Lebensdaten
1871 – 1949
Geburtsort
Neuhaldensleben
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Kolonialbeamter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116819138 | OGND | VIAF: 7519902
Namensvarianten
  • Schnee, Albert Hermann Heinrich
  • Schnee, Heinrich
  • Schnee, Albert Hermann Heinrich
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schnee, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116819138.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1829–1901), Landger.rat, zuletzt in Nordhausen;
    M Emilie Scheibe (* 1840);
    Ur-Gvv Gotthilf (1761–1830), Pfarrer in Heinrichsberg b. Burg (Bez. Magdeburg), Volkswirt, Dichter, Landwirt (s. ADB 32; Killy; Biogr. Hdb. Pflanzenbau|Magdeburger Biogr. Lex.);
    New York 1901 Ada (Adeline) Woodhill (1873–1969), aus Neuseeland (s. W);
    1 S.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Gymnasium in Nordhausen 1889 studierte S. Rechts- und Staatswissenschaften in Heidelberg (dort aktiv im Corps Rhenania), Kiel und Berlin (1892 Referendarexamen, 1893 Dr. iur.), anschließend Suaheli und Kolonialwissenschaften am Oriental. Seminar in Berlin. 1897 trat er als Regierungsassessor in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes ein. 1898-1900 arbeitete S. als Richter und stellv. Gouverneur in Dt.-Neuguinea, 1900-1903 als Bezirksamtmann und stellv. Gouverneur in Samoa. 1904 kehrte er als Legationsrat in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes zurück, wo er nach einer Zwischenstation 1905 als Kolonialbeirat der Botschaft in London verschiedene Stationen durchlief (1906 Wirkl. Legationsrat u. Vortragender Rat, 1907 Min.dirigent, 1909 Geh. Oberreg.rat, 1911 Min.dir. u. Leiter d. Pol. u. d. Verw.abt. im Reichskolonialamt, 1912 WGR mit d. Prädikat Excellenz).

    1912-19 war S. Gouverneur der Kolonie Dt.-Ostafrika. Dort setzte er die Politik seines Vorgängers Albrecht v. Rechenberg (1861–1936) fort und versuchte, die Mißstände bei der Rekrutierung von Arbeitern zu beheben und gleichzeitig den Arbeitskräftebedarf der europ. Betriebe zu befriedigen, letztlich jedoch ohne Erfolg. Im 1. Weltkrieg konnte S. in (nicht immer reibungsloser) Zusammenarbeit mit Paul v. Lettow-Vorbeck (1870–1964) Dt.-Ostafrika bis zum Ende des Krieges militärisch halten.

    Nach dem Verlust der Kolonien setzte sich S., unterstützt von seiner Frau Ada, in zahlreichen Funktionen, Vorträgen, Publikationen, v. a. im Dt. Koloniallexikon und in seiner Studie „Die koloniale Schuldlüge“ (1924, 121940, engl. u. d. T. German Colonization Past and Future, The Truth About the German Colonies, 1926, Nachdr. 1970, franz., span. u. ital. Überss.), einem Standardwerk des dt. Kolonialrevisionismus, sowie in Schulbüchern für eine positive Sicht der dt. Kolonialgeschichte und für die Rückgewinnung der Kolonien ein. 1925 wurde auf seine Initiative eine „Interfraktionelle Koloniale Vereinigung“ gegründet. Der Versuch, seine Vorstellungen nach 1933 auch in der NSDAP durchzusetzen und die Gleichschaltung der Dt. Kolonialgesellschaft zu verhindern, scheiterte jedoch: 1936 wurden alle Kolonialangelegenheiten dem NS-Reichskolonialbund unterstellt. S. legte fast alle Präsidenten-Ämter nieder.

    1924-32 (DVP) und 1933-45 (NSDAP) saß S. im Reichstag. Er war Präsident des Arbeitsausschusses Dt. Verbände (1925–38), eines Zusammenschlusses von rund 2000 konservativen Organisationen, des Bundes der Auslandsdeutschen (1926–33), der Dt. Kolonialgesellschaft (1930–36), der Dt. Weltwirtschaftlichen Gesellschaft (seit 1931) und der Dt. Gesellschaft für Völkerbundfragen, später umbenannt in Dt. Gesellschaft für Völkerrecht und Weltpolitik (1933–45).

  • Auszeichnungen

    Goldene Leibniz-Medaille d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1919);
    Dr. rer. pol. h. c. (Hamburg 1921).

  • Werke

    Weitere W Bilder aus d. Südsee, 1904;
    Unsere Kolonien, 1908;
    Dt.-Ostafrika im Weltkriege, Wie wir lebten u. kämpften, 1919;
    Dt. Koloniallex., 3 Bde., 1920, Nachdr. 1996 (Hg.);
    Niederbruch u. Aufstieg, Wege zu Dtld.s Errettung, 1921;
    Die dt. Kolonien unter fremder Mandatsherrschaft, 1922;
    Weltpol. vor, in u. nach d. Kriege, 1923;
    Nationalismus u. Imperialismus, 1928;
    Zehn J. Versailles, 3 Bde., 1929 (Hg. mit H. Draeger);
    Völker u. Mächte im Fernen Osten, 1933;
    Die dt. Kolonien vor, in u. nach d. Weltkrieg, 1935;
    Dtld.s koloniale Forderung, 1936;
    Kolonialmacht Dtld., 1941; Als letzter Gouverneur in Dt.-Ostafrika, Erinnerungen, 1964 (P);|

  • Nachlass

    Nachlaß: Geh. StA d. Stiftung Preuß. Kulturbes. Berlin-Dahlem (Rep. 92); weitere Personalunterlagen im Berlin Document Center; – zu Ada: Meine Erlebnisse während d. Kriegszeit in Dt.-Ostafrika, 1918 (engl. u. d. T. Bibi Mkuba, My experiences in German East Africa during World War I, 1995).

  • Literatur

    K. Hildebrand, Vom Reich z. Weltreich, Hitler, NSDAP u. koloniale Frage 1919-1945, 1969;
    L. H. Gann u. P. Duignan, The Rulers of German Africa 1884-1914, 1977 (P);
    D. van Laak, Imperiale Infrastruktur, Dt. Planungen für e. Erschließung Afrikas 1880 bis 1960, 2004;
    Wi. 1914;
    Magdeburger Biogr. Lex. (P);
    Schumacher, M. d. R.;
    Lilla, MdR.

  • Autor/in

    Ralph Erbar
  • Zitierweise

    Erbar, Ralph, "Schnee, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 280-281 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116819138.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA