Lebensdaten
1845 – 1907
Geburtsort
Danzig
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Leiter der Reichskanzlei ; Unterstaatssekretär im Reichsamt des Inneren ; Kurator der Universität Bonn ; Mitarbeiter Bismarcks
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116642394 | OGND | VIAF: 8145020
Namensvarianten
  • Rottenburg, Franz Johannes von
  • Rottenburg, Franz von
  • Rottenburg, Franz Johannes von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Rottenburg, Franz von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116642394.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus erstmals mit Caspar v. Rotenburgh, Kaufm. aus Köln, seit 1673 Bürger in D., nachweisbarer Fam.;
    V Franz (1802–67), Kaufm., Getreidemakler in D., S d. Paul Julius (1766–1817), Kaufm. in D., u. d. Caroline Sabine du Bois;
    M Charlotte Jeanette (Ida) le Goullon (1819–66);
    Ur-Gvv Franz ( 1799, poln. Adel 1790), Kaufm., seit 1756 Bürger in D.;
    1) London 1876 Marian Hutton (1855–89), aus London, 2) Berlin 1892 1900 Marian (1868–1922, 2] Theodor Peters), aus Teaneck (New Jersey, USA), T d. William Walter Phelps (1839–94), 1889-93 Botschafter d. USA in Berlin, u. d. Ellen Maria Sheffield (1838–1920);
    1 S aus 1) Otto (* 1885), Dr., Min.rat. 1 T aus 1) Elisabeth (* 1888, Elemér Szemző v. Ramjonka, k. u. k. Oberstlt.), 2 S aus 2) Frances (1895–1980), Phelps (1897–1981);
    N Louis Leisler Kiep (1884–1962), Dr. rer. pol.,|Syndikus u. Geschäftsführer d. Dt. Reedereiverbands, 1940-43 Gen.dir. d. Hamburg. Landesbank (s. NDB XI; Munzinger), Otto Kiep (1886–1944 hingerichtet), Dr. iur., Reichspressechef im Kab. Luther, Botschaftsrat, Angehöriger d. Widerstandskreises um Dr. Wilhelm Solf gegen d. NS (s. Rhdb.; Munzinger; U. Cartarius. Opposition gegen Hitler, 1984, ²1994);
    Gr-N Walther Leisler Kiep (* 1926), Pol., 1967-76 Präsidiumsmitgl. u. Schatzmeister d. CDU in Hessen, 1976 ff. niedersächs. Finanzmin., 1994-2000 Präs. d. Wirtsch.hochschule European Business School in Oestrich-Winkel, BVK (1977) mit Stern (1980) u. Schulterband, Ehrensenator (1994) u. Dr. E. h. d. Bergak. Freiberg (s. Munzinger).

  • Biographie

    R. studierte nach dem Abitur in Danzig Rechtswissenschaften in Heidelberg und Berlin, wo er 1865 mit einer Abhandlung „De instrumentis in quemvis possessorem conceptis“ promoviert wurde. 1865-70 zunächst am Stadt- und Kammergericht in Berlin tätig, nahm er 1870/71 freiwillig als Krankenpfleger am Dt.-Franz. Krieg teil. Offenbar in der Absicht, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen, verließ er 1871 den Justizdienst, um sich weiteren Studien in England und Frankreich zu widmen. 1876 trat R. ins Auswärtige Amt ein, 1881 wurde er von Otto v. Bismarck (1815–98) als Nachfolger Christoph v. Tiedemanns (1836–1907) in die Reichskanzlei berufen, die er als Vortragender Rat bis 1891 leitete. 1891-96 Unterstaatssekretär im Reichsamt des Innern, war er anschließend 1896-1907 Kurator der Univ. Bonn.

    R. war als Leiter der Reichskanzlei und einer der engsten Mitarbeiter Bismarcks an allen wichtigen Gesetzesvorhaben sowie innen- und außenpolitischen Entscheidungen beteiligt. Das teilweise freundschaftliche Verhältnis zu Bismarck, der ihn als hochqualifizierten Mitarbeiter schätzte, scheint aber durch R.s Verbleiben im Amt nach dessen Entlassung 1890 zeitweise getrübt worden zu sein. R. trat weiterhin auch öffentlich für Bismarck ein, folgte aber politisch der von diesem vorgezeichneten Linie nicht mehr uneingeschränkt. Zusammen mit Heinrich v. Boetticher (1833–1907) und Hans Frhr. v. Berlepsch (1843–1926) befürwortete R. seit dem großen Bergarbeiterstreik von 1889 einen „neuen Kurs“ in der Sozialpolitik, wie ihn die „Februarerlasse“ 1890 repräsentierten, und wirkte als Unterstaatssekretär maßgeblich an deren Umsetzung mit.

    Als Kurator der Univ. Bonn versuchte R., seine wissenschaftlichen Neigungen und politischen Erfahrungen miteinander zu verknüpfen. Neben der Freiheit von Forschung und Lehre gegenüber jeder konfessionellen Bevormundung war ihm der Ausgleich der sozialen Gegensätze ein besonderes Anliegen. Öffentlich sprach er sich für die Koalitionsfreiheit der Arbeiter aus und verurteilte Kartelle und Trusts (1902). 1906 unterzeichnete er einen Spendenaufruf für die streikenden Bergarbeiter im Ruhrgebiet. Als R. 1907 in seiner Rektoratsrede die Versöhnung mit der Sozialdemokratie forderte, drohte eine amtliche Untersuchung, zu der es aufgrund seines Todes nur wenige Tage später aber nicht mehr kam.

    R. beschäftigte sich zeitlebens in teilweise anonym erschienenen – wissenschaftlichen Studien mit aktuellen Staats- und wirtschaftspolitischen Fragen und unterhielt eine intensive Korrespondenz mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit wie Theodor Mommsen, Heinrich v. Sybel und Heinrich v. Treitschke.|

  • Auszeichnungen

    E. K. II;
    Roter Adlerorden II. Kl. mit Stern u. Eichenlaub;
    WGR (1896 ?).

  • Werke

    Vom Begriff d. Staates, 1878;
    Der Ultramontanismus in Frankreich unter d. Restauration, 1884 (anonym);
    Die franz. Rev. u. ihre Bedeutung f. d. modernen Staat, 1890/91 (anonym);
    Die Kartellfrage in Theorie u. Praxis, 1903;
    Das Zukunftsprogramm unserer Schulges.gebung, 1906.

  • Literatur

    G. Stein v. Kamienski, in: K. Th. Schäfer, Vfg.gesch. d. Univ. Bonn 1818 bis 1960, 1968, S. 553-56;
    H.-J. v. Berlepsch, „Neuer Kurs“ im Ks.reich? Die Arbeiterpol. d. Frhr. v. Berlepsch 1890 bis 1896, 1987;
    O. Pflanze, Bismarck, 2 Bde., 1997/98;
    E. Zitelmann, in: BJ XII, 1909, S. 273-77 u. Tl.

  • Autor/in

    Michael Epkenhans
  • Zitierweise

    Epkenhans, Michael, "Rottenburg, Franz von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 140-141 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116642394.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA