Lebensdaten
vermutlich 1806 oder 1803 – 1888
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Pianist ; Komponist ; Klavierfabrikant
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 116759194 | OGND | VIAF: 54319969
Namensvarianten
  • Herz, Heinrich
  • Herz, Henri
  • Herz, Heinrich
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Zitierweise

Herz, Henri, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116759194.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Musikerfam.;
    B Jacques Simon (1794–1880), Pianist u. Komponist (s. Riemann).

  • Biographie

    Nach erstem Klavierunterricht beim Vater und weiterer Ausbildung in Koblenz bei Daniel Hünten (Vater des späteren Klaviervirtuosen und -komponisten Franz Hünten) wurde H. schon 1816 Schüler des Pariser Conservatoire. Seine Lehrer waren hier unter anderen Pradher (Klavier) und Reicha (Komposition). 1817 errang H. bei einem öffentlichen Wettspiel den 1. Preis. Nach intensivem Studium, bei dem ihm nach seiner eigenen Aussage Ignaz Moscheles Vorbild war, wurde er bald einer der gefeiertsten Klaviervirtuosen seiner Zeit, obgleich er mit der Qualität seines Spiels an Thalberg und Liszt nicht herangereicht haben dürfte. Seit 1818 erschienen seine Kompositionen, die zu einer beträchtlichen Zahl anwuchsen (bis 1871 opus 215) und bei außerordentlichem Absatz ihm hohe Honorare einbrachten. Der auch sonst mit wechselhaftem Erfolg ständig in Geschäftsunternehmen verwickelte H. gründete eine eigene Klavierfabrik in Paris, deren Erzeugnisse dank technischer Neuerungen mehrfach 1. Preise erhielten (unter anderem 1855, Pariser Weltausstellung). Auch erfand H., der 1842-74 Klavierprofessor in einer Mädchenklasse am Pariser Conservatoire und außerdem gemeinsam mit seinem Bruder Leiter einer privaten „École spéciale de Piano“ war, einen allerdings schon in anderer Form existierenden, dem Klavierunterricht dienenden „Handhalter“ („Dactylion“). H. unternahm viele ausgedehnte Konzertreisen, einige davon mit dem Geiger Ch. Ph. Lafont, durch Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland, England, Spanien, Polen und Rußland, sowie 1845-51 durch Nord-, Mittel- und Südamerika, worüber er später seinen Erlebnisbericht „Mes voyages en Amérique“ (Paris 1866, englisch Madison/Wis. 1963) verfaßte. Bei seinem Aufenthalt in Mexiko soll er an dem dort ausgeschriebenen Wettbewerb zur Komposition der Nationalhymne teilgenommen und eine Melodie beigesteuert haben.

    In seinen ausschließlich für das Klavier bestimmten Kompositionen ist H. ein typischer Vertreter der besonders in den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhundert grassierenden salonhaften, elegant-brillanten Richtung, gegen die in Deutschland vor allem Robert Schumann zu Felde zog. Aber auch andere namhafte Musiker (Clara Schumann, Mendelssohn, Liszt) äußerten sich spöttisch und abfällig über H.s Musik, die heute in Vergessenheit geraten ist, seinerzeit jedoch breite Schichten zur Begeisterung hinriß. Einiges aus seinen Studienwerken wird jedoch für den Unterricht noch heute benutzt.

  • Werke

    Variationen, Phantasien, Divertissements u. Caprices (mit wechselnden Obertiteln) f. Klavier, teilweise auch mit Orch., zu e. gr. Teil üb. franz. u. italien. Opernthemen;
    Tänze, Märsche, Nocturnes u. sonstige Stücke f. Klavier, z. T. 4händig;
    8 Klavierkonzerte;
    1 Klaviertrio. - Exercises et Préludes dans tous les tons, op. 21;
    Etudes de Conservatoire, op. 119, 151, 152, 153;
    Etudes d'agilité, op. 179;
    Collection de gammes, passages et préludes;
    Tägl. Stud.;
    1000 Übungen f. d. Dactylion;
    Große Pianoforte-Schule, op. 100;
    Prakt. Pianoforte-Schule.

  • Literatur

    ADB 50;
    A. F. Marmontel, Les Pianistes célèbres, Paris 1878;
    A. Prosniz, Hdb. d. Klavierlit. II, 1907;
    R. Schumann, Ges. Schrr., hrsg. v. M. Kreisig, 2 Bde., ⁵1914;
    H. Engel, Die Entwicklung d. dt. Klavierkonzertes v. Mozart bis Liszt, 1927;
    A. Einstein, Die Romantik in d. Musik, 1950, bes. S. 239 f.;
    D. Presser, Stud. zu d. Opern- u. Liedbearbb. Franz Liszts, Diss. Köln 1953 (ungedr.);
    Grove;
    Fétis;
    Riemann;
    R. Sietz, in: MGG VI, Sp. 293-96 (W, L).

  • Autor/in

    Rudolf Bockholdt
  • Zitierweise

    Bockholdt, Rudolf, "Herz, Henri" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 729-730 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116759194.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Herz: Henri H., geboren am 6. Januar 1803 zu Wien, am 5. Januar 1888 zu Paris. Ein beim großen Publicum einst außerordentlich beliebter Modecomponist, der gut ein halb Jahrhundert den Spielstoff der Damenwelt beherrscht hat. Schon sehr jung zeigten sich seine bedeutenden Anlagen zur Musik, und kaum 8 Jahre alt, trat er schon als Claviervirtuose auf. Hierauf brachte ihn der Vater nach Paris aufs Conservatoire de musique, wo er Pradher's Clavierclasse zugewiesen wurde und in kurzer Zeit den ersten Preis erlangte. Ebenso machte er in der Compositionsclasse unter Dourlen reißende Fortschritte, so daß er schon 1818 Variationen und ein Rondo eigener Composition herausgab. Der überraschende Erfolg dieser Erstlinge verleitete ihn, auf der begonnenen oberflächlichen Bahn fortzufahren, aus der er sich kaum in größeren Werken, wie in seinen Concerten mit Orchester, herauszureißen im Stande war. Als Virtuose errang er sowol in Frankreich, wie 1831 und 1834 in Deutschland und England unbestrittene Erfolge. Als speculativer Kopf und im Verlangen reich zu werden, betheiligte er sich an der Pianoforte-Fabrik von Klepser als Theilhaber, gerieth aber in Verlust und gründete eine eigene Fabrik, doch gelang es ihm nicht, den erhofften Gewinn herauszuschlagen, daher unternahm er 1845 eine große Concerttour in den Vereinigten Staaten Amerikas und 1849/50 in Californien und Südamerika. Zurückgekehrt nach Paris, begann er nun im großen zu fabriciren und brachte die Fabrik auch in der That zu hoher Blüthe, die seinen Säckel nach Wunsch füllte. Dabei vergaß er nicht das Fabriciren von Variationen, Rondos, Polkas, Transcriptionen italienischer Opernmelodien, Phantasien u. A. und fand stets willige Verleger, die hohe Honorare zahlten. Hofmeister's Handbuch von 1828—1871 verzeichnet Opus 1—218 neben einer langen Reihe von allerhand Clavierpiècen ohne Opuszahl. Noch 1875 werden die beiden Clavierconcerte Nr. 5 opus 180 und Nr. 8 opus 218 neu aufgelegt (Mainz bei Schott, seinem Hauptverleger). Dennoch hat H. für die Jugend manches brauchbare Werk geschrieben, und sein Heft „Gammen und Fingerübungen auf 5 Tönen“ bilden heute noch für den Anfänger den ersten Unterrichtsstoff.

    • Literatur

      Riemann's und Mendel-Reißmann's Lexikon. — Urtheile in der Berliner Musikztg. 2, 212; 4, 281 etc. — In der Leipziger Allgem. Musik-Zeitung sehr reichlich vertreten, siehe die Generalreg., sein Porträt in Bd. 42 als Titelblatt nebst seiner Hds. in Nr. 1.

  • Autor/in

    Rob. Eitner.
  • Zitierweise

    Eitner, Robert, "Herz, Henri" in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 266 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116759194.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA