Lebensdaten
1815 – 1869
Geburtsort
Mülhausen (Elsaß)
Sterbeort
Meißen
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Orientalist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116815140 | OGND | VIAF: 34566840
Namensvarianten
  • Graf, Karl Heinrich
  • Elsässer, Karl
  • Elsäßer, Carl
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Graf, Karl Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116815140.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Heinr., Kaufm. u. Wechselagent in Mülhausen, S d. Kaufm. Joh. Heinr. u. d. Anna Kath. Hofer;
    M Anna Barbara (1787–1839), T d. Jean Jacques Risler (1744–1814), Stadtarzt v. Mülhausen u. d. Stadtschreibers-T Anna Barbara Hofer;
    Ov Matthias (1782–1839), Pfarrer in Mülhausen, Mitarbeiter an rel. u. hist. Zss. (s. Goedeke XIII, S. 64 f.);
    1849 Marie, T d. Frdr. Franke (1805–71), Dr. phil., Rektor d. Landesschule in Meißen;
    3 S, 4 T.

  • Biographie

    G. studierte 1833-36 an der Straßburger Universität Theologie und morgenländische Sprachen. Dort gewann Eduard Reuß besonderen Einfluß auf ihn, dessen „geistverwandtester“ Schüler er wurde und mit dem ihn zeitlebens eine enge Freundschaft verband (Licentiat theol. Straßburg 1842, Dr. phil. Leipzig 1846; Doctor theologiae Gießen 1864). 1839-43 weilte G. als Hauslehrer in Paris; von 1847 an war er bis zu seiner wegen Krankheit erfolgten Pensionierung im Herbst 1868 Lehrer für Hebräisch und Französisch an der Landesschule in Meißen (1852 Professortitel). Obwohl sich Reuß wiederholt für ihn verwendet hat, blieb G. das ersehnte akademische Lehramt versagt. – G.s Forschungen galten der persischen Literatur, besonders aber dem Alten Testament. Hier erwiesen sich zwei Arbeiten zur Pentateuchkritik als bahnbrechend. In dem ersten Teil des Werkes „Die geschichtlichen Bücher des Alten Testaments, Zwei historisch-kritische Untersuchungen“ (1866) wies G. – Äußerungen von Reuß in einer Vorlesung von 1834 aufnehmend – nach, daß die gesetzlichen Teile der Pentateuchquelle, die man damals als die älteste, die „Grundschrift“, ansah (heute als „Priesterschrift“ [P] bezeichnet), nicht vor das Deuteronomium datiert werden können, und in dem nach seinem Tode erschienenen Aufsatz „Die sogenannte Grundschrift des Pentateuch“ (in: Archiv für wissenschaftliche Erforschung des AT 1, 1869, S. 466-77) setzte er im Anschluß an briefliche Hinweise des Holländers Abraham Kuenen auch die erzählenden Partien der „Grundschrift“ in die nachdeuteronomische Zeit an. Zwar hat G. in dem übrigen Textbestand des Pentateuch nur eine Quelle, den „Jehovisten“, nicht aber, wie mit Recht schon K. D. Ilgen (1798) und H. Hupfeld (1853), zwei Quellen angenommen. Jedoch bewirkte seine Spätdatierung von „P“ eine grundlegende Umwandlung des Bildes vom Verlauf der israelitischen Geschichte; ihr haben dann A. Kuenen und J. Wellhausen weithin Anerkennung verschafft.

  • Werke

    Weitere W Zum AT: L'idée messianique dans son développement historique, Straßburg 1836;
    De librorum Samuelis et Regum compositione, ebd. 1842;
    Richard Simon, in: Btrr. z. d. theol. Wiss. 1, ebd. 1847, S. 158-242;
    Der Segen Mosis (Deuteronomium 33) erklärt, 1857;
    De templo Silonensi, 1861;
    Der Prophet Jeremia erklärt, 1862. - Zur pers. Lit.: Moslicheddin Sadi's Rosengarten, 1846;
    Moslicheddin Sadi's Lustgarten (Bostan), 1850;
    Le Boustân de Sa' dī, Texte persan avec un commentaire persan, 1858;
    Wis u. Ramin, in: Zs. d. dt. morgenländ. Ges. 23, 1869, S. 375-433. - E. Reuß,|Briefwechsel mit s. Schüler u. Freunde K. H. G., hrsg. v. K. Budde u. H. J. Holtzmann, 1904.

  • Literatur

    ADB VIII;
    K. Budde, Meister u. Schüler, Eduard Reuß u. K. H. G., in: Die Christl. Welt 18, 1904, S. 904-07;
    H.-J. Kraus, Gesch. d. hist.-krit. Erforschung d. AT, 1956, S. 222 ff. u. ö.;
    PRE³.

  • Autor/in

    Ernst Kutsch
  • Zitierweise

    Kutsch, Ernst, "Graf, Karl Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 723-724 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116815140.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Graf: Karl Heinrich G., alttestamentlicher Exeget und Orientalist, geb. am 28. Februar 1815 zu Mülhausen im Elsaß, am 16. Juli 1869. Er war der Sohn eines Kaufmanns, besuchte die Primärschule und das College seiner Vaterstadt, kam 1830 nach Straßburg, wo er ein Jahr auf dem Gymnasium und sodann zwei Jahre auf dem protestantischen Seminarium zubrachte, und erlangte 1832 den Grad eines Bachelier-ès-lettres. 1833 begann er seine theologischen Studien auf der Straßburger Universität, widmete sich hauptsächlich der Exegese und den morgenländischen Sprachen, und wurde 1836 mit der Dissertation: „L'idée messianique dans son développement historique“ Bachelier en Théologie. Von seinen akademischen Lehrern gewannen besonders Bruch und Reuß Einfluß auf ihn, namentlich zu letzterem fühlte er sich hingezogen. Im J. 1837 ermöglichte ihm ein erlangtes Reisestipendium den Aufenthalt in Genf bis zum folgenden Jahre, in welchem er nach Straßburg zurückkehrte und bald darauf eine Hauslehrerstelle in Paris annahm. Nachdem er 1842 noch den Grad eines Licentiaten der Theologie in Straßburg erworben hatte, gab er 1843 die Hauslehrerstelle auf, und begab sich, da ihn sein Sinn unaufhaltsam nach Deutschland hinzog und er namentlich der französischen Unterrichtsmethode abhold war, 1844 nach Deutschland, wurde Lehrer an einem privaten Knabeninstitut in Kleinzschocher bei Leipzig und konnte von hier aus noch Vorlesungen des berühmten Orientalisten Fleischer in Leipzig besuchen, wie er denn überhaupt seine Muße zur Fortsetzung seiner Studien eifrig benutzte. Eine Frucht derselben war zunächst seine Uebersetzung von Sadi's Rosengarten (s. u.). Nachdem er 1846 die Prüfung für das höhere Lehramt bestanden und in demselben Jahre sich den Doctorgrad der Philosophie in Leipzig erworben hatte, wurde er 1847 interimistisch, 1849 aber definitiv für die französische und hebräische Sprache an der Landesschule zu Meißen angestellt, erhielt 1852 den Titel Professor und 1864 von der Universität Gießen honoris causa den Doctorgrad der Theologie. Im J. 1858 von einer schweren Krankheit befallen, kränkelte er von nun an beständig und mußte deswegen 1868 in den Ruhestand treten. In der Exegese und Kritik des Alten Testaments nahm er einen freieren und|selbständigen Standpunkt ein; er schrieb u. a.: „Der Segen Mose's, Deuter. 33", 1857. „Der Prophet Jeremia erklärt“, 1862. „Die geschichtlichen Bücher des Alten Testaments. Zwei historisch-kritische Untersuchungen“, 1866 Von den orientalischen Sprachen beherrschte er neben der hebräischen hauptsächlich die persische, was er zur Genüge in folgenden Werken bewies: „Moslicheddin Sadi's Rosengarten, nach dem Texte und dem arabischen Commentar Sururi's aus dem Persischen übersetzt mit Anmerkungen“, 1846. (Ausgewählte Bibliothek der Classiker des Auslandes, Bd. LVI.) „Sadi's Lustgarten (Bostan), aus dem Persischen übersetzt“, 2 Bdchen. 1850. „Le Boustân de Sadi, texte persan avec un commentaire persan“, 1858. Pseudonym gab er heraus: „Afrika. Von Karl Elsässer“, 2 Bdchen. 1855—56.

    • Literatur

      Vgl. Meißener Schulprogramme von 1847, 1869, 1870. Haan, Sächs. Schriftstellerlexikon, S. 112.

  • Autor/in

    Redslob.
  • Zitierweise

    Redslob, Gustav Moritz, "Graf, Karl Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 549-550 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116815140.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA