Lebensdaten
1828 – 1873
Geburtsort
Prag
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Physiologe ; Laryngologe
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 116776951 | OGND | VIAF: 54908970
Namensvarianten
  • Czermak, Johann
  • Czermak, Johann Nepomuk
  • Czermak, Johann
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Czermak, Johann Nepomuk, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116776951.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Conrad ( 1843), bekannter praktischer Arzt in Prag, S des Joseph, Dr. med., praktischer Arzt in Prag;
    M Josefine;
    Ov Joseph (1799–1851), Prof. der Physiologie u. Anatomie in Wien (s. Wurzbach);
    B Joseph (1825–72), Irrenarzt (s. ADB IV), Jaroslav (1831–78), Historien- u. Genremaler (s. ThB u. Wurzbach XI, S. 386 f.);
    1843 Marie (1814–80), T des Leop. Ritter u. Edler v. Lämel (1790–1867), Bankier, Dir. der Österr. Nationalbank in Prag, u. der Julie Sophie Freiin v. Eichthal (1790–1861) aus München;
    2 S, 1 T;
    N (S des Joseph) Paul (1857–1912), Meteorologe u. Physiker, Wilh. (1856–1906), Ophthalmologe; Großneffe (S des Wilh.) Wilhelm (1889–1953), Ägyptologe u. Afrikanist, Mitgl. der Österr. Ak. der Wiss.

  • Biographie

    Nach Abschluß seiner Gymnasialzeit und des vorgeschriebenen 2jährigen philosophischen Kurses in Prag begann C. 1845 sein Medizinstudium in Wien, um es 1847 auf Einladung Purkinjes in Breslau, 1849 in Würzburg fortzusetzen und dort 1850 abzuschließen. 1850 wurde C. M. Purkinjes Assistent in Prag, 1855 übernahm der junge, strebsame Physiologe eine Professur für Zoologie an der Grazer Universität. 1856 erhielt er - nicht ganz nach seinem Wunsche - die Krakauer physiologische Lehrkanzel. Ein Jahr später ließ er sich in Wien nieder, als Gast in den Laboratorien von E. W. Brücke und E. Ludwig arbeitend, bis ihn 1858 eine Berufung nach Budapest führte. Die Einführung des Ungarischen als Unterrichtssprache veranlaßte C. 1860, in Prag in einem Privatlaboratorium seine Arbeiten fortzusetzen. 1865 nahm C. einen Ruf nach Jena, 1869 einen solchen nach Leipzig an. Hier vermochte er noch einen mustergültigen Hörsaal zu errichten, der nach seinem Tode als C.sches Spectatorium fortbestand.

    C.s Name ist mit der Ausarbeitung der Laryngoskopie als klinische Methode verbunden. Als er in Wien Studien über die Physiologie der Stimme und Sprachlaute betrieb, bediente er sich dabei mehrerer Spiegel, die Ludwig Türck 1857 hatte anfertigen lassen, doch hatte die Erprobung durch diesen zunächst kein brauchbares Ergebnis gebracht. Bei seinen Versuchen erfaßte C. sofort die Bedeutung des Kehlkopfspiegels, und er empfahl - 9 Tage, nachdem er mit ihm zu arbeiten begonnen hatte - am 27. März 1858 den Ärzten seine allgemeine Anwendung. Während Garcia (1855) und Türck (1857) noch auf das Sonnenlicht angewiesen waren, spiegelte C. bei künstlicher Beleuchtung. Türck hatte wohl Ansätze zur Einführung des Kehlkopfspiegels in die Klinik gemacht, aber erst C. erkannte die Bedeutung und Tragweite der Methode, entwickelte sie zur praktischen Verwertbarkeit und führte sie zur allgemeinen Anerkennung. Bald dehnte er seine Untersuchungen auf die Nasenorgane aus und wurde damit der Begründer der hinteren Rhinoskopie.

  • Werke

    u. a. Ueber d. Spermatozoïden v. Salamandra atra., in: Uebersicht d. Arbb. u. Veränderungen d. Schles. Ges. f. vaterl. Kultur im J. 1848, 1849, S. 79-87;
    Btrr. z. mikroskopischen Anatomie d. menschl. Zähne (Diss. Würzburg 1850), in: Zs. f. wiss. Zool. 2, 1850, S. 295-322;
    Über d. unempfindliche Stelle d. Retina im menschl. Auge, in: SB d. k. Ak. d. Wiss. Wien, 1854 u. 1855;
    Beitrr. z. Physiol. d. Tastsinnes, ebd., 1855;
    Über d. Kehlkopfspiegel, in: Wiener Med. Wschr., 1858, Nr. 13;
    Über Garcias Kehlkopfspiegel, ebd., 1858, Nr. 16;
    Über d. entoptische Wahrnehmung d. Stäbchen- u. Zapfenschicht (Membrana Jacobi Retinae), Vorläufige Mitt., in: SB d. k. Ak. d. Wiss. Wien, 1860 u. Moleschott's Unterss., Bd. 8;
    Der Kehlkopfspiegel u. seine Verwerthung f. Physiol. u. Medicin, 1860, ²1863;
    Ges. Schrr., 2 Bde., 1879.

  • Literatur

    ADB IV;
    Wiener Med. Wschr., 1865, Nr. 35;
    E. v. Navratil, Gedenkrede auf C., Budapest 1896;
    T. v. Györy, in: Berliner klinische Wschr., 1906, Nr. 1;
    A. Durig, in: Wiener Med. Wschr., 1928, Nr. 25;
    D. B. Delavan, in: Bull, of the New York Academy of Medicine. 2nd ser., New York 1929, Bd. 5;
    L. Schönbauer, Das medizin. Wien, Wien ²1947;
    L. v. Schrötter, in: Verhh. d. 1. Internat. Laryngo-Rhinologen-Kongreß, o. O. u. J.;
    Wurzbach XI. - Zu N Paul: BJ XVIII (Tl. 1912, L);
    Pogg. IV, V; zu N Wilh.: A. Elschnig, in: Sudetendt. Lb. III, Reichenberg 1934, S. 215 f. (L, P);
    ÖBL; zu Groß-N Wilh.:
    FF 1953, S. 120 f.;
    R. Meister, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien, 1953.

  • Autor/in

    Leopold Schönbauer
  • Zitierweise

    Schönbauer, Leopold, "Czermak, Johann Nepomuk" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 458 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116776951.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Czermak: Johann Nepomuk Cz., gestorben als außerordentlicher Honorarprofessor der Physiologie an der Universität Leipzig, 16. Sept. 1873 im 45. Lebensjahre. Er war am 17. Juni 1828 zu Prag geboren, studirte an den Universitäten Prag, Wien, Breslau und Würzburg mit großem Erfolge die Medicin und habilitirte sich, von wissenschaftlichen Reisen in seine Vaterstadt Prag zurückgekehrt, für Anatomie und Physiologie. Er wurde 1855 Professor der Physiologie zu Graz, dann 1856 zu Krakau, 1858 zu Pest, legte jedoch 1860 die letztere Stelle nieder und begab sich wieder nach Prag, woselbst er als Privatgelehrter lebte und in dem in seinem Garten erbauten physiologischen Institute|wissenschaftlichen Arbeiten sich hingab. Im J, 1865 erhielt er einen Ruf an die Universität Jena, wo er bis 1870 verblieb, dann aber, nach einer größeren Wirksamkeit sich sehnend, nach Leipzig übersiedelte. C. war ein geistvoller, fein gebildeter Physiologe mit großen Kenntnissen. Es war ihm jedoch nicht vergönnt die Wissenschaft, der er treu ergeben war, in neue Bahnen zu lenken oder einen bestimmten Theil derselben mit ausdauerndem Eifer auszubauen, woran ihn wol am meisten eine sich früh entwickelnde Krankheit, die Zuckerharnruhr, der er nach Jahre langen Leiden zum Opfer fiel, gehindert haben mochte. Es ist aber eine ganze Anzahl von kleineren experimentellen Arbeiten von ihm erschienen, deren Resultate fördernd auf die Physiologie einwirkten und welche meist durch eine sinnreiche Wahl der Mittel sich auszeichnen. Sein Hauptverdienst ist die Einführung des von Garcia erfundenen Kehlkopfspiegels in die Medicin und die Physiologie; er studirte mit diesem Instrumente namentlich die bis dahin nur ungenügend bekannten Veränderungen der Stimmritze beim Athmen und beim Tonangeben. Außerdem veröffentlichte er Untersuchungen zur Physiologie des Gesichtssinnes (Accommodationslinie, Accommodationsphosphen), dann über den Raumsinn der Haut, über die Stellung des weichen Gaumens beim Aussprechen der Vocale, über den Einfluß des nervus sympathicus auf die Absonderung des Speichels in der Submaxillardrüse, ferner sphygmische Studien (Pulsspiegel, Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Pulswelle) und einige mikroskopische Arbeiten. Cz. besaß ein großes Talent für allgemeinfaßliche Darstellung wissenschaftlicher Fragen und suchte in Vorträgen für Studirende aller Facultäten die Lehren der Physiologie als allgemeines Bildungselement weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Dazu hatte er sich aus seinen eigenen bedeutenden Mitteln zu Leipzig ein physiologisches Privatlaboratorium mit einem großen Hörsaale erbaut, der mit allen Einrichtungen zur Demonstration und zum Experimentiren vor einem großen Publicum versehen ist und ein Muster für solche Zwecke genannt werden kann. Bald nach Vollendung dieser seiner Schöpfung, der er die letzten Jahre seines Lebens gewidmet hatte, erlag der liebenswürdige und edle Mann seinen Leiden.

  • Autor/in

    Voit.
  • Zitierweise

    Voit, Carl, "Czermak, Johann Nepomuk" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 672-673 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116776951.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA