Lebensdaten
1885 – 1970
Geburtsort
München
Sterbeort
Erlangen
Beruf/Funktion
Ethnobotaniker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116833629 | OGND | VIAF: 3232486
Namensvarianten
  • Marzell, Heinrich
  • Marzell, H.
  • Marzell, Heinr.
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Zitierweise

Marzell, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116833629.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1855–1928), Dr. phil. (Chemiker), Oberstudienrat, S d. Postinspektors Theodor (1818–70) u. d. Magdalena Anselm;
    M Katharina (1800–1945), T d. Gutsbes. Wolfgang Rebl (1821–91) u. d. Anna Maria Weigenthaler;
    Pullach 1922 Lucie (* 1901), T d. Eisenwerksbes. Theodor Loos in Gunzenhausen u. d. Johanna Hofmann;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    M. studierte 1904-10 an der Univ. München Naturwissenschaften, vor allem Botanik und Chemie, wobei K. Goebel, P. v. Groth, A. v. Baeyer und W. C. Röntgen zu seinen Lehrern gehörten; daneben besuchte er germanistische Vorlesungen bei F. v. der Leyen. 1907-09 war er Assistent von G. Hegi, für dessen „Illustrierte Flora von Mittel-Europa“ (1906 ff.) er die deutschen Pflanzennamen bearbeitete. 1911 erfolgte die Promotion zum Dr. phil. bei dem Botaniker G. Kraus an der Univ. Würzburg mit einer von M. Höfler angeregten Dissertation über „Die Rolle der Tiere in den deutschen Pflanzennamen“. Seit 1910 in Augsburg und seit 1913 in Erlangen als Lehrer der Naturkunde tätig, unternahm er 1912/13 Reisen nach Griechenland, Finnland und Lappland. Aus dem Kriegsdienst (1914–18) als Leutnant d. Res. entlassen, wurde M. schließlich 1919 Studienrat in Gunzenhausen, wo er (1929 Studienprofessor, 1948 Oberstudienrat) als Lehrer der Chemie und Biologie bis zu seiner Pensionierung 1950 wirkte und sich darüber hinaus auch als Heimatforscher und Naturschutzbeauftragter des Landkreises verdient machte.

    1937 begann M. mit Unterstützung der Preußischen (später: Deutschen) Akademie der Wissenschaften und unter Mitarbeit des Sprachwissenschaftlers Wilhelm Wissmann ( 1966) sein Lebenswerk zu veröffentlichen: das „Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen“, das er selbst freilich nur bis zur 22. Lieferung (Oxalis) vollenden konnte und dessen Fertigstellung anhand von M.s Manuskript seit 1975 der Bonner Botaniker Heinz Paul ( 1980) übernahm. Das (mit dem noch von M. publizierten deutschen Namenregister) fünfbändige Werk (1943–79) erfaßt etwa 125 000 Pflanzennamen, die – nach Benennungsmotiven angeordnet, jeweils mit genauen Quellenbelegen versehen und nach Möglichkeit sachlich wie sprachlich (etymologisch) erklärt – vom Althochdeutschen bis in die Gegenwart reichen, aber auch Bezeichnungen aus vielen anderen Sprachen zum Vergleich einbeziehen. Die ungeheure Fülle dieses für die Geschichte der Botanik wie für die Volkskunde. Wort-, Mundart- und Volksmedizinforschung gleichermaßen bedeutsamen Materials schöpfte M. hauptsächlich aus dem gründlichen und umfassenden Studium der Literatur, ferner aus beharrlich zusammengetragenen und sorgfältig gesichteten Mitteilungen von Gewährsleuten, die er in Aufrufen wiederholt um Mitarbeit bat. Schon bevor M. – vom Schuldienst fast völlig freigestellt – seine ganze Kraft diesem einzigartigen Standardwerk widmete, war er mit zahlreichen Veröffentlichungen hervorgetreten: So hatte er nicht nur wertvolle Beiträge zu verschiedenen Handbüchern, Monographien, Lexika,|vor allem sämtliche Pflanzenartikel zu H. Bächtold-Stäublis zehnbändigem „Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens“ (1927-42) geliefert, sondern auch eine Reihe von Büchern publiziert. Hinzu kommen schließlich über 300 Zeitschriftenaufsätze aus sechs Jahrzehnten, die ein Gesamtwerk abrunden, das M. als den wohl bedeutendsten deutschsprachigen Ethnobotaniker ausweist.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Leopoldina (1939);
    Leibniz-Medaille d. Dt. Ak. d. Wiss. Berlin (1953);
    Medaille „Bene merenti“ in Silber d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1959);
    Ehrenmitgl. u. a. d. Bayer. Botan. Ges. (1964), d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik (1965) u. d. Hess. Vereinigung f. Volkskde. (1967).

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Tiere in dt. Pflanzennamen, Ein botan. Btr. z. dt. Sprachschatze, 1913 (Neudr. 1978);
    Neues ill. Kräuterbuch, 1921, ³1935;
    Unsere Heilpflanzen, ihre Gesch. u. ihre Stellung in d. Volkskde., 1922, ²1938 u. d. T. Gesch. u. Volkskde. d. dt. Heilpflanzen (Neudr. 1967);
    Bayer. Volksbotanik, 1925 (Neudr. 1968);
    Volksbotanik, Die Pflanze im dt. Brauchtum, 1935. – K. Löber, M.-Bibliogr., in: Hess. Bll. f. Volkskde. 59, 1968, S. 212-27. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Univ.bibl. Erlangen-Nürnberg, Hss.-Abt.

  • Literatur

    O. Sch., in: Unterfränk. Heimatbl., 4. Jg., Nr. 12 v. 13.6.1952 (P);
    G. Kerstein, in: Nachrr.bl. d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik Nr. 25, 1965 (P);
    H. Paul, in: H. M., Wb. d. dt. Pflanzennamen III, 1977 (P in IV);
    Jb. d. Dt. Med.hist. Mus. 4, 1983 (P);
    A. Wölfel, Pflanzen in d. Volksmed., Die volksmed. Stud. v. H. M., Diss. Erlangen-Nürnberg 1983 (L, P);
    P. Seidensticker, Rez. zu: H. M., Wb. d. dt. Pflanzennamen, in: Zs. f. Dialektol. u. Linguistik 50, 1983, S. 103-08;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1950, 1954, 1970;
    Pogg. VII a.

  • Autor/in

    Peter Dilg
  • Zitierweise

    Dilg, Peter, "Marzell, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 351-352 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116833629.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA