Lebensdaten
1767 – 1846
Geburtsort
Markgröningen (Württemberg)
Sterbeort
Hermaringen/Brenz
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116661003 | OGND | VIAF: 13064192
Namensvarianten
  • Magenau, Rudolf (bis 1844)
  • Magenau, Rudolf Friedrich Heinrich (bis 1844)
  • Magenau, Rudolf Friedrich Heinrich von
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Zitierweise

Magenau, Rudolf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116661003.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jac. Friedrich M. (1744-83), Stadtschreiber u. Notar in M., S d. Heinrich Jacob (1721–58), Kauf- u. Handelsmann in M., u. d. Eberhardine Friederike Finckh;
    M Eberhardine Rosine (1743–1805), T d. Amtsvogts Joh. Rudolph Andler (1701–87) in Ebingen u. d. Anna Barbara Ruoff;
    Niederstotzingen 1794 Henriette Friederike Wilhelmine (1758–1826), T d. Pfarrers Joh. Conrad Hagmaier ( 1794) in Niederstotzingen;
    5 S, 3 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Lateinschulen in Markgröningen und Ehingen und der Klosterschulen in Denkendorf und Maulbronn bezog M. 1786 das theologische Stift zu Tübingen. Nach Abschluß des Studiums 1791 und zwischenzeitlicher Tätigkeit als Hauslehrer und Vikar in Markgröningen, Tamm und Vaihingen/Enz trat er 1794 die Pfarrei Niederstotzingen an. 1799 erhielt er das Diplom eines „Kaiserl. gekrönten Poeten“, 1810 wurde er zum Inspektor der prot. Schulen im Landgericht Günzburg und Burgau ernannt. 1819 übernahm M. die Pfarrei Hermaringen, der er bis zu seinem Tode vorstand.

    Bereits während der Tübinger Studienzeit war M. schriftstellerisch tätig; aus jugendlicher Spekulation auf finanziellen Erfolg und in vorschnellem Vertrauen auf die Unterstützung C. F. D. Schubarts publizierte er 1788 (oder 1789) seine erste – heute verschollene – Gedichtsammlung. Die frühe Neigung M.s zur Poesie war im übrigen zeit- und milieutypisch. Er teilte sie mit manchen seiner Altersgenossen, die wie er unter den Unzuträglichkeiten der schwäb. Ausbildungsstätten litten und mit Geist und Herz über die Dürre antiquierter Schulgelehrsamkeit hinausstrebten. In diesem Sinn verband sich M. im Winter 1788/89 mit Ludwig Neuffer und Friedrich Hölderlin zu einem Freundes- und Dichterbund, der nach dem Vorbild von Klopstocks „Gelehrtenrepublik“ durch regelmäßige „Aldermannstage“ gefeiert und durch ein gemeinsam verfaßtes poetisches „Bundsbuch“ besiegelt wurde. M.s zweite Veröffentlichung, eine auf Schubart und das Geniewesen gemünzte Satire (Anselms und seines Freundes des Magisters poetische Reisen nach Kaklogallinien im Jahre 1789, 1790), war Neuffer und Hölderlin gewidmet. Anders als die Tübinger Freunde setzte M. nicht auf eine Poesie im hohen, emphatischen Sinn, wenngleich ihm ihr Habitus durchaus verfügbar war (Hymnus an die Freundschaft, Meinen Freunden Pahl und Conz gewidmet, 1798). Pragmatische Veranlagung, die Einsicht in die|Begrenztheit des eigenen schriftstellerischen Talents, sowie der Gesichtskreis früh aufgenommener ernster Berufspraxis stimmten seinen Ton bescheiden und weltlich. Seine poetischen Sammlungen (Gedichte, 1795; Wend Unmuth, 1798; Lyrische Gedichte, 1805) waren dem heiteren geselligen Divertissement zugedacht; sie enthielten vor allem lebensfrohe Lieder und Idyllen, Widmungsgedichte und kleine Scherzpoeme.

    Seiner Weltanschauung nach zählte M. zu den liberalen schwäb. Reformern. Seit 1797 war er Beiträger der politischen Publikationen Johann Gottfried Pahls, die sich gegen die franz. Kriegführung in Schwaben und die spätere Rheinbund-Politik Napoleons richteten, zugleich jedoch für eine konstitutionellrechtsstaatliche Ordnung in Württemberg plädierten. Besonderen Ruf gewann M. durch seine intensiven Bemühungen um die Unterrichts- und Landschulreform in Schwaben. Seine theoretischen Abhandlungen und praktischen Schriften zu diesem Thema waren philanthropischen und volksaufklärerischen Prinzipien in der Tradition Pestalozzis, Salzmanns und F. E. v. Rochows verpflichtet. Als Lokalhistoriker und Topograph des heutigen Kreises Heidenheim leistete M. bedeutende Pionierarbeit. Seitentriebe dieser Tätigkeit waren die Sammlung regionaler Volkssagen und Legenden sowie die Schöpfung historischer Balladen im gedanklichen Horizont der „schwäb. Romantik“. M.s autobiographische Aufzeichnungen (Skizze meines Lebens) sind eine wichtige Quelle für die Zustände in den württ. Klosterschulen und im Tübinger Stift während der Studienzeit Hölderlins und seines Freundeskreises.|

  • Auszeichnungen

    Korr. Mitgl. d. Württ. Ver. f. Vaterlandskde. (1823);
    Orden d. Württ. Krone (1844).

  • Werke

    Weitere W u. a. Niederstotzingen, auch e. Btr. z. Gesch. d. franz. Vandalismus in Schwaben, in: J. G. Pahl, Gesch. d. Kriegs in Schwaben im J. 1796, I, 1797;
    Kleine Handbibl. f. dt. Landschulmeister u. ihre jüngeren Gehilfen, 1799-1802;
    Wanderungen e. alten wirtemberg. Amtssubstituten aus e. Schreibstube in d. andere, v. ihm selbst beschrieben, 1800;
    Hundert u. zwanzig kurze Geschichten, Zur angenehmen Unterhaltung u. z. Übung im Lesen, Für Kinder v. 3-8 J., Eine Slg. neuer nirgendsher entlehnter Erzz., 1807;
    Kurze Lebensbeschreibung merkwürdiger Männer aus d. Periode d. Kirchenref. mit 280 Anekdoten aus d. Leben ders., 1816;
    Der Güssenberg u. d. Güssen, 1823;
    Skizze meines Lebens, Angefangen 1793, beendet 1823 (Stuttgart, Württ. Landesbibl., cod. hist. 4º561). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Stuttgart, Württ. Landesbibl.

  • Literatur

    ADB 20;
    Schwäb. Kronik Nr. 143, = Beil. z. Schwäb. Merkur 1846;
    NND 24, 1846;
    Ev. Kirchenbl. f. Württ., Bd. 71, 1910;
    F. Seebaß, Neues aus Hölderlins Studienzeit in Tübingen, in: Zs. f. Bücherfreunde, NF, 1917;
    W. Betzendörfer, Hölderlins Studienjahre im Tübinger Stift, 1922;
    P. Böckmann, Hymn. Dichtung im Umkreis Hölderlins, 1965;
    E. Lenk, in: Ludwigsburger Gesch.bll. 17, 1965 (W, L, P);
    ders., in: Lb. aus Franken u. Schwaben X, 1966 (W, L);
    J. Weber, Neue Funde aus d. Umkreis d. jungen Hölderlin, in: Spätaufklärung, Notizen z. neueren Forschung, Nr. 3, 1986;
    Brümmer;
    Goedeke V, VII;
    Kosch, Lit-Lex.³. P Ölgem. (Markgröningen, Privatbes.), Abb. in: A. Beck u. P. Raabe, Hölderlin, Eine Chronik, 1970.

  • Autor/in

    Johannes Weber
  • Zitierweise

    Weber, Johannes, "Magenau, Rudolf von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 650-651 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116661003.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Magenau: Rudolf Friedrich Heinrich M., Schriftsteller, geb. am 5. Decbr. 1767 zu Markgröningen, als Pfarrer zu Hermaringen an der Brenz am 23. April 1846. Auf den Klosterschulen Denkendorf und Maulbronn vorgebildet, von Schubart, der dem früh verstorbenen Vater Magenau's 1783 einen schönen Nachruf weihte, in seinen dichterischen Versuchen bestärkt, war M. im Tübinger Stift der vertrauteste Freund der Poeten Hölderlin und Neuffer, und gab schon damals Gedichte, auch eine Abfertigung Schubart's, mit welchem er zerfallen war, heraus. Später ließ die ländliche Muße auf den von ihm musterhaft verwalteten Pfarreien Niederstotzingen bei Ulm, 1794—1819, und Hermaringen, 1819—46, eine Reihe von Schriften in Poesie und Prosa entstehen: Aufsätze in Pahl's Nationalchronik, Kinder- und Jugendschriften, Lebensbeschreibungen, Volkssagen in Versen, Historisch-Topographisches, was alles den Verfasser als einen gewandten geschmackvollen Schriftsteller kennzeichnet.

    • Literatur

      Vgl. Schwäb. Merkur 1846, Kronik Nr. 143. Goedeke's Grundriß III, 595 f.

  • Autor/in

    J. Hartmann.
  • Zitierweise

    Hartmann, Julius, "Magenau, Rudolf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 56-57 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116661003.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA