Lebensdaten
1873 – 1940
Geburtsort
Osternburg bei Oldenburg
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Schiffbauingenieur ; Luftschiffkonstrukteur ; Unternehmer
Konfession
-
Normdaten
GND: 116798033 | OGND | VIAF: 59844965
Namensvarianten
  • Schütte, Johann Heinrich Karl
  • Schütte, Johann
  • Schütte, Johann Heinrich Karl
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Zitierweise

Schütte, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116798033.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Wilhelm Ludwig (1845–1917), ghzgl. oldenburg. Oberhofkommissär, Rechnungsrat, S d. Gerhard (1818–71), aus Hatten (Ghzgt. Oldenburg), Landwirt, Heuermann u. Gärtner, u. d. Rebecca Magdalena Meyer, aus Osternburg;
    M Christine Sophie (1846–1902), T d. Hermann Bernhard Schütte (1821–49), aus Astede b. Neuenburg, Landwirt, u. d. Anna Maria Erck (1820–91), aus Ostfriesland;
    Schw Anna (1869–1917);
    1898 Henriette Bertha Adele, T d. Heinrich Addicks, Reeder in Bremerhaven;
    1 S Wilhelm (1899–1924), Dr., Volkswirt, 1 T Dorothea Temmler (1901-n. 1980);
    E Jandirk, Dr., Apotheker, Monika Kuhn-Temmler, Dipl.-Volksw., Geschäftsführerin.

  • Biographie

    S. besuchte 1879-92 die Oberrealschule in Oldenburg und studierte danach Schiffbau an der TH Charlottenburg, wo er 1898 die Bauführerprüfung, 1902 die Prüfung zum Diplomingenieur bestand. Schon während seines Studiums war S. 1897 beim „Norddeutschen Lloyd“ eingestellt worden. Nachdem er 1899 nachgewiesen hatte, daß der gerade gelieferte Schnelldampfer „Kaiser Friedrich“ aufgrund seiner ungünstigen Hinterschiffsform die vertraglich vereinbarte Geschwindigkeit nicht erreichen konnte, beauftragte ihn der Lloyd mit dem Bau einer Schleppmodell-Versuchsstation in Bremerhaven, um die hydrodynamisch günstigsten Formen für die Hochseeschiffe des Lloyd zu ermitteln. Dank S.s Einsatz konnte dieses Laboratorium schon 1900 als „Abteilung für Schiffhautechnische Versuche“ eröffnet werden. Als Leiter der damals einzigen derartigen Einrichtung im Dt. Reich, wurde S. bald zum Experten für Fragen des Wasserwiderstandes unterschiedlicher Rumpfformen und der jeweils erzielharen Geschwindigkeit. Neben seiner Tätigkeit beim Lloyd engagierte sich S. an führender Stelle beim Bau der ersten dt. Kabelleger und wurde zeitweilig zum schiffbautechnischen Berater von Ghzg. Friedrich August v. Oldenburg. Darüber hinaus erfand er einen Pallographen zur Messung von Schiffsschwingungen und den „Schütte-Kessel“, einen für kleinere, wendige Schiffe besonders geeigneten Schiffszylinderkessel, für den er 1904 auf der Weltausstellung in St. Louis eine Goldmedaille erhielt. Im Mai desselben Jahres ernannte ihn Ks. Wilhelm II. zum Professor für „Theorie des Schiffes und Entwerfen von Schiffen“ an der neugegründeten TH Danzig, wo er bis 1922 erfolgreich wirkte. Seine Pläne zur Errichtung einer Versuchsanstalt für Schiffbau scheiterten allerdings Ende 1907 an den hohen Kosten. Hinzu kam, daß S. 1909 bei dem in der Schiffbauindustrie und bei großen Reedereien einflußreichen Großherzog von Oldenburg aus privaten Gründen in Ungnade fiel.

    Solchermaßen zu einer Neuorientierung gezwungen, beschäftigte sich S. nach dem Unglück des Zeppelin-Luftschiffs LZ 4 Anfang Aug. 1908 intensiver mit der Luftschiffahrt. Bereits im Herbst 1908 entwickelte er die Pläne für ein eigenes Luftschiff, das sich u. a. durch seine aerodynamische Form und sein Gerippe aus Holz auszeichnete. Im Frühjahr 1909 konnte S. den Luftfahrtmäzen Karl Lanz (1873–1921), Inhaber einer Mannheimer Landmaschinenfabrik, als finanzkräftigen Investor gewinnen, und es kam zur Gründung der Firma „Luftschiffbau Schütte-Lanz“ mit Sitz in Mannheim-Rheinau. Nach einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren startete S.s erstes Luftschiff „SL 1“ am 17.10.1911 zu seiner Jungfernfahrt und wurde anschließend von S. und seinen Ingenieuren intensiv erprobt. Seit Ende 1912 im Dienst des preuß. Heeres, bewies das Schiff bis zu seiner Zerstörung in einem Sturm im Juli 1913 seine Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit. Sein Nachfolger, der „SL 2“, übertraf bei seiner Erprobung 1914 deutlich alle an ihn gestellten technischen Leistungsanforderungen, erwies sich als leistungsfähiger und moderner als alle damals in Dienst befindlichen Luftschiffe. Dadurch wurde S. zum stärksten Konkurrenten Zeppelins und zu einem der weltweit führenden Experten in der Aerodynamik und im Starrluftschiffbau. Im 1. Weltkrieg wurde er mit zwanzig Luftschiffen der zweitgrößte Produzent von militärischen Groß-Luftschiffen des starren Typs, welche u. a. für die Bombardierung von Zielen in England eingesetzt wurden.

    S. erkannte schon 1910 die technischen Möglichkeiten des Flugzeugs und sorgte zunächst für die Entwicklung von Prototypen in Rheinau. Während des 1. Weltkriegs wurden auf dem Gelände der 1916 eröffneten großen Werft in Zeesen bei Königswusterhausen einige hundert Aufklärer, Jagdflugzeuge und Fernbomber in Lizenz gefertigt. Nach Kriegsende litt der dt. Luftschiffbau unter Auftragsmangel. S.s Verhandlungen mit ausländischen Unternehmen über den Verkauf und die Verwertung seiner Luftschiffpatente, den Bau von Luftschiffen und die Einrichtung von inter- und intrakontinentalen Luftschifflinien scheiterten. Ein gleichzeitig geführter Patentrechtsstreit mit der Fa. Zeppelin endete 1924 mit einem für S. ungünstigen Vergleich, was ihn zwang, Konkurs anzumelden. Als zur selben Zeit|auch noch sein Sohn starb, zog sich S. aus dem Wirtschaftsleben zurück, versuchte aber bis 1935, seine Luftschiffpatente zu verwerten. Daneben war er von 1927 bis zu seiner Emeritierung 1938 als Professor für Schiffbau an der TH Berlin-Charlottenburg tätig.

  • Auszeichnungen

    Rr.kreuz d. oldenburg. Haus- u. Verdienstordens (1904);
    preuß. Kronenorden I. Kl. (1906);
    preuß. Geh. Reg.rat (1913);
    Vors. d. Wiss. Ges. f. Luftfahrt (1919–35);
    Vors. d. Schiffnautechn. Ges. (1930–39);
    Dr.-Ing. E. h.

  • Werke

    Unterss. über Hinterschiffsformen, speziell über Wellenaustritte, in: Jb. d. Schiffbautechn. Ges. 2, 1902, S. 332-70;
    Einfluß auf d. Widerstand u. d. Rollbewegung d. Schiffe in ruhigem Wasser, ebd. 4, 1903, S. 341-78;
    Der Luftschiffbau Schütte-Lanz 1909-1925, 1926.

  • Literatur

    D. Haaland, Der Luftschiffbau Schütte-Lanz Mannheim-Rheinau (1909–25), Diss. Mannheim 1986, ²1996;
    E. Lehmann, in: 100 J. Schiffbautechn. Ges., Biogrr. z. Gesch. d. Schiffbaus, 1999 (P);
    Ch. R. Salewski, Ein Luftschiffpionier aus Nordwestdtld., Biogr. Studien zu J. H. S., Diss. Oldenburg 2006 (P);
    Bremerhavener Persönlichkeiten (P); |

  • Quellen

    Qu Nachlaß im Landesmus. Oldenburg; BA Berlin-Lichterfelde u. Koblenz; Geh. StA Preuß. Kulturbes.; GLA Karlsruhe; Mus. f. Arbeit u. Technik, Berlin; StA Bremen; StA Danzig; StA Oldenburg; Zeppelin-Mus. Friedrichshafen.

  • Autor/in

    Christian R. Salewski
  • Zitierweise

    Salewski, Christian R., "Schütte, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 652-653 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116798033.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA