Lebensdaten
1825 – 1887
Geburtsort
Ludwigsburg
Sterbeort
San Cosme (Mexiko)
Beruf/Funktion
Abenteurer ; Diplomat ; katholischer Theologe
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 116534095 | OGND | VIAF: 47515861
Namensvarianten
  • Fischer, August Ludwig Gottlieb
  • Fischer, August Gottlieb Ludwig
  • Pater Augustin
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Zitierweise

Fischer, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116534095.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Sam. (1788–1851), Metzgermeister in L., S d. Kastenknechts Joh. Samuel;
    M Friederike Elis. (1798–1872), T d. Hofküfers Jac. Frdr. Maurer in L.

  • Biographie

    F., ein hochbegabter, aber eigenwilliger und abenteuerlicher Mensch, hatte schon in der Schule durch Trotz und Widerspenstigkeit Schwierigkeiten, so daß ihn seine Eltern aus dem Ludwigsburger Lyzeum in die Kinderrettungsanstalt Lichtenstern bringen mußten. Als unverbesserlich entlassen, kam er zu einem Schmied in die Lehre, wurde aber, da er auch hier nicht gut tat, 1840 nach Nordamerika geschickt, wo er allerlei Berufe versuchte und schließlich als Notariatsgehilfe sein Leben fristete. – Die Wendung kam durch seinen Glaubenswechsel: durch Jesuitenmissionare zum katholischen Glauben bekehrt und zum Geistlichen ausgebildet, ging er nach Mexiko, war kurze Zeit Pfarrer in Parras und wurde dann Sekretär des Bischofs von Durango, wegen seines leichtsinnigen Lebens aber wieder entlassen. Die Vikarstätigkeit in der Provinz Cuahuila führte ihn 1864 mit Wünschen und Bitten seiner Gemeinden zu Kaiser Maximilian, der ihn in seine Dienste nahm und 1865 zu Konkordatsverhandlungen nach Rom sandte. F. trat mit Papst Pius IX. und maßgebenden Kardinälen in nähere Verbindung, verkehrte aber auch in literarischen Kreisen und führte ein großes Haus. Die diplomatische Mission „Pater Augustins“, durch geschickte Berichte günstig dargestellt, fand die volle Zufriedenheit des Kaisers von Mexiko, der ihn nach der Rückkehr 1866 zum Kabinettssekretär und Beichtvater ernannte. In der Folge gewann F. immer größeren Einfluß auf ihn. Als diesem Napoleon III. bei Zurückziehung der französischen Truppen den Rücktritt empfahl, bewog F. den Kaiser, im Lande zu bleiben. Damit war Maximilians tragisches Ende besiegelt. F. selbst blieb in der Hauptstadt zurück und versuchte mit den mexikanischen Konservativen, die ihm die Berufung eines Ministeriums aus ihren Reihen im September 1866 verdankten, Stadt und Regierung dem Kaiser zu erhalten. Er wurde von ihnen im Stich gelassen; die Stadt ergab sich Benito Juarez. F. fiel in seine Hände, wurde zum Tode verurteilt, dann aber begnadigt und des Landes verwiesen. – Nach Europa zurückgekehrt, bemühte er sich bei den Höfen von Paris und Wien vergebens um eine Anstellung. 1868 weilte er längere Zeit in Stuttgart, Tübingen und Ulm, erwarb das Schloß Gießen bei Tettnang, veräußerte es bald wieder und siedelte schließlich nach Paris über, wo er in geistlichen Kreisen verkehrte, aber auf großem Fuß lebte. 1878 konnte er nach Mexiko zurückkehren und seine geistliche Tätigkeit wieder aufnehmen. Er starb als Pfarrer in San Cosme bei Mexiko.

  • Literatur

    ADB 49;
    Ch. Belschner, Das Abenteurerleben e. Ludwigsburgers, in: Ludwigsburger Gesch.bll., 1939, H. 12;
    ders., in: Schwäb. Lb. I, 1940, S. 176-78.

  • Autor/in

    Robert Uhland
  • Zitierweise

    Uhland, Robert, "Fischer, August" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 179 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116534095.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fischer *)Zu Bd. XLVIII, S. 567.): August (später Augustin) Gottlieb Ludwig F., katholischer Politiker, wurde am 22. Juni 1825 in Ludwigsburg im Königr. Württemberg als Sohn eines Metzgermeisters Karl Samuel F. und der Friederike Elisabeth Maurer (beide evangelisch-lutherisch) geboren. Seine Erziehung erhielt er, mit Ausnahme eines kurzen Aufenthalts in der Anstalt Lichtenstern im J. 1837, in seiner Vaterstadt, wo er das Schneiderhandwerk erlernte. Da der hochbegabte, frühreife Knabe nicht in die kleinlichen engen Verhältnisse der Garnisonstadt paßte, sandten ihn seine Eltern schon 1840 nach Amerika. Nach einer Zeit schwerer Drangsal wurde F. in zwei Countys angesehener Advocat. Von da ging er nach Mexiko, trat zum katholischen Glauben über, wurde Priester und war eine Zeit lang Pfarrer in Parras im Staate Durango. Die Angabe, daß er in die Gesellschaft Jesu eingetreten wäre, ist irrig. F. war bis zu seinem Tode Weltgeistlicher, führte den Titel Abbé, oder nach mexikanischer Sitte, Padre (Pater). Nachdem man in Rom auf ihn aufmerksam geworden war, wurde er dorthin berufen und von der Curie zu diplomatischen Missionen benutzt. Auf einer derselben berührte er seine Vaterstadt. In Rom verkehrte er viel mit den litterarischen Kreisen, sammelte Erzeugnisse der schönen Litteratur, so Briefe des Dichters Leopardi. Er ward 1866 mit einer Mission (Abschluß eines Concordats) an Kaiser Maximilian von Mexiko betraut und landete am 13. August 1866 in Havana. Von da ging er nach Mexiko und war im September 1866 bereits am Hofe in Chapaltepec als kaiserlicher Beichtvater, zählte am Anfang October zu den wenigen Personen, mit denen der Kaiser, der ganz zurückgezogen lebte, verkehrte. Mit dem Kaiser verließ er am 21. October Chapaltepec. In Socyapan gelang es ihm den Kaiser zur Aufhebung des Martialgesetzes vom 3. October 1865 zu bewegen. Von Socyapan begleitete er den Kaiser auf der Reise, 22.—27. October, nach Orizaba. Hier bewog am 25. November F. den Kaiser den Gedanken, abzudanken, aufzugeben und durch eine Proclamation d. d. Orizaba, 1. December, den Versuch einer letzten Regeneration des Landes zu machen. Mit dem Kaiser verließ F. am 12. December Orizaba und ging über Acultzingo, wo er erkrankte, Palmar, Xonaco (14.—22. Dec.), Puebla (22. Dec. 1866 bis 3. Jan. 1867), der Villa La Teja nach Mexico, wo der Hof am 19. Januar eintraf. Auf der Notabelnversammlung am 14. Januar bewog F. den Kaiser zu energischer Fortsetzung des Kriegs. Als am 13. Februar der Kaiser die Hauptstadt verließ, blieb F. als Secretär des Kaisers in derselben zurück und erntete von den mexikanischen Conservativen, die ihm die Berufung eines conservativen Ministeriums im September 1866 verdankten, bittern Undank. Als sich am 21. Januar 1867 die Hauptstadt den Truppen des Präsidenten Juarez ergab, fiel F. in deren Hände, wurde zum Tode verurtheilt, aber begnadigt. Noch im December 1867 befand er sich auf freiem Fuße in Mexiko, dann ging er, aus Mexiko verbannt, mit zwei Verwandten des Kaisers Augustin Iturbide von Mexiko, darunter Don Jose Norige y Malo nach Europa und traf am 26. Februar 1868 in Stuttgart, wo er einen längeren Aufenthalt nahm, ein. Später nach Mexiko zurückgekehrt, starb er am 18. December 1887 im Pfarrhause San Tosme, nachdem er einige Zeit Pfarrer zu San Antonio de las Huertas gewesen war, und wurde auf dem französischen Friedhofe in Mexiko beerdigt.

    F., ein großer, stattlicher Mann, war ein gewandter Diplomat, meinte|es auch in seinem Sinne ehrlich mit dem Kaiser. Nur standen ihm die Interessen seiner Kirche im Vordergrund. Auch gab er sich einer Täuschung hin über die Kräfte und Opferfreudigkeit der conservativen Partei in Mexiko. Wenn er hierin gefehlt hat, so hat er schwer gebüßt. Er hat es erlebt, daß die Partei, der er ans Ruder verhalf, nachdem sie dank seinen Bemühungen das Ministerium erlangt hatte, ihn als einen Mann nichtmexikanischer Abkunft. bei Seite schob.

    • Literatur

      Basch, Erinnerungen an Mexiko. Leipzig 1868. Bd. I, S. 3, 4, 23, 29, 45, 53—55, 57, 58, 61, 67, 76, 77, 80—86, 88, 89, 92, 97—99, 113, 117, 120—121, 124, 149, 150, 153, 154, 158, 161, 164, 164, 169—170, 178, 179, 195; Bd. II, S. 5, 7—9, 12, 13, 16, 17, 60, 90. — Prinzeß v. Salm-Salm, 10 Jahre aus meinem Leben I, 437; II, 20, 90—91, 93; III, 16, 154, 155. —
      Prinz v. Salm-Salm, Queretaro, Blätter aus m. Tagebuch I, 12, 14. —
      Montlong, Denkwürdigkeiten, S. 39. — C. Bulle, Gesch. d. 2. Kaiserreichs etc. S. 391. —
      Oncken, Zeitalter Kaiser Wilhelms I., S. 688—690. —
      Schwäb. Merkur 1868, S. 56, 561. —
      Allg. Augsb. Zeitung 1868, S. 108 (F. Gerstäcker), S. 644. —
      Diöcesanarchiv v. Schwaben 10, S. 63. —
      Kathol. Sonntagsbl. v. 22. I. 1888. — Familiennachrichten.

  • Autor/in

    Theodor Schön.
  • Zitierweise

    Schön, Theodor, "Fischer, August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 49 (1904), S. 225-226 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116534095.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA