Lebensdaten
1776 – 1831
Geburtsort
Deutschendorf-Poprad (Zips, Ungarn, jetzt Slowakei)
Sterbeort
Preßburg
Beruf/Funktion
Theologe Augsburger Bekenntnisses ; Schriftsteller
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 116654694 | OGND | VIAF: 37672858
Namensvarianten
  • Gutmann, Heinrich K. G. (Pseudonym)
  • Stille, Jakob (Pseudonym)
  • Glatz, Jacob
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Zitierweise

Glatz, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116654694.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Vorfahren sind als dt. Bürger bis vor 1700 in D. nachweisbar;
    V Jakob (1736–1805), Schmied in D.;
    M Susanna Anna Strompf;
    Zipser Neudorf 1805 Sophie Rosine, T d. Kaufm. Jon. Laßgallner (Vorfahren dt. Bürger in P. u. Ödenburg);
    4 S, 3 T, u. a. Eduard (s. 1).

  • Biographie

    G. besuchte die protestantischen Lyzeen in Käsmark, Miskolcz und Preßburg und studierte in Jena Theologie und Philosophie (unter anderem bei Fichte, Schelling, A. W. Schlegel). 1797-1804 war er an der Erziehungsanstalt Salzmanns in Schnepfenthal tätig und dort besonders befreundet mit Guts-Muths und Carl Ritter. Hier begann auch seine Tätigkeit als „moralischer Jugendschriftsteller“. Sein erstes Werk sind aber die 1799 anonym in Gotha erschienenen „Freymüthigen Bemerkungen eines Ungars über sein Vaterland“. Sie kritisieren die ungarischen Verhältnisse vom Standpunkt der Aufklärung aus und sind zugleich die erste beachtliche Äußerung deutschen Volksbewußtseins in Ungarn. 1804 wurde G. Lehrer an der protestantischen Schule in Wien, 1805 zweiter, dann dritter Prediger der Wiener evangelischen Gemeinde A. B. 1806 ernannte ihn Kaiser Franz zum zweiten Geistlichen Rat am kaiserlich königlichen Konsistorium A. B. Sein Amt als Prediger legte G. 1816 aus Gesundheitsgründen nieder, blieb aber Konsistorialrat. 1826 übersiedelte er nach Preßburg. Als Konsistorialrat setzte er beim Kaiser die Aufhebung der katholischen Zensur über alle evangelischen religiösen Publikationen durch, erreichte die Unterstellung der protestantischen Volksschulen unter die Aufsicht der evangelischen Senioren und Superintendenten, organisierte die 300-Jahrfeier der Reformation und veranlaßte 1821 die Gründung der Wiener theologischen Lehranstalt. Seine schriftstellerische Tätigkeit umfaßt mindestens 80 Werke mit über 120 Bänden und Teilen. Allein 59 Werke sind Jugendschriften, die zum Teil in viele Sprachen übersetzt wurden. Sie waren bewußt moralisierend gehalten, aber dem Verständnis der Altersstufen und Geschlechter angepaßt und erfüllten so eine zeitbedingte Aufgabe, auch in ihrer konfessionellen Neutralität. Zeitgenossen stellten ihn mit Christoph von Schmid auf eine Stufe (Wurzbach). Die übrigen Schriften sind meist theologischen Charakters. Sein religiöser Standpunkt war der eines pietistischen Rationalismus, dabei stark beeinflußt von Friedrich Jacobi. G. gab auch Kirchengesangbücher heraus und 1829 eine Kirchenagende für Österreich. Außerdem war er als Berichterstatter für den „Teutschen Merkur“ und die „Allgemeine Literaturzeitung“ in Jena tätig.

  • Literatur

    ADB IX (W);
    J. G. Wenrich, J. G., e. biogr. Skizze, 1834;
    E. Steinacker, in: Dt.GB 29, S. 105-31, 563-66 (P);
    R. Steinacker, J. G. u. d. Entstehung d. ungarn-dt. Volksbewußtseins, in: Ein Leben f. Kirche u. Volk (Roland Steinacker Festschr.), hrsg. v. D. Alexy, 1960;
    Wurzbach V (W-Verz.);
    Goedeke VII, S. 84-92.

  • Autor/in

    Ruprecht Steinacker
  • Zitierweise

    Steinacker, Ruprecht, "Glatz, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 436 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116654694.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Glatz: Jacab G., geboren am 17. November 1776 zu Poprad, einer der sechszehn Kronstädte der Zipser Gespanschaft in Oberungarn, studirte an den|Lyceen zu Kesmark und Preßburg, dann in Jena, wo er sich besonders für den mit männlicher Kraft und Würde redenden Fichte begeisterte. 1797 berief ihn Salzmann als Gehülfen an seine Erziehungsanstalt in Schnepfenthal (vgl. J. W. Ausfeld, Chr. G. Salzmann, 3. Ausg., Stuttgart 1845, S. 111). 1803 folgte er einem Rufe der Wiener evangelischen Gemeinden als Lehrer an ihre Schule. Vom Schulfach übergehend zum geistlichen Amte, wurde er 1805 dritter und bald darauf zweiter Pfarrer der Gemeinde Augsburgischer Confession in Wien, 1806 auch zweiter geistlicher Rath im k. k. evangelischen Consistorium daselbst, in welcher Eigenschaft er sich aller Anerkennung werthe Verdienste um die Organisation der neugegründeten protestantisch-theologischen Lehranstalt in Wien erwarb (vgl. G. Frank, Die k. k. evangelisch-theologische Facultät in Wien von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, Wien 1871, S. 13 f.). Sein Predigeramt legte er 1816 in Folge körperlicher Leiden nieder, seine Stellung im Consistorium dagegen behielt er auch dann noch bei, als er seinen Wohnsitz von Wien nach Preßburg (1824) verlegt hatte. Er starb am 25. Sept. 1831. G. war, wie sein Kesmarker Lieblingslehrer Johann Genersich (s. d.), ein sehr fruchtbarer und vielgelesener pädagogischer ("Familiengemälde und Erzählungen für die Jugend", 2 Bde., 1799. „Unterhaltungsbuch der kleinen Familie von Grünthal", 3 Th., 1800. „Naturhistorisches Bilder- und Lesebuch“, 1803. „Bibliothek für deutsche Töchter“, 4 Th., 1816, und viele andere, zum Theil unter den Schriftstellernamen K. H. Gutmann und Jacob Stille veröffentlichte Jugendschriften), homiletischer ("Religionsvorträge", 2 Th., 1816. „Hauspostille", 1821) und ascetischer ("Andachtsbuch für die Jugend", 1808. „Andachtsbuch für gebildete Familien“, 1814, 6. Aufl. 1834. „Aureliens Stunden der Andacht“, 1820. „Gebetbuch für den evangelischen Bürger und Landmann“, 1823) Schriftsteller, letzteres im Sinne des alten Rationalismus. Röhr's kritische Predigerbibliothek erfreute sich an der vernunftgemäßen Auffassung und Darstellung des Christenthums durch diesen „Lehrer und Erbauer eines großen Theils der Christenheit in vielen Ländern“, und die theologische Facultät in Göttingen ernannte ihn 1830 zum Doctor der Theologie wegen seiner theologischen und philosophischen Gelehrsamkeit, die er in seinen homiletischen und pädagogischen Schriften kundgegeben.

    • Literatur

      J. G. Wenrich, Jacob Glatz, eine biographische Skizze, Wien 1834. A. L. Haan, Jena Hungarica s. Memoria Hungarorum a tribus maxime saeculis Academiae Jenensi adscriptorum. Gyulae, 1858, S. 112 f. Evangelisches Kirchen- und Schulblatt, begründet von J. Ergenzinger, Wien 1876, Jahrg. II, S. 225 f. u. 265 f. Die übrige Litteratur ist verzeichnet bei Constantin v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Th. V, S. 207—12.

  • Autor/in

    G. Frank.
  • Zitierweise

    Frank, G., "Glatz, Jakob" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 219-220 unter Glatz, Jakob [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116654694.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA