Lebensdaten
1878 – 1965
Geburtsort
München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Kunst- und Musikwissenschaftler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116546662 | OGND | VIAF: 2551251
Namensvarianten
  • Riezler, Walter
  • Riezler, W.
  • Riezler, Walther

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Zitierweise

Riezler, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116546662.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich ( 1899), Kaufm., Fabrikdir. u. Prokurist, S d. Joseph (1790–1873), Mitbegr. d. Bayer. Hypotheken- u. Wechselbank (s. P. Koch, Pioniere d. Vers.gedankens, 1968, S. 285-89);
    M Margarete (Etha) Heffner;
    Ov Sigmund Rr. v. R. (s. 1);
    B Kurt (s. 4);
    1) Paula Krafft (um 1888–1943 ?), aus Ulm, Malerin, 2) Edith Pauly ( um 1965);
    1 T aus 1).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Luitpold-Gymnasiums studierte R. Philosophie, klassische Philologie, Archäologie und Kunstgeschichte in München, ferner Archäologie bei Adolf Furtwängler (1853–1907). Dessen Sohn Wilhelm (1886–1954) unterrichtete R. zeitweilig im Klavierspiel und in klassischen Sprachen; später wurde er Hauslehrer bei Adolf v. Hildebrand (1847–1921) in Florenz. Nach zwei Staatsexamen 1900 und 1901 folgte die Promotion (Der Parthenon u. d. Vasenmalerei, Diss. München 1902). 1904-06 studierte er zusätzlich Musik bei Max Reger (1873–1916) und Felix Mottl (1856–1911), veröffentlichte Musikkritiken und erwog eine Laufbahn als Dirigent. Zunächst Assistent an der Staatl. Antikensammlung in München, wechselte er 1910 als Direktor an das neugegründete städt. Museum in Stettin, wo er sich um den Aufbau einer Galerie zeitgenössischer Kunst bemühte. 1907 Gründungsmitglied des Werkbunds, gab er dessen Zeitschrift „Die Form“ heraus (5 Ausgaben 1922 u. 1927-33) und nahm darin auch selbst zu zahlreichen Erscheinungen des zeitgenössischen Kunstschaffens Stellung. Mit seiner Kunstauffassung im Widerspruch „zur völkischen Erziehung“ stehend, wurde er im April 1933 vom Amt suspendiert und 1934 in den Ruhestand versetzt.

    R. ließ sich in Ebenhausen nieder und konzentrierte sich fortan auf musikwissenschaftliche Arbeiten. 1936 veröffentlichte er als Ergebnis jahrzehntelanger Studien sein bis heute mehrfach aufgelegtes Beethoven-Buch (131990); seit 1934 studierte er bei Rudolf v. Ficker Musikwissenschaft an der Univ. München. 1946 erhielt er dort eine Honorarprofessur für Neuere Musikgeschichte, in deren Rahmen er v. a. über klassische und romantische Musik las.

    R.s Leistung bezieht sich annähernd zu gleichen Teilen auf Kunst- wie auf Musikgeschichte, so daß er das erzwungene Ende seiner Karriere als Museumsleiter äußerlich nahezu bruchlos überstand. Durch seinen Lehrer Adolf Furtwängler zunächst der klassischen Antike verbunden, wandte er sich als Museumsmann vor allem der Malerei des 19. Jh. und seiner eigenen Zeit zu und förderte in Stettin – neben regionalen Künstlern – zeitgenössische Strömungen wie den Expressionismus. Im Werkbund vertrat er eine gemäßigte Position. Der Schwerpunkt seiner musikhistorischen Arbeiten liegt bei Beethoven und Schubert, mit deren Werken er sich zeitlebens auseinandersetzte. In der v. a. 1900-18 lebendigen Diskussion um den vermeintlichen Gegensatz zwischen „absoluter Musik“ und „Programmusik“ in der Tradition Wagners und seiner Nachfolger vertrat er das Ideal einer autonomen Ästhetik. Er setzte sich auch für Strawinsky, Orff u. a. zeitgenössische Künstler ein, stand jedoch Tendenzen zur Atonalität fremd gegenüber.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste (1949, Vizepräs. 1953);
    Vizepräs. d. Hans-Pfitzner-Ges., München (seit 1950).

  • Werke

    u. a. Hans v. Marées, in: Süddt. Mhh. 3, 1906, S. 464-78;
    Adolf Hildebrand u. d. Klassizismus, in: Münchner Jb. d. bildenden Kunst 1, 1906, S. 11-15;
    Weißgrundige attische Lekythen, nach A. Furtwänglers Auswahl bearb. v. W. R., 1914;
    Die Kulturarbeit d. Dt. Werkbundes, 1916;
    Hans Pfitzner u. d. dt. Bühne, 1917;
    Vorwort zu: Dt. Wiederaufbauarbeit, 1925;
    Werkbundfragen, Reden d. Münchener Tagung, Flugschr. d. „Form“ 1, 1928;
    Der Kampf um d. dt. Kultur, in: Die Form, H. 10, 1932,|S. 325-28;
    Neue Horizonte, Bemerkungen zu Carl Orffs Antigonae, in: Gestalt u. Gedanke, Jb. d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste 1, 1951, S. 103-16;
    Die Musik, in: Die Künste im techn. Za., hg. v. C. Gf. Podewils, ebd. 3, 1956, S. 105-22;
    W. Furtwänglers geistige Welt, in: W. Furtwängler im Urteil seiner Zeit, hg. M. Hürlimann, 1955, S. 53-93; Schuberts Instrumentalmusik, 1967 (postum);|

  • Nachlass

    Nachlaß: Bayer. Ak. d. Schönen Künste, München, u. in Privatbes. (USA).

  • Literatur

    L. Curtius, Dt. u. antike Welt, 1950;
    H. Grohe, in: Mitt. d. Hans-Pfitzner-Ges., 1, 1954, S. 1 f.;
    ders., ebd., 13, 1965, S. 1;
    H. Vogel, W. R. u. d. geistige Kultur Stettins, in: Balt. Studien, NF 53, 1967, S. 83-92;
    Wend Fischer, Zw. Kunst u. Ind., 1975;
    J. Campbell, Der Dt. Werkbund 1907-1934, 1981;
    Jugendstilmusik? Ausst.kat. d. Bayer. Staatsbibl., Nr. 40, 1987;
    B. Lichtnau, „Futuristen im Museum!“, Der Stettiner Museumsstreit im J. 1913, in: Matthias Müller (Hg.), Multiplicatio et variatio, Btrr. z. Kunst, FS f. Ernst Badstübner, 1998;
    ders., Dr. W. R. u. Dr. Otto Holtze, Zwei Stettiner Mus.direktoren, in: Herausragende Persönlichkeiten Stettins, hg. v. StA Stettin/Szcecin (in Vorbereitung);
    K. Dorfmüller, Über W. R., in: Compositionswiss., FS f. Reinhold u. Roswitha Schlötterer z. 70. Geb.-tag, 1999;
    Riemann mit Erg.bd.;
    Munzinger.

  • Porträts

    Porträtbüste v. B. Bleeker, Tonmodell, Abb. in: Balt. Studien N. F. 53, 1967, T. 3, n. S. 96.

  • Autor/in

    Eva Chrambach
  • Zitierweise

    Chrambach, Eva, "Riezler, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 617-618 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116546662.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA