Lebensdaten
1885 – 1943
Geburtsort
Gummersbach
Sterbeort
Mainz
Beruf/Funktion
deutschnationaler Politiker ; Gewerkschafter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116652179 | OGND | VIAF: 67222364
Namensvarianten
  • Lambach, Walter
  • Lambach, Walther

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Lambach, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116652179.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Vorfahren waren Bauern bei Gummersbach;
    V Wilhelm, Kaufm.;
    M Adeline Koch;
    1909 Julia, T d. Rektors Gustav Lindenberg u. d. Auguste Stickelbach;
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    L. unterzog sich nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule 1900 in Köln der Einjährigenprüfung. Danach absolvierte er eine kaufmännische Lehre in Gummersbach und arbeitete seit 1905 u. a. als Expedient in Leipzig und Barmen. Seit 1908 versah er organisatorische Aufgaben in einer Düsseldorfer Firma, 1909-13 bei der Akkumulatorenfabrik AG in Hagen. 1905-15 nahm er an volkswirtschaftlichen Weiterbildungskursen in Leipzig und Hamburg teil. Während des Weltkriegs gehörte er dem Landsturm an. 1914 wurde L. Redakteur der „Deutschen Handelswacht“, des Organs des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes (DHV), 1919 Verwaltungsmitglied und Geschäftsführer des DHV. 1920 zog L. als Abgeordneter für die DNVP, deren sozialkonservativen Flügel er fortan repräsentierte, in den Reichstag ein. Er führte den Vorsitz im Reichsangestelltenausschuß seiner Partei und spielte innerhalb der Christlichen Gewerkschaften eine wichtige Rolle. Unter seiner Leitung erreichte der 1893 in Hamburg gegründete DHV einen Mitgliederstand von fast 300 000. L. wollte den Verband möglichst unabhängig halten von kapitalistischen und sozialistischen Einflüssen. Seine Forderung nach „Einordnung der Arbeiter und Angestellten in den Produktionsprozeß durch Mitbestimmungsrechte, soweit sie durch die eigene Verantwortung gedeckt sind, durch Ermöglichung der Beteiligung am Gewinn“, wurde zwar in das Programm der DNVP aufgenommen, fand jedoch unter seinen Parteifreunden wenig Unterstützung. Gleichsam in einem Zweifrontenkrieg stellte er dem Kapitalismus und Sozialismus die „gleichberechtigte Gesellschaftsarbeit“, die „organische Produktionsgemeinschaft“, die „soziale Werkgemeinschaft“, die „Volkssolidarität“ gegenüber. Nachdem das sozialistische Ideal des Klassenmenschen gescheitert sei, steige „das nationale Ideal des in Volkstum und Religion tiefverwurzelten Berufsmenschen“ empor und signalisiere den Sieg der „Arbeitsgemeinschaft“ über die Klassenherrschaft. Oberstes Ziel müsse die Aussöhnung zwischen Kapital und Arbeit sein, wobei der Arbeit das größere Gewicht zukommen müsse. Um seinen Ideen innerhalb und außerhalb der DNVP Gehör zu verschaffen, gründete L. Ende 1925 in Anlehnung an das „Politische Jahrbuch“, das der Zentrumsabgeordnete Gg. Schreiber seit 1925 herausgab, die „Politische Praxis“ als Organ der „Politik volkskonservativer Richtung“, die „auch den mühsamen Weg bis zu den politischen Arbeitern“ bahnen solle. Mußte die „Politische Praxis“ 1927 ihr Erscheinen zwar wieder einstellen, so ist „volkskonservativ“ doch zur Sammelbezeichnung derjenigen Kräfte in der DNVP geworden, die sich gegen rechtsradikale Strömungen wehrten. Daß sich der Faschismus in Deutschland ausbreiten könne, hielt er für ausgeschlossen (1928). Unter dem Eindruck der Wahlniederlage seiner Partei am 20.5.1928 schrieb L. einen Aufsatz über „Monarchismus“ (in: Polit. Wochenschr. 4, H. 24 v. 14.6.1928): Die schwindende Resonanz der Deutschnationalen entspräche jener des monarchischen Gedankens; auch konservative Republikaner sollten in die Partei aufgenommen werden. In der DNVP erhob sich ein Sturm der Entrüstung: Die Reichstagsfraktion sprach L. ihre Mißbilligung aus, der Landesverband Potsdam II schloß ihn aus der Partei aus. Zwar wurde L. durch ein Parteigericht rehabilitiert, im Sept. 1928 mußte er jedoch seine Parteiämter niederlegen. Im Grunde war es L.s gewerkschaftliche Position – Kreisen um Hugenberg längst ein Dorn im Auge –, die getroffen werden sollte. Im Verlauf der Kampagne der „Nationalen Opposition“ gegen den Young-Plan trennten sich L. und Gottfried Treviranus sowie zehn weitere Abgeordnete von der DNVP und bildeten am 28.1.1930 die „Volkskonservative Vereinigung“, die sich bewußt auf die Grundlage der Weimarer Verfassung stellte. Am 18.7.1930 schlossen sich Kuno Gf. Westarp und weitere ehemalige Deutschnationale der Vereinigung an, die sich nun „Konservative Volkspartei“ nannte und L. zu ihrem geschäftsführenden Vorstandsmitglied bestimmte. Zusammen mit dem „Christlich-sozialen Volksdienst“ errang die Partei bei den Reichstagswahlen am 14.9.1930 18 Sitze, am 31.7.1932 nur noch 3 Sitze; L. war nicht mehr gewählt worden. 1933 wurde mit den Gewerkschaften auch der DHV aufgelöst. Politisch einflußlos, übersiedelte L. nach Mainz und war als Vertreter des Neuen Wirtschaftsdienstes (Berlin) und der Deutschen Bau- und Siedlungsgemeinschaft (Darmstadt) tätig.

  • Werke

    Weitere W u. a. Diktator Rathenau, 1918;
    Ursachen d. Zusammenbruchs, 1919;
    Sozialisierung u. kaufmänn. Angestellte, 1919;
    Unser Weg z. dt. Volksgemeinschaft, Parteitagsrede v. 25.10.1920, = Dt.nat. Flugschrift Nr. 79, 1920;
    Die breitere Front im pol. Kampf, = dass. Nr. 132, 1922;
    Die Deutschnationalen u. d. Internationale d. Arbeit, Reichstagsrede v. 6.2.1925, = dass. Nr. 204, 1925;
    Der Kampf um d. Führung d. Reiches, = dass. Nr. 271, 1926;
    Faschismus in Italien u. in Deutschland? = dass. Nr. 319, 1928;
    Um d. Führung im Reiche, in: Pol. Praxis 2, 1927, S. 49-62;
    Die Herrschaft d. Fünfhundert, Ein Bild d. parlamentar. Lebens im neuen Dtld., 1926;
    Was wir sind. Von Wesen und Art d. Dt.nat. Handlungsgehilfen-Verbandes, 1926. -
    Hrsg.: Kultur d. Kaufmanns, 1920 ff. (Mschr.).

  • Literatur

    K. Gf. Westarp, Aufgaben d. DNVP, = Dt. nat. Flugschr. Nr. 330, 1928;
    M. Habermann, Querverbindungen, Eine pol. Betrachtung z. „Fall Lambach“, in: Dt. Handelswacht 14 v. 25.7.1928;
    E. Jonas, Die Volkskonservativen 1928–33, Entwicklung, Struktur, Standort u. staatspol. Zielsetzung, 1965;
    I. Hamel, Völk. Verband u. nat. Gewerkschaft, Der Dt.nat. Handlungsgehilfenverband 1893-1933, 1967;
    H. J. Priamus, Angestellte u. Demokratie, Die nat.liberale Angestelltenbewegung in d. Weimarer Republik, 1979;
    Rhdb. (P);
    Wi. 1935.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Lambach, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 425-426 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116652179.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA