Lebensdaten
1772 – 1849
Geburtsort
Döbeln (Sachsen)
Sterbeort
Köslin
Beruf/Funktion
Schauspielerin ; Mimikerin
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116700785 | OGND | VIAF: 77074376
Namensvarianten
  • Schüler, Henriette (geborene)
  • Eunike, Johanne Henriette Rosine (verheiratete, in 1. Ehe)
  • Meyer, Henriette (verheiratete, in 2. Ehe)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hendel-Schütz, Henriette, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116700785.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Jul. Chrstn. Schüler (1746–1820), Schauspieler in Gotha (s. L), S d. Heinr. Philipp (1706–98), v. Bibrascher Amtmann in Irmelshausen, u. d. Magd. Ernestina Maria Gerber aus Ostheim/Rhön;
    M Joh. Christine (1753-n. 1820), Schauspielerin, T d. Wilh. Schindel (1722–57), Samtfabr. in Waltershausen b. Gotha u. Leipzig, u. d. Anna Cath. Ihm;
    B Carl Phil. Augustin Schüler (1775–1809), Schauspieler;
    - 1) Schwedt/Oder 1788 ( 1797) Frdr. Eunike (1764–1844), Sänger u.|Schauspieler (s. ADB VI), 2) Berlin 1802 ( 1805) Dr. H. Meyer, Arzt, 3) Stettin 1806 Dr. Hendel ( 1806), Militärarzt, 4) Halle/S. 1811 ( 1827) Karl Julius Schütz (1779–1844), ao. Prof. d. Philos. in Halle, Journalist (s. ADB 33);
    3 K aus 1), 2 K aus 2), 1 K aus 3) (jung †), 2 S aus 4);
    Pflege-T Thekla Schütz ( 1813), Schauspielerin;
    N Henriette Schüler (1800–28), Sängerin ( Josef Spitzeder, 1796–1832, Hofschauspieler, beide s. ADB 35), Sophie Schütz, Schauspielerin.

  • Biographie

    Von frühauf mit Eltern und Geschwistern der Wanderbühne verbunden, debütierte H. 1779 in einer Kinderrolle am Hoftheater in Gotha. Hier war sie seit 1775 von Schweitzer und Benda in Musik, von Mereau im Tanz unterwiesen worden. Nach einem Aufenthalt in Breslau (1779–81) besuchte sie während des Engagements in Berlin (1781–85) die französische Schule und nahm auch bei J. J. Engel, dessen „Ideen zu einer Mimik“ 1785 herausgegeben wurden, Unterricht. Schon das 13jährige „Jettchen“ meisterte 1785 am Theater in Schwedt (1785–88) das Fach der Liebhaberinnen. Nachdem sie als 16jährige geheiratet hatte, gingen die jungen Eheleute 1788 an das Theater in Mainz und gelangten auf theatralischen Wanderzügen über Bonn und Amsterdam nach Frankfurt a. M. (1794). Dort machte der Maler Johann Georg Pforr die begabte und gelehrige Schauspielerin mit den Attituden der Lady Hamilton bekannt, die jüngst als Radierungen nach Zeichnungen von Friedrich Rehberg erschienen waren. 1796 von Iffland nach Berlin engagiert, verließ H. - schon zum zweitenmal geschieden – diese Bühne 1806 wieder, um in ihrer 3. Ehe nur Hausfrau und Mutter zu sein. Der überraschende Tod des ihr erst vor wenigen Monaten angetrauten Gatten (1806) führte sie zum Theater zurück. Die schon von Engel und wieder neu von Pforr geweckte Begabung für mimische und pantomimische Studien hatte sie in privaten Versuchen während des Berliner Engagements so vervollkommnet, daß sie nach den ersten öffentlichen Vorstellungen 1808 in Frankfurt a. M. immer seltener außerhalb dieses Genres auftrat. In faltenreich drapierter, stilisierter Gewandung (Tunika und Schal), von selbstentwickelter, einseitig gerichteter Beleuchtung angestrahlt, empfand sie Gestalten der antiken Mythologie und Madonnen im Stile der Renaissance in wechselnden dramatischen Situationen nach, ohne – im Gegensatz zur Lady Hamilton – Gemälde oder Skulpturen zu kopieren. Ihr 4. Mann, dessen Tochter Thekla und ihre leiblichen Kinder unterstützten sie bei diesen mimisch-plastischen Gruppierungen, die ihr auf Gastspielreisen in die baltischen Länder, nach Finnland, Schweden, Dänemark, in die Niederlande und nach Frankreich europäischen Ruhm eintrugen. 1818 zog sie sich von Bühnenleben zunächst zu ihrem Schwiegervater Schütz nach Halle, noch vor der Scheidung von ihrem dem Spiel verfallenen Manne zu den verheirateten Töchtern nach Stargard und zuletzt nach Köslin zurück.

  • Literatur

    ADB XI (L);
    Pantomim. Stellungen v. H. H., Nach d. Natur gez. u. hrsg. v. J. N. Peroux, gestochen v. H. Ritter, [1809] (mit hist. Erl. v. Vogt);
    H. H., üb. d. mimischen Darst. u. Declamationen ders. z. Leipzig, 1810;
    Über pantomim. Vorstellungen … mit bes. Rücksicht auf Mme. H. H.-S., in: Thalia, Wien 1812, Nr. 17-20;
    A. Lewald, Pythia-H., in: Allg. Theater-Revue 2, 1836, S. 312-16;
    Nekr., in: Alm. f. Freunde d. Schauspielkunst, 1850, S. 60-63;
    E. A. Hagen, Gesch. d. Theaters in Preußen, 1854, S. 780-89;
    [E. Zernin], Erinnerungen an H. H.-S., Nach ihren hinterlassenen Aufzeichnungen u. Mitt. v. Zeitgenossen hrsg., 1870;
    C. J. Ch. Schüler [V], Theatral. Journal …, hrsg. v. G. Elsner u. H. Knudsen, 1927 (Privatdr.);
    K. G. Holmström, Monodrama, Attitudes, Tableaux Vivants, Studies on some Trends of theatrical Fashion 1770-1815, Stockholm 1967;
    F. J. v. Reden-Esbeck, Dt. Bühnenlex., 1879 f.;
    Eisenberg;
    Enc. dello spettacolo VI, Rom 1960. - Zu V C. J. Ch. Schüler: R. Lewinger, C. J. Ch. Schüler u. s. Theatral. Journal, Mag.-Arb. FU Berlin 1967 (ungedr.).

  • Porträts

    Gem. v. J. J. Schwachhofer, 1794, Abb. in: Taschenbuch f. Theater, Mannheim 1795;
    Gem. v. J. N. Peroux, 1809, Abb. in: Peroux-Ritter, s. L.

  • Autor/in

    Günther Hansen
  • Zitierweise

    Hansen, Günther, "Hendel-Schütz, Henriette" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 520-521 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116700785.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hendel-Schütz: Johanne Henriette Rosine H., geb. Schüler, die größte mimische Künstlerin Deutschlands, geb. am 13. Febr. 1772 in Döbeln in Sachsen, am 4. März 1849 in Köslin. Auf einer Reise, die ihre Eltern von Gotha nach Breslau unternahmen, zum Leben erweckt, über die Taufe gehoben von der berühmten Amalie Wolfs und deren Mutter Malcolm!, kam Henriette schon mit 2 Jahren auf die Bühne bei einer Aufführung der „Jubelhochzeit“ in Breslau. 1775 kam sie nach Gotha, wo ihre Eltern an dem denkwürdigen Hoftheater unter Ekhof ein Engagement fanden, verlebte hier angenehme Jugendjahre, erhielt Musikstunden bei Georg Benda und Tanzunterricht bei Ifflands bekanntem Lehrer Mereau. Sie spielte auch schon damals kleine Rollen. Nach abermaligem kurzen Aufenthalt in Breslau ging Schüler 1781 zu Döbelin nach Berlin, wo seine Tochter von J. J. Engel in der Declamation, in den Sprachen, in Metrik, Mimik, Geschichte und Mythologie unterrichtet wurde und bis 1785 Kinderrollen im Ballet spielte. In Schwedt a. d. O. debütirte sie dann (1785) als Schauspielerin, trat aber auch in der Oper auf und während man im recitirenden Drama ihre Gurli, Margarethe (Hagestolzen) und Galathea (Pygmalion) pries, erfreute man sich im gesungenen ihrer Zerline u. A. 1788 heirathete Henriette den Tenoristen Eunike, mit dem sie sich nach Mainz wandte, wo damals die Blüteperiode des Nationaltheaters ihren Anfang nahm. Kotzebue’sche Rollen gelangen ihr hier besonders. Von Mainz ging das Ehepaar nach dem Ausbruch der französischen Revolution nach Bonn zum kurfürstl. Cölnischen Theater, von hier 1792 nach Amsterdam und 1794 nach Frankfurt a. M. Der Maler Pforr machte sie hier mit der Rehbergschen Zeichnung von Attitüden der als mimischen Künstlerin ausgezeichneten Lady Hamilton bekannt und leistete ihrem Streben nach mimischer Ausbildung willkommenen Vorschub. Aber noch war die Stunde nicht gekommen, da sie als mimische Künstlerin Alles verdunkeln sollte. Sie ging zunächst 1796 an das Berliner Nationaltheater, wirkend im hochtragischen und sentimentalen Fach, und heirathete, nachdem ihre Ehe mit Eunike (1797) getrennt worden, 1802 den Arzt Meyer. Das ersehnte Glück aber fand sie auch in dieser neuen Verbindung nicht, die nach drei Jahren wieder gelöst wurde. Am 15. Oct. 1806 zog sich die von Seelenschmerzen gepeinigte Frau von der Berliner Bühne zurück, ging nach Stettin und heirathete dort den Militärarzt H., dessen früher Tod sie schon nach 7 Monaten zur Wittwe machte. Jetzt ging die vom Unglück Verfolgte nach Halle, wurde durch den Professor K. J. Schütz an den Archäologen Böttiger in Dresden empfohlen, bei dem sie das früher begonnene Studium der Antike fortsetzte und der Erkenntniß der verschiedenen Malerschulen den lebhaftesten Eifer widmete. So mit einer wissenschaftlichen und künstlerischen Bildung ausgerüstet, wie vielleicht keine zweite Theaterdame, widmete sich die nun mit dem Prof. Schütz Vermählte (1811) gänzlich mimisch-plastischen Darstellungen, die — wie Lewald erzählt — das Interesse von der Politik und allen wichtigen Vorgängen ab- und auf die neuen Kunstleistungen hinlenkten. Von wunderbarer Formenschönheit, unerschöpflich in ihrer Phantasie, mit großen Anschauungen von der Kunst, wußte sie die Zuschauer wunderbar zu ergreifen. Die Dichter besangen und priesen sie; Goethe nennt sie den „lieben unvergleichlichen weiblichen Proteus“, für Werner war sie die Pythia-H., für Oehlenschläger „die Künstlerin, die ihres Gleichen sucht“ und nach Schiller lebte sie für alle Zeiten. Wohin sie kam, fand sie Verehrung und Begeisterung, überall: in Dänemark und Schweden, in Holland, Rußland und Frankreich. Schütz, der sie auf ihren Kunstreisen unterstützt und begleitet hatte, übernahm 1818 wieder eine Professur an der Hallischen Universität. 1824 trennte sich die Künstlerin von dem in vieler Beziehung so unehrenhaften Mann, nachdem sie schon 1820 mit einigen Gastrollen in Leipzig ihre theatralische Laufbahn beschlossen hatte. Trotzdem behielt sie das Interesse für die Kunst bis zu ihrem Ende, spielte z. B. 1836 in Stargard bei Gelegenheit einer großen Revue noch einmal in Kotzebue's Kleinstädtern, unterrichtete junge Mädchen in der Declamation und schrieb 1842 einen von der Berliner Akademie mit Zustimmung angenommenen Aufsatz über die Art der Darstellung der Antigone bei den Griechen und die Möglichkeit ihrer Darstellung in der modernen Zeit. Schier vergessen von der Welt starb die Künstlerin nach vollendetem 77. Lebensjahr, aber ihr Name wird dauernd fortleben in der Geschichte der Kunst und vor|allem in der der Mimik, deren Rechte sie wieder zu voller Geltung brachte und hierin nach W. Tischbeins Urtheil die Hamilton weit übertroffen hat. Von den Kindern, denen sie das Leben gab, hatte keins das große Talent der Mutter geerbt, nur ihre Stieftochter Thekla versprach ihr ebenbürtig zu werden, starb aber noch, bevor sie zur Jungfrau erblüht war, am 21. October 1813 in Köln. Die H.-Sch. erklärte, daß Thekla, die schon als Kind in mimischen Darstellungen gefeiert ward, die Einzige gewesen sei, die sie ganz in ihrer Kunst verstanden habe.

    • Literatur

      Vgl. u. A. Erinnerungen an Henriette Hendel-Schütz, 1870; Henriette Hendel-Schütz geschetzt benevens het Leven, Amsterdam 1816; Biographie des deutschen Schauspielers Schüler, Vaters der Hendel-Schütz, 1820; F. C. J. Schütz: Blumenlese aus dem Stammbuch der deutschen mimischen Künstlerin Hendel-Schütz, 1815; J. H. S. Hendel-Schütz, geb. Schüler, über die mimischen Darstellungen und Declamationen derselben zu Leipzig, 1810; Joh. Falk's Aufsatz „Ueber die pantomimischen Darstellungen der Madame Hendel-Schütz“ mit 4 Kupfern, in der „Urania“ für 1812; Peroux-Ritter, Pantomimische Darstellungen von Henriette Hendel, 26 Kupfertafeln Roy. Fol. mit Text von Vogt. Vgl. Reinhold Steig in d. Zeitschrift f. deutsche Philologie XXIX, 202 ff.

  • Autor/in

    Joseph Kürschner.
  • Zitierweise

    Kürschner, Joseph, "Hendel-Schütz, Henriette" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 734-736 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116700785.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA