Lebensdaten
1809 – 1864
Geburtsort
Züllichau (Neumark)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116770171 | OGND | VIAF: 45062373
Namensvarianten
  • Marggraff, Hermann
  • Marggraf, Hermann
  • Marggraff, Herman
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Zitierweise

Marggraff, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116770171.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Friedrich (1769–1849), Kreissteuereinnehmer;
    M Joh. Eleonore verw. Sawade (1766–1828), T d. Kirchenschreibers Frdr. Schultze u. d. Anna Elisabeth geb. Schultze;
    B Rudolf (1805–80), Kunsthistoriker u. Schriftsteller (s. ADB 20);
    N Ludwig Löffler (1819–76), Maler u. Schriftsteller (s. ADB 19; ThB).

  • Biographie

    M. besuchte bis 1827 das Gymnasium seiner Vaterstadt, 1829-34 studierte er an der Univ. Berlin Philosophie und Philologie, 1835 legte er das Gymnasiallehrerexamen ab. Seit der Schulzeit hatte er sich intensiv mit Literatur beschäftigt; bereits 1830 veröffentlichte er|zusammen mit seinem Bruder Rudolf einen Band „Gedichte“. Noch während seiner Studienzeit wandte sich M. dem Journalismus zu. Seine Kritiken, Essays und Berichte erschienen u. a. in „Der Gesellschafter“, „Der Freimüthige“ und „Blätter für literarische Unterhaltung“. Durch die Bekanntschaft mit Theodor Mundt, in dessen „Literarischem Zodiacus“ er veröffentlichte, kam er in Kontakt mit dem Jungen Deutschland. 1836 wurde M. Redakteur des „Berliner Conversations-Blattes“ und lebte fortan als freier Journalist. 1838 ging er nach Leipzig; neben Arbeiten für die „Leipziger Allgemeine Zeitung“ und die „Zeitung für die elegante Welt“ sowie das „Conversations-Lexicon der Gegenwart“ und das „Allgemeine Theater-Lexikon“ verfaßte er – wenig erfolgreiche – Dramen und Romane. 1844-47 lebte M. in München und Augsburg, wo er vor allem für die „Fliegenden Blätter“, die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ und Cottas „Morgenblatt“ schrieb; 1847-48 arbeitete er in Heidelberg für die „Deutsche Zeitung“, 1848-51 in Frankfurt, sodann bis 1853 in Altona und Hamburg, schließlich seit 1853 wieder in Leipzig. Dort gab er bis zu seinem Tod die renommierten Brockhausschen „Blätter für literarische Unterhaltung“ heraus.

    Von M.s zahlreichen belletristischen Werken können am ehesten seine, meistens humoristischen und satirischen, Romane überzeugen. Hingegen blieben seine Gedichte und Dramen weitgehend den Konventionen verhaftet. Insgesamt verwirklichte er mit seinen Werken in traditionellen Gattungen nur selten und ansatzweise die in seinen Kritiken so oft scharfsichtig beschriebenen Qualitäten der neuen Schreibweisen des Vormärz und des Realismus. M.s literarhistorische Bedeutung liegt in erster Linie in seinem Rang als Kritiker. Seine Rezensionen weiten sich häufig zu Schriftstellerportraits und zu grundsätzlichen Darstellungen literarischer, kultureller und gesellschaftlicher Phänomene aus. Sein Blick für historische Zusammenhänge und seine liberale Einstellung machten ihn zu einem der bedeutendsten Vermittler der neuesten Literatur. Sein Buch „Deutschland's jüngste Literatur- und Culturepoche“ (1839) verbindet in einer für die Zeit ungewöhnlichen Weise Literatur- mit Gesellschaftsgeschichte. M.s Nähe zu den Anschauungen des Jungen Deutschland und des Vormärz zeigt sich auch in der Herausgabe einer Anthologie politischer Lyrik „Politische Gedichte aus Deutschlands Neuzeit“ (1843). Seit den 40er Jahren wurde er zu einem wichtigen Wortführer eines pragmatischen Roman- und Realismusbegriffs, der die Wechselwirkung von Literatur und Zeit betonte, Literatur (insbesondere Prosa) als Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklungen und als Barometer des Zeitgeistes ansah. In M.s literarhistorischen Arbeiten nach der Jahrhundertmitte zeigt sich eine wachsende Vorliebe für die Literatur der Klassik; auch sein Realismusbegriff wurde immer stärker von klassizistischen Vorstellungen geprägt und eingeengt. Dennoch spielte M. auch im Nachmärz eine bedeutende Rolle im literarischen Leben der Zeit. Zu seinem Ansehen trug das häufige Eintreten für soziale Belange von Schriftstellern und die Mitwirkung bei der Begründung der Schillerstiftung bei.

  • Werke

    Weitere W u. a. Bücher u. Menschen, 1837;
    Das Täubchen v. Amsterdam, 1839 (Tragödie, Uraufführung 1841);
    Allg. Theaterlex., 7 Bde., 1839-43 (mit R. Blum u. K. Herloßsohn);
    Justus u. Chrysostomos, Gebrüder Pech, Zeit- u. Lebensläufe, 2 Bde., 1840;
    Johannes Mackel, Bunte Schicksale e. häßlichen doch ehrlichen dt. Haut, 2 Bde., 1841;
    Reise-Manual, 4 Bde., 1853/54;
    Ernst Schulze, Nach s. Tagebüchern u. Briefen …, 1855;
    Fritz Beutel, Eine Münchhauseniade, 1856;
    Gedichte, 1857;
    Schillers u. Körners Freundschaftsbund, 1859;
    Schiller, Lessing, Pestalozzi, Prologe, 1861;
    Balladenchronik, 1862;
    William Shakespeare als Lehrer d. Menschheit, 1864. -
    Hrsg.: Hausschatz d. dt. Humoristik, 2 Bde., 1858-60.

  • Literatur

    ADB 20;
    P. Berland, H. M. u. d. Schillerstiftung nach zeitgenöss. Urkk., 1922;
    ders., Ein dt. Literatenleben, H. M., Nach seinen Werken u. seinen hinterlassenen Briefschaften, sowie nach d. zeitgenöss. Journalistik, 1942 (P);
    ders., H. M., Bibliograph. Rep., 1943;
    Brümmer;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Autor/in

    Hartmut Steinecke
  • Zitierweise

    Steinecke, Hartmut, "Marggraff, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 167-168 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116770171.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Marggraff: Hermann M., Dichter und Schriftsteller, geboren zu Züllichau in der Neumark am 14. September 1809, wo sein Vater als Kreissteuereinnehmer lebte; er bezog mit guter Vorbildung 1829 die Universität Berlin, trieb philologische, philosophische und ästhetische Studien und schloß sich den Vertretern der „schönen Literatur," wie selbe in der Restaurationsperiode und in den Zeitungen der „Freimüthige“, der „Gesellschafter“ blühte, an. M. machte zwar seine Prüfung als Gymnasiallehrer, ging aber gänzlich zur journalistischen Thätigkeit über, redigirte das Berliner „Conversationsblatt“ und schriftstellerte dann in Leipzig weiter. Mit seinem älteren Bruder Rudolf kam M. nach München, schrieb für die „Fliegenden Blätter", die „Grenzboten“ und die „Allgemeine Zeitung“ in Augsburg, ging zur Redaction der „Deutschen Zeitung“ nach Heidelberg (1847) und Frankfurt, später nach Hamburg (1851), endlich 1853 nach Leipzig, wo er mit F. A. Brockhaus in bleibende Verbindung trat und bis zu seinem am 11. Februar 1864 erfolgten Tode die Redaction der „Blätter für Liter. Unterhaltung“ besorgte. M. versuchte sich in allen Formen der Poesie, als Lyriker (Gedichte von Hermann und Rudolf M. Zerbst 1830 und Leipzig 1857), Dramatiker ("Kaiser Heinrich IV., Trauerspiel“, 1837; „Das Täubchen von Amsterdam, Trauerspiel“, Leipzig 1839; „Elfride“ 1841) und im Gebiete des humoristischen Romans ("Justus und Chrysostomos, Gebrüder Pech“, Leipzig 1840; „Hans Mackel, Bunte Schicksale einer häßlichen, aber doch ehrlichen deutschen Haut“, 1841; „Fritz Beutel“, 1856), ohne jedoch einen bleibenden Erfolg zu erreichen. Sein eigentliches Gebiet war die literarhistorische Kritik und das biographische Element; doch über der Brotarbeit und der Sorgenlast des täglichen Lebens erlahmte der schöpferische Genius. Von seinen weiteren Schriften seien erwähnt: „Balladen-Chronik; Erzählende Gedichte ernster und humoristischer Gattung“ (Leipzig 1862); „Deutschlands jüngste Kultur- und Literatur-Epoche“ (Leipzig 1839); „Reise-Manual“ (aus den Rheinlanden, Süddeutschland und dem baierischen Hochland); „Ernst Schulze nach seinen Tagebüchern und Briefen“ (Leipzig 1855); „Politische Gedichte aus deutscher Neuzeit“ (1857); „Schiller's und Körner's Freundschaftsbund“ (1859) und viele Prologe zu Schiller-, Lessing-, Pestalozzi-Festen u. s. w. Wolfgang Menzel hat ihn ziemlich geringschätzig beurtheilt, günstiger dagegen R. Gottschall (schon in s. Deutsch. Nat. Lit. 1855, I, 586) und Heinrich Kurz.

    • Literatur

      Vgl. Gartenlaube 1864, S. 212 ff. (mit Porträt), woselbst auch sein Letztes Lied (S. 240) abgedruckt ist. Brümmer, Dichter-Lexikon 1876, II, 8.

  • Autor/in

    Hyac. Holland.
  • Zitierweise

    Holland, Hyacinth, "Marggraff, Hermann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 337 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116770171.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA