseldorf
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Gynäkologe ; Gerbutshelfer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116879602 | OGND | VIAF: 13069989
Namensvarianten
  • Nägele, Franz Karl
  • Nägele, Franz Carl Joseph
  • Nägele, Franz Karl
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Zitierweise

Nägele, Franz Carl Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116879602.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1741–1813), kurpfalz.-bayer. Stabschirurg, Lehrer d. Anatomie u. Chirurgie an d. militärärztl. Schule in D.;
    M Magdalena Winter ( 1807);
    1806 Johanna Maria Anna (1784–1857), T d. Franz Anton May (Mai) (1742–1814), Prof. f. Med. in H. (s. ADB 21; L), u. d. Seraphina Sylvia v. Verschaffelt (1752–1807);
    5 K, u. a. Hermann (1810–51), Prof. f. Med. in H. (s. L).

  • Biographie

    N. begann seine Studien unter Leitung seines Vaters in Düsseldorf und studierte danach in Straßburg, Freiburg (Breisgau) und Bamberg, wo er 1800 promoviert wurde. Anschließend ließ er sich in den Ämtern Barmen und Beyenburg als Physikus nieder. Dort beschäftigte er sich vorzugsweise mit Geburtshilfe und Frauenkrankheiten, erteilte angehenden Chirurgen und Hebammen Unterricht und war in der Armenpflege tätig. 1807 wurde er für die Fächer Physiologie und Pathologie zum ao. Professor an die Univ. Heidelberg berufen; 1810 wurde er dort o. Professor und Direktor der Heidelberger Entbindungsanstalt als Nachfolger seines Schwiegervaters. Seit 1813 war er auch Oberhebearzt des Neckar-, Main- und Tauberkreises.

    N. gilt als Urheber einer streng systematischen Darstellung der Geburtshilfe. Sein besonderes Augenmerk widmete er dabei dem methodischen Aufbau des Faches. Er bestimmte dessen Grenzen und gab eine Definition der „gesundheitgemäßen“ und der „fehlerhaften“ Schwangerschaft und Geburt; als geburtshilflichen Grundsatz empfahl er, die Naturkräfte so lange wie möglich walten zu lassen. In seinen Forschungen legte er die Grundlage für die Darstellung des normalen Geburtsmechanismus und erweiterte die anatomischen und physiologischen Kenntnisse vom weiblichen Becken. So erkannte N., daß die Neigung des Beckens (inclinatio pelvis) in der Regel 60 Grad beträgt und korrigierte hierin die herrschende Forschungsmeinung. Darüber hinaus sind ihm viele neue Kenntnisse über die Beckenhöhle, das schräg verengte und das exostotische Becken zu verdanken 1812 publizierte N. eine „Schilderung des Kindbettfiebers“, das 1811/12 in der Heidelberger Entbindungsanstalt geherrscht hatte. Im selben Jahr veröffentlichte er eine Sammlung von Aufsätzen mit dem Titel „Erfahrungen und Abhandlungen aus dem Gebiete der Krankheiten des weiblichen Geschlechts, nebst Grundzügen einer Methodenlehre der Geburtshülfe“, die neben einer längeren Abhandlung zur Methodik der Geburtshilfe u. a. Arbeiten zur Menstruation und zur Zurücklegung der schwangeren Gebärmutter (retroversio uteri) umfaßt.

    1830 erschien N.s „Lehrbuch der Geburtshülfe für die Hebammen“ (141883). Neben der Darstellung der anatomischen und physiologischen Mechanismen von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bietet es den Hebammen Anhaltspunkte, in welchen Fällen der „fehlerhaften“ Geburt ein Arzt zu rufen sei. Damit wollte N. den Wirkungskreis der Hebammen begrenzen. Medizinhistorisch und wissenschaftssoziologisch ist er damit in den Prozeß der Etablierung der Superiorität der Ärzteschaft gegenüber dem Hebammenstand einzuordnen, da seit dem ausgehenden 18. Jh. die Ärzte und deren naturwissenschaftliches Wissen den Tätigkeitsbereich und die Wissensform der Hebammen entscheidend bestimmten und strukturierten. Gleichwohl verblieb N. im Rahmen der „traditionellen“ Berufsauffassung der Hebammen, insofern als die Hebamme auch für ihn durch moralische Tugenden für die Ausübung ihres Berufes qualifiziert sein mußte.|

  • Auszeichnungen

    bad. Hofrat (1815), Geh. Hofrat (1821).

  • Werke

    u. a. Btr. zu e. naturgeschichtl. Darst. d. krankhaften Erscheinung am thier. Körper, welche man Entzündung nennt, 1804;
    Über d. Zweck, Nutzen u. d. Einrichtung v. Armenanstalten, 1807;
    Über d. Mechanismus d. Geburt, 1822;
    Das weibl. Becken, betrachtet in Beziehung auf seine Stellung u. d. Richtung seiner Höhle nebst Beyträgen. z. Gesch. d. Lehre v. d. Beckenachsen, 1825;
    Das schräg verengte Becken nebst e. Anhange üb. d. wichtigsten Fehler d. weibl. Beckens überhaupt, 1839.

  • Literatur

    ADB 23;
    Meusel, Gel. Teutschland, VI, S. 802 f.;
    F. A. Kehrer, in: Heidelberger Professoren aus d. 19. Jh., II, 1903, S. 116-28;
    E. Stübler, Gesch. d. med. Fak. d. Univ. Heidelberg 1386-1925, 1926 (P);
    Chronik d. Ärzte Heidelbergs, Ein Fragment, 1985, S. 138, 254 ff. (P);
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. (auch zu Hermann N. u. Franz Anton Mai).

  • Autor/in

    Stefan Büttner
  • Zitierweise

    Büttner, Stefan, "Nägele, Franz Carl Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 699-700 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116879602.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Nägele: Franz Karl N. wurde am 12. Juli 1777 in Düsseldorf geboren, wo sein Vater churpfälzisch-baierischer Stabschirurgus und Lehrer der Anatomie und Chirurgie an der militärärztlichen Schule war. Er begann seine Studien unter Leitung seines Vaters, hielt an jener Schule selbst zwei Jahre Vorträge über Physiologie und gerichtliche Medicin und ging später zu seiner weiteren Ausbildung nach Straßburg, Freiburg und Bamberg. Nachdem er in Bamberg promovirt worden, wurde er zunächst Physicus der Aemter Barmen und Beyenburg, wo er auch angehenden Chirurgen und Hebammen Unterricht ertheilte. 1804 schrieb er: „Beitrag zu einer naturgeschichtlichen Darstellung der krankhaften Erscheinung am thierischen Körper, welche man Entzündung nennt“, ein seinem Vater gewidmetes Werk. 1807 wurde er zum außerordentlichen Professor der Medicin in Heidelberg berufen, wurde 1810 Ordinarius daselbst und als Nachfolger seines Schwiegervaters, des Professors Franz Anton Mai, am 29. November 1810 Director der Heidelberger Gebäranstalt. Seine Hauptwerke sind: 1) „Erfahrungen und Abhandlungen aus dem Gebiete der Krankheiten des weiblichen Geschlechts, nebst Grundzügen einer Methodenlehre der Geburtshüfe“, M. K., Mannheim 1812, 8°; 2) „Ueber den Mechanismus der Geburt“ in J. Fr. Merkels Archiv für Physiologie, 5. Bd., Halle und Berlin 1819, 8°, S. 483; 3). Das weibliche Becken, betrachtet in Beziehung auf seine Stellung und die Richtung seiner Hohle nebst Beiträgen zur Geschichte der Lehre von den Beckenaxen, mit lithographischen Tafeln“, Carlsruhe 1825, 4°; 4) „Lehrbuch der Geburtshülfe für Hebammen“, Heidelberg 1830, 8°, 6. Auflage 1844; 5) „Das schräg verengte Becken nebst einem Anhange über die wichtigsten Fehler des weiblichen Beckens mit 16 Tafeln“, Mainz Fol. 1839. Außerdem gab Nagele das Werk von J. H. Wigand: „Die Geburt des Menschen etc.“ Berlin 1820, 8°, 2 Bde., heraus und eine Menge kleinerer Schriften. Nägele's Hauptverdienst ist, den naturgemäßen Hergang der Geburt auf das sorgfältigste erforscht und eine classische Darstellung des ganzen Mechanismus der Geburt verfaßt zu haben. Zugleich verdanken wir ihm viele neue Kenntnisse über die Beckenhöhle und die Beckenneigung, über das schräg verengte und das exostotische Becken. Sein Lehrbuch für Hebammen ist in vielen Auflagen erschienen und wegen seiner klaren, knappen, inhaltreichen Darstellung auch von Aerzten vielfach zum Studium benutzt worden. Sein Sohn Hermann Franz N., 1835 Privatdocent, 1839 Professor extraordinarius in Heidelberg, hat später (1843) ein Lehrbuch der Geburtshülfe herausgegeben, welches hauptsächlich die Lehren seines Vaters enthielt und welches nach seinem Tode von dem| 1872 verstorbenen Professor Woldemar Grenser in Dresden noch vielmals neu aufgelegt bis zum Ende der sechziger Jahre für das beste deutsche Lehrbuch der Geburtshülfe galt. Wie ungemein anregend N. als College und Lehrer war, das hat E. C. J. v. Siebold in seinen geburtshülflichen Bliesen (Braunschw. 1862, Vieweg) S. 59—62 in amüsanter Weise dargestellt. Er besaß eine außerordentliche Gabe der Rede und seine Vorlesungen sollen durch übersprudelnden Witz hinreißend auf seine Schüler gewirkt haben. N. starb am 21. Januar 1851 im 74. Lebensjahre.

    • Literatur

      Nach: E. C. J. v. Siebold, Versuch einer Geschichte der Geburtshülfe Bd. II S. 671—677 und dessen geburtshülflichen Briefen (s. o.).

  • Autor/in

    F. Winckel.
  • Zitierweise

    Winckel, Franz von, "Nägele, Franz Carl Joseph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 218-219 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116879602.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA